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Predigt                                                                          9. 2. 2019

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Wir heben dieses Evangelium von der Berufung der ersten Jünger, des Petrus und Co. zu Menschenfischern, vermute ich, schon x mal gehört. Und vermutlich kommt es uns immer noch total erstaunlich vor, dass die 4 Männer, zwei Brüderpaare, tatsächlich allesstehen und liegen lassen – und nicht nur für diesen einen Tag, sondern für das weitere Leben, und mit Jesus mitgehen.

 

Warum machen die das?

Zuerst haben sie Jesus eine lange Zeit zugehört, vielleicht ein, zwei Stunden.

Dann haben sie eine unerklärlich gewaltige Menge an Fischen gefangen, weitaus mehr als sonst an einem guten Tag. Mehr wäre gar nicht mehr gegangen, sonst wären die Netze kaputt geworden.

  1. h., Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes haben die unermessliche Liebe Gottes, die uberströmende Fülle erlebt. Das hat sie überzeugt. Überwältigt.

Sie erfahren live, wie der Himmel offen ist, die Anwesenheit Gottes, wie das ist.

Simon sagt sogar: Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sünder.

Im AT Verständnis muss zuerst ein Reinigungsopfer dargebracht werden, bevor ein Mensch in Gottes Nähe, in den heiligen Bereich hineindarf, z. B. die Priester in den Tempel, quasi an ihren Arbeitsplatz, zum Dienst. Es hieß, sonst müsste der Mensch sterben.

Jesus vermittelt den Menschen: He, nein, es ist genau umgekehrt: Die Nähe Gottes macht euch rein und heil, heilig. Die Liebe, das Licht des Himmels, diese ganze Fülle wandeln euch um. Das ist das, wozu man früher Gnade gesagt hat. Unverdientes Geschenk.

Übrigens: Lesen Sie einmal die Lebensgeschichten der ganz großen, bekannten Heiligen: Da steht immer am Beginn diese überwältigende Erfahrung von Gottes Liebe: ja, der nimmt mich ja an und überschüttet mich mit allen Gaben, obwohl ich in den Augen der Menschen sündhaft, unvollkommen, alles andere als ok. Bin …!

Franz von Assisi, Lebemann, Halbstarker, reiches Söhnchen, Möchtegernritter.

Teresa von Avila, hat ein schönes Leben geführt…Lebedame – zwar im Kloster, aber die Teekränzchen am Nachmittag waren ein gesellschaftliches Ereignis, sie hatte sogar Verehrer.

Katharina von Siena – die war noch ein Kind- die Mutter hat schon früh nach einem Ehemann Ausschau gehalten, damit sie einen bekommt, sie hatte eine unschöne große Nase…

Und viele andere mehr.

Die haben sich nicht hingesetzt und überlegt: so, ab jetzt bin ich fromm und verhalte mich entsprechend … Vielleicht oder sogar sicher haben sie es sich gewünscht, anders zu leben, weil sie den Sinn im Äußeren nicht mehr sahen, das schon.

Aber den Ausschlag hat Gott selber gegeben: durch ein Überschütten mit Liebe und Gnade.

Gott wirbt um die Menschen – um jede/n einzelnen von uns. Zeigt, was er alles zu bieten hat, was uns erwartet, wenn wir nachfolgen …

 

Das, was wir tun müssen dabei, unser Anteil ist: Wir müssen Gott de Gelegenheit geben, dass er uns beschenken kann.

  1. B. öfter mal – besser so oft wie möglich – sich ein paar Minuten still hinsetzen und spüren, wie Gott da ist und mit liebt und mit Fülle umgibt und durchströmt. Oder in den Gottesdienst kommen. Messe, Sonntagsgottesdienst überhaupt, ist ein Heilsereignis. Da findet das Beschenktwerden statt. Wort Gottes, Feiern, singen, beten. Und ab der Erstkommunion darfst du Gott, Jesus in dich aufnehmen.

Sakramente empfangen. In der Religionsstunde aufmerksam sein.

Sich für Jesus interessieren. Sich informieren, lesen, Filme anschauen.

 

Wenn Petrus dem Jesus nicht die Gelegenheit gegeben hätte, am späten Vormittag hinauszufahren, gedacht hätte: so ein Blödsinn, um diese Zeit fängt man doch erfahrungsgemäß keine Fische, ist vergebliche Mühe! – dann wäre diese Erfahrung nicht möglich gewesen.

 

Unsere ganz normalen Fähigkeiten – die sind ja auch schon Gottes Gaben, wie wir glauben dürfen – sind es, das, was wir im Alltag und Beruf sowieso gut können, was Jesus von uns möchte – genau das sollen und dürfen wir für das Reich Gottes einsetzen – natürlich auch im erweiterten Sinn. Petrus musste jetzt nicht eine Ausbildung absolvieren um irgendetwas Exotisches zu lernen. Das Handwerk konnte er schon – aber er musste sich ca. 2 Jahre in der Nähe von Jesus aufhalten.

 

Und: Wenn wir Jesus nachfolgen, im Glauben, in der Kirche aktiv werden, dann brauchen wir keine Ängste haben, dass uns was abgehen wird und wir irgendwie zu kurz kommen. Jesus demonstriert eindrücklich: Wer sich – wie Petrus und Co – auf das einlässt und tut, was Gott möchte, wozu er einlädt und worum er uns Menschen bittet, dann sorgt er auch für alles, was wir brauchen im täglichen Leben, und zwar nicht nur gerade so, dass wir irgendwie mit Müh und Not durchkommen, sondern überwältigend, erstaunlich, in Fülle, unermesslich.