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Predigt                                                          27. 8. 2023

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Heute ist es also soweit: Ich nehme Abschied von euch. Die Pfarre Pucking ist mir ans Herz gewachsen, vielleicht, weil so viel Besonderes los war in den letzten 4 Jahren. Ich möchte Danke sagen für das Entgegenkommen und die gute Zusammenarbeit.

In den letzten Monaten bin ich immer wieder gefragt worden: Wie geht es denn weiter, wenn Sie aufhören, wer tritt die Nachfolge an?

Es geht gut weiter, Sie haben es im Pfarrblatt sicher gelesen. Für das

Seelsorgeteam aus ehrenamtlichen Christen ist gesorgt, und Petar Kresan wird als hauptamtlicher Seelsorger, nicht Pfarrleiter, aber Begleiter des Seelsorgeteams mit einigen Aufgaben, seinen Dienst antreten.

Dennoch – ich habe mir heute die Lesung ausgesucht, die erst nächsten Sonntag dran wäre. Weil ich Ihnen, euch eine Ermutigung mitgeben, hinterlassen will.

Paulus schreibt: Wir sind Erben.

Was ist ein Erbe, eine Erbin?

Vielleicht haben wir Agatha Christie – Krimis gesehen oder Romane gelesen von reichen Erben, die erben eine Firma oder ein Schloss oder ein Vermögen … oder ein Hotel oder Gasthaus.

Da kann man mitverfolgen, wie sie langsam in ihr Erbe hineinwachsen, wie sie es schaffen, dass das Gasthaus wieder gut läuft oder die Firma oder dass das Schloss erhalten werden kann … Jedenfalls ist das Erben auch mit Schwierigkeiten, mit viel Arbeit und Einsatz verbunden.

Ich kann mich aber nicht erinnern, dass in einem dieser Filme oder Bücher der Erbe, die Erbin zwar das Erbe angenommen hat, dann aber so getan hätte als sei nichts gewesen und einfach weitergelebt hätte wie bisher.

Das Schloss ignoriert, das Vermögen nicht verwendet, die Firma nicht einmal angeschaut …

Wäre auch sehr seltsam – oder?

Dabei ist dieses Nicht-in-Anspruch-Nehmen eines tollen Erbes weiter verbreitet als man meinen sollte.

Wir sind alle Erbinnen und Erben. Nicht bloß Petrus.

Wovon?

Und was gibt es da zu erben? Alles. Alles, was Gott im besten Sinn für die Menschen bereithält. Gottes Freundschaft. Heilung. Vergebung, Gemeinschaft. Ewiges Leben. Heimat. Das Reich Gottes, alle Gaben und Charismen des Heiligen Geistes, Erlösung, Leben in Fülle … Wir sollen und dürfen so werden wie Jesus.

Im Bereich der Religion verhalten sich viele wie so ein Erbe, dem sein geerbtes Vermögen wurscht ist. Danke, brauch man net.

Dann gibt es andere, die verhalten sich, als ob sie Touristen in diesem Schloss wären – sie bewundern die Architektur und Kunst und zahlen für einen Event oder den Aufenthalt – aber ob es weiter besteht oder nicht, egal, dann gehe ich eben im nächsten Urlaub ein anderes besichtigen … (eine andere Pfarre, eine andere Konfession, eine andere Religion …) Aha, die Musik heute hat nicht viel geheißen; na, geh ma halt nächstes Mal woanders hin…

Sie haben nicht die Spur einer Ahnung, dass sie die rechtmäßigen ErbInnen, d. h., Eigentümer/innen sind! Und es in ihrer Verantwortung läge, wie die Zukunft sich gestaltet. Was für eine Musik spielt.

Jesus hat davon gesprochen, dass seine Nachfolge nicht nur sensationell und unglaublich bereichernd und heilsam ist, sondern auch ein Kreuz, das es aufzunehmen gilt.

Klar: Wenn wir zu Jesus gehören, sind wir mit ihm Erben und Eigentümer/innen, um mit einem Bild weiterzusprechen: wir machen nicht Urlaub am Bauernhof, sondern der Hof ist unser Besitz und unser Zuhause und unsere Existenz hängt davon ab. Wenn sich um eine kranke Kuh niemand kümmert und sie deswegen eingeht, dann gibt es diese Kuh in Zukunft nicht mehr. Der Reichtum der ganzen Familie, Gemeinschaft nimmt ab. Und das schaut bei 5 Kühen noch einmal anders aus als bei 50 oder 500.

Christsein ist im konkreten Einzelfall auch immer wieder mühsame Kleinarbeit.

Aber: Und das ist genauso wahr: Jesus ist erstens immer bei uns und kümmert sich mit, und zweitens ist er auferstanden. Alles ist bereits in ihm erlöst und geborgen. Auch wenn es für uns ausschaut, also ob etwas zugrundegeht.

Dies gilt in erster Linie für die Kirche, für die Christenheit – und natürlich gilt das für unsere Pfarre Pucking.

Jesus ist hier bei uns anwesend. Er leidet und freut sich und lebt und fühlt und denkt und überlegt und plant mit uns. Und er weiß, wie die optimale Zukunft aussieht.

Wir wünschen uns und beten, dass wir draufkommen, wie er es haben will. Und dass wir das dann auch tun.

In der Pfarre neu und überhaupt jederzeit ist Gelegenheit, Aus der Zuschauerrolle herauszusteigen – ja, auch ein betroffener Zuschauer, der vielleicht sogar weint, bleibt ein Zuschauer -, und zum Mitwirkenden, zum verantwortlichen Eigentümer zu werden.

Ihr Erbe wartet auf Sie. Treten Sie es an.

