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Predigt  Taufe Jesu                                                             So., 9. 1. 2022

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Was ist in einer Pfarre normal? Was macht eine Pfarre aus?

Der Gottesdienst, zumindest am Sonntag? Das Kirchengebäude? Die hauptamtlichen SeelsorgerInnen? Die Gruppen und Runden, die sich mehr oder weniger regelmäßig treffen? Dass das Pfarrbüro geöffnet ist? Dass Menschen in Not ein offenes Ohr und konkrete Hilfe erwarten dürfen?

Wann ist es noch eine Pfarre, wenn eines oder mehrere dieser Dinge fehlen?

Liebe Schwestern und Brüder, wir wählen in wenigen Wochen, am 20. März,  einen neuen Pfarrgemeinderat.

Wir halten das meiste für selbstverständlich und bedenken nicht: dass das nicht automatisch geht ohne Menschen, die hier mittun und sich engagieren.

Wir sind eingeladen, von dieser Haltung der Konsumenten wegzukommen – sie beruht nämlich auf einem gewaltigen Irrtum.

Die Pfarre – das ist nicht ein Institut wie ein Supermarkt oder eine Arztpraxis, wo jemand etwas anbietet und ich hingehe, wenn ich etwas haben will.

Bei der Pfarre sind wir diejenigen, die sie zustandekommen lassen. Es ist wie eine Familie, und wir sind die Familienmitglieder. Die Eigentümer. In der Bibel steht: Erben.

Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter.

Das hat Gott nicht nur ein einziges Mal zu Jesus aus Nazaret gesagt.

Gott sagt das zu jedem und jeder von uns bei der Taufe.

Wir sind getauft – und Gott hat bei der Taufe zu jedem und jeder von uns ganz JA gesagt. Hat uns erfüllt mit den Gaben des Geistes. Jeden mit einer besonderen, speziellen Mischung.

Wir haben jeder eine persönliche Berufung. Wir sind unersetzbar, nicht austauschbar.

Unsere Begabungen sind dazu da, dass wir sie einsetzen.

Was ist die Taufberufung? Selber den Kontakt mit Gott zu halten, zu pflegen – und: Andere in Kontakt zu ihm bringen. Und genau das ist auch der Zweck jeder Pfarre. Menschen das Heil zu bringen: durch Verkündigung, durch Gemeinschaftspflege, durch caritative Sorge. Gottes Nähe zu würdigen und zu feiern.

Wenn Menschen durch eine Arbeit oder ein Angebot der Pfarre nicht zu einem besseren Leben kommen als bisher, nicht glücklicher werden, dann kann man sich diese Tätigkeit sparen.

Viele, die sich schon lange hier engagieren, kommen sich wirklich zeitweise überfordert oder doch sehr sehr gefordert vor.

Da brauchen wir keine Angst haben. Zur Taufgnade gehört es dazu, dass Gott uns alles schenkt, was wir brauchen. Nicht nur persönlich, sondern natürlich auch im christlichen Wirken. Simone Weil hat das die „Schwerkraft der Gnade“ genannt. Was immer wir tun, wir landen in der Hand Gottes.

Kennen sie das „Pareto-Prinzip“

20 % des Einsatzes erzielen 80 % des Erfolges oder Ergebnisses.

Bei uns Christen reichen 10 %. Gott erledigt den Rest. Das ist jetzt kein Witz, das verhält sich wirklich so. Probieren sie es aus!

Übrigens halten höchstens 10 % der Katholiken das Pfarrleben aufrecht. Von ca. 2.300 katholischen Christen im Pfarrgebiet Pucking kommen rund 230 Personen einmal im Jahre mit der Pfarre näher in Berührung – Gottesdienstbesuch oder Mitarbeit.

Wir sind berufen, die Freude und das Glück in Pucking zu vermehren. Vielleicht möchten Sie da ja selber mittun. Man darf. Kann und soll sich auch selber für den PGR vorschlagen.

Und schreiben Sie Menschen auf, die Ihnen einfallen!

Predigt                            Taufe Jesu                     So., 12. 1. 2020 Haid

Liebe Brüder und Schwestern!

Jesus hat sich in der Menschenschlange angestellt und von Johannes dem Täufer taufen lassen. Sensationell daran ist: Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe, ein Akt zur Vergebung der Sünden.

Jesus, der auch ganz Gott ist – braucht der das?

