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Predigt zum 3. Fastensonntag 2024, gehalten beim Gottesdienst in Lunz am See

Liebe Mitchristen!

Die 10 Gebote. Wie haben Sie die kennengelernt? Wahrscheinlich im Religionsunterricht in der Schule. Und ziemlich sicher einfach zum Auswendiglernen. Sie sind ja weltweit bekannt. Und den meisten kommen die Gebote 4 bis 10 normal, verständlich vor selbsterklärend – die ersten drei, die sich auf Gott beziehen stehen halt auch noch da.

Aber wieso? Dazu gibt es eine Hintergrundinformation. Die Geschichte drum herum – und wenn wir die nicht kennen, fehlt Wesentliches.

Erinnern Sie sich an den Einleitungssatz – bevor die Gebote aufgezählt werden?

„Ich bin der Herr, der dich auf Ägypten herausgeführt hat.“ Am Anfang steht all das Großartige, das Gott für uns getan hat. Damals für das Volk Israel: wir kennen die Geschichte: Von der Sklaverei befreit, die längste Zeit in der Wüste auf wunderbare Weise erhalten, in das Land gebracht, in dem Milch und Honig fließen. Reiche Fülle.

So hat Gott die Basis, die Grundlage geschaffen für das Vertrauen, das Menschen ihm entgegenbringen dürfen.

Gott möchte nichts anderes, als dass es uns gut geht. Dass wir glücklich sind.

Wieso steht da dieser grausige Satz: Die Schuld der Eltern verfolge ich an den Kindern? Weil die Erwachsenen mit ihrem Verhalten vorzeigen und vorleben, Gutes wie Schlechtes. Kinder wachsen in eine Kultur und ein Umfeld hinein. Mit all den Fehlhaltungen…

Du sollst dir kein Gottesbild machen. Die Erfahrung zeigt: Menschen zu allen Zeiten haben sich Bilder von Gott gemacht. Der alte Mann mit weißem Bart ist so eines davon. Menschen haben sich Gott vorgestellt wie die Herrscher, die sie in ihrer Umwelt gekannt haben. Wie politische Machthaber, in unseren Breiten wie Familienoberhäupter im Bürgertum und im Bauernstand. Und wie man so einem Patriarchen gegenüberzutreten hatte, so stellte man sich vor, dass Gott das auch möchte. Opfer, Geschenke, um ihn gnädig zu stimmen. Wohlverhalten. Besonders positiv auffallen, damit er mir sein Ohr zuneigt. Klar können wir Gott etwas schenken – unsere Zeit und Aufmerksamkeit, Danke sagen z. B. und schätzen und würdigen, was Gott schenkt, indem wir es genießen und uns daran freuen.

Im heutigen Evangelium regt sich Jesus im genau darüber auf: Der Opferbetrieb im Jerusalemer Zentralheiligtum bedient und verstärkt ein schiefes Gottesbild. Als ob man sich Gott andienen, ihn sich geneigt machen müsste… Kinder schenken ja auch der Mutter zum Muttertag nicht etwas, damit sie in Zukunft für die Kinder etwas tut, für sie sorgt, sie liebt …

Das Gottvertrauen – dass da jemand über alle Maßen gut es meint und super für mich , für uns alle, sorgt, dass ich total geliebt bin – das ist die Grundvoraussetzung des guten Lebens, das wir vor Gottes Angesicht haben können.

Wo Menschen das nicht mehr haben, wo diese Basis fehlt, da braucht es erst die weiteren  Gebote. Andere Götter – wir sollen nicht anderes anbeten, für über alle Maßen wichtig halten. Den Umständen, den Sachzwängen, Politikern, Krankheiten, irgendwelchen Gurus oder Heilsversprechen mehr Macht zutrauen, sie für mächtiger halten als Gott selbst. Weil wir dann nämlich in Panik verfallen, und nicht mehr wissen was wir tun.

Weil Menschen dann sich selber stressen und glauben, sie müssten rund um die Uhr verfügbar sein, arbeiten wie besessen, auch am Sonntag, sich keine freie Minute mehr gönnen, wo nur mehr Leistung zählt, Anerkennung bei den Mitmenschen, Erfolg um jeden Preis.

Die Schwachen, die nicht mithalten, die Pflegebedürftigen Alten z. B. werden als weniger wert angesehen.

Und weil ich ja ständig selber sorgen und ruachln muss, nicht mit
Gottes Hilfe rechne, darf ich ein bisschen tricksen. A bisserl Unehrlichkeit erscheint einem dann nicht nur erlaubt, sondern notwendig. Die Wahrheit verdrehen, Wichtiges verschweigen, andere auflaufen lassen, …unfair und nicht hilfsbereit agieren … Ich muss mir möglichst viel nehmen, auch von anderen zur Not, damit ich immer sicher sein kann, genug zu haben.

Die Lebensgrundlagen in weiten Teilen der Erde werden zerstört – Stichwort Amazonas – oder Landraub in Afrika und Asien um Palmöl und Biotreibstoff anzubauen oder Baumwolle für Massenmodeartikel. Kriege werden geführt, weil man das Nachbarland besitzen möchte.

