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Liebe Brüder und Schwestern!

Märchen, Sagen, Legenden – dort kommt so etwas vor… Wir alle haben dieses Evangelium im Lauf der Jahre als gute Christen immer wieder gehört. Wir wissen schon: Es geht darum, wer Jesus wirklich ist. Es ist wichtig, dass die Jünger in der bevorstehenden Zeit der Verhaftung und Ermordung Jesu nicht den Glauben und die Hoffnung verlieren, weil sie wissen dürften und sich an diese Erfahrung erinnern: Ihr Rabbi, ihr Lehrer, ihr Meister ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern stammt von Gott. Das ist mein geliebter Sohn, sagt die Stimme – oder begreifen sie in blitzartiger Erkenntnis.

Die Autoren, Redakteure des Matthäusevangeliums verfolgen aber mit dem Weitererzählen dieser Verklärung Jesu, wie es heißt, noch einen besonderen Zweck:

Jesus veränderte sein Aussehen, steht da, im griechischen Text Metamorphose, und dies ist in der griechisch-römischen Antike ein bekanntes Wort. Die Menschen aus dem umliegenden Kulturraum verstanden: da geht es um den göttlichen Bereich. Das Erscheinen in einer anderen beliebigen Gestalt war in ihrer Mythologie den Göttern vorbehalten.

Wenn in den Erzählungen über Jesus von seiner Metamorphose geredet wird, dann weckt das Ehrfurcht und Interesse – voll positiv, die besten Chancen, um mit den Heiden ins Gespräch zu kommen.

Und wo ist die frohe Botschaft für uns?

Mose und Elia treten auf – längst verstorben. Offenbar sind sie als erkennbare Persönlichkeiten einwandfrei erkennbar. Und:
Beide wissen, um wen es sich bei Jesus handelt, mit dem sie da sprechen. Mit dem sie sich austauschen.

Es ist die Botschaft vom Leben nach dem irdischen Tod, von der Dimension Gottes, die als erfahrbare Realität auf uns wartet – oder immer schon da ist neben uns und um uns…

Und da ist noch der Berg.

In allen religiösen Vorstellungen der Menschheitsgeschichte sind Berggipfel Sitz der Gottheit. Wieso?

Ein Ort, der sich abhebt von den Niederungen des Alltags. Man braucht Zeit, um hinaufzugelangen, Ablenkung schwindet, das Gewöhnliche interessiert zunehmend weniger, es beginnt ein Spüren dessen, worauf es ankommt …

Und: Wer wir eigentlich sind.

Staubkörner im Weltall, oder unendlich kostbar und von Gott geliebt und gewollt …

Es ist jetzt Urlaubszeit.

Vielleicht haben Sie solche Momente, solche Zeiten selber erlebt.

Ehrfurcht vor der Schöpfung. Nähe zu Gott – in der freien Natur, weitab vom Alltag.

Das Religiöse, Numinose, Außergewöhnliche ist unverzichtbar für unser Glück, Leben, Wohlbefinden, für unsere Gesundheit.

Wenn wir uns immer wieder Zeiten der Stille, des Alleinseins gönnen, unbeeinflusst vom Gedankenstrom und Lärm dessen, was grade üblich ist in der breiten Masse – dann werden wir zunehmend normal – weil wir uns auf das ausrichten und hinordnen, was wirklich zählt. Gottes Meinung. Leben. Freude, Mitmenschlichkeit, — wir können unser Gewissen wieder hören oder besser hören.

Wir sehen über den Tellerrand. Wir sehen mehr als bisher und verstehen ganz neu.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir uns solche mystischen Erlebnisse, Ausflüge ins Wunderbare, gönnen.

Lesen. Filme. Eine Auszeit, vielleicht in einem Kloster, pilgern, ein Urlaub oder Ausflug weg von zu Hause. Eine Bergwanderung.

