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Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Was ist Schönheit?

Wann trauen wir uns zu sagen, ein Mensch ist schön?

Ist schön sein gleichbedeutend mit makellos, perfekt sein?

Es gibt und gab im Lauf der Geschichte immer Schönheitsideale.

Schönheit galt als Ausdruck dafür, dass jemand gesund ist. In Notzeiten, Barock – nach dem 30jähr. Krieg oder nach dem 2. Weltkrieg – galt eine eher rundliche Körperform als schön.

In einer Zeit großer Fülle und wirtschaftlichen Wohlstands, Fortschritts, im Hochmittelalter, Anfang des 19 und 20. Jh. und in den 70er Jahren des vorh. Sah man es als schick an, möglichst dünn zu sein.

Demnach wäre Schönheit zeitbedingt, eine Geschmacksfrage, wenn man gerade der landläufigen Vorstellung entspricht?

Heute als Frau groß, schlank, zwischen 25 und 40, lange blonde Haare. Eine Barbiepuppe, die reden kann. Wie geklont, dass man sich gar nicht an das Gesicht erinnert …

In der Gotik, als die großen Kathedralen gebaut wurden, haben die Baumeister absichtlich kleine Fehler eingebaut. Perfektion ist unmenschlich.

Wenn einem das Herz aufgeht beim Hinschauen, so dass wir gar nicht mehr wegschauen wollen.

Von Maria haben viele gedichtet „du schönste der Frauen“ – ohne sie jemals gesehen zu haben.

Vielleicht geht es gar nicht um das Aussehen an sich.

Schön – das ist eine Kategorie der Ausstrahlung. Ein Ausdruck der Persönlichkeit.

Die individuelle Note.

Das, was einzigartig ist an einem Menschen.

Was einer echten oder eingebildeten Norm entspricht, kann laut dieser Definition gar nicht schön sein …

Wir kennen das von verschiedenen Heiligen – da verwest der Leib nicht, wenn sie sterben. Oft gerade bei denen, die während ihres Lebens eher krank waren.

Wie kann das sein?

Liebe Brüder und Schwestern, vielleicht könnten wir sagen: Gottes Nähe färbt ab.

Wer oft, regelmäßig oder ständig mit Gott in Kontakt ist, da merkt man das früher oder später.

Gottes Anwesenheit heilt, stärkt, macht gesund, heil – und das wirkt sich selbstverständlich auf die körperliche Erscheinungsform aus.

Wie innen, so außen.

Geistige Gesundheit, Reinheit und Lauterkeit der Gedanken, des Wesens. Gesunder Geist. Nicht so, wie es oft verstanden wird, dass man fit sein muss …

Der Wert des Leibes – gerade nach dem Nazigräuel – die jüdische arme Frau aus der Unterschicht, Untermenschen – als Himmelskönigin proklamieren, das Dogma von 1950, das hat was, darauf können wir stolz sein.

Das ist Zeichen einer gesunden, christlichen Einstellung.

Gesund ist schön, heißt es – Es sind ja dieselben Kräuter, die zu Heil- und Kosmetikzwecken dienen. Und es sind nicht unbedingt die Pflanzen, die landläufig als besonders schön gelten, die die größte Heilkraft entwickeln: Brennnessel, Löwenzahn, Beifuß, Schafgarbe, Knoblauch, Beinwell, Ringelblume …

Wenn wir etwas segnen, dann wollen wir eigentlich sagen: Ja, wir wollen ständig an die Anwesenheit Gottes, an sein Wirken bei uns, erinnert werden – ständig im Kontakt mit ihm sein. Gesegnete Gegenstände sind Erinnerungshilfen, dass er bei uns ist.

So gesehen dient Segen der Gesundheit und Schönheit.

Das wünsche ich Ihnen und mir.

Predigt                                                                                   8. 2. 2014

Liebe Brüder und Schwestern!

In der Fußgängerzone von Stuttgart hatte im Sommer 1999 ein Künstler einen riesigen Salzberg aufgetürmt. Es sollte eine Illustration des damaligen Kirchentagmottos sein: “Ihr seid das Salz der Erde.” Mich hat dieser Berg befremdet. So, auf einem Haufen ist Salz wirkungslos. Es liegt einfach da und ist weiß, sonst nichts. So wirkt manchmal auch die große Kirche auf außenstehende Beobachter: Sie steht einfach da, fremdartig, wie aus einer anderen Welt. Für sich allein ist der Salzberg nutzlos. Ungenießbar.

Salz muss in kleinen Salzstreuern auf den Tisch. Es muss griffbereit sein in der Küche, damit man es in wohldosierten Mengen einsetzen kann. So verbessert es unsere Speisen. Es kommt nicht auf die Größe an, sondern auf die kleine, aktive, überall verfügbare Menge. Jesus würde sagen: auf jeden einzelnen von euch.

Wir leben in einer eigenartigen faszinierenden Zeit: Die Welt wächst zusammen. Über Internet, Fernsehen und Telefon ist alles gleichzeitig erreichbar. Eine gigantische Technologie schafft Verbindungen in einem noch nie da gewesenen Ausmaß. Firmen verschmelzen zu Gebilden von noch nie da gewesener Größe. Zugleich aber werden diese Gebilde immer weniger greifbar für uns. Die Menschen brauchen keine Vermittler mehr, schon gar keine großen Institutionen. Wer will kann in Kontakt treten, mit fast jedem anderen.

Etwas Ähnliches ist mit dem Salz passiert. Früher war es eine Delikatesse, teuer und schwierig zu bekommen. Man brauchte Verbindungen, komplizierte Infrastrukturen, um an es heranzukommen. Inzwischen ist es billig zu haben, für jeden. Die lukrativen Salzmonopole sind längst gefallen.

So wird es in naher Zukunft auch mit dem Wissen und dem Glauben werden. Wieder werden alte Monopole fallen: Die Schulen werden entthront. Die Kinder lernen außerhalb der Schule schneller und wirklichkeitsbezogener. Der Kirche geht es nicht anders. Die Menschen haben ihre sozialen Kontakte nicht mehr nur in der christlichen Gemeinde. Sie erfahren von Gott nicht mehr nur im Gottesdienst. Sie machen sich selbst auf die Suche nach Gott. Ich denke, das ist das Salzzeitalter der Christen.

Denn so hat es Jesus ja von Anfang an gemeint. Er hat keine Kirche gegründet, sondern ein paar Menschen um sich geschart und darauf vertraut, dass sie seine Botschaft weitertragen. Er hat nicht gesagt: Baut große Salzbergwerke. Gründet mächtige Firmen. Bildet ein Handelsnetz und ein Monopol. Achtet darauf, dass ihr allein das Salz besitzt. Nein. Er hat in menschlichen, natürlichen nachbarschaftlichen Dimensionen gedacht: Ihr seid das Salz der Erde.

Buch: „Ihr seid das Salz, nicht die Suppe.“

Quintessenz des Christentums ist nicht die große Zentralkirche mit dem Super-Gottesdienst, sondern die kleine Hilfe, Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft, in der Familie, Grätzl … in der Firma. Die paar, die Brot und Wein teilen.