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Liebe Brüder und Schwestern!

Schon ein bisschen verrückt, oder? – wie kann man nur sein ganzes Vermögen auf eine Karte setzen …

Gut, der erste mit dem Schatz im Acker gewinnt offensichtlich mehr, als er einsetzt.

Der mit der Perle – na ja, nicht nützlich, eine Liebhaberei, sein Hobby war Perlensammeln.

Kann es nicht sein, liebe Brüder und Schwestern, dass beide Gleichnisse von Jesus miteinander überliefert wurden, weil sie untrennbar zusammengehören?

Die Frage an uns lautet: was ist das für ein Schatz, um den sich alles dreht – oder die Schätze.

Jesus ist der Schatz, der weit mehr Aufmerksamkeit verdienen würde, als er von uns oft bekommt …

Aber zurück zu den Gleichnissen:

Dieser Glaube, die Bindung an Jesus, an Gott, scheint in unserer Welt, in Familie, Bekanntenkreis, Beruf oft na ja – zumindest ein bisschen – verrückt. Nicht normal, würden manche in unserem Land äußern, obwohl sie sich für Christen halten …

Es ist vielleicht gerade noch „in“, sich mit dem Glauben zu beschäftigen. Aber eher wie mit einer Liebhaberei halt, so denken die meisten. Schon irgendwie auch kostbar, aber es gäbe eigentlich Wichtigeres im Leben …

Es ist toll, wenn wir trotz dieser Einstellung unserer Mitmenschen dabei bleiben, uns für unseren Schatz zu interessieren. Ihn zu suchen mit aller Kraft, uns mit Leib und Seele einsetzen. Idealismus.

Mittelmäßige Gemüter fühlen da Argwohn – oder Angst. Denn Idealisten muss man ernst nehmen. Sie verfügen über eine unwahrscheinliche Macht.

Wir sind in der Nähe von Linz. Johannes Kepler. Hat er recht gehabt – oder die, die die Erde traditionellerweise für eine Scheibe hielten?

Abraham Lincoln – hat er recht gehabt oder die, die die Sklaverei für normal gehalten haben?

Heute im Iran oder in Afghanistan: Haben die recht, die revolutionär denken – oder die, die meinen, Frauen wären Menschen 2. Klasse?

Im Mittelalter sind die von den Normalen ausgelacht worden, die sich, die Hände vor dem Essen und die Nahrungsmittel regelmäßig gewaschen haben …

Noch so eine Bemerkung am Rande: Haben die Zeitgenossen damals Jesus für normal gehalten?

Der Mann im Gleichnis hat ja um sein ganzes Vermögen nur den Acker gekauft. Dass dieser Acker das Vielfache wert ist, das wusste nur er allein. Der Verkäufer, der Vorbesitzer hatte keine Ahnung, was in seinem Grund und Boden verborgen liegt.

Ich glaube, in unserem Leben, im Leben von jeder und jedem, wie war jetzt da sind, gibt es auch diese Momente der Entscheidung: wir wissen, spüren genau: es käme alles darauf an, Gott führt uns wo hin, zeigt uns einen neuen Acker, eine Perle, dies zu machen, dem Herzen und dem Vertrauen in Jesu Botschaft zu folgen – und alles andere sollte sich danach richten, ist untergeordnet dem Ziel, das uns gezeigt ist.

Mir ist es z. B. so gegangen, als ich 27 Jahre alt war: Ich habe genau gespürt, es kommt jetzt alles darauf an, Theologie zu studieren. Seitdem war ich keine Sekunde lang unglücklich, diesen Weg verfolgt zu haben.

Klar, ich habe mich über einiges in meinem Leben geärgert, über vieles in der Kirche, aber der Schatz ist ja nicht die kirchliche Struktur und Verfasstheit, sondern Jesus selber, ja der lebendige Gott – auch wenn er mitunter vor lauter Drumherum nicht zu sehen ist.

Es zahlt sich jedenfalls bei weitem aus, statt normal – besonders zu sein, einzigartig und wunderbar.

Predigt                                                                  

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Autofahrer auf der Abbiegespur. Einer kommt etwas spät drauf, dass er auf der falschen Spur ist und versucht sich einzureihen. Ja, manche machen Platz, damit das geht. Aber oft kommt es vor, dass grimmig weitergefahren wird. Vor mir sicher nicht. Oder es wird geschimpft: Aha, ein … (wer auch immer…), soi dahambleiben, wenn a si net auskennt …

Oder vielleicht kennen Sie selber Menschen, die ständig auf der Höh sind, permanent Gründe finden, sich aufregen zu können, nichts passt, und egal was passiert, es wird auf jeden Fall erst einmal als persönlicher Angriff auf sie interpretiert …

Lästig, unangenehm, wenn man oft mit so wem zu tun hat. Kunden, die sich dauernd beschweren …oder gar mit Klage drohen.