Wir sind die Freunde und Geschwister von Jesus – es tut uns gut und er freut sich, wenn wir uns oft in seiner Gesellschaft bewegen …

Predigt                                                                                  7. 5. 2023

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Jesus gibt im heutigen Evangelium Auskunft über die zentralen Fragen der Menschheit:

Wie werde ich glücklich – hier und jetzt und in der Ewigkeit?

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Ich gehe, um einen Platz im Himmel für euch vorzubereiten.

Sie fragen: OK – aber geht’s bitte ein bisschen konkreter?

Ja. Geht es.

Ich bin der Weg: Jesus zeigt durch sein Sein, durch alles was er sagt und tut, dadurch, wie er ist, wie gelungenes Leben im Sinne Gottes ausschauen kann.

Verhaltet euch wie ich, dann kommt ihr ans Ziel.

Von Jesu Verhalten wissen wir folgendes:

Er hat regelmäßig gebetet. Kontakt zu seinem abba- Papa – im Himmel gepflegt. Von da bekam er die Kraft für sein Tun: Wir denken an die Wunder, an die Heilungen, die er bewirkt hat.

Aber da gibt es mehr:

-ein unbeirrbares Gerechtigkeitsverständnis, das Lichtjahre über den Gesetzesgehorsam der Pharisäer hinausging.

Er sah und zeigte anderen, worum es wirklich geht. Gottes Sichtweise.

Er handelte, wie es seinem Verständnis von Richtig und Falsch entsprach – ohne Rücksicht auf die Meinung von Großkopferten, auf heilige Traditionen, kulturelle Vorstellungen oder menschengemachte Hierarchien usw.

Er war frei von Furcht und frei von Vorurteilen.

Er sah den Menschen als das, was er ist – ohne irgendwelche Filter.

Er war mild und freundlich zu Armen und Hilfesuchenden jeder Sorte.

Und er verstand es, die schönen Seiten des Lebens zu genießen.

Als Vorbild sollen wir ihn nehmen.

Jesus verhält sich uns gegenüber wie ein Coach.

Wenn wir ihn bitten, verhält er sich uns gegenüber wie ein Lehrer, Rabbi, wie ein spiritueller Begleiter und Führer.

Bei allem, was wir im Guten planen und unternehmen, steht er uns zur Seite, unterstützt er uns, hilft zum Gelingen.

Und das ist noch nicht alles.

Ich bereite für euch einen Platz im Himmel vor.

Jesus hat die Macht, im jenseitigen Bereich wirksam zu sein, etwas zu bewirken in unserem Interesse.

Er hat dort das Sagen. Die Machtbefugnis.

Wenn wir dorthin gelangen, sind wir nicht verloren oder arm oder was immer, nein:

Wir kommen nach Hause. Der Coach erwartet uns dort, am Ziel. Und lädt uns ein, mit ihm zu feiern.

So gesehen, erübrigt sich viel:

Angst zum Beispiel. Was soll schon passieren, wenn Jesus überall dabei ist in meinem Leben?

Die Angst vor Fehlentscheidungen. Wenn ich mich jederzeit mit ihm, meinem Coach, beraten kann?

Und, ja: Wir können das: Überall und jederzeit und unter allen Umständen mit Gott Kontakt aufnehmen. Weil er da ist. Schlicht und einfach.

Predigt                                                            21./22. 1. 2023    Pucking

Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich bin ein optischer Lerntyp, d. h., am besten nehme ich auf und merke ich mir, was ich vor mir sehe. Und beim Vorbereiten der Predigt ist mir etwas aufgefallen, was ich bisher so nicht gesehen habe.

Wenn wir diesen Satz, diesen Aufruf Jesu ganz plastisch und praktisch aufnehmen – räumlich und konkret.

Das Himmelreich ist nahe: diesmal nicht eine Zeitabfolge, so wie es lang aufgefasst wurde: das Weltende steht unmittelbar bevor. Sondern: Räumlich nahe. Leicht erreichbar. Deutlich sichtbar.

Damit wir es mitbekommen müssen wir aber etwas tun. Und das steht im selben Satz:

Umkehren.