Normalverbraucher bei uns erleben Mobbing – Rufmord. Hasspostings. Beginnen kann es ganz klein – mit der Tratscherei, die jemand so ein bisschen in ein schlechtes Licht rückt…

Angst, es könnte zu wenig für uns da sein. Neid, Missgunst, Habgier … der Trugschluss: weil da wer mehr hat, haben andere zu wenig… statt Gottes unerschöpflicher Fülle zu vertrauen.

Das alles könnte auch ganz anders sein. Nur: Wo bekommen wir dieses Gottvertrauen her, wenn wir es nicht haben?

Ich möchte Sie zu einer Übung einladen. Nehmen Sie sich heute oder morgen Abend ein bisschen Zeit, ein paar Minuten. Schreiben Sie 10 Dinge, Ereignisse, Zufälle, Menschen … auf, für die Sie an diesem Tag dankbar sind. Halten Sie für möglich, dass es kleine Zeichen der Liebe Gottes sind für Sie persönlich.

Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Und Freude. Und Vertrauen.

Predigt Mariä Empfängnis                                       7./8. 12. 2019 Pucking

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Schauen wir uns jetzt unser Adventsymbol an.

Ihr habt Wurzelstücke gebracht, heute entsteht hier auf dem Wüstenboden vom 1.Adventsonntag eine Wurzel…

Wo zu braucht man eine Wurzel, wozu ist sie gut?

………………………

Der Baum oder eine Pflanze hat Halt im Boden, eine Verankerung. Sonst fällt er um.

Er stirbt sogarab. Warum? – Eine Pflanze ernährt sich über die Erde, auf der sie wächst. Wasser vor allem wird über die Wurzeln aufgenommen. Ohne Wurzel kann die Pflanze nicht überleben.

Unsere Wurzel hier ist ein Symbol, ein Zeichen für etwas anderes. Für etwas, das uns Menschen betrifft.

Wir Menschen – haben wir Wurzeln?

— Nein, solche nicht.

Wir sagen „Wurzeln“ zu dem, was uns Halt gibt im Leben, was uns leben lässt, zu unseren Lebensgrundlagen, die unverzichtbar notwendig sind. Und für das, woher wir stammen.

Was kann das sein?

Nahrung, Kleidung, Wärme,Wasser, … ja, aber mehr noch sind unsere Vorfahren gemeint, die Menschen, von denen wir abstammen, aber auch das, was uns unsere Familie, die Gesellschaft, unser ganzes Umfeld mitgibt, die Erziehung, die Tradition. Im Grunde sind es mehrere Hauptwurzeln, wenn ein oder zwei wegfallen, geht es noch, wenn fast alle ausfallen, wird es kritisch.

Auch unser Glaube. Gott selber ist für uns wie eine Wurzel, die uns trägt, Halt und Nahrung gibt – ohne die wir nicht leben können. Gott ist sogar die Hauptwurzel, die Grundlage, aus der die anderen wichtigen Wurzeln ihren Ursprung haben. Wenn diese Wurzel, die Verbindung zu Gott, gekappt ist, dann tragen auch die anderen nicht mehr wirklich.

Das ist eigentlich mit dem gemeint, was das Wort „Erbsünde“ etwas unpassend ausdrücken will. Eigentlich heißt es UR-Sünde. Trennung vom göttlichen, himmlischen Bereich… Wenn die Basis schief ist, kann man nicht ordentlich drauf bauen …

In der Lesung spricht der Prophet Jesaja von der Wurzel Jesse, die bereits abgestorben war – ein toter Baum! – aus der ein neuer Trieb entspringt.

Dieses neue Zeichen von Lebendigkeit ist Maria, die Mutter von Jesus.

Die Menschen damals in Israel, vor allem die tonangebende Schicht, hatten den Bezug zu Gott weitgehend verloren. Sie haben sich an hunderte von religiösen Vorschriften gehalten, die Liebe und das echte Gottvertrauen, verlernt gehabt.

Maria hat das gehabt. Unbändiges Gottvertrauen. Obwohl sie im Orient der Antike ein lediges Kind bekommt, vertrauen, dass alles gut ausgehen wird.

Es bestand die Gefahr, dass sie gesteinigt wird. Aber ihr Verlobter ist zu ihr gestanden, im Matthäusevangelium steht, weil er gerecht war – das soll heißen: er hatte das Herz auf dem rechten Fleck. – Ich liebe diese Frau, dann nehme ich sie halt mit dem Kind…

Es geht heute am Feiertag eigentlich um die Wurzeln von Jesus.

Das Evangelium möchte klarstellen, wo Jesus herstammt: von einer durch und durch gläubigen gottverbundenen Mutter, von sensationell guten Eltern, und direkt von Gott. Gott selber hat dafür gesorgt, dass die Wurzeln, die Voraussetzungen denkbar optimal sind … dass der Menschensohn im Elternhaus, in der Erziehung diese vertrauensvolle warmherzige menschenfreundliche Spiritualität erlebt … die er als Erwachsener verkünden wird.

Was uns angeht: Wir sind jederzeit, aber heute besonders eingeladen, unsere Wurzeln zu stärken. Die Verbindung zu Gott neu zu stärken, auszubauen – ihre Kraft in die anderen wichtigen Bereiche unseres Lebens fließen zu lassen.

Reden wir mit Gott – jeden Abend beim Adventkranz. Gemeinsam und jede/r für sich. Beschäftigen wir uns mit religiösen Themen. Empfangen wir die Sakramente. Leben wir als freie Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben.