Predigt Fronleichnam 2020
Liebe Brüder und
Schwestern, liebe Kinder!
Haben Sie heute schon
Brot gegessen? Irgendein Gebäck? Vermutlich schon. Es ist heute gar nicht mehr
so sicher, dass jede/r täglich Brot isst.
Zur Zeit Jesu war Brot
das Grundnahrungsmittel schlechthin. Die Mahlzeit der einfachen Bevölkerung
bestand aus Brot, vielleicht ein paar Oliven und Käse, und Wasser, das ein
bisschen mit Wein gespritzt war wegen der Verträglichkeit, als Desinfektion,
das Brunnenwasser war nicht immer einwandfrei sauber oder sagen wir keimfrei.
Brot war das Um und
Auf der menschlichen Grundversorgung, es wurden Kriege darum geführt – das
römische Reich brauchte Ägypten als Provinz wegen der Weizenanbauflächen.
Es ist kein Zufall,
dass Jesus für das bleibende Zeichen seiner Anwesenheit bei uns Brot (und auch
Wein) gewählt hat.
Erstens wollte er
sicher gehen, dass wirklich jeder mindestens einmal am Tag an ihn denkt.
Gehen wir in unserer
Vorstellung hinter die historische Entwicklung des Altarsakraments zurück, ganz
an den Anfang. Da gab es keine Messfeier in unserem Sinn – da gab es die
normalen Mähler, bei denen ganz normal gegessen und getrunken wurde – und beim
Brotbrechen an Jesus gedacht, über ihn gesprochen, gebetet …
Jesus wollte, dass wirklich
jeder mindestens einmal am Tag an ihn denkt. Aber er wollte noch mehr:
Wenn wir ohne Brot
nicht leben können –
Wir haben Jesus
Christus, ja, unsere Verbindung mit Gott, so bitter nötig wie das tägliche
Brot.
Es ist ungewöhnlich,
so zu denken, aber glauben Sie mir. Denken sie zumindest zuhause einmal darüber
nach.
Wenn wir am
Fronleichnamsfest Jesus in Gestalt des Brotes durch Städte, Dörfer, durch die
Kulturlandschaft tragen, so drücken wir eine tiefe spirituelle, theologische
Wirklichkeit aus:
Jesus ist bereits
überall anwesend.
Er ist zu den
Menschen gekommen.
In den Familien, auf
der Straße, in den Geschäften, Fabriken, Krankenhäusern und Ämtern, in Wald und
Feld, auf Sportplätzen usw. wartet Jesus darauf dass wir ihn bemerken und haben
wollen, was er zu bieten hat.
Jesus hat, als er auf
dieser Erde lebte, die Trennung zwischen Sakral und Profan aufgehoben. Aber
nicht in der Weise, wie das heute meistens gedacht wird: es gibt nichts
Heiliges, Sakrales mehr, nein umgekehrt. Weil er überall ist, hineingekommen
ist, deswegen ist alles heilig.
Die Pflanzen, Tiere,
leblosen Dinge, die gesamte Natur und erst recht und natürlich die Menschen …
Wenn wir das ernst
nehmen würden, nur wir Christen: Wie würde unsere Erde aussehen – unser Land,
unsere Familien, Geschäftsbeziehungen, unsere Pfarren, unsere Kirche …
Jesus ist überall –
so unscheinbar und verborgen wie in dem Stück Brot, das wir als Hostie heute
herzeigen und herumtragen. Das Auffällige ist das Gerät aus Gold und
Edelsteinen, das dazu verwendet wird.
5 Gramm Jesus – das 300fache
an Gold und Verzierung, Drumherum – ja, ist zu seiner Ehre so gemacht worden –
aber da muss man gut achtgeben, dass man ihn nicht übersieht …
Leider ist es bei uns
auch oft so: Vor lauter Drumherum, auch wenn wir es gut meinen, vor lauter
Aktivitäten, Stress, Verbindlichkeiten usw. – was wir uns selber oder andere
uns aufhalsen -, übersehen wir das Eigentliche.
Wir alle haben jetzt zweieinhalb
Monate hinter uns, wo das äußere Drumherum zum Großteil weggefallen ist und wir
wahrgenommen haben, worauf es ankommt, Oft schmerzlich, weil das Umarmen, der
Händedruck, das Besuchen von Verwandten … das Zusammensitzen in geselliger Runde
im Freundeskreis, das übliche gesellschaftliche Leben… nicht möglich waren.
Auch keine Gottesdienste in der Kirche.
Vor einem Jahr – da war
das allesselbstverständlich, nichts Besonderes …
Jesus möchte für uns da
sein, ist für uns alle da: so selbstverständlich, nahrhaft und nutzbringend wie
das tägliche Brot.
Es käme darauf an, zu
bemerken, wie er in allen Lebenslagen zu uns steht, uns hilft, stärkt, …
Ich habe lange Jahre
Religion unterrichtet. Kindern in der 2. Klasse Volksschule das Bild einer
Fronleichnamsprozession gezeigt und gefragt: „Was siehst du da?“ Ein besonders
aufgeweckter kleiner Bursche hat gemeint: Das kenn ich, das ist eine Parade.
Wenn wir in der
heutigen Parade etwas später feierlich das Beste herzeigen, was wir zu bieten
haben, dann sind wir spätestens ab morgen, besser schon ab heute Nachmittag,
herausgefordert, in unseren Lebenswelten dasselbe zu tun. Wir sind ja jede/r
eine lebendige Monstranz, sobald wir aus der Kirche hinausgehen nach dem
Kommunionempfang. Zeigen wir, was wir katholische Christen im besten Fall zu
bieten haben. In allen Eventualitäten und jedweder Lage für alle Menschen …
Ohne überflüssige Schnörksel
– jedoch unübersehbar.