Es kann nämlich etwas noch so nahe sein: Wenn es hinter mir ist, und ich schau da niemals hin, dreh mich nicht um 180 Grad, dann bleibt es für mich unsichtbar.

BEISPIEL wandern Lunz

Vor mehreren Jahren, ich habe den Sommerurlaub wie fast immer in Lunz verbracht, erzählen die dortigen Freunde: Weißt du eh, da gibt es jetzt einen neuen Wanderweg zur Rehbergalm, hinter der Bienenkunde weiter und einfach der Markierung nach …

2 Tage später bin ich dort gegangen. Vom besagten Weg ging 2x ein Weg nach rechts bergauf, ohne Markierung. Also gehe ich weiter in Erwartung einer dritten Abzweigung, wo markiert ist. Nach 10 Minuten war der gerade Weg aus, Steinbruch, Abhang, Ende. Also bin ich zurückgegangen – und siehe da – die 1.Abzweigung wäre es eh gleich gewesen – die Markierung befand sich bloß schon im Weg, um die Ecke – ich hätte 2 Meter in den Weg hineingehen und schauen müssen …

Liebe Brüder und Schwestern, ich glaube, so geht es manchmal. Wenn wir immer nur stur geradeaus weitermarschieren, fällt uns nicht auf, wenn es bessere Möglichkeiten, andere Wege, einen leichteren Zugang gibt…

Die Menschheit tut aber genau das – die Politik, die Wirtschaft … die Kirche in einer bestimmten traditionalistischen engstirnigen Ausrichtung… Mehr vom gleichen bringt keine Lösung, wenn es schon bisher keinen Erfolg gezeigt hat.

Die ersten Jünger, die Jesus beruft, haben das vermute ich tief im Herzen begriffen: ganz etwas anderes tun als bisher.

Obwohl zuerst Jesus ihnen einen unglaublichen Fangerfolg beschert, dies wird im heutigen Evangelium ausgelassen. Mehr beruflichen Erfolg, mehr Einkommen – das wäre das Mehr vom Gleichen.

Sie folgen Jesus nach, sie drehen sich um 180 Grad und nehmen wahr: da sind ungeahnte Möglichkeiten. Das endgültige ultimative Heil der gesamten Menschheit und des Planeten.

Und da dürfen sie mitwirken. Gott traut ihnen das zu. Unfassbar – aber wahr. Und sie tun es. Kehren dem normalen Alltag, dem Gewohnten den Rücken. Was alle Welt tut – uninteressant – kein Vergleich mit der Aussicht, mit diesem Jesus zusammen sein und etwas bewirken, verändern zu dürfen.

Wir sind heute gefragt: Wo gilt es, uns umzudrehen und zu schauen, zu entdecken, was noch alles da ist und auf uns wartet?

Unsere geordneten Verhältnisse: sie sind gut. Aber: Hat da Gott nicht doch noch Besseres, das er für uns bereithält?

Wenn er mir zuruft: Kehr um! – Wohin ruft Jesus mich?

Predigt Patrozinium Braunau – St. Franziskus

Liebe Brüder und Schwestern!


Das, was wir gerade gehört haben, hat der heilige Franz ernst genommen.

Er hat von Jesus gelernt. Er hat sich angeschaut: Wie hat denn dieser Jesus gelebt? Wie hat er sich verhalten, den Menschen gegenüber, der Schöpfung gegenüber, sich selbst gegenüber… Wie waren seine Tage? Was haben seine Jünger von ihm mitbekommen?

Und Franziskus hat genau das, auf was er da draufgekommen ist, nachgemacht, sich angeeignet, sein Leben danach gestaltet.

Franziskus ist so zum lebenden Evangelium geworden, und seine Ordensgeschwister mit ihm, und sie haben der Welt damals enorme Hoffnung gegeben, einen spirituellen Input, Fortschritt, der einzigartig war.

Lange Zeit waren Ostkirche und Westkirche ungetrennt.

Bis ca. 100 Jahre vor Franziskus.

