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Es sind seitdem schon 10 Tage vergangen, aber ich möchte ein sehr beeindruckendes Erlebnis mit euch teilen.

Am 19. Jänner war ich Teilnehmerin beim 10. Barbara-Prammer-Symposium in Wien. Ort der Veranstaltung war das Parlament, Veranstalter waren die SPÖ-Frauen. Ohne Feminismus keine Demokratie, lautete das Motto – und es stimmt:

Wo Frauen als Menschen 2. Klasse gelten (und sei es nur unbewusst und unbeabsichtigt), dort ist echte Demokratie nicht möglich. Dieser Grundsatz gilt natürlich für alle Menschen und Gruppen,. die als nicht gleichwertig oder gleichberechtigt angesehen werden.

Als feministische Theologin und vor allem in meiner Eigenschaft als Sprecherin des Österreichischen Frauenforums Feministische Theologie ist mir Vernetzung immens wichtig. Gemeinsam sind Frauen stark – über sämtliche weltanschaulichen Richtungen hinweg. Leider gibt es weltanschauliche Richtungen, die Frauen noch immer nicht als gleichwertig ansehen. Ich schäme mich da auch immer wieder für die Römisch-Katholische Kirche, der ich angehöre.

Aber: Wer das Recht auf seiner/ihrer Seite hat, wird sich am Ende durchsetzen. Davon bin ich überzeugt.

In diesem Sinne: Feministinnen aller Länder, Zeiten und Sorten: Vereinigt euch!

Die Welt und unser Land haben es bitter nötig.

Predigt Christkönigsonntag 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

„Bist du ein König?“ Der römische Statthalter ist vorsichtig. Die Anhänger eines Königs könnten einen Aufstand beginnen, wenn er ihren Anführer zum Tod verurteilt. Andererseits: Die Anhänger gibt es offenbar schon…Wenn er ihn nicht verurteilt, ist er selber dran. Ich denke, er hofft, dass Jesus die Frage mit „Nein“ beantwortet. Dann kann er ihn nämlich freilassen, was er sowieso vorhat.

Zwischen König und König ist ein Unterschied.

Das Königsein hat sich im Lauf der Geschichte entwickelt.

Im frühen Mittelalter war König derjenige, der aufgrund eigener Tüchtigkeit – Kampferfolg, Gefolgschaft und Persönlichkeit – zum Anführer wurde. Andere Fürsten schlossen sich dem an, dem sie die Führungsrolle – zumindest momentan in einer Krisensituation – zutrauten.

Die Artuslegende und auch die König-David-Legende im Judentum erzählen von Königen dieser Art.

Dass die Königswürde mit der Zeit erblich wird und der Verwandtschaftsgrad wichtiger wird als die Eignung, das entwickelt sich in allen Völkern so.

Und irgendwann werden die Monarchen mehr schädlich als nützlich, und sie verschwinden so oder so …

Das Modell setzt auf freie Wahlen, damit die Chance besteht, dass wieder die Tüchtigsten eines Landes das Sagen haben …

Menschen, die sich für das Wohl der Gemeinschaft einsetzen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, werden immer seltener.

Wenn sie ehrlich und klug sind, erkennen sie genau: Aus eigener Anstrengung ist vieles nicht zu schaffen. Man kann es nie jedem recht machen, es sind Entscheidungen zu treffen, die möglicherweise fast niemand freuen, aber richtig sind, und bei bestem Willen und aller Umsicht kann leicht Wichtiges übersehen werden … allwissend ist eben niemand.

Ich bin mir sicher, viele Politiker/innen oder auch Verantwortliche oder Vorsitzende verschiedener Gremien fühlen sich öfter wie dieser Jesus, der schon die Dornenkrone aufhat – mehr Bürde als Würde…

Hier durchzuhalten, nicht das Handtuch zu werfen, das geht nur mit einer gesunden Spiritualität, mit tiefem Glauben. Wenn Gottes Geist als Kraftspenderin dahintersteht …

Ab heute sind wir hier in der Pfarre Pucking aufgerufen, KandidatInnen für den nächsten Pfarrgemeinderat vorzuschlagen.

Wie wir als Staatsbürger der Souverän des Volkes sind, die Verantwortung haben, unser Land und Volk zu gestalten, so sind wir als Katholiken, als Christen berufen, die Gemeinde vor Ort zu gestalten. Zu Königinnen und Königen sind wir bei unserer Taufe ja sowieso gesalbt worden.

Wir tragen die Verantwortung, der Ball liegt bei uns.

Allerdings dürfen wir den guten König, den Souverän des ganzen Universums, bei uns wissen. Jesus Christus, dem alles zu Füßen gelegt ist, der den Kampf zwischen Gut und Böse bereits für sich entschieden hat, steht hinter uns…

Wir fühlen uns heute gerade wieder verzagt und ohnmächtig, wütend und verzweifelt – angesichts der Lage.

Aber dass alles gut ausgehen wird, mit der Welt, mit der Menschheit, mit der – mit den Glaubenden im großen Stil, nicht mit einer Konfession oder Pfarre -, wenn wir unseren Beitrag dazu leisten.

Das dürfen wir als Christen nie aus den Augen verlieren.

Alles ist sein Eigentum, heißt es in einem Lied.

Ja, Gott greift in die Geschichte ein, ins Weltgeschehen, davon spricht die Bibel in immer neuen Variationen. Aber nicht ohne unsere Mitwirkung.

Gott, Jesus, ist kein König, der Untertanen braucht.

Gott, Jesus, möchte uns frei und glücklich. Das hat einen Preis, wenn wir nicht wollen, dass uns wer anderer beherrscht. Wir müssen das dann höchstpersönlich selber übernehmen: Selbstbeherrschung.

Ganz sicher möchte er unser König sein: der sich um uns kümmert, dass es uns gut geht, dass wir frei sind – deswegen mag er das ganz und gar nicht, wenn wir andere Könige (oder sogar Götter) haben neben oder statt ihm.

Auch die Angst, die wir vielleicht jetzt neu haben, darf uns nicht knechten, unterdrücken, beherrschen. Genausowenig wie andere Menschen oder das Geld, die Karriere, die Firma, ja nicht einmal unsere Familie. Erst recht nicht Süchte oder Krankheiten, oder fixe Ideen, Traditionen oder Systeme … – wenn und sobald wir Gott als König annehmen, verteidigt er uns vor sämtlichen selbsternannten Königen, die Untertanen suchen…

Jesus Christus verteidigt unsere Freiheit – uns stärkt unsere eigene Verantwortung.

Lassen wir ihn das tun.

Amen.

In der Zwischenzeit war ich einige Tage im Krankenhaus.

Zu meinem großen Entsetzen habe ich in den diversen Nachrichten zuerst vernommen, dass Mr. Trump die Kurden im Stich lässt – und kurz darauf Mr. Erdogan in Syrien einmarschiert, um die Kurden zu vernichten.

Wie kommt es, dass Politiker wie die genannten (es gibt noch einige weitere ähnlicher Sorte, Bolsonaro, Assad, …) absolut nur an sich selber zu denken in der Lage sind?

Volk, Heimat, Anstand, Zukunft, Recht, Wahrheit, Demokratie, das Wohl der Menschheit, des Planeten … restlos wurscht.

Kann das jemand erklären?

Jedenfalls bete ich zur Zeit mehr als gewöhnlich…