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Und, haben Sie heute wider Erwarten einen Parkplatz gefunden? Oder ist Ihnen etwas anderes zuteilgeworden, zugefallen, einfach so, anstrengungslos …? Nur auf Ihre Bitte hin, den vielleicht sogar unausgesprochenen, nur halb gedachten Wunsch …?

Ich schreibe „nue“ – nur auf die Bitte hin …

Ehrlich: Kann etwas Großartigeres eintreten, als dass Gott persönlich mit uns in Kontakt tritt – wie ein lieber Papa, eine vertraute Freundin, wie der geliebte Mensch … uns einfach eine Freude macht, unser Leben erleichtert, weil er/sie uns mag?

Zeichen der Liebe und Fürsorge für uns …

Die Anregung für heute: Sprechen Sie mit Gott/Jesus darüber! Über das, was er getan hat, über Ihre Wünsche, Sorgen, Hoffnungen, Ängste, Freuden … über Ihre Gedanken und Pläne – und vielleicht auch über seine Gedanken und Pläne …

Sprechen Sie über offene Fragen Ihres Glaubens. Bitten Sie um Antwort, um Aufklärung, um Erkenntnis.

Sprechen Sie mit Jesus über Ihre Mitmenschen – über die, denen Ihre Liebe, Zuneigung, Sorge … gilt – und über die lästigen, Schwierigen, Zeit und Nerven Raubenden, über die, denen Sie nicht begegnen möchten, über die, die Sie bewundern und denen Ihr tiefer Respekt gilt … Sprechen Sie mit ihr (Gott*) über Ihre Arbeit, über Ihre Freizeit …

Ganz egal, worüber Sie mit ihr* reden, haben Sie folgenden Satz der  Heiligen Teresa von Avila im Bewusstsein:

Alle Schwierigkeiten im Gebet können zurückverfolgt werden auf eine Ursache: zu beten, als wäre Gott abwesend.

Oder:

Beten ist nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil wir sicher sind, dass er uns liebt (…) Ich habe dies klar erkannt.

Vor einer Woche war ihr Gedenktag.

Hier die Predigt vom Frauengottesdienst:

Teresa – Predigt

Vielleicht habt ihr euch gewundert, dass ich die Heilige Teresa von Avila, die große Ordensgründerin, als Prophetin tituliert habe. Wie das?

Die Prophetinnen und Propheten der Bibel zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihr gesamtes Leben Gott zur Verfügung stellen. Das hat Teresa gewiss auch getan. Propheten zeigen etwas auf, das nicht in Ordnung ist und zwar in den Augen Jahwes nicht in Ordnung ist – in Gesellschaft, Staat, Kirche … – und weisen auch darauf hin, wie es besser gehen könnte, meistens leben sie das selber auch gleich vor als Prototyp gewissermaßen.

Teresa fand folgende Bedingungen vor:

Sie wurde in Spanien geboren zu einer Zeit, als die Mauren, die Muslime meist nordafrikanischen Ursprungs, gerade erst vertrieben worden waren. Viele Bräuche und Sitten waren noch präsent: der Gesichtsschleier für Frauen z. B., auch die patriarchale Gesellschaftsordnung, in der Frauen in der Öffentlichkeit kaum präsent waren und schon gar nicht etwas zu melden hatten. Machismo heißt das heute.

Sie lebte in der Hochblüte der spanischen Inquisition. Viele Muslime und auch Juden waren nur zum Schein Christen geworden, zwangsweise, um nicht vertrieben zu werden oder die Todesstrafe zu erleiden.

Außerdem war es die Zeit kurz nach der Reformation. Auch in Westeuropa gab es mehrere spirituelle Bewegungen, die dieselben Anschauungen vertraten wie Martin Luther sie formuliert hatte – nicht selten auch extemere und radikalere.

Religiöse Schwärmer gab es auch noch, und zwar jeder Art – mystische wunderbare Phänomene waren quasi „in“ – Visionen, Trancezustände, Stigmatisierung, Wunder aller Art …

Der Staat Spanien bemühte sich in Ordnung und normal zu bleiben; das Königshaus beauftragte die katholische Kirche mit dieser Aufgabe, religiöse Abweichler und Sonderformen jedweder Art zum Verschwinden zu bringen …

Die katholische Kirche war in dieser Zeit geprägt vom mündlichen Gebet, wie Teresa es nennt: Bekannte Gebete durften und sollten gesprochen werden, Vater unser, Ave maria usw. Bei der Heiligen Messe daei sein – und Schluss.