 

Es sind Menschen, die ständig überall nur Feinde sehen und sich dementsprechend wehren. Und wir stehen ihnen oft hilflos gegenüber.

 

Das heutige Evangelium bietet uns eine Lösung an. Wir sollen nicht auf der gleichen Schiene reagieren, denn dann kommt ja unsere Aggression zurück, die notorisch sich aufregenden bekommen es plötzlich mit echten „Feinden“, aggressiv agierenden, zu tun, und die Stimmung schaukelt sich explosionsartig auf.

Jesus rät, das Unerwartete zu tun. Die Aggression zu unterlaufen, dann läuft sie nämlich ins Leere, sie zu überbieten – und zwar in überraschender Weise, die geradezu humorvoll ist.

Wird aber nicht so leicht gehen, meinen Sie?

In der Situation, in der sich Jesus damals und seine Zuhörerschar befunden hat, handelte es sich um echte Feinde, wenn Jesus sagt: Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen – dann waren damit die Soldaten der römischen Besatzungsmacht gemeint. Nicht bloß Menschen mit überzogenen Ansprüchen und schlechtem Benehmen aus unserem Kulturkreis, sondern schwere Jungs, Söldner, Berufssoldaten, die tatsächlich jederzeit von den Bewohnern des eroberten Landes verlangen konnten, sie irgendwohin zu begleiten, eine Meile weit, um genau zu sein, etwas für sie zu tragen, ihnen den Mantel zu überlassen, wenn sie ihn konfiszierten … das war alltägliche Erfahrung.

Jesus verlangt von denen, die ihm zuhören-das sind heute wir -, sich nicht zu wehren, sondern den Aggressoren freundlich entgegenzukommen.

Wenn der judäische Bauer sagt: Ja, lieber Herr, kann ich noch was für Sie tun, ich möchte noch eine Meile mitgehen … oder zu dem, der ihm den Mantel nimmt: Ja, darf ich Ihnen noch was mitgeben…

Liebe Brüder und Schwestern, das hat damals funktioniert.

Im römischen Reich, in den ersten Jahrhunderten. Das war einer der Gründe, wieso sich das Christentum ausgebreitet hat. Diese innere Stärke, Mut, die gleiche Augenhöhe, auf der die Unterdrückten den Gewalttätigen begegnet sind, das hat denen imponiert.

Woher haben die das, die sind ja nicht kleinzukriegen …

Wer schenkt und gibt und anbietet, ist gesellschaftlich überlegen.

 

Wer sich so verhalten kann – selbst in einer katastrophalen oder aussichtslosen Lage, behält den Überblick über die Situation … wer ständig nur mehr reflexartig reagiert, hat die Vernunft abgegeben.

Jesus möchte für uns Handlungsfreiheit. Dass wir Herrinnen und Herren der Lage sind. Dass wir wirklich Frieden stiften, dort wo wir sind. Wo etwas hochkocht, wo Unrecht geschieht und Gewalt ist, deeskalierend, beruhigend, wirken.

 

Das allein wäre schon frohe Botschaft genug.

Aber Jesus will uns noch mehr vermitteln.

Er verlangt, „Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen ist“. Jesus zeigt uns, offenbart uns etwas von Gott, was man damals in der AT Denkweise, so noch nicht gesehen hat, das war nicht üblich.

Jesus vermittelt: Gott verhält sich so. Ist gut zu Bösen und Undankbaren …

Seid vollkommen, so wie euer Vater im Himmel vollkommen ist, sagt er.

Wir fragen uns vielleicht des öfteren, wieso greift Gott nicht ein, wenn so viel Böses, Unrecht, Haarsträubendes auf dieser Welt geschieht… Gott schickt da nicht umgehend einen Blitz, der die Übeltäter vernichtet.

Er wartet, lädt ein, bis Menschen sich von selbst bekehren, ändern, zu ihm kommen.

Oder eher doch nicht “von selbst”.

Gott schickt uns Christen, die durch uns soll das gehen, Menschen, die sich ungewöhnlich, außergewöhnlich benehmen …