Das, was wir jetzt noch an Ikonen der östlichen Christenheit sehen und ein bisschen als fremd empfinden, war damals überall verbreitet: Christus, der Auferstandene, der Weltenherrscher, der kommen wird zu richten… Stilisiert, in einiger Entfernung, als König und Kriegsherr…

Franz und viele vor ihm , die sind aber als Ketzer verfolgt worden, Katharer und Waldenser z. B. – haben Jesus als den wiederentdeckt, der unter den Menschen, auf dieser Erde gewohnt hat.

Müde und hungrig, froh und betrübt, zornig und feiernd, betend, hilfsbereit, lehrend, heilend, abgelehnt, verurteilt, einsam, gekreuzigt… Eben auch ganz Mensch, wie wir ihn kennen und gewohnt sind, uns ihn vorzustellen.

Es ist der nahe Jesus der Mystiker/innen, der zuhört und versteht, der mahnt, tröstet und hilft.

Es ist kein Wunder, wenn dieser Jesus mitsamt seinem Jünger Franziskus in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt sind – 2. Vatikanum, Hippiebewegung christlich… alles echt und authentisch erleben, Christsein wie in der Urkirche… es war ein richtiger Boom. Alle neuerrichteten Pfarren um diese Zeit haben Franziskus als Pfarrpatron, so auch wir…

Das Evangelium sagt uns heute, wir sollen von Jesus lernen, weil unser Leben dann leichter wird.

Was gibt es da zu lernen? Schauen wir Jesus so an, wie Franziskus es tat:

Jesus hat unglaublich viel gebetet. Es war der direkte Kontakt jeden Tag, manchmal mehrere Stunden, mit dem Vater, der ihn immer wieder normal gemacht hat, fähig, den Willen Gottes zu tun – die Traditionen und Vorurteile abzustreifen, die überhandzunehmen drohen immer wieder einmal.

Jesus war kein strenger Asket. Er war menschenfreundlich, im Umgang mit den Menschen so, dass man gern mit ihm zusammen war. Er hat seine Gefühle gezeigt. Freude, Begeisterung, Mitleid, Trauer, Angst, Zorn, Erschütterung.

Er verstand zu feiern, wenn es angebracht war. Er machte keine Unterschiede zwischen Menschen. Die vornehme Gesellschaft hat sich bekanntlich genauso aufgeregt wie die fromme puritanische.

Er hat seine Macht dazu benützt, den Menschen zu helfen. Heilung. Rettung aus Gefahr.

Nie hat er grob oder streng zu armen Sündern gesprochen, zu Kranken, Hilfesuchenden, ..

Er hat geschimpft mit den Mächtigen, wenn sie den Kleinen, Schwachen zu viele Lasten auferlegten, zu strenge Religionsgesetze. Wenn Arme unterdrückt wurden, da kannte er keinen pardon.

Er hatte unbegrenztes Vertrauen zum Vater. Alles wird er schenken auf dem Weg, sucht das Reich Gottes, alles andere kommt von selbst…

Selber hielt er sich ohne weitere Umstände nicht an jüdische Religionsgesetze, wo sie dem echten Zugang zu Gott, dem Leben im Wege standen.

Er ging Anstrengung und Gefahr, Hunger, Durst, Verfolgung, Spott, Schmerzen nicht aus dem Weg, wo es unvermeidlich war für das Ziel.

Er traute seinen Jüngern sehr viel zu. Wer glaubt, kann noch größere Werke tun als ich. Er war nicht dünkelhaft oder von oben herab. Er hat seinen Jüngern freie Hand gelassen. Ohne Bevormundung. Voll Vertrauen auf den Heiligen Geist.

Er erstickte Ansätze zu Herrschaft und Hierarchie im Keim: Wer der 1. sein will, soll der Diener aller sein.

Sie werden noch mehr finden. Es ist unsere Aufgabe als Christen, diesen Jesus in dieser Welt lebendig zu halten.

Denken wir jeden Tag daran, nicht nur heute am Patrozinium.

Predigt                                                               1./2. 8. 2020   Pucking

Liebe Brüder und Schwestern!