Sensationell: Wie Teresa die persönlichen Gebetserfahrungen praktisch „passieren“, ohne dass sie sie sucht. Wie Jesus mit ihr spricht, mit ihr Kontakt aufnimmt.

Dass sie merkt und spürt – vermittelt durch ihre spirituelle Erfahrung! – Ich bin als Frau vorGott genauso wertgeschätzt wie ein Mann.

Gott macht da keine Unterschiede.

Dass sie mental, im Geist, #betet und es weiterempfiehlt, ja lehrt und propagiert.

Und dass sie als Frau in der öffentlichkeit tätig wird: Ordenshäuser gründen, da ist sie Geschäftsfrau, spirituelle Lehrerin, selbständig denkende und agierende …

Dieser Ausspruch: Ich bin ein Weib, und obendrein kein Gutes“ – damit drückt sie genau diese Sachverhalte aus, wie sie in den Augen der Menschen ihrer Zeit dasteht. Nicht brav und angepasst, nicht den Erwartungen entsprechend – und das ist wieder eine ihrer sensationellen Erkenntnisse: Dass eine Frau gut daran tut, den Erwartungen Gottes zu entsprechen – und nicht denen der Männer, auch nicht des eigenen Ehemannes.

Es ist kein Wunder, dass auch heutige Feministinnen sich auf sie berufen – denn viele heutige Frauen auch in der westlichen Welt haben es in keiner Weise begriffen, dass sie nicht vom Gatten, Vater oder wem immer her ihre Definition, ihren Wert und ihre würde erhalten, sondern dass sie eigenständige Personen sind, vor Gott sich selbst verantworten müssen und als sie selbst gemeint sind.

Manche Männer ihrer Zeit haben das wohl gesehen – es wurde auch versucht, sie mundtot und unschädlich zu machen – es wurde bemerkt, dass ihr Weg der Mystik, diese Gespräche von du zu du mit dem Herrn, mit Jesus, genau das sind, was frei und unabhängig werden lässt.

Dass sie nicht in irgendeinem Inquisitionsgefängnis verschwand, verdankte sie ihrer vornehmen Herkunft und etwas, das wir heute Lobbyismus nennen würden. Teresa war mit mehreren Bischöfen und hochgestellten Persönlichkeiten des spanischen Königreiches persönlich oder durch regen Briefkontakt bekannt.

In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat Papst Paul VI. sie zur Kirchenlehrerin ernannt. Übrigens gleichzeitig mit Katharina von Siena.

D. h., die gesamte katholische Kirche, die Christenheit hat etwas von ihr zu lernen.

Dieses persönliche intime Reden mit Jesus Christus – dass wir das mit Begeisterung oft üben, das wünsche ich Ihnen und mir.

Denn Frauen, die das tun, werden dringend benötigt – in der Menschheitsgeschichte und in der Welt von heute.

Ein Text von Teresa von Avila (wenn ihr nicht wisst, wer das ist, einfach googeln…)

Eine innerkirchliche Ermahnung, die auch heute gilt.

“Herr meiner Seele! Als Du noch in dieser Welt wandeltest, hast Du den Frauen immer Deine besondere Zuneigung bewiesen. Fandest Du doch in ihnen nicht weniger Liebe und Glauben als bei den Männern.

… ich werfe unserer Zeit vor, daß sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.”

Literaturangabe: Teresa von Avila: “Ich bin ein Weib – und obendrein kein gutes. ” Ein Portrait der Heiligen in ihren Texten. Freiburg im Breisgau 6. Aufl. 1989, St. 34.

Predigt

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Lesen Sie eine Zeitung von vorn nach hinten – oder von hinten nach vorn? Oder blättern sie lieber darin herum, irgendwas Interessantes steht überall …

Manche Bücher kann, ja soll man genau so lesen – Ratgeber für bestimmte Themen, Medizin, Garten,  Kochbücher …, Gedichtbände, da ist es sinnvoll, sich jeweils das herauszusuchen, was man gerade im Moment braucht.

 

Die Bibel ist auch so ein Buch. Es st eine Sammlung von Büchern, mit einem einzigen Thema in unzähligen Variationen: Wie sind Menschen Gott begegnet, Wie können Menschen, wir, Gott begegnen, was folgt, ergibt sich daraus für unser Leben und für die Zukunft der ganzen Welt …

 

Die Vielzahl von Gottesbildern und Gotteserfahrungen ist auf keinen logischen Nenner zu bringen.

