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Ich bin gut.

Wenn Sie katholisch sozialisiert sind und älter als 60, haben Sie wohl noch die traditionelle Buß- und Beichterziehung über sich ergehen lassen müssen, und es reißt Sie, wenn Sie diesen Satz so hören oder laut aussprechen.

Der Mensch als Sünder, der ständig der göttlichen Vergebung und Reinwaschung bedarf, damit er Gott unter die Augen treten kann… wo man ständig noch nachforschen soll, ob man nur ja keinen Fehler, keine Sünde übersehen hat …

Ja, wir alle sind auf ständige Vergebung, oder besser: Barmherzigkeit angewiesen – als Menschen untereinander. Es ist heilsam, wenn wir 5 gerade sein lassen und mitunter ein Auge zudrücken können. Mit den Augen der Liebe schauen …

Weil eben Fehler passieren, und umso mehr, je krampfhafter man sie vermeiden möchte.

Fehler sind normal – wie oft fällt ein Kind hin, wenn es gehen lernt – oder radfahren …?

Mein Großvater hatte in seinem Büro in der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten folgenden Spruch hängen, der mich im Volksschulalter bereits fasziniert hat:

Wer arbeitet, macht Fehler.

Wer viel arbeitet, macht viele Fehler.

Wer wenig arbeitet, macht wenig Fehler.

Wer keine Fehler macht,

ist ein fauler Hund.

Gott schaut uns mit diesen Augen der Liebe in jedem Moment an.

Wir können nichts falsch machen.

Wir können uns nicht einmal falsch entscheiden, weil Umwege ebenso zum Ziel führen – vielleicht sogar sicherer oder rascher oder in schönerer Art und Weise…

Vor lauter Fehler- und Sündenbekämpfung wurde das Wesentliche vergessen:

Menschen sind nach Gottes Ebenbilder geschaffen mit einem eigenen Schöpfungspotential, mit Fähigkeiten, mit Kreativität, Humor, Gerechtigkeitssinn, Liebesfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Klugheit, usw. usf.

Wir sind Gottes gute Schöpfung mit einem je einzigartigen persönlichen Auftrag in dieser Welt.

Tempel der Heiligen Geistin.

Es kommt darauf an, voll Freude, Schaffenskraft und Begeisterung am Tun, sinnerfüllt, zu leben.

Sie kennen bestimmt das Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es wieder heraus.

Menschen, denen man viel Gutes zutraut, werden sich entsprechend verhalten.

Und umgekehrt.

Gott erwartet das Beste von uns. Jederzeit und unter allen Umständen.

Darüber lohnt es sich, 20 Minuten zu meditieren.

Wenn wir uns in den letzten Tagen damit beschäftigt haben, dass wir von Gott total mit Gnade und Liebe erfüllt werden, mit Talenten reich beschenkt, behütet, gesegnet, mit liebevollen Details überrascht …, stellt sich noch immer die Frage:

Wie kommt es, dass wir von Gott nicht ALLES erwarten, oder mehr als bisher, uns zeitweise gar nicht zu bitten trauen …? Oder nicht glauben können, im Ernst für eine Tatsache halten können, dass Gott uns bedingungslos liebt?

Vielleicht ist es es ein christlicher Minderwertigkeitskomplex – wir stellen selbst an uns Ansprüche, die Menschen gar nicht erfüllen können. Wir meinen, wir müssten erst perfekt sein, superfromm, ständig hilfsbereit, fleißig, fehlerlos …

Und erst dann, wenn wir das hinbekommen, haben wir eine Chance, dass wir uns eventuell in die Schlange der Bittsteller vor Gottes Thron einreihen dürfen …

Seltsam, nicht?

Es ist fast so, als ob niemand von uns, wenn wir so denken, das Evangelium je gelesen hätte.

Das, was Jesus nämlich als Kernbotschaft verkündet hat, ist die Vergebung der Sünden.

Im Klartext (es gibt da noch mehr, aber davon ein anderes Mal): Gott liebt uns bedingungslos, nicht trotz unserer Mängel, Unvollkommenheiten und Sünden, sondern mitsamt dem allen. Sünde heißt Trennung von Gott, dieses verkehrte Bewusstsein, dass wir glauben, unwürdig oder nicht gut genug zu sein und deswegen nicht glauben können, dass Gott uns zu FreundInnen haben will.

Gott würde (was heißt hier „würde“ … hat er ja tatsächlich getan …) alles dafür geben, wenn wir einfach so mit ihm/ihr Kontakt hielten, alles sagen würden, was uns am Herzen liegt, einfach da wären in seiner /ihrer Nähe … Von seiner Warte aus gibt es keine Barriere.

Ich habe seit ein paar Jahren Engelkarten. Auf einer davon steht der schöne Satz: Die Engel verurteilen dich nie. Egal, was auch vorgefallen sein mag und wie schrecklich das ist, was du vielleicht getan hast – sie wenden sich nie von dir ab und hören nie auf, dir zu helfen.

Wenn das schon bei den Engeln so ist – dann doch weit mehr bei Gott selbst …!

Die Übung für heute: Ich setze mich hin im Bewusstsein, dass Gott sich reißt um meine Aufmerksamkeit und Nähe … und dann einfach ein paar Minuten so sitzen bleiben …

Heute war die Versöhnungsfeier für die Firmlinge des Dekanats Eferding.

Wunderbar gestaltet, gut organisiert, sehr berührend, wie manche Jugendliche, die zeitweise nur kichern konnten, von der Vergebenszusage offensichtlich ergriffen waren,mitgenommen ins Heilsgeschehen von Jesus.

Ich bin dankbar für diese Erfahrung.

 

Frage:

 

Was bedeutet “Vergebung” für dich?

Wo hast du sie erlebt?

Wo wünscht du dir Vergebung, Versöhnung, Neuanfang?

WEM ist zu vergeben?