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Entscheidung

Martin Huber ging rasch über den Hof der Firma. Für die Stelle als Kranführer, um die er sich beworben hatte, war um 9.00 das Vorstellungsgespräch. Noch ein Blick auf die Uhr … wegen des starken Verkehrs war er knapp dran – und: Öha! Fast wäre er in einen offenen Schacht gestolpert!

Da musste er etwas unternehmen! Wie leicht könnte es einem anderen gerade so gehen wie ihm – und schnell wäre ein Unglück geschehen.

Suchend blickte er sich um – da, in einer der Lagerhallen, sah es nach Holzplatten aus. Er würde zu spät kommen zum Termin mit dem Chef – aber das Wohl von Menschen war schließlich wichtiger, fand er.

Und so schaute er sich in der Lagerhalle um, fand bald eine geeignete Holzplatte und legte sie über den offenen Schacht … stampfte sie etwas fest – und betrat um Punkt Neun das Bürogebäude, staubig und mit schmutzigen Händen, wie er jetzt eben aussah – rannte die Stiege in den ersten Stock hinauf.

Einige Männer standen da vor der Tür des Chefbüros und warteten. Offensichtlich hatte er nochmal Glück gehabt!

Da öffnete sich auch schon die Tür und der Firmeninhaber kam auf den Gang heraus. Zu aller Überraschung bat er den noch atemlosen Martin als ersten in sein Büro.

„Ich habe in den letzten Minuten vor 9 Uhr am Fenster gestanden und in den Hof geschaut. Da habe ich gesehen, wie Sie den offenen Schacht gesehen und die Gefahr, dass jemand hineinfallen könnte, beseitigt haben – trotz der Gefahr des Zuspätkommens zum Vorstellungstermin. Sie haben ja nervös mehrmals auf die Uhr gesehen.

Wem das Wohlergehen der Mitmenschen und das Richtige zu tun wichtiger ist als der gute Eindruck bei einem Vorgesetzten, besitzt großes Verantwortungsbewusstsein.

Und genau so einen Menschen brauche ich für den verantwortungsvollen Posten als Kranführer!“

Predigt zum 4. Sonntag der Osterzeit

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Heute ist der sogenannte „Guter-Hirten-Sonntag“. Und der Weltgebetstag um geistliche Berufungen.

Jesus ist der gute Hirte – und viele Menschen sollen wie gute Hirten sein für ihre Mitmenschen.

 

Jesus sorgt sich um uns, sorgt für uns – keiner geht verloren, die Schwachen stärkt er, die Starken behütet und fördert er in ihrer Kraft, die sich verlaufen haben, sucht er und holt er zurück, die Verletzten pflegt er gesund – versuchen wir, nicht von Zufall zu reden, sondern von Liebes- oder Freundschaftsbeweisen Gottes für uns …

Wie geht das?

Jesus lädt uns ein, dass wir uns selbst so ernst und so wichtig nehmen, wie er es mit uns tut.

Wir stehen oft ein bisschen wie daneben, wie in einer Ecke, im abseits, als ob wir nur Zuschauer/innen wären in unserem Leben.

Wir lassen das Leben an uns vorbeiziehen – unbeteiligt. Cool.

 

Jesus, Gott, lädt uns ein, zu Mitwirkenden zu werden.

Ja, nicht nur das: Er lädt uns ein und fordert uns auf, die Hauptrolle zu spielen in unserem Leben.

Präsent zu sein. Voller Aufmerksamkeit. Alles mitzubekommen.

Stellen wir uns unser Leben vor wie einen Film.

Sie, liebe Bruder, liebe Schwester, sind in diesem Film nicht irgendwer, ein Statist oder eine Nebenrolle – nein, sie sind der Hauptdarsteller, die Hauptdarstellerin.

Auf Sie kommt es an.

Auf Sie kommt alles an, auf sie ist das Set zugeschnitten.

Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen.

 

In einer großen Firma war die Stelle eines Kranführers (einer Kranführerin) ausgeschrieben. Alle Bewerber wurden eingeladen, am Dienstag um 9.00 mit dem Chef ein Vorstellungsgespräch zu führen.

In der letzten Viertelstunde vor 9 Uhr sah man einige Menschen hastig das Fabriksgelände überqueren, manche sehr gestresst, manche eher gelassen.

5 vor 9 saßen 8 Personen im Vorraum zum Chefbüro.

Der Chef schaute inzwischen aus seinem Fenster. Er sah einen Mann, der an einem offenen Kanal vorbeikam – irgendjemand hatte wohl vergessen, den Deckel wieder zurückzubringen – leicht konnte ein Palettenfahrer oder sonst jemand das Loch übersehen, und ein Unglück würde geschehen.

Also blickte der Mann sich um, und als er den Deckel nicht finden konnte, lief er in eines der Gebäude, kam mit einem Brett wieder, legte es über die Öffnung und stampfte es fest, damit es auch halten würde.

Dann schaute er gestresst auf seine Armbanduhr – ohje, schon 5 nach 9 – und rannte so schnell er konnte, zum Haupteingang, die Stiegen hinauf zum Chefbüro, wo schon 8 Mitbewerber im Vorraum warteten.

Der Chef öffnete die Tür, bat den Mann, der noch ganz außer Atem war, zu sich hinein, und schickte die anderen fort: danke, meine Damen und Herren, Sie können gehen, die Stelle ist schon vergeben.

Und zu dem Mann, der ganz verdutzt dachte – wieso komme ich jetzt schon dran, ich bin doch als Letzter und sogar zu spät gekommen, meinte der Chef: Die Stelle des Kranführers ist ein sehr verantwortungsvoller Posten. Sie sind der einzige, der sich um das offene Kanalloch gekümmert hat – sogar obwohl Sie damit rechnen mussten, bei mir Unmut über Ihr Zuspätkommen hervorzurufen. Sie haben nicht gezögert, das einzig Richtige zu tun.

Ich bin überzeugt, Sie sind der Richtige für die Stelle des Kranführers.

 

Liebe Brüder und Schwestern, der Mann in dieser Erzählung hat gehandelt wie ein guter Hirte – wie Jesus selbst.

Er hat das Richtige getan – ohne Rücksicht auf ev. eigene Nachteile, ohne Sorge um die Meinung einer Obrigkeit, obwohl er noch gar nicht zu dieser Firma gehörte.

Er hat gewusst. Auf mich kommt es an!

In den eineinhalb oder zwei Stunden, bis alle Bewerbungsgespräche vorbei sind, was könnte da alles geschehen!

Warten geht nicht – auch nicht darauf, ob es vielleicht ein anderer machen wird.

 

Es hat vor mehreren Jahren einen Spruch gegeben: Wer, wenn nicht du?

Wann, wenn nicht jetzt?

Liebe Leute: es kommt auf Sie an – auf jede/n einzelne/n – nicht morgen, nicht nächstes Monat oder irgendwann – wir leben jetzt.

Probieren Sie es: Jetzt zu leben.