Vor 10 Jahren war ich in der Mongolei, Wanderexerzitien, veranstaltet vom Bildungshaus Puchberg. Die täglichen Wanderrouten und auch die der Begleitfahrzeuge mit dem Gepäck haben sich daran orientiert, wo es Wasserstellen gab oder Siedlungen mit einem Geschäft, wo man Wasser in Flaschen kaufen konnte.

In vielen Ländern der Erde dreht sich das tägliche Leben in erster Linie darum, wer wann wo Wasser beschaffen kann. Auf einer anderen Reise im Sudan ist unsere Reisegruppe einer Frau begegnet, die mit einem Eselskarren, beladen mit 2 Metallfässern – wie Regentonnen bei uns -, die bei einer Wasserstelle Wasser holte. Der einfache Weg dauerte nach ihrer Angabe 3 bis 4 Stunden. Das Schöpfen, Füllen der Tonnen, eine gute Stunde – also ein Unternehmen, das den ganzen Tag beanspruchte. Sie fahre jede Woche 2 mal, meinte sie …

Die Texte der Bibel, der Glaube des AT, sind in einer Gegend entstanden, wo das Wasser eine vergleichbare Bedeutung hat. Auch heute noch: Wissen Sie, warum die Kurden nicht selbständig werden dürfen? Weil sich in ihrem Gebiet das Wasserreservoir der Türkei, von Syrien und dem Irak befindet …

Wasser: lebensnotwendig.

In der Lesung, die wir gehört haben, preist Gott selber seine Fähigkeit an, allen Menschen Wasser zu geben. Den Durst zu stillen.

Als geübte Christen und KirchgängerInnen wissen wir schon: Wasser ist im geistlichen Bereich immer Symbol für das, was uns von Gott her leben lässt, für spirituelle Nahrung. Ein Vergleich, der in allen Kulturen der Welt üblich ist.

Und das, was in diesem Vergleich Wasser = Glaube drinsteckt, was im Jesajatext gesagt wird, ist in mehrfacher Weise bemerkenswert.

Wasser ist lebensnotwendig. Unbedingt. Ohne Wasser sind wir in spätestens 24 Stunden apathisch oder bewusstlos und in drei Tagen tot.

Spirituell gesehen: Wenn Glaube, die Botschaft Gottes, Jesu an uns Menschen, wie Wasser ist, ist sie für uns existentiell notwendig. Spirituelle Bedürfnisse sind kein Luxus, sondern überlebenswichtig.

Wie jeder Mensch Durst empfindet, so gibt es bei allen diese Sehnsucht nach „Mehr“ – nach dem was darüber hinaus geht über das Alltägliche, Messbare und Sichtbare. Die geistliche Tradition nennt dieses Gefühl „Sehnsucht nach Gott“.

Es ist in unseren Breiten – und wahrscheinlich weltweit – üblich geworden, genau das zu tun, was der Jesajatext beschreibt:

Wir kaufen um teures Geld, was uns nicht wirklich satt macht. Wir geben uns mit einem minderwertigen Ersatz zufrieden – wir laufen ihm hinterher – Essen und Trinken gehören da dazu, aber auch seichtes Freizeitvergnügen, Zeittotschlagen mit Tratscherei, oberflächliche Beziehungen, WhatsApp, Facebook und Co, Shoppen, alles ausprobieren was grad in ist und geht … viele Suchende fallen auf spirituelles Junkfood herein, das nicht satt, aber dafür abhängig und träge macht, spirituell krank – da fehlt dann die Energie, sich auf wirkliche und tiefe Begegnung mit dem lebendigen Gott – oder mit einer ernsthaften spirituellen Tradition – einzulassen. Das würde Zeit und Geduld erfordern, Anstrengung auch – wie das Wasserholen der sudanesischen Dame …

Wie wäre es, wenn wir beginnen uns um das zu kümmern, was für uns lebenswichtig ist?

