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Predigt                                                               1./2. 8. 2020   Pucking

Liebe Brüder und Schwestern!

Vor 10 Jahren war ich in der Mongolei, Wanderexerzitien, veranstaltet vom Bildungshaus Puchberg. Die täglichen Wanderrouten und auch die der Begleitfahrzeuge mit dem Gepäck haben sich daran orientiert, wo es Wasserstellen gab oder Siedlungen mit einem Geschäft, wo man Wasser in Flaschen kaufen konnte.

In vielen Ländern der Erde dreht sich das tägliche Leben in erster Linie darum, wer wann wo Wasser beschaffen kann. Auf einer anderen Reise im Sudan ist unsere Reisegruppe einer Frau begegnet, die mit einem Eselskarren, beladen mit 2 Metallfässern – wie Regentonnen bei uns -, die bei einer Wasserstelle Wasser holte. Der einfache Weg dauerte nach ihrer Angabe 3 bis 4 Stunden. Das Schöpfen, Füllen der Tonnen, eine gute Stunde – also ein Unternehmen, das den ganzen Tag beanspruchte. Sie fahre jede Woche 2 mal, meinte sie …

Die Texte der Bibel, der Glaube des AT, sind in einer Gegend entstanden, wo das Wasser eine vergleichbare Bedeutung hat. Auch heute noch: Wissen Sie, warum die Kurden nicht selbständig werden dürfen? Weil sich in ihrem Gebiet das Wasserreservoir der Türkei, von Syrien und dem Irak befindet …

Wasser: lebensnotwendig.

In der Lesung, die wir gehört haben, preist Gott selber seine Fähigkeit an, allen Menschen Wasser zu geben. Den Durst zu stillen.

Als geübte Christen und KirchgängerInnen wissen wir schon: Wasser ist im geistlichen Bereich immer Symbol für das, was uns von Gott her leben lässt, für spirituelle Nahrung. Ein Vergleich, der in allen Kulturen der Welt üblich ist.

Und das, was in diesem Vergleich Wasser = Glaube drinsteckt, was im Jesajatext gesagt wird, ist in mehrfacher Weise bemerkenswert.

Wasser ist lebensnotwendig. Unbedingt. Ohne Wasser sind wir in spätestens 24 Stunden apathisch oder bewusstlos und in drei Tagen tot.

Spirituell gesehen: Wenn Glaube, die Botschaft Gottes, Jesu an uns Menschen, wie Wasser ist, ist sie für uns existentiell notwendig. Spirituelle Bedürfnisse sind kein Luxus, sondern überlebenswichtig.

Wie jeder Mensch Durst empfindet, so gibt es bei allen diese Sehnsucht nach „Mehr“ – nach dem was darüber hinaus geht über das Alltägliche, Messbare und Sichtbare. Die geistliche Tradition nennt dieses Gefühl „Sehnsucht nach Gott“.

Es ist in unseren Breiten – und wahrscheinlich weltweit – üblich geworden, genau das zu tun, was der Jesajatext beschreibt:

Wir kaufen um teures Geld, was uns nicht wirklich satt macht. Wir geben uns mit einem minderwertigen Ersatz zufrieden – wir laufen ihm hinterher – Essen und Trinken gehören da dazu, aber auch seichtes Freizeitvergnügen, Zeittotschlagen mit Tratscherei, oberflächliche Beziehungen, WhatsApp, Facebook und Co, Shoppen, alles ausprobieren was grad in ist und geht … viele Suchende fallen auf spirituelles Junkfood herein, das nicht satt, aber dafür abhängig und träge macht, spirituell krank – da fehlt dann die Energie, sich auf wirkliche und tiefe Begegnung mit dem lebendigen Gott – oder mit einer ernsthaften spirituellen Tradition – einzulassen. Das würde Zeit und Geduld erfordern, Anstrengung auch – wie das Wasserholen der sudanesischen Dame …

Wie wäre es, wenn wir beginnen uns um das zu kümmern, was für uns lebenswichtig ist?

Wie es bei dieser spirituellen Wanderung durch die mongolische Steppe darum gegangen ist, dass die Gruppe immer wieder an Wasserstellen vorbeikommt, so können wir unseren Weg durch den Alltag, durch die Woche, so gestalten, dass wir immer wieder auftanken können – unserer spirituellen Sehnsucht nachgeben: ein, zwei Seiten in einem Buch lesen, eine religiöse Fernsehsendung ansehen, 5 Minuten für ein schnelles Gespräch mit Jesus Christus einplanen, drei Minuten in die Kirche schauen, vielleicht eine Kerze anzünden, in schönen Augenblicken ein spontanes „Danke“ in den Himmel schicken …

Wir können auch eine Kleinigkeit für Jesus erledigen … in seinem Sinne.

Uns ist sicher klar, dass diese Erzählung von den 5 Broten und 2 Fischen im Evangelium auch (AUCH!) im übertragenen Sinn eine Botschaft für uns bereithält.

Für die Menschen damals:  Ja, dieser Jesus ist Gott, stammt von Gott – er macht sein Volk satt wie einst Jahwe auf dem Zug durch die Wüste ins Gelobte Land …

Aber außerdem:

Jedes noch so geringste Tun, jede noch so unscheinbare Kleinigkeit, die ich uneigennützig für Jesus, für das Reich Gottes zur Verfügung stelle, wird tausendfach vermehrt durch Gott selber …

Kann sein, dass wir denken:

Was ist das schon: meine 5 Minuten Beten angesichts der Zustände auf dieser Welt … meine 5 Euro angesichts der Hungerkatastrophe oder sonstiger Nöte wieder einmal irgendwo weit weg … mein gesetzestreues verantwortungsbewusstes Verhalten angesichts der Tausenden, denen Corona schon wieder wurscht ist … oder angesichts der Hunderttausenden in den USA oder Lateinamerika oder Afrika …mein Bemühen um Mülltrennung und Energiesparen angesichts internationaler Furchtbarkeiten …

Die Jünger haben angesichts der 5 Brote und 2 Fische auch gemeint: … aber was ist das für so viele …