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Predigt Christkönigsonntag 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

„Bist du ein König?“ Der römische Statthalter ist vorsichtig. Die Anhänger eines Königs könnten einen Aufstand beginnen, wenn er ihren Anführer zum Tod verurteilt. Andererseits: Die Anhänger gibt es offenbar schon…Wenn er ihn nicht verurteilt, ist er selber dran. Ich denke, er hofft, dass Jesus die Frage mit „Nein“ beantwortet. Dann kann er ihn nämlich freilassen, was er sowieso vorhat.

Zwischen König und König ist ein Unterschied.

Das Königsein hat sich im Lauf der Geschichte entwickelt.

Im frühen Mittelalter war König derjenige, der aufgrund eigener Tüchtigkeit – Kampferfolg, Gefolgschaft und Persönlichkeit – zum Anführer wurde. Andere Fürsten schlossen sich dem an, dem sie die Führungsrolle – zumindest momentan in einer Krisensituation – zutrauten.

Die Artuslegende und auch die König-David-Legende im Judentum erzählen von Königen dieser Art.

Dass die Königswürde mit der Zeit erblich wird und der Verwandtschaftsgrad wichtiger wird als die Eignung, das entwickelt sich in allen Völkern so.

Und irgendwann werden die Monarchen mehr schädlich als nützlich, und sie verschwinden so oder so …

Das Modell setzt auf freie Wahlen, damit die Chance besteht, dass wieder die Tüchtigsten eines Landes das Sagen haben …

Menschen, die sich für das Wohl der Gemeinschaft einsetzen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, werden immer seltener.

Wenn sie ehrlich und klug sind, erkennen sie genau: Aus eigener Anstrengung ist vieles nicht zu schaffen. Man kann es nie jedem recht machen, es sind Entscheidungen zu treffen, die möglicherweise fast niemand freuen, aber richtig sind, und bei bestem Willen und aller Umsicht kann leicht Wichtiges übersehen werden … allwissend ist eben niemand.

Ich bin mir sicher, viele Politiker/innen oder auch Verantwortliche oder Vorsitzende verschiedener Gremien fühlen sich öfter wie dieser Jesus, der schon die Dornenkrone aufhat – mehr Bürde als Würde…

Hier durchzuhalten, nicht das Handtuch zu werfen, das geht nur mit einer gesunden Spiritualität, mit tiefem Glauben. Wenn Gottes Geist als Kraftspenderin dahintersteht …

Ab heute sind wir hier in der Pfarre Pucking aufgerufen, KandidatInnen für den nächsten Pfarrgemeinderat vorzuschlagen.

Wie wir als Staatsbürger der Souverän des Volkes sind, die Verantwortung haben, unser Land und Volk zu gestalten, so sind wir als Katholiken, als Christen berufen, die Gemeinde vor Ort zu gestalten. Zu Königinnen und Königen sind wir bei unserer Taufe ja sowieso gesalbt worden.

Wir tragen die Verantwortung, der Ball liegt bei uns.

Allerdings dürfen wir den guten König, den Souverän des ganzen Universums, bei uns wissen. Jesus Christus, dem alles zu Füßen gelegt ist, der den Kampf zwischen Gut und Böse bereits für sich entschieden hat, steht hinter uns…

Wir fühlen uns heute gerade wieder verzagt und ohnmächtig, wütend und verzweifelt – angesichts der Lage.

Aber dass alles gut ausgehen wird, mit der Welt, mit der Menschheit, mit der – mit den Glaubenden im großen Stil, nicht mit einer Konfession oder Pfarre -, wenn wir unseren Beitrag dazu leisten.

Das dürfen wir als Christen nie aus den Augen verlieren.

Alles ist sein Eigentum, heißt es in einem Lied.

Ja, Gott greift in die Geschichte ein, ins Weltgeschehen, davon spricht die Bibel in immer neuen Variationen. Aber nicht ohne unsere Mitwirkung.

Gott, Jesus, ist kein König, der Untertanen braucht.

Gott, Jesus, möchte uns frei und glücklich. Das hat einen Preis, wenn wir nicht wollen, dass uns wer anderer beherrscht. Wir müssen das dann höchstpersönlich selber übernehmen: Selbstbeherrschung.

