„Du hast im Sinn, was
die Menschen wollen.“
Liebe Brüder und
Schwestern, ist das nicht bei uns auch öfter einmal so?
Wir wollen, wissen,
denken und planen und machen so viel, unserer Meinung nach Gutes – da haben wir
gar keine Zeit mehr oder kommen gar nicht auf die Idee, noch lang zu fragen,
was Gott, was Jesus von uns will.
Petrus, der da heute
so geschimpft wird – wir erinnern uns, vorigen Sonntag haben wir gehört, dass
Jesus ihm die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut, er erkennt, dass Jesus
der verheißene Messias Gottes ist – und gleich nachher, nach diesem „Highlight“
– heute gerade das Gegenteil –
Petrus und die
anderen Jünger waren gesund und normal, begeistert, voller Tatendrang, haben
auch gelernt, sich wo durchzusetzen, und klar haben sie lieber Macht und
Reichtum, Gesundheit, Erfolg und Ansehen als das Gegenteil davon.
Wir wollen das auch –
und das alles ist auch gut und richtig.
Aber Jesus erklärt
gerade das Wesen seiner Sendung. Sein Auftrag – gerade weil er Gott ist –
besteht nicht darin, einen irdischen Gottesstaat zu errichten. Wir wissen aus
der politischen Geschichte unseres Planeten, dass alle Gottesstaaten, religiöse
Herrschaft, Durchsetzung des Glaubens mit politischer Gewalt, sich schädlich
ausgewirkt hat – das Gottesbild wird verzerrt oder ganz verdunkelt.
Gott ist im Wesen ja
so, dass er/sie niemals Menschen gegenüber Gewalt anwendet, etwas erzwingt.
Reine Liebe.
Petrus hat das im
Lauf seines Lebens immer besser begriffen. Er ist im heutigen Evangeliumstext
wie oft der, der das, was sich eigentlich alle Apostel denken, laut ausspricht.
Er war eben besonders eifrig, schnell entschlossen, mutig.
Heute sind auch viele
Christen besonders eifrig.
Manche meinen, sie
müssten biblische v. a. alttestamentliche Werte, Moralvorstellungen des 19. Jh.
mit Hilfe einer politischen Partei – das läuft auf Durchsetzung mit politischen
Mitteln hinaus – durchsetzen.
Oder – wir erinnern
uns, welchen großen Schaden die angerichtet haben, die nach Bekanntwerden der
kirchlichen Missbrauchsfälle zuerst noch lange versucht haben, zu verschweigen
und zu vertuschen – der Versuch, heile Kirche nach außen hin darzustellen.
So etwas gibt es
immer wieder. So nach dem Motto: nur nicht dran rühren, wie stehen wir denn
dann da …
Dabei sind die
normalen Menschen in unserer Welt schon viel weiter: im allgemeinen hat man vor
einem Menschen, der Fehler eingesteht und zu ändern versucht, dazu auch um
Hilfe bittet, weit mehr Achtung als vor einem, der alles vertuscht, womöglich
um weitermachen zu können wie bisher oder zumindest um als perfekt und super
dazustehen.
Es ist jetzt freilich
jede und jeder super, weil Gott jeden einzelnen besonders ins Herz geschlossen
hat und super findet – aber das ist nicht das gleiche wie perfekt oder
fehlerlos.
Manche sind in ihrer
Liebe zur Kirche so übereifrig, dass sie die Augen verschließen vor
Fehlentwicklungen, dass sie angebrachte Kritik an Amtsträgern, Papst und
Bischöfen, am System, an Traditionen als lieblos oder sogar als verwerflich
ansehen.
Andere wieder sind in
ihrer Liebe zur Kirche, zu Jesus so übereifrig, dass sie alle
Frömmigkeitsformen, die sie nicht rational mit ihrem Hausverstand erklären
können, sofort einmal verdächtig finden und ablehnen.
Petrus war auch
übereifrig in seiner Liebe zu Jesus.
Immerhin lässt Petrus
sich von Jesus eines Besseren belehren. Aus Liebe zu ihm denkt er nach, denkt
er um, lässt sich überzeugen.
Jesus lädt uns hier
ein, liebevoll, dass wir umdenken und uns vom Besseren überzeugen lassen.
Wo haben wir etwas,
wo wir spontan alarmiert denken: „Das darf nicht geschehen“?
Krankheit? Misserfolg
im Geschäft, Betrieb? Dass die Ehe scheitert? Kinderlos bleibt?
Arbeitslosigkeit? Wirtschaftskrise? Dass eine bestimmte Partei an die Regierung
kommt? Dass sich in der Kirche eine bestimmte uns missliebige Richtung
durchsetzt? – Oder was es sonst an Schrecklichkeiten gibt.
Wir dürfen Jesus
nicht falsch verstehen: Er möchte nicht, dass es uns schlecht geht. Wir sind
sogar aufgefordert, um alles Gute des Lebens zu beten und uns energisch dafür
einzusetzen.
Was er meint, ist,
soweit ich ihn verstanden habe: Wir sollen ernsthaft in Betracht ziehen, wie
unser Leben trotz größerer und kleinerer Störungen und Handicaps und oftmaligen
Scheiterns glücklich verlaufen kann.
Wir sollen uns durch
nichts – auch nicht durch unsere eigenen Fehler und Sünden – davon abhalten
lassen, ihm nachzufolgen – mit ihm eine enge, ja eine Liebesbeziehung
einzugehen – wie Petrus. Auch wenn wir mit Jesus ringen und streiten und geschimpft
werden, wenn wir Enttäuschungen und Misslingen, Widrigkeiten erleben, das
Unverständnis unserer mitmenschlichen Umgebung, vielleicht sogar Anfeindungen,
nicht aufgeben, sondern weiter dabeibleiben, uns an Jesus zu orientieren.