Predigt 16. So.-A
Liebe
Brüder und Schwestern!
Beim
Unkraut kann ich mitreden. Wer schon einmal hinten im Pfarrgarten war, weiß,
warum. Ich habe nämlich zum Unkrautjäten nicht wirklich Zeit – ich komme nie
nach, ich bin immer langsamer als das, was nachwächst… Das meiste Gemüse
wächst zwar trotzdem unbeirrt, aber manchmal wird etwas überwuchert, dem Boden
entzieht es Nährstoffe, und schön ausschauen tut es auch nicht.
Obwohl
es biologisch gesehen ja kein Unkraut gibt – jede Pflanze hat einen Nutzen, wir
sind nur mit dem Standort der einzelnen Arten nicht einverstanden – Eichen, so
schön so ein Baum ist, im Salatbeet stört er; genauso wie die Brombeerstaude im
Rosenbeet…
Unkraut
ist lästig. Warum also nicht gleich weg damit?
Wir
wundern uns mit den Menschen, die Jesus damals zugehört haben: Unkrautjäten in
den Getreidefeldern war durchaus üblich.
Jesus
spricht vom Reich Gottes. Er will frohe Botschaft vermitteln.
Und
eine solche steckt in diesem Text, sogar eine doppelte.
Die
bekannten Bibelübersetzungen reden immer vom „Unkraut“ – gemeint ist der sog.
„Taumellolch“, der im Anfangsstadium dem Weizen zum Verwechseln ähnlich sieht;
erst knapp vor der Reife ist er an den schwarzen Körnern vom Brotgetreide
unterscheidbar. „Sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus“
– die Warnung ist berechtigt.
Liebe
Brüder und Schwestern, wenn wir da schnell überlegen, ich trau mich wetten, uns
fallen jede Menge Erscheinungen in unserer katholischen Kirche ein, im
Geistesleben, die würden wir am liebsten zum sofortigen Verschwinden bringen –
vieles kommt uns total übertrieben, ja ungesund vor, manche Formen der
Marienfrömmigkeit, manche Gruppierungen, die wir unter obskur, wenn nicht
gefährlich einstufen, Aberglauben – es gibt auch kirchlich
institutionalisierten, jahrhundertealten Aberglauben -, aber auch manche
esoterische Einflüsse, Denkmuster, Praktiken, wo die Meinungen über die
Vereinbarkeit mit Jesu Botschaft geteilt sind …
Dafür
gibt es Katholiken, durchaus auch mit theologischer Bildung, denen moderne
Theologie, die sich über Filme, Bücher beschweren … ja eine halbwegs moderne
Pfarre wie unsere, schon höchst verdächtig vorkommt.
Das
alles ist maximal zweitrangig – in all dem mitten drin und durcheinander können
Menschen das Heil, zu Jesus Christus finden.
Wir
dürfen aufatmen: Menschen schaffen das nicht, hier und jetzt die richtige
Entscheidung zu treffen. Es kommt uns auch gar nicht zu, etwas zu verurteilen.
Gott macht das selber, höchstpersönlich, am Ende der Zeiten, beurteilt er, was
schädlich, unnütz, was fruchtbringend gewesen ist.
Unsere
Aufgabe besteht lediglich darin, den guten Weizen zu säen – und im übrigen
alles wachsen zu lassen.
Wir
dürfen aufatmen. Eine inquisitorische Geisteshaltung, die ständig ängstlich
nach Abweichungen – noch dazu von der eigenen beschränkten Sichtweise aufgestellten – Norm fahndet, kann sich nicht
auf das Evangelium berufen.
Wenn
das keine frohe Botschaft ist!
Und
noch dazu steckt eine zweite in diesem Text, habe ich anfangs versprochen.
Unser
Bemühen – Verbreitung des Evangeliums, Einsatz für das Gute, und und und – ist
höchst erwünscht und notwendig und keinesfalls vergebens.
Aber:
wir säen nur.
Das
Wachsen und Gedeihen ist Sache Gottes. Der Vergleich mit dem Senfkorn, das zum
Baum wird, und vom Sauerteig, der den Brotteig zum aufgehen bringt, deuten das
geheimnisvolle, für Menschen nicht nachvollziehbare Wirken Gottes, des Geistes
an – in einzelnen Menschen und in der ganzen Weltgeschichte. Das Reich Gottes
ist nicht machbar. Und das ist auch gut so. Wo immer Menschen versucht haben,
einen Gottesstaat zu konstruieren mit ihrer beschränkten Sicht, ist es höchst
unheilvoll ausgegangen.
Jesus
stellt in Aussicht: Er selber sorgt für den guten Ausgang.
Es
wird nämlich dieses Ende der Welt geben, wo nicht einfach alles wieder ins
Nichts hinein verschwindet, sondern alles ist Eigentum Gottes. Alles wird zu
Gottes Bereich gehören. Nicht das Unkraut wird sich schließlich durchsetzen,
Recht des Stärkeren, Streit, Krieg, Katastrophen … – ja es wird nicht einmal eine Spur davon
übrigbleiben -, sondern das Gute, das Nahrhafte und Nützliche, was Menschen
fördert und aufbaut, Gott wird siegen in seiner Menschenfreundlichkeit. Alles
und jeder wird zu ihm finden und bei ihm geborgen sein.