Ganz sicher möchte er unser König sein: der sich um uns kümmert, dass es uns gut geht, dass wir frei sind – deswegen mag er das ganz und gar nicht, wenn wir andere Könige (oder sogar Götter) haben neben oder statt ihm.

Auch die Angst, die wir vielleicht jetzt neu haben, darf uns nicht knechten, unterdrücken, beherrschen. Genausowenig wie andere Menschen oder das Geld, die Karriere, die Firma, ja nicht einmal unsere Familie. Erst recht nicht Süchte oder Krankheiten, oder fixe Ideen, Traditionen oder Systeme … – wenn und sobald wir Gott als König annehmen, verteidigt er uns vor sämtlichen selbsternannten Königen, die Untertanen suchen…

Jesus Christus verteidigt unsere Freiheit – uns stärkt unsere eigene Verantwortung.

Lassen wir ihn das tun.

Amen.

Gott, Jesus, identifiziert sich mit uns.

Predigt Christkönig

Liebe Brüder und Schwestern!

Ein Fest, in dem es darum geht, dass Jesus Christus König ist – über uns, über alles – ist das nicht eigenartig zu einer Zeit, wo die Könige beinahe vollständig von der Bildfläche verschwunden sind? Gott sei Dank, denn entweder fällt uns zum Begriff „König“ eher etwas ein bisschen Komisches ein  – wenn wir beim Zahnarzt sitzen und warten, dass wir drankommen und in einer Zeitschrift blättern, wo irgendetwas aus dem englischen Königshaus berichtet wird … oder wir sehen manchmal einen Film, wo ein König mit Macht und Willkür agiert, der sich von den Untertanen bedienen lässt, eine Schreckensherrschaft ausübt, wo wir froh sind, dass es mit so was aus und vorbei ist…

Es gibt aber auch andere Bilder von „König“, Kinder haben die – wenn sie Märchen lesen oder Sagen, dann treten da oft Könige auf, die gütig sind und weise, die sich wirklich um ihre Bevölkerung annehmen, die für Gerechtigkeit sorgen, die letzte Instanz sind, Vorbilder in allen Fragen, wo man hinschaut: aha, so benehmen, so verhalten sich die, so entscheiden die, da kann ich mir etwas abschauen…

Mir fällt auch das orientalische Märchen ein mit dem Kalifen Harun al Raschid, der mit seinem Großwesir sich als ganz einfacher Mensch, als Bettler auch, verkleidet und ein, zwei Wochen unters Volk begibt – da kann er nämlich hautnah erleben, wie es der armen und der Normalbevölkerung geht – einer, der in Pracht und mit Gefolge kommt, erfährt ja nicht, wie es wirklich steht. Der sich in die Lage des Bauern, Bettlers, … versetzt.

Eine faszinierende Geschichte.

Nur: es ist kein Märchen. Das Evangelium meint: Jesus handelt genau so. Und es ist Wirklichkeit. Zuerst schon einmal, wie er als Normalverbraucher, in der Durchschnittsbevölkerung lebt, als Zimmermann, als Handwerker, in einem kleinen Volk, unterdrückt und besetzt von einer Großmacht – und dann als Gott, auferstanden, sich identifiziert mit dem, der Geringsten … mit denen, wo wir kein zweites Mal, ja wenn überhaupt einmal, hinschauen.

Was das bedeutet, das haben wir nach 2000 Jahren Christentum möglicherweise besser als je zuvor, aber noch nicht vollkommen begriffen. In den Jahrhunderten vor uns hätte es keine Standesunterschiede geben dürfen – im Mittelalter z. b. oder in der Barockzeit.

Aber auch jetzt: Wenn wir uns das zu Gemüte führen: Jesus begegnet uns im Behinderten, im Obdachlosen, in den Armen, für die wir vor einer Woche am elisabethsonntag gesammelt haben, in den alleinerziehenden Frauen, in dne noch nicht geborenen Kindern, in den Alten, in den Kranken, in denen, die aus der Fremde kommen und bei uns Schutz und ein besseres Leben suchen und kein Asyl finden, sondern abgeschoben werden, in den Landlosen und Straßenkindern Lateinamerikas, in den Frauen in orientalischen Ländern, wo sie als Frauen überhaupt keine Rechte haben: in genau die versetzt sich Jesus hinein. Sie sind Orte der Anwesenheit Gottes.

