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Predigt                         – Darstellung des Herrn 2003

„Kalt und immer kälter – i wer abgebrüht und älter… aber des wü i net und des muas i jetzt klärn, i mecht lachen, tanzen, singen und rearn – und die liab mecht i bis in die zechnspitzn gspian…“

Liebe Brüder und Schwestern, dieser Liedtext aus den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wollte auch eine Anregung sein, sich nicht vorschnell zufriedenzugeben… eine Anstiftung wider die Resignation.

Das heutige Fest – früher Maria Lichtmess, seit dem 2. Vatikanum Darstellung des Herrn – möchte ganz Ähnliches.

Früher beendete es den Weihnachtsfestkreis. Das geschieht inzwischen durch das Fest Taufe des Herrn. Wir haben schon vier Sonntagsevangelien gehabt, bei denen Jesus als Erwachsener in Erscheinung tritt.

Weihnachten ist schon einige Zeit her, 40 Tage, um genau zu sein… Nach der Vorschrift des Alten Testaments musste jede männliche Erstgeburt, die als Eigentum Gottes galt, nach Ablauf dieser Zeit ausgelöst werden durch ein Opfer. Wir wissen, mit der Zahl 40 bezeichnet die Bibel immer etwas Besonderes, keinen genau messbaren Zeitraum, sondern eine Erfahrung, die Menschen mit Gott machen, eine Zeit, die voll Gnade, voll Gegenwart Gottes erlebt wird.

Der Tag Lichtmess, noch einmal mit weihnachtlichem Licht, dieses Fest soll ein Übergang sein, eine Erinnerung, ein Trost, Segen und Stärkung für die Zukunft, für die Zeit die jetzt beginnt, das normale, alltägliche Leben. Die für den Alltag zuhause gesegneten Kerzen sollen Zeichen sein für etwas anderes: Die Weihnachtsbotschaft: Gott ist in die Welt gekommen, ganz nahe bei uns, voll Segen und Kraft, ist wahr… Die Wunder, die das Evangelium berichtet, sind nicht abgeschlossene, unwiederbringliche Vergangenheit, eben genau das nicht, sondern sie haben mit unserem Leben, mit jedem und jeder von uns zu tun. Das Licht der Welt leuchtet hier und jetzt für uns.

Das heutige Evangelium will uns auch auffordern, im Alltag, in der „Normalzeit“ nicht abzustumpfen – kalt und immer kälter zu werden. Das Altwerden können wir nicht verhindern, genausowenig wie Simeon und Hanna.

Aber gerade diese beiden können für uns Vorbilder sein. Jahrzehntelang unbeirrbar darauf warten, es schließlich erwarten, dass Gott seine Versprechen erfüllt.

Viele von uns erleben Weihnachten als eine besondere Zeit der Gnade…

Simeon und Hanna sind eine Anfrage an uns und eine Ermutigung: Was erwarten wir sonst, das ganze Jahr über, von Gott? Warum lassen wir uns in der „Normalzeit“ vom Glauben und Hoffen abhalten? Warum geben wir uns mit den Erscheinungen dieser Welt zufrieden?

Wer sagt uns, Krieg sei unvermeidlich? Waffen müssten produziert werden…

Wer redet uns ein, Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung, Wegwerfgesellschaft, Konsumhaltung, Kommunikationsdefizit…Sich es hier und da ein bisschen richten, Freunderlwirtschaft, es mit Gesetzen nicht so genau nehmen, und mit der Verlässlichkeit und Treue und Hilfsbereitschaft… sei unvermeidlich, ganz normal…?

Wer zwingt uns, den ganz normalen Wahnsinn mitzumachen

Eine Krankheit als unheilbar hinzunehmen… einen krankmachenden Zustand, eine Familiensituation, wo mehrere verfeindet sind miteinander… Mobbing im Beruf…

Vorurteile… Schikanen Ausländern gegenüber…? Dass einfach jemand immer wieder die Stimmung schlecht macht mit giftigen Bemerkungen… Dass Lügen verbreitet, Menschen schlecht gemacht werden…die Grundlagen unseres Rechtsstaates lächerlich gemacht werden… in Wissenschaft nur eine bestimmte Methode propagiert wird… weil sie mehr Geld bringt momentan. In der Religion, in anderen, aber auch in unserer, Halbwahrheiten, geschichtlich ziemlich junge Traditionen und fundamentalistische Irrtümer als gottgegeben und unveränderlich stilisiert werden…

Niemand hält uns davon ab, uns selber zu informieren, selber nachzudenken, mit anderen zu diskutieren, unsere Meinung öffentlich zu sagen und unsere Rechte einzufordern.

Körperlich alt und älter zu werden, das heißt noch lange nicht, unser Urteilsvermögen, Lebensfreude, Hoffnung zu begraben… Oft werden Jugendliche bewundert oder auch milde belächelt, weil sie vom Leben – oder von Gott- noch alles erwarten. Allerdings ist diese Fähigkeit kein Privileg der Jugend. Simeon und Hanna. Abraham im AT… Schon gar nicht ist es bedauerlich oder dumm.

Wir sehen ja, dass Gott solche Erwartungen nicht enttäuscht. Ich trau mich sagen: er enttäuscht sie niemals.

Dies zu glauben, in unserem Leben zu versuchen und zu erfahren, lädt uns der heutige Festtag ein.

Feiervorschlag für zu Hause

Vorbereitung: 

Beginnen Sie mit dem Kreuzzeichen.

Stellen Sie eine kleine Schale mit Weihwasser (kann in der Kirche tagsüber geholt werden) oder mit normalem Wasser bereit.

Sorgen Sie ev. für Liedertexte, Gebetszettel …

Versammeln Sie sich um einen Tisch, auf dem die Kerzen stehen oder liegen, die Sie segnen wollen. Verteilen Sie die Aufgaben untereinander (lesen, Kerze anzünden, Segensgeste …)

Feier:

Beginnen Sie mit dem Kreuzzeichen und entzünden Sie eine der Kerzen.

Wenn Sie möchten, singen Sie miteinander ein Lied, z. B. „Du bist das Licht der Welt“, oder legen Sie Musik auf.

Tagesgebet

Gott, Schöpfer der Welt,

du hast Licht und Dunkelheit unterschieden, Tag und Nacht geschaffen und uns so einen Rhythmus gegeben, in dem wir gut leben können.

Halte unserem Suchen ein Licht entgegen, das uns Orientierung ist, und mit dem wir die dunklen Zeiten unseres Lebens erhellen können.

Wir bitten dich: Segne + diese Kerzen und alle, die sie während des Gebets und zu besonderen Zeiten entzünden. Lass sie uns Zeichensein für deine Anwesenheit bei uns Menschen, erfülle uns mit deiner Gnade, mit deinem Licht, mit deiner wärmenden Liebe. – Durch Jesus Christus, deinen Sohn, Licht für die Welt, der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.

Sprengen Sie etwas (Weih)Wasser über die Kerzen.

Fürbitten   (Sie können stattdessen eigene Anliegen aussprechen)

Herr Jesus Christus, Licht der Welt und Heiland aller Menschen, wir bitten dich:

1. Für die jungen Menschen: Lass sie bei ihrer Suche nach Wahrheit in den

    Älteren Wegweiser und Wegbegleiter/innen finden.

    Jesus, Heiland der Welt …

2. Für die Generation der Älteren und Alten: dass ihr Interesse an der Gegenwart 

    nicht vergeht und dass ihre Lebensleistung Wertschätzung erfährt. Hilf uns,  

    dein Wirken unter uns wahrzunehmen.
   Jesus, Heiland der Welt…


3. Für Menschen, die ihre Lebenspläne schwer oder gar nicht realisieren und   

    deren Träume sich nicht erfüllen, vor allem wegen der jetzigen Krise: dass sie  

    dein Wirken in ihrem Leben dennoch erkennen und neue Chancen sehen.

    Jesus, Heiland der Welt …

4. Für Frauen und Männer, die mit Ungeduld und Zorn, mit Kritik und 

    Beharrlichkeit das prophetische Amt in Kirche und Welt wahrnehmen: dass

    sie gehört werden zum Wohl der Menschen.

    Jesus, Heiland der Welt …

5. Lass auch uns selbst durch unser Denken und Handeln Licht verbreiten in den  

    Dunkelheiten des Lebens.
    Jesus, Heiland der Welt…
Herr Jesus Christus,
ohne deine Hilfe wäre unser Leben arm und dunkel. Für deinen Beistand danken wir dir mit frohem Herzen.
Sei gelobt und gepriesen: heute und zu jeder Zeit. – Amen.

Beten oder singen Sie das  Vaterunser  und ein Gegrüßet seist du, Maria

Text

Menschen

die aus der Hoffnung leben

sehen weiter

Menschen

die aus dem Glauben leben

sehen tiefer

Menschen

die aus der Liebe leben

sehen alles

in einem anderen Licht

Singen Sie noch ein Lied miteinander oder hören Sie einem Musikstück zu.

Beenden Sie die Feier mit dem Kreuzzeichen.