Immer wieder heißt es: Ja, der Gott des AT ist grausam, rachsüchtig, strafend, gewalttätig – der des NT ist barmherzig, menschenfreundlich, verzeihend, liebend …

Aber das stimmt so nicht.  Die Texte des Ersten Testaments geben die Erfahrung mit Gott vielfältig wider: Als Schöpfer, der aus Liebe zum Leben und zur Vielfalt alles hervorbringt, was ist – als Anwalt der Schwachen, Witwen, Armen, Fremden und Waisen, als Retter und Befreier seines unterdrückten Volkes, als sorgsamer Begleiter auf dem Weg aus Ägypten heraus und durch die Wüste – als Mahner, wenn die Gebote – wenn Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Freiheit außer Acht gelassen werden … als eifersüchtiger Liebhaber, der seine Geliebte, Israel, nicht aus den Augen lässt und vor Zorn und Trauer außer sich ist, wegen der anderen Liebhaber seiner Gattin – Religionen, heidnische Gottesvorstellungen, Kulte und Bräuche sind gemeint – und ihr dann aber verzeiht und die Beziehung neu anfangen lässt, sooft sie zu ihm zurückkehren will.

Als Mutter, die den Säugling nährt und lieb hat – als Henne und Adlermutter, die die Küken unter ihren Flügeln sammeln will. Als Freund, dem man sich anvertrauen kann und auf dessen Rückhalt und Hilfe man hoffen darf.

Jahwe st der Herr der Geschichte, der nach Bedarf eingreift – er ist ein verlässlicher Partner, der mit dem Volk einen Bund schließt – und ihn einhält, auch wo die Menschen darauf vergessen.

 

Die Erfahrungen sind unglaublich vielfältig – wie in der indischen Legende von den Blinden, die zu viert unterwegs sind und auf einen Elefanten treffen: Der erste erwischt en Bein des Elefanten, sagt: das, was da auf unserem Weg steht, ist eine gewaltige Säule. Der 2. erwisch den breiten Rücken, kann nicht bin hinauf tasten und erklärt: Ein gewaltiges Gebirge versperrt uns den Weg. Der 3. greift den Schwanz und mein: Ach wo, das Ende eines Seils – und der 4. Ein Ohr, dann den Stoßzahn, der verkündet eifrig: es handelt sich um eine Art Schiff – ich greife ein ledernes Segel und einen spitzen Bug.

Der Elefant ist natürlich all das und weit mehr als all das zusammen.

 

Liebe Brüder und Schwestern – könnte es mit den unzähligen verschiedenen Gotteserfahrungen von uns Menschen nicht auch so sein?

Wir erfassen, soviel und den Aspekt, den wir aufgrund unserer Erfahrungen erfassen können – aber es gibt immer noch mehr, weit mehr, als Lehrsätze, Theologiebücher und Dogmen ausdrücken können…Mehr als menschlich-irdische Erfahrung zu erfassen und zu erspüren vermag …

Alle Bilder von Gott sind irgendwie richtig – aber genauso sofort falsch und irreführend, sobald sie absolut gesetzt werden.

 

Dreifaltigkeit – ist ein Kompromiss, die Aspekte der Gotteserfahrungen einzugrenzen, zugänglich zu machen – Gott zu beschreiben in der wesentlichsten Offenbarung: als in-Beziehung. Liebend. Zugewandt. Eine Fülle, überbordend und überfließend, mehr als eine Person zeigen kann … So sehr liebt, dass die Beschränkung irdischen Lebens auf sich nimmt und stirbt für die Geliebten …

 

Nur eines ist Gott mit Sicherheit nicht:

Irgendein höheres Prinzip – unpersönlich – wie manche Richtungen der Esoterik es betonen zu müssen glauben.

Wer hat zu Mose gesprochen und ihm danach die Fähigkeit verliehen, das Volk aus der Sklaverei zu befreien?

Haben sich alle großen Mystiker/innen geirrt? Teresa von Avila?

Ich ziehe es vor, es mit den Propheten zu halten – die von diesem Gott, von einer Person höchstpersönlich angesprochen wurden – oft gegen ihre eigene Absicht – oft immer wieder und mit kreativen Überzeugungsmethoden soweit gebracht worden sind, dass sie von diesem Gott und in seinem Auftrag gesprochen haben – meistens zu ihrem, der Propheten, eindeutigem persönlichen Nachteil. Weil Jahwe die Welt immer mehr in Ordnung bringen will – mit unserer Hilfe.

 

Das Kirchenjahr betont immer wieder einmal einen der wichtigen Aspekte Gottes – wir sind alle eingeladen, mit diesem Gott der Fülle und Vielheit jeden Tag unseres Lebens neue und tiefere Erfahrungen zu machen. Lesen wir die Zeitung, die Nachrichten und Botschaften Gottes, egal welche, aber lesen wir sie.