Wenn Christen, nur die Christen, das ernst nehmen würden, nur einmal für eine Woche, das Leben auf diesem Planeten sähe schlagartig anders aus …

Jeder würde sich überlegen, was er sagt, wie er den anderen behandelt, anschaut …

Ich möchte Ihnen einen Witz erzählen: Der ehemalige Papst Benedikt XVI. ist in Bayern auf Urlaub, fährt mit seinem Chauffeur im Auto – da sagt er: Ich möchte doch selber einmal den Wagen lenken – in Italien komme ich nie dazu – und sie tauschen Platz, der Papst steigt aufs Gas – und wie es so ist, gerät er in die Radarüberwachung, weit zu schnell gefahren, der Inspektor hält ihn auf, kontrolliert die Papiere – und geht zurück zum 2. Kollegen, der im Streifenauto wartet. Der sagt: Nun, wie viel haben die gezahlt? Und der Polizist sagt: Was glaubst du, wer da drin gesessen ist … ich habe sie weiterfahren lassen. Der 2. ist entsetzt: Was. Mit 180 auf der Landstraße, und du lässt die einfach so weiterfahren? Das gibt’s doch nicht…und wenn es der Bundespräsident oder der Ministerpräsident ist, das kannst doch nicht machen, der hat das Gesetz übertreten und gehört bestraft! Wer wars denn?

Ja, sagt der andere – nicht auszudenken, wer da noch im Auto gesessen ist … der Chauffeur war jedenfalls der Papst

Jesus möchte uns im Evangelium einladen, unsere Ansicht zu ändern. Über die Wichtigkeiten dieser Welt. Mit dem Weltgericht meint er: Ja, es ist ganz und gar ernst. Menschen, die Rang- und Wertunterschiede zwischen Menschen machen, werden es im Himmel einmal nicht aushalten.

Jeder, mit dem ich es zu tun bekommen – und lieber nichts zu tun hätte vielleicht -, kann Jesus Christus sein, ist es versteckt! Ich möchte Sie ermutigen, Ihre Mitmenschen eine Woche lang – bis zum Advent – so anzuschauen: – und so zu behandeln als ob ich es mit jesus zu tun hätte.

Mt 25, 31 – 46

»Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt, begleitet von allen Engeln, dann wird er auf seinem Herrscherthron Platz nehmen.









 32Alle Völker der Erde werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Böcken trennt. 33Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen und die Böcke auf seine linke Seite.

34Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von allem Anfang an zugedacht hat. 35Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen;


 36ich war nackt und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht.‹

37Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben, fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig und gaben dir zu essen? Oder durstig und gaben dir zu trinken? 38Wann kamst du als Fremder zu uns und wir nahmen dich auf, oder nackt und wir gaben dir etwas anzuziehen? 39Wann warst du krank oder im Gefängnis und wir besuchten dich?‹

40Dann wird der König antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.‹

41Dann wird der König zu denen auf seiner linken Seite sagen: ›Geht mir aus den Augen, Gott hat euch verflucht! Fort mit euch in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist!


 42Denn ich war hungrig, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, aber ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; 43ich war fremd, aber ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, aber ihr habt mir nichts anzuziehen gegeben; ich war krank und im Gefängnis, aber ihr habt euch nicht um mich gekümmert.‹

44Dann werden auch sie ihn fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig oder durstig, wann kamst du als Fremder, wann warst du nackt oder krank oder im Gefängnis – und wir hätten uns nicht um dich gekümmert?‹

45Aber er wird ihnen antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr an einem von meinen geringsten Brüdern oder an einer von meinen geringsten Schwestern zu tun versäumt habt, das habt ihr an mir versäumt.‹

46Auf diese also wartet die ewige Strafe. Die anderen aber, die den Willen Gottes getan haben, empfangen das ewige Leben.«

Predigt  zur Firmvorstellung                   Christkönig 2019

Liebe Firmkandidaten, liebe Brüder und Schwestern!

Ist der, der da gerade am Kreuz stirbt, ein König? Oder nicht doch eher ein Looser. In jeder Beziehung?

Wie soll ein König aussehen, woran erkennt man, dass jemand ein König ist?

Könige – die gab es – damals, in der „guten alten Zeit“ … Als die Welt in Ordnung war. Zeit vom Hl. Leopold? Oder Maria Theresia oder Kaiser Franz Josef … ?