Wie es bei dieser spirituellen Wanderung durch die mongolische Steppe darum gegangen ist, dass die Gruppe immer wieder an Wasserstellen vorbeikommt, so können wir unseren Weg durch den Alltag, durch die Woche, so gestalten, dass wir immer wieder auftanken können – unserer spirituellen Sehnsucht nachgeben: ein, zwei Seiten in einem Buch lesen, eine religiöse Fernsehsendung ansehen, 5 Minuten für ein schnelles Gespräch mit Jesus Christus einplanen, drei Minuten in die Kirche schauen, vielleicht eine Kerze anzünden, in schönen Augenblicken ein spontanes „Danke“ in den Himmel schicken …

Wir können auch eine Kleinigkeit für Jesus erledigen … in seinem Sinne.

Uns ist sicher klar, dass diese Erzählung von den 5 Broten und 2 Fischen im Evangelium auch (AUCH!) im übertragenen Sinn eine Botschaft für uns bereithält.

Für die Menschen damals:  Ja, dieser Jesus ist Gott, stammt von Gott – er macht sein Volk satt wie einst Jahwe auf dem Zug durch die Wüste ins Gelobte Land …

Aber außerdem:

Jedes noch so geringste Tun, jede noch so unscheinbare Kleinigkeit, die ich uneigennützig für Jesus, für das Reich Gottes zur Verfügung stelle, wird tausendfach vermehrt durch Gott selber …

Kann sein, dass wir denken:

Was ist das schon: meine 5 Minuten Beten angesichts der Zustände auf dieser Welt … meine 5 Euro angesichts der Hungerkatastrophe oder sonstiger Nöte wieder einmal irgendwo weit weg … mein gesetzestreues verantwortungsbewusstes Verhalten angesichts der Tausenden, denen Corona schon wieder wurscht ist … oder angesichts der Hunderttausenden in den USA oder Lateinamerika oder Afrika …mein Bemühen um Mülltrennung und Energiesparen angesichts internationaler Furchtbarkeiten …

Die Jünger haben angesichts der 5 Brote und 2 Fische auch gemeint: … aber was ist das für so viele …

Eine weitere Begegnung mit dem auferstandenen Jesus:

Lk 24, 36-49 (Fortsetzung des gestrigen Textes)

36 Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. 38 Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? 39 Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. 40 Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41 Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? 42 Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; 43 er nahm es und aß es vor ihren Augen. 44 Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. 45 Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. 46 Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen 47 und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, 48 seid ihr Zeugen dafür. 49 Und siehe, ich werde die Verheißung meines Vaters auf euch herabsenden. Ihr aber bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet!

50 Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. 51 Und es geschah, während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben. 52 Sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. 53 Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.

Meine Anregung:

Einfach eine Betrachtung versuchen …

Tipp: Schreiben Sie Ihre Beobachtungen, Eindrücke, Gedanken, Gefühle … (auch in Erinnerung an die Bibeltexte der letzten 3 Tage) heute auf jeden Fall auf!

Was Jesus seinen Jüngern und Jüngerinnen zutraut, ist erstaunlich. Vielleicht sind wir verblüfft, wenn wir die folgenden Texte lesen.

Was traut Gott mir zu? (Dies ist das Thema der heutigen Betrachtung)

  • Was traue ich mir selbst zu?
  • Wovon glaube ich, dass ich es nicht tun kann?
  • Was halte ich für unmöglich, undenkbar?
  • Was würde ich gern tun, traue mich aber nicht bzw. traue es mir aber nicht zu?

Bibelstellen:

Lk 5,13-16

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. 15 Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. 16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Lk 10, 1-9.17-20

1 Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.

 2 Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!

 3 Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.

 4 Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg!5 Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!

6  Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren.7 Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!8 Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. 9 Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe!

(…)

 17 Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und sagten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan.

 18 Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen.

 19 Siehe, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über die ganze Macht des Feindes. Nichts wird euch schaden können.

 20 Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!

Lk 17,6

6 Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.

Joh 14,12

Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.

