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Predigt zum 3. Sonntag der Osterzeit

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Wir lesen das manchmal in der Zeitung, oder wir hören es in den Nachrichten: Der bekannte Politiker XY, … irgendwas ist vorgefallen, ein besonderer Misserfolg meistens,  – zieht sich ins Privatleben zurück.

Es reicht.

Jetzt mach ich das, mit dem ich mich von Jugend an auskenne, ich geh auf Nummer sicher, da kann nichts schief gehen, ich will meine Ruhe haben.

 

Ich kenne das heute wieder von einer Reihe hochgradig engagierter Menschen in der Kirche, die sich ins Privatleben zurückziehen – ehemalige Pfarrgemeinderäte, Religionslehrerinnen, Vorsitzenden von kirchlichen Gremien.

Begeistert waren sie in den Anfängen, der Aufbruch des 2. Vatikanischen Konzils, wohl auch die eigene Jugend damals, die Hoffnungen und Erwartungen, die sich knapp vor ihrer Erfüllung zerschlugen … Die Lage in der Kirche ist jetzt so –dass sie sich einwintern und warten auf bessere Zeiten.

 

Lassen wir uns heute von Jesus ermutigen. In seine Auferstehung hineinehmen.

 

Er lässt sich auch bei uns etwas einfallen – wir sind für ihn heute so wie die Jünger im Evangelium damals.

 

Es heißt, die Jünger fingen in dieser Nacht nichts.

Im neuen alten Privatleben, obwohl Profis, da spüren wir: es passt nicht.

Allein und irgendwie nicht recht am Platz – verlassen fühlen wir uns, fühlen sie sich.

 

Aber dieses Gefühl täuscht.

Jesus steht schon am Ufer – keiner weiß wie lang schon , und schaut zu. Voll Anteilnahme, Interesse, bereit zu helfen – aber noch unbemerkt.

 

Er ist schon längst da, aber wir bemerken ihn nicht und wursteln selber weiter.

Das „Ufer“ ist ein archetypischer Begriff für die Nahtstelle zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt.

Im Privatleben, in dieser materiellen, sichtbaren vertrauten Welt, in die wir uns flüchten wollen, in die wir uns enttäuscht zurückziehen, ist der Zugang schwieriger zur himmlischen Hilfe. Erst wenn wir scheitern, keinen Erfolg haben in ihr, wenden wir uns dem Tor zu, das offen ist, dem Herrn, der wartet.

 

Dann erst tun sie, die Jünger, was er sagt. Und dann liegt Segen darauf – der Erfolg ist überreich, entgegen allen Erwartungen, zur unrechten Zeit,

müde und erschöpft von der durchgearbeiteten Nacht.

Die langjährige Berufserfahrung der Profis spricht dagegen.

Naturgesetze, menschliches Planen, die Statistik.

 

Gott steht da drüber. Seine Pläne und Gedanken sind nicht die der Menschen.

 

Jederzeit ist eine Wende zum Guten möglich. 153 Arten von Fischen waren damals zur Zeit Jesu in der Tat bekannt – das heißt, die Jünger fangen alles, was es zu fangen gibt – die ganze Fülle Gottes steht ihnen zur Verfügung.

 

 

Es geht ums Vertrauen – vielleicht fragen wir uns, warum gerade Petrus der sein soll, der sich um die anderen mehr kümmert. Gerade der, der Jesus verleugnet hat, der Draufgänger, der mit dem großen Mundwerk, frisch drauf los und dann weder schnell verzagt – probiert viel und versagt auch oft. Gewaltbereit, verteidigt Jesus mit dem Schwert … Es ist gerade er, der nicht abgehoben ist von der Realität, der allzumenschliche, der weiß, was Menschen brauchen – er wird barmherzig sein mit dem Versagen und den Menschlichkeiten der anderen.

Es geht im Reich Gottes und bei Jesus eben nicht um Perfektsein, sondern um das Menschliche, das Wiederanfangen nach dem Scheitern.

Gott zutrauen, dass er genau mich braucht trotz meiner Fehler und gerade wegen meiner Schwächen.

Mit Gott, in der Gnade, werden unsere Schwachpunkte genau die Werkzeuge, dass etwas gelingen kann.

Überlegen wir, was das bei uns sein könnte.

 

Wenn wir Jesus lieben, werden unsere Schwächen zu Stärken, zu Charismen, sind genau das Richtige für die Lösung eines Problems, für das Gewinnen neuer Jünger …

 

Ohne Jesus nützen unsere Stärken nichts, sind zwecklos, bewirken nicht das Geringste.