In den 60er-Jahren?

Die Vermutung liegt nahe, dass die „gute alte Zeit“ immer die eigene Jugendzeit ist, wo man voller Tatendrang, voller Pläne und Hoffnungen war und sich gen zurückerinnert …

Für die Juden zur Zeit Jesu war die gute alte Zeit die des Königs David und Salomo. Fromm und gerecht, auf der Seite der Schwachen, das Reich in Sicherheit, Frieden und Wohlstand … eine Ära, die im nachhinein golden oder ideal erscheint. Sicher besser war als davor und danach, deswegen verklärt wird.

So einen 2. David erwarten die Juden – auch heute noch. Ein Nachkomme Davids, der ein ideales Reich Israel wiederherstellt, die äußeren Feinde vernichtet, die weniger Frommen bekehrt, für Recht sorgt, einen Ausgleich zwischen Arm und Reich, dass alle dieselbe Würde und Geltung haben im Land, Recht spricht ohne Ansehen der Person …

Zu Jesu Zeit hat es bereits viele Prophezeiungen gegeben, woran dieser König zu erkennen sei, was er tun würde usw.

Jesus hat mehrere dieser Erwartungen erfüllt, ja sogar übertroffen: Wunder, Heilungen, gleicher Wert aller Menschen, egal ob arm, reich, Mann, Frau, Kind, Krank, Gesund … Ausländer, Sünder … alle in die Mitte geholt vom Rand, Frieden in den Herzen gestiftet durch die Sündenvergebung.

Nur die eine nicht: als irdischer König mit Waffengewalt aufzutreten, eine neue politische Ordnung zu errichten.

Mein Reich ist nicht von dieser Welt.

Dies wurde ihm zum Verhängnis. Die führenden Schichten waren enttäuscht. Sie haben sehr wohl gehofft, dass dieser Jesus er Messias sei – aber dass er so af irdische Macht verzichtet, das passt nicht, dann muss er ein religiöser Spinner sein so wie viele andere vor und nach ihm auch. Weg mit ihm.

Hätte Jesus den Erwartungen entsprochen, diese Szene, wo er gekreuzigt wird, gäbe es gar nicht.

Wenn du der erwartete große König bist, rette dich unduns… In unserer heutigen Redeweise würden sie sagen: Du Jesus bist ein Looser, mit dir wollen wir nichts zu tun haben.

Viele Menschen wollen mit dem Christentum nichts zu tun haben, weil sie meinen, es ist eine Religion der Looser.

Aber – ist es das?

Jesus ist auferstanden, ja, er ist ein König. Könnte es nicht sein, dass er zu uns sagen möchte: Aber eure allzu irdischen befangenen traditionellen Vorstellungen von oben und unten, von Herrschaft und Macht und weltlichem Sieg und religiöser und staatlicher Ordnung, die mag ich nicht, mit mir nicht. Ich habe Besseres mit euch vor, ganz anderes.

Der Verbrecher am Nebenkreuz begreift: das ist der, der kommen sollte! Jesus ist der, dem alle Macht gegeben ist.

Der Tod am Kreuz war unter anderem notwendig, dass wir Menschen endlich die Angst vor Gott ablegen. Die Befürchtung, Gott könnte es schlecht mit uns meinen. Wir hätten kein schönes Leben mehr, wenn wir religiös werden …

Dabei haben wir ein schönes Leben, wenn Jesus in unserem Leben Raum bekommt und wir ihm erlauben, dass er alles in Ordnung bringt, was nicht ok ist. All diese Dinge, nach denen wir uns richten: Meinung der Whatsappgruppe, der Facebookfreunde, der Werbung, der Schulklasse, der Wirtschaft und der politischen Zwänge, ungute gesellschaftliche oder auch religiöse Traditionen, unserer schlechten Gewohnheiten, unsere Süchte, Genussmittel, Vorurteilen, fixen Ideen, Handicaps usw und so fort …

Wenn wir Jesus unseren König sein lassen, dann befreit er uns von allem, was irgendwie Macht über uns ausüben will. Er duldet nicht, dass wir uns zu Sklaven machen lassen – von wem oder was auch immer.

Und wir brauchen es nur wollen und ihn bitten darum.