Schlagwortarchiv für: Veränderung

Zum Jahreswechsel 2023/2024

Liebe Mitmenschen!

Nur noch wenige Stunden, und ein neues Jahr beginnt 2024.

Wie fühlen Sie sich da? Voller Vorfreude und Tatendrang, voll Hoffnung, dass sich Wünsche erfüllen und Pläne verwirklichen lassen, dass jemand gesund oder gesünder wird, dass Versöhnung möglich ist …?

Oder herrscht bei Ihnen die Angst vor, eine Art Beklemmung: Was wird noch alles auf uns zukommen, womit wir nicht gerechnet haben … Oder vielleicht Wehmut: Früher, ja früher – da war alles besser, da bestand auch Grund zur Hoffnung …

Eine Frage: Wann war denn das, dieses „Früher“? Zur Zeit des Wirtschaftswunders in den 1960er-Jahren? Bei der Modernisierung des Gesellschaftslebens in den 1970er- und 80er-Jahren? Bei der Ostöffnung, beim EU-Beitritt …? Oder liegt es einfach daran, dass Sie jung waren: beim guten Abschluss der Ausbildung, beim Berufseinstieg, bei der Heirat, als die Kinder klein waren, das Haus gebaut, die Wohnung eingerichtet wurde …?

Ich spüre heuer auch ein bisschen diese Wehmut. Seit Oktober bin ich in Pension, und die heurige Weihnachtszeit ist für mich die erste seit 29 Jahren, in der ich nicht im Dienst bin: keine Proben, keine Gottesdienste, kein Organisieren, dass in der Pfarre alles reibungslos abläuft incl. Bedanken und Beschenken aller Beteiligten, kein Sternsingen, kein Abschließen der Kirchenrechnung … kurz: kein Stress.

Und, wie sehr mir auch immer wieder so manches auf die Nerven gegangen ist, irgendwie fehlt mir das alles, sehne ich mich zurück in die „gute alte Zeit“ …

Vor mehreren Jahren, in einer Situation ungewisser Zukunft, hatte ich einen Geistesblitz, eine sehr hilfreiche Einsicht:

Über die Vergangenheit haben wir keine Macht. Die einzige Zeit, die wir beeinflussen können, ist die je momentane Gegenwart – und somit die Zukunft.

Die Astrologie und Esoterik sagen: Morgen, mit 1. 1. 2024, tritt der Planet Pluto in das Zeichen Wassermann. Die Zeichen stehen auf Revolution, Umbruch des Bestehenden, Rundumerneuerung. Alle Möglichkeiten stehen offen.

Bei solchen Aussichten kann Panik aufkommen. Muss aber nicht, erstens: siehe oben.

Und zweitens: Einmal ehrlich: Ist in unserer Welt nicht unwahrscheinlich viel nicht in Ordnung, um nicht zu sagen: katastrophal und furchtbar? Da müssen wir doch froh sein, wenn sich etwas ändert. Es kann ja nur besser werden.

Und, drittens: Wenn wir Christen sind, glauben wir an den Einen, die Eine, die stets bei und mit uns ist. Mit aller Macht, mit grenzenloser Weisheit, mit der Fülle der Liebe für uns, für Sie und mich.

Egal, was kommt – wir haben vieles selber in der Hand, und allein sind wir auch nicht. In diesem Sinne wünsche ich ein gesegnetes, frohes Jahr 2024!

Predigt               Mariä Himmelfahrt 2023 – Abschiedsfest

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder – es wird mir abgehen, jeden oder fast jeden Sonntag Menschen in der Kirche so anzusprechen. Im ersten Jahr als Pastoralassistentin in Hörsching ist mir diese Anrede gar nicht leicht gefallen – ich hab ein paar Monate gebraucht, bis es mir leicht über die Lippen gegangen ist.

Ich habe begriffen, verinnerlicht, dass es stimmt.

Wir sind in der Tat Geschwister.

Hier unsere Kirchengemeinde. Alle Christen – aber eben auch alle Menschen auf diesem Planeten. Die vor uns, die jetzt lebenden und die nach uns Kommenden.

Sie dürfen uns nicht egal sein. Sie gehen uns etwas an.

Was hat das mit dem heutigen Feiertag zu tun?

Damit, dass Maria, die Mutter Jesu, als ganze – als a Ganze, wie wir hier sagen, in den Bereich Gottes aufgenommen worden ist. Mit Leib und Seele.

Den Ausdruck „mit Leib und Seele“ – das kennen wir. Menschen, die ebene ganz und gar z. B. Ärztin sind oder Krankenschwester oder Seelsorger oder Künstlerin, Wissenschafter. Oder auch Gärtner, Lehrerin, Erzieher oder Mutter und Vater.

Maria dürfte mit Leib und Seele, ganz und gar, ein glaubender Mensch gewesen sein. Mit Gott in jedem Moment ihres Lebens verbunden. In jeder Tätigkeit, mit jedem Gedanken im Bewusstsein der Gegenwart, Anwesenheit des/der Ewigen. Die Heilige Schrift beschreibt es so: Du sollst deinen Gott lieben mit ganzer Seele, ganzer Kraft und all deinen Gedanken (– und deinen Nächsten wie dich selbst.)

Das kann man nicht einfach zum Verschwinden bringen, das überdauert den Moment des Sterbens, das bleibt in der anderen Welt.

Die andere Welt ist neben und um uns. Greifbar nahe. Wir nehmen nur nicht wahr, was sich da abspielt, weil es – möglicherweise – zu schnell ist…?

Die Physik sagt, dass ab einer gewissen Geschwindigkeit unser Auge nicht mehr begreift, dass da etwas ist, vorbeisaust … Film und Fernsehen arbeiten so. Ab 10-15 Bildern pro Sekunde nimmt unser Sehvermögen, unser Hirn das ganze als Geschehen auf, als Film.

Und ab einer gewissen Geschwindigkeit sehen wir gar nichts mehr.

Zeit und Raum spielen bei Gott keine Rolle.

Und der biologische Verwandtschaftsgrad genauso wenig.

Maria im Himmel – das meint auch: Wir alle, jede und jeder von uns, ist mit Jesus Christus genauso verwandt, ihm genauso nahe wie Maria.

Ich verabschiede mich heute von euch. Das Leben geht rasant weiter, mit Änderungen hier bei euch und mit einer großen Änderung für mich. Ich bin in meinem Leben schon mehrmals übersiedelt – als Mensch und Persönlichkeit bleibt man dieselbe.

Es gibt ein geflügeltes Wort: Nur wer sich wandelt, bleibt sich treu.

Die Pfarre, bald die Pfarrteilgemeinde Haid wird auch dieselbe bleiben.

Ja sie wird nur Bestand haben, weil und inwiefern immer wieder Veränderung geschieht – immer wieder neue Menschen dazukommen und sich einbringen.

Und weil Bräuche, auch Lieb und teuer Gewordenes, wenn es das Leben behindert, die Entwicklung aufhält, leichten Herzens entlassen und aufgegeben wird. Platz schafft für Neues.

Ich bin einige Male positiv überrascht gewesen, wie offen die Pfarre Haid für Neues ist, wie sich immer wieder andere, bessere Wege aufgetan haben.

Wir sind eingeladen, von Maria aus Nazareth zu lernen: auch für unser normales persönliches Leben in der je eigenen Situation und Umgebung.

Und so wünsche ich Ihnen, euch allen: gedeihliche Weiterentwicklung – Im Bewusstsein, dass ihr alle, dass wir alle Gesegnete sind.