Predigt                                                                Sa./So., 22./23. 8. 2020

Liebe Brüder und Schwestern!

Wie passt jetzt dieser Evangeliumstext zum Thema „Caritas-Augustsammlung“?

Die Geschichte mit Petrus, dem Felsen und dem Schlüssel fürdas Himmelreich ist uns ja bekannt…

Zwei Aspekte daran sind mir diesmal bei der Vorbereitung besonders aufgefallen.

Zuerst: Warum gerade Petrus? Schauen wir uns doch einmal an, wer dieser Petrus war.

Simon Barjona, Sohn des Jona, aus Kafarnaum, von Beruf Fischer. Zusammen mit dem Bruder Andreas betreibt er ein kleineres Fischereiunternehmen. Er dürfte der jüngere Bruder gewesen sein – er lebt nämlich im Haushalt der Schwiegermutter, wie wir von der Erzählung ihrer Heilung wissen. Der ältere Andreas hat das Elternhaus und die Firma übernommen. Andreas ist auch der, der Jesus als erster kennenlernt und den Bruder zu ihm mitnimmt.

Von der Persönlichkeit her war Simon offenbar der lebhaftere, schnell begeistert, aber auch rasch empört oder zornig, ein Mann mit Herz, der dieses öffnet – für Jesus. Er ist ein Liebender – vom Bericht des Paulus wissen wir, dass Petrus auf den späteren Missionsreisen immer seine Frau mitgehabt hat.

Das, was er als richtig erkannt hat, lebt er ohne Wenn und Aber.

Vor 2 Wochen haben wir erst die Begebenheit gehört, wie er es wagt, aus dem Boot auszusteigen und über das sturmbewegte Wasser des Sees zu Fuß auf Jesus zuzugehen…

Bei Jesu Verhaftung hat er seinen Freund und Rabbi mit dem Schwert verteidigt. Und ein paar Stunden später hat er voller Angst geleugnet, ihn jemals gekannt zu haben. Dann tut es ihm furchtbar leid und er weint.

Wir denken uns vielleicht: wieso gerade der? Hätte es da nicht geeignetere Anführer gegeben als ruhenden Pol und eben Felsen, an den man sich festhalten kann, für die ersten Jünger?

Kann es sein, liebe Brüder und Schwestern: Jesus konnte beim besten Willen niemanden finden, der perfekt gewesen wäre. Wir Menschen sind das nämlich nicht. Wenn sich zwischenzeitlich eine Reihe der Päpste, diesich ja als Nachfolger des Petrus verstehen, so stilisiert haben oder so auf ein Podest gehoben wurden, als ob soe vollkommen wären, dann ist das eine nicht einhaltbare Illusion, die Gott sei Dank seit mehreren Jahrzehnten zu bröckeln beginnt.

Das tatsächlich wunderbare an diesem Simon bar Jona war: Er wusste, dass er nicht perfekt ist. Er kannte seine Fehler und Schwachpunkte.

Genau deshalb – zusammen mitseiner Liebe zu Jesus und seinem direkten Draht zu Gott, den ihm Jesus im heutigen Evangelium bescheinigt, genau deshalb ist er der richtige Mann – er wird Verständnis haben für alle, die jesus nachfolgen – für die Kirche, die Schar der Menschen, die nicht vollkommen sind. Er hat ihnen etwas zu sagen, weil er aus Erfahrung weiß, wie mit dem Nichtperfekten umgegangen werden kann. Barmherzig. Aufbauend. Zum Beispiel.

Dazu passt das Zweite: Jesus übergibt diesem Petrus die Schlüssel des Himmelreiches. Oft wird das so dargestellt: mit einem Schlüssel. Nein, da ist die Rede von mehreren. Das ist bedeutsam, weil es eben mehrere Zugänge zu Jesus, zum Reich Gottes, zum „Himmel“, wenn wir so wollen, gibt. Die aufgabe der Kirche besteht offenbar darin, diese Wege offenzuhalten. Aufzuschließen, zu erschließen – und zu schauen, dass möglichst viele durch die Tür hereinkommen. Lange und oft hat man die Schlüsselgewalt ja so verstanden, dass man zusperrt und ausschließt… Wenn jeder, der nicht perfekt ist oder irgendwelche Mängel aufweist, oder irgendetwas nicht ultraorthodoxes glaubt, ausgesperrt wird, ist er ziemlich rasch allein – und zwar ebenfalls draußen …

Es ist die Verantwortung und Aufgabe der Kirche, Wege zum Heil kenntlich zu machen. Auszuschildern. Behilflich zu sein denen, die sie gern gehen würden und nicht genau wissen wie oder es sich nicht zutrauen.

Diesem Auftrag Jesu wird gerade die Caritas gerecht. Warum hilfst du, werden gerade in Ländern, wo nicht alle Menschen Christen sind, gefragt. Weil Gott will, dass es allen Menschen gut geht.

Angesichts der Weltlage – aber auch bei geringeren Problemen, die sich aufdrängen, sehen wir meistens ganz schnell, was alles nicht geht, wo etwas falsch läuft, … Mit dem Beispiel Jesu, der eben fehlerbehaftete Menschen beruft (andere gibt es nämlich nicht), möchte er uns Mut machen. Es ist Aufgabe der Kirche, von uns Christen, das zu sehen und zu betonen, was möglich ist, was gehen kann, wo Chancen liegen und Stärken.

Dann werden wir tatsächlich nicht zugrunde gehen. Diese negativen Denkweisen, das Jammern und sich gegenseitig Runterziehen und Fertigmachen – das kann überwunden werden. Tun müssen wir schon etwas dafür. Amen.