Jesus ist auch ganz Mensch. Er ist in einem familiären Umfeld aufgewachsen und war den kulturellen und sozialen Einflüssen seiner Zeit ausgesetzt. Die Leute in Nazareth haben vermutlich schon getuschelt – jetzt ist der über dreißig, er hätte schon längst eine Familie gründen sollen, erfolgreich sein in seinem Betrieb als Zimmermann, eine Säule der Gemeinde, der für die Witwen und Waisen in der Verwandtschaft sorgt … statt dessen ist er ein Herumtreiber, monatelang in der Wüste, …

Und jetzt steht er da im Jordan, und sein Weg wird gleich zweimal bestätigt: Johannes, der ja mit ihm verwandt ist, erkennt in ihm den, der mit Feuer und Heiligem Geist taufen wird, der über ihm steht, ihm als Erfüllung seines Vorläufertums folgen wird. Der der erwartete Messias – auf Hebräisch Meschiach, ist, der Gesalbte des Herrn.

Jesus verlangt es aber – und kaum dass er getauft ist, kommt die Bestätigung oder Beglaubigung durch Gott selber: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe.

Das Matthäusevangelium komponiert diesen Text in genialer Weise.

Im Judentum gab und gibt es unterschiedliche Messiasvorstellungen. Eine davon schaut so aus, dass ein religiöser Vorläufer kommt, ein strenggläubiger, der predigt und bewirkt, dass sich die Menschen bekehren.

Kurz darauf oder noch gleichzeitig soll dann der eigentliche in Erscheinung treten, der als politischer König ein neues Reich errichten wird.

So wird uns auch klar, wieso die religiöse Elite damals von Jesus erwartet hat, dass er wirklich sich als König outet. Und es wurde in keiner Weise verstanden, dass er das nicht getan hat, dass er sich kreuzigen ließ– das Judentum wartet ja heute noch.

Es kommt aber noch etwas dazu, was alle Erwartungen übertrifft und auch sprengt. Gott spricht hörbar zu den Menschen.

Bei der Taufe Jesu ertönt nicht nur die Stimme, es ist auch etwas zu sehen: Gottes Geist kommt sichtbar wie eine Taube auf ihn herab.

Die Taube ist uns bestens vertraut als Darstellung für den Heiligen Geist.

Im Judentum handelte es sich allerdings um ein Symbol, das tabu war. Und zwar absolut. Die Taube ist das heilige Tier der Göttin Ischtar, der großen Muttergöttin und Liebesgöttin im arabischen Raum, gegen die das ganze AT wettert – da die Menschen immer wieder zu diesem Glauben abgedriftet sind.

Matthäus stellt nun richtig, dass alles Gute von diesem einen Gott kommt, der weder männlich noch weiblich ist – egal auf welche Weise Menschen ihn/sie anrufen.

Die Liebe, Barmherzigkeit, Vergebung, Geduld, das Lebenlassen, die Schönheit, der Reichtum der Natur, das Blühen und die schönen Seiten des Lebens – und dass angesichts von Gewalt nicht Gegengewalt das rettende Mittel ist – dieser Gott ist hier anwesend in diesem Menschen Jesus.

Und dieser ist nicht nur der Retter Israels, sondern der ganzen Welt.

Auch bei unserer Taufe ertönt die Stimme Gottes: Das ist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn.

Wir werden frei von der Erbsünde, von der menschheitsumfassenden Schuldverstrickung, d. h., äußere Umstände können uns nicht gefangen nehmen.

Wir werden gesalbt – zu KönigInnen, PriesterInnen und ProphetInnen.

Was tun Könige?

Sie tragen Verantwortung. Sorgen für Recht und Ordnung. Schauen, dass alle haben, was sie brauchen, dass die Menschen im Land gut und glücklich leben können. König sein ist im Grunde ein Sozialberuf. In der Taufe bekommen wir den Auftrag und zugleich Gottes Hilfe zugesagt, wenn wir Verantwortung übernehmen in Familie, Beruf, Gesellschaft, Staat … uns für andere einsetzen, dass ihr Leben besser, schöner wird.

Was tun Priester?

Darauf aufmerksam machen, dass diese sichtbare Welt nicht alles ist, was es gibt. Brücken bauen zwischen Gott und Mensch. Verbindung pflegen zwischen Himmel und Erde. Bei Gott eintreten für die Menschen – für Gottes Anliegen Werbung machen bei den Menschen.

Jede/r von uns kann das auch und hat es, vermute ich einmal, schon öfter getan.

Propheten sind in der Bibel Menschen, die die Welt mit Gottes Augen sehen – und darauf aufmerksam machen, wo Menschen eine gottferne Ordnung erstellen, die lebensfeindlich ist.

Wir haben heute jetzt dann gleich die Möglichkeit, unsere Taufe zu erneuern. Ja zu sagen zu unserer einzigartigen Berufung und Würde.