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Pfarrblattartikel “Haider Ruf” 1.2020

„Weniger ist mehr“

… klingt als Motto für die Fastenzeit nicht schlecht, wirft aber zuerst die Frage auf: wieso? Natürlich ist „weniger“ nicht von vornherein schon „mehr“, sondern eben „weniger“.

Wir sind herausgefordert, der Sache aufden Grund zu gehen. Tiefer und anders zu denken als bisher.

Das „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ des Aschermittwoch fordert auf, die Perspektive zu ändern, anders als bisher hinzuschauen. Wer sich umdreht und nach hinten blickt, kann das sehen, worauf er sonst nicht achtet, auf die Spuren, die er in dieser Welt hinterlässt. Hinten sind alle, die nicht mehr mitkönnen, die auf der Strecke geblieben sind.

Durch das Reduzieren und Weglassen von etwas kann Raum geschaffen werden für etwas anderes, das wertvoller ist.

Wenn ich weniger und anders konsumiere, für meine persönlichen – meist antrainierten oder fremdbestimmten – Bedürfnisse – weniger Geld ausgebe, bleibt es übrig und kann zur Linderung und Beseitigung von – echter – Not gespendet werden. Steht so – ganz einfach und banal – bereits im Alten Testament. Durch Verzichten entsteht ein Mehrwert, den es sonst nicht gäbe – noch spürbarer, wenn es dadurch auch mit meiner Gesundheit bergauf geht.

Wenn ich meine Zeit nicht zupflastere mit oberflächlicher Unterhaltung und virtuellenKontakten bleibt sie übrig, um echte Beziehungen zu pflegen: Gespräche mit Familie, Freunden, Nachbarn … oder sinnvolle Freizeitaktivitäten, die mir wirklich gut tun.

Aber noch eine weitere Änderung unserer Blickrichtung empfiehlt sich: die nach oben.

Meistens sehen wir ständig, was wir alles machen sollen, die Aufgaben, die anstehen, die Probleme, die nach Lösungen rufen.

Dabei vergessen wir, dass wir nicht allein auf uns gestellt sind – und wir übersehen, dass im Grunde alles Geschenk ist: Unser Leben, die Fähigkeiten, die Mitmenschen, die Erde mit all ihren Ressourcen, dass wir lieben und glauben können, einen Sinn sehen, dass wir erlöst sind und ewig leben dürfen…

Es geht beim „Fasten“ auch darum, den Wert der einfachen Dinge neu zu entdecken.

Wer ständig auf der Jagd ist nach dem, was scheinbar fehlt, übersieht leicht das Gute, das schon da ist. Bemerken und schätzen, was vorhanden ist: Nahrungsmittel, Materialien, Begabungen, Talente … und daraus etwas zu machen – so entsteht Dankbarkeit. Dankbare Menschen, die sich reich beschenkt und unendlich geliebt wissen, sind ein unbezahlbares Potential für den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.

Wir Christen könnten so sein.

Wir sind eingeladen, heuer in der Fastenzeit Schritte dahin zu wagen.

Menschen, die glücklich sind, die spirituell aktiv sind, in einer intakten Gemeinschaft leben, viel lachen bzw. mit Humor gesegnet sind und die sich häufig in der freien Natur, v. a. im Wald, aufhalten, deren Immunsystem ist auf höchstem Niveau.

Gesunde Ernährung und Bewegung tun ein Übriges dazu, ausreichend Schlaf und Freizeit.

Sinn.

Ich bezweifle, dass ein solches Leben vielen Menschen in China vergönnt ist.

Kann ja sein: das Coronavirus ist ein Hilferuf, ein Aufruf, das System zu ändern.

Spiritualität, Natur, Freiheit, Selbstbestimmung, Sinn: Chinesen, nehmt euch, was ihr braucht!

Und Krankheitserreger verlieren ihren Schrecken, ihre Macht.

Was meint ihr dazu?

Heute war ich beim KFB-Bildungstag des Dekanats Eferding.

Es war ein tolles Thema: Gesundsein.

Was bedeutet das überhaupt?

Die Definition der UNO: Völlige Abwesenheit von Krankheit, Beeinträchtigung im körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Bereich. Ich möchte hinzufügen: und im spirituellen…

Na gut – so gesehen ist wohl niemand ganz gesund.

Sich wohlfühlen wäre es schon eher. einen Sinn spüren, für den ich mich auch vehement und wenn nötig unter Entbehrungen und Mühen einsetze …Das schon eher.

Gesund leben als beste Vorsorge.

Denkt mal drüber nach.