Predigt                                       Christi Himmelfahrt 2019 Aschach

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Winnetou, Old Shatterhand, Robin Hood, Aeneas, Odysseus, König Artus, Johanna von Orleans, Gandhi, Friedrich Bonhoeffer, Sophie Scholl, Harry Potter, Mutter Teresa … Bischof Erwin Kräutler …

Echte Personen und erfundene Gestalten –

Was haben sie gemeinsam?

Sie sind unter Umständen das, was wir als Helden oder Heldinnen bezeichnen können.

Was sind Helden?

Sie setzen sich unbedingt für das Gute ein. Für Schwächere, für Gerechtigkeit.

Oft gegen eine Übermacht, gegen den Widerstand der Mächtigen, nehmen Verfolgung und Unbequemlichkeit, Mühe … unbeirrt in Kauf, haben einen guten Charakter, Gerechtigkeitssinn, sind hilfsbereit, sozial eingestellt, geben das Äußerste für ihre Ideale, und die sind sehr hoch.

Vorbilder, Originale, nicht erreichbar, man fühlt sich sicher, wenn sie da sind. Man empfindet es als tragisch, wenn se sterben, wenn sie nicht mehr sind.

 

So in diese Richtung etwa haben sich die Menschen zur Zeit Jesu den Messias erhofft.

Jesus ist durchaus in vielem so gewesen als Mensch auf der Erde.

Aber eben noch viel mehr, er hat den Rahmen gesprengt.

Bei der Himmelfahrt – oder wie wir das, was in Lesung und Evangelium geschildert wird, nennen wollen, geht er noch ein letztes Mal über menschliche Maßstäbe und Erwartungen hinaus.

 

Himmelfahrt – das ist ein Abschied. Ein menschenfreundlicher Abschied. Vorsichtig, behutsam, nach und nach.

Jesu, der Auferstandene, zeigt sich immer und immer wieder den Jüngerinnen und Jüngern.

40 Tage ist keine Zeitangabe, sondern 40 ist die biblische Zahl der Vollkommenheit. Der Abschied, die Phase der Umstellung auf das Neue, dauert genau so lang, wie es gut ist. Eine ideale Zeitspanne. Bis alle Jünger so weit sind und es packen. Trauer und Überraschung und Schock und alte Erwartungen verarbeitet haben.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren: Jesus hätte es gern schneller, er hätte uns Menschen gern selbständiger, mutiger, … und er verabschiedet sich zum frühest möglichen Zeitpunkt.

Es entspricht seinem Wesen und dem Wesen Gottes, uns selbständig agieren zu lassen. Er braucht uns nicht zu kontrollieren wie ein misstrauischer Chef. Er vertraut uns wie seinen besten Freunden.

Gott sieht uns allezeit, aber er schaut uns voll Liebe an wie eine Mutter, die die Fortschritte ihres Kindes beobachtet …

Klopft uns nicht gleich auf die Finger, wenn wir etwas falsch machen, lässt uns die Folgen ausbaden, aber unterstützt uns dabei.

Und nie entzieht er uns das Vertrauen …

 

Jesus handelt auch wie optimale Pädagogen: Er zeigt den Jüngern alles, er lehrt sie alles, er sagt: Was ich tue könnt ihr ebenfalls, und sogar noch Größeres …

Sie waren auch immer wieder ohne ihn, selbständig unterwegs, haben verkündet, geheilt, Wunder gewirkt.

Jesus hat die Seinen zur größtmöglichen Selbständigkeit erzogen.

 

Die allzu Zaghaften tröstet er mit der Zusage: ich bin eh bei euch…

Wir brauchen seine Freundschaft, wir brauchen das: zu fragen: was hätte Jesus gesagt, was würde er in einer bestimmten Situation tun, wie würde er entscheiden …

Da könnte sich die Kirche ein gutes Stück abschneiden: Entscheidungen, die von Angst oder Kontrolle, von Vertrauensverlust oder -verweigerung bestimmt werden, kommen ganz sicher nicht vom Heiligen Geist.

Wartet, bis der Heilige Geist euch erfüllt – wartet mit Entscheidungen, bis ihr das ganz deutlich spürt …

 

Aber dann nichts wie los.