Schlagwortarchiv für: Fähigkeiten entwickeln

Predigt Erntedank 2022                    Haid

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Das Vorbereitungsteam hat sich heuer für Erntedank das Thema „Nuss“ ausgesucht. Die Nüsse sollen uns heute ans Dankbar-Sein erinnern.

Schauen wir uns jetzt so eine Nuss, eine Walnuss, einmal an.

So eine Nuss ist nicht groß. Wir übersehen leicht, was es Kleines, Unscheinbares in unserem Leben gibt. Dass Kleinigkeiten kostbar sein können. Ein aufmunterndes Wort, wenn ich nicht weiterweiß. Eine ausgestreckte Hand, wenn ich Hilfe brauche. Ein kurzes Lachen im grauen Alltag, ein Sonnenstrahl, eine kleine Blume am Weg… Unser Leben besteht aus vielen kleinen Augenblicken hintereinander. Ein glücklicher Tag, ein glückliches Leben, besteht aus vielen glücklichen Momenten. Eine gelungene Beziehung besteht aus vielen aufmerksamen Begegnungen.

Nüsse sind außerdem nur einmal im Jahr reif.

Wir haben uns durch die vielen Geschäfte, in denen es in jeder Jahreszeit beinahe beliebig alles zu kaufen gibt, das Wartenkönnen abgewöhnt. Wir haben keine Geduld mehr, kein Gespür für den richtigen Augenblick. Aber die Sachen, Obst, Gemüse und alles andere, verlieren so auch ihre Einzigartigkeit, das Besondere. Erdbeeren schmecken am besten, wenn sie im Juni gegessen werden; Nüsse zwischen Herbst und Weihnachten. Ostereier zu Ostern, Eiscreme an einem heißen Sommertag… Unsere Seele stumpft ab, wenn immer alles gleich ist…

Eine Nuss hat eine Schale. Eigentlich hat sie sogar zwei, die grüne ist bei diesen Nüssen schon weg. Diese harte Schale kann heute ein Hinweis sein: Um an die Nuss zu gelangen, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Uns ein anstrengen, ein bisschen zumindest.

Gott schenkt uns im normalen Leben alles mögliche, das uns zuerst ungenießbar vorkommt, hart, schwierig zu bewältigen… und wo wir erst nach und nach das Kostbare daran erkennen.

Ein Sprichwort sagt. Gott schenkt uns Nüsse, aber er knackt sie nicht auf.

Und das ist sehr gut so. sogar menschenfreundlich.

Wir wären auf Dauer gar nicht glücklich und zufrieden, wenn uns alles, was wir uns wünschen, auf dem Präsentierteller vor die Nase gestellt würde. Es macht uns froher, wenn unser Einsatz gefragt ist. Was von selber geht, ist uninteressant.

Erwachsene, aber auch Kinder, brauchen Erfolgserlebnisse…

Gott hat uns schließlich Kräfte und Fähigkeiten gegeben.

In jeder Krise steckt eine Chance, die Möglichkeit, dass etwas anders wird, sich zum Besseren ändert in unserem Leben.

Manchmal ist etwas so schwer oder kompliziert, dass wir uns überfordert fühlen.

Es kommt vor, dass Menschen so in der Krise stecken, dass sie beim besten Willen nichts Gutes mehr daran erkennen können. Da sind vielleicht die Mitmenschen gefragt, sich für die anderen anzustrengen…es ist ja keiner allein.

Und es kann sein, dass so ein Mensch dankbar wird über seine Freunde, Familie, Kollegen…

Das Fest Erntedank möchte uns ermutigen, in jeder Lage auf das zu schauen, wofür wir dankbar sein können. Es möchte uns zu Optimisten erziehen.

Dankbar werden wir und Kraft gibt uns, wenn wir uns erinnern, was wir schon alles geschafft haben. Wie wir in der Vergangenheit mit Schwierigkeiten umgegangen sind, wie wir Auswege, Lösungen gefunden haben.

Denn wenn es früher ging, dann ist klar, dass es jetzt, heute ebenfalls möglich ist.

Im Evangelium sagt ja Jesus nicht, wir sollen überhaupt nicht und unter keinen Umständen Sorge tragen … Nein. Er sagt: Sorgt euch nicht ängstlich.

Angst ist eine schlechte Ratgeberin.

Problem- und Sorgenkoma, wo Menschen die Chancen und das Gute nicht mehr sehen können… das ist eigentlich keine Haltung, die für glaubende Christen angemessen ist.

Ja, wir können etwas bewirken – und wir sollen das auch.

Ängstlich sorgen, sagt Jesus, das tun die Heiden. Das ist ein altertümliches Wort. Heide ist ein Mensch, der so lebt, als ob es Gott nicht gäbe.

Wo ich allein auf mich gestellt bin und mich unwahrscheinlich abmühen muss, anstrengen, damit ich alles kriege, was ich brauche. Stress. Wie ein Haftelmacher aufpassen –

Und da sind wir überfordert. Viele beginnen dann zu tricksen, andere zu übervorteilen, mit Gewalt zu agieren oder hintenherum – um mehr Erfolg zu haben.

Wir können das nicht, alles und jedes und sämtliche Eventualitäten berücksichtigen und und und … Gott nimmt uns das ab – wenn und weil wir damit beschäftigt sind, uns für sein Reich, für das Evangelium, für das Wahre, Gute und Schöne einzusetzen, für Gesundheit, Frieden, Fülle, Hilfsbereitschaft. Für die Gemeinschaft.

Immer nur noch mehr Geld zu beschaffen ohne Rücksicht auf andere Menschen, auf die eigene Gesundheit und Beziehungen, auf die Natur – das ist etwas Widergöttliches. Wo es nur um Gewinnmaximierung geht, ist anderes nachrangig. Der Krieg endet nicht, weil die Waffenlobby noch nicht genug verdient hat. Die Energie ist teuer, weil jemand damit verdient.

Der Regenwald im Amazonas und anderswo wird vernichtet, weil es bares Geld bringt für die die das tun.

Das Klima erwärmt sich, weil zuerst alle fossilen Brennstoffe verbraucht, sprich: verkauft sein wollen und die Geräte dazu, für die man ein Patent hat.

Macht- und Wissensmissbrauch, weil Verdienen als oberster Wert gilt. Geld nimmt die Stelle ein, die Gott zukommt.

Des existiert aber ein Gegenmittel, und das ist Dankbarkeit. Wir brauchen nicht ständig immer mehr und mehr – weil für uns gesorgt ist, immer schon. Weil wir in besten Händen sind.

Wir können uns entscheiden: Für eine heidnische Denkweise. Die Angst, dass ich allein im Kosmos bin, auf mich gestellt, und dass das Recht des Stärkeren regiert.

Oder dafür, umzudenken und voller Dankbarkeit staunend zu bemerken: Gott schaut ständig, dass es mir gut geht. Liebe Brüder und Schwestern: Versuchen wir es einmal!