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Liebe Brüder und Schwestern, liebe FirmkandidatInnen!

Wie werde ich glücklich? Was bedeutet das eigentlich: glücklich sein?

Wir gehen in die Kirche, 27 junge Menschen wollen gefirmt werden heuer in Pucking, weil wir uns, weil sie sich davon mehr Glück und Freude versprechen als wir sonst erwarten dürften.

Die Firmvorbereitung hat heuer das Motto: Gottes Geschenke.

Und tatsächlich beschenkt uns Gott überreich. Wir brauchen praktisch nur zu bitten und die Hände aufzuhalten …

Warum also tun das so wenige?

Wenn wir das heutige Evangelium anschauen, das wir gerade gehört haben: Diese berühmte Geschichte von der Versuchung Jesu, die wir alle kennen – da werden drei Möglichkeiten oder Wege vorgeschlagen, die in unserer Welt ganz häufig beschritten werden – in der Hoffnung, da das große ultimative Glück zu erleben.

Wenn du Hunger hast, mach diesen Stein zu Brot.

Wenn du dir alles leisten kannst, alles machen kannst, wozu du gerade Lust hast. Südfrüchte und Erdbeeren, Heidelbeeren mitten im Winter. Die neue Frühjahrskollektion – Mode, hergestellt von krass unterbezahlten Frauen und Mädchen in Asien. Das neueste Handy – hergestellt mit seltenen Bodenschätzen, deren Gewinnung Völker heimatlos macht oder ganze Landstriche vergiftet.

Das größere Auto. Das zweite Auto. Der noch tollere Urlaub …

Kein Warten, kein Sparen, keine Rücksicht auf Verluste bei Mensch und Natur. Hauptsache, ich hab alles und noch mehr. Die Ägypter haben so gedacht, als die das Volk Israel versklavten.

Macht das glücklich?

Alle Macht und Herrlichkeit der Erde werde ich dir geben, wenn du mich anbetest.

Wir erleben gerade, was geschehen kann, wenn einer Macht und Herrlichkeit anbetet, als Gott – als oberste Richtschnur des Handelns ansieht. Ist Putin glücklich?

Sind PolitikerInnen glücklich, die ihr gutes Dastehen vor der Öffentlichkeit, ihr Image, als höchsten Wert ansehen? Menschen, die buchstäblich alles unternehmen für mehr Reichtum und Einfluss?

Wenn du Gottes Kind bist, so stürz dich hier hinab, er wird dafür sorgen, dass dir nichts passiert.

Macht uns das glücklich, wenn wir alles ausprobieren, was es gibt – es gibt so Mutproben, Autowettrennen, Kletteraktionen, Komasaufen, …sich ständig überarbeiten, Sport bis zur totalen Erschöpfung, zuwenig schlafen, ungesundes Essen … das eine oder andere Mal wird’s schon nicht schaden …

Ihr sollt und dürft das Leben schon genießen und einiges ausprobieren – aber ständig und absolut ohne Hirn?

Abgesehen vom kurzen Adrenalinschub: Macht das glücklich?

Was macht aber jetzt glücklich?

Was machte Jesus glücklich? Derart glücklich und sicher, dass er die Vorschläge als Zumutungen von sich gewiesen hat?

Ja als Frechheiten: „Wenn du Gottes Sohn bist …“

Ist er ja schließlich.

Und wir sind es auch.

Das feste Bewusstsein, Gott ist ganz nahe bei uns, interessiert sich für uns, hüllt uns ein mit Liebe und überhäuft uns mit Geschenken ohne Ende.

Alle untauglichen, schädlichen Möglichkeiten, das Glück zu suchen, fallen uns Menschen dann ein, wenn wir so planen und handeln, als ob Gott weit weg, an uns nicht interessiert wäre – oder gar nicht existieren würde.

Wir verschränken die Hände und drehen uns weg, statt uns hinzuwenden und voll Vertrauen die Hände aufzuhalten und entgegenzunehmen, was Gott zu bieten hat.

Das ist mit Umkehr gemeint: Sich umdrehen und Gottes Wirklichkeit zu bemerken. Sein Wirken in unserem Leben.

Wofür bin ich dankbar?

Was kann ich alles?

Wo erlebe ich sogenannte „glückliche Zufälle“?

Wenn es nach Gott geht, leben wir im Paradies. Dass wir uns nicht sorgen oder ängstigen müssen, sondern glücklich sind, so stellt sich Gott ein menschengerechtes Leben vor.

Wir können es jederzeit haben – aber nur verbunden mit ihm.

Jesus hat damit gerungen, wie seine Rolle aussehen sollte in dieser Welt. Und dies sicher nicht nur ein einziges Mal, wie es in der Versuchungsgeschichte erzählt wird.

Bibeltext zur Betrachtung: Lk 4, 1-13

1 Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, 2 vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. 3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. 4 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. 5 Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. 6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. 7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. 8 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. 9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; 10 denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; 11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 12 Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.

Ganz bestimmt kommt die Versuchung wieder in dieser Situation, wo ihm die Massen zujubeln – und wo er auf dem ganzen Weg nach Jerusalem bereits weiß, dass er leiden und sterben wird – mit dieser Absicht und Aussicht kommt er … er hätte sich weiterhin in Galiläa verstecken können.

Könnte es nicht sein, dass es doch ganz anders auch geht …?

Das Judentum (und viele religiöse Strömungen die Jahrhunderte hindurch) erwartete einen Erlöser, der hart durchgreift, streng religiös agiert, als König vom Palast aus regiert, an der Spitze des Heeres als siegreicher Feldherr sämtliche äußeren Feinde ein für alle Mal beseitigt – und gleichzeitig aller materiellen Not (Hunger, Krankheit, Naturkatastrophen …) ein Ende macht.

Der aus Steinen Brot macht, für den die Naturgesetze nicht gelten, der seiner Macht freien Lauf lässt bzw. religiöse Macht für eigene Zwecke missbraucht.

Mit welchen Versuchungen werde ich konfrontiert?

Wie verhalte ich mich da?

Predigt 1. Fastensonntag 2019                                     9./10. 3. 2019

 

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Firmlinge, liebe Kinder!

 

Der Teufel – gibt es den? Griechisch steht da Diabolos“, Durcheinanderwerfer, der der alles durcheinanderbringt, einen Wirbel wo hineinbringt.

 

Wir haben das auch öfter in unserem Leben: Wir haben gute Ziele, und dann erreichen wir sie nicht, weil was durcheinandergerät.

Wenn die Nebensache zu wichtig wird, mit der Hauptsache verwechselt wird, dann entsteht eine Un-Ordnung. Dann geht etwas schief.

Im Text des Evangeliums stellt der Versucher die Hauptsache in Frage, will sie von der Nebensache abhängig machen.

Wer erinnert sich noch gleich, wie die Fragen an Jesus beginnen?—

„WENN du Gottes Sohn bist …“ – dann beweise es gefälligst, indem du Steine zu Brot machst, die Weltherrschaft antrittst, dich alles traust…

 

Bei uns Menschen ist es so, dass die Grundlage von allem lautet: Wir sind Gottes geliebte Kinder von unendlichem Wert.

Das ist der Ausgangspunkt.

 

Unsere Fähigkeiten, aus welcher Familie wir stammen, aus welchem Land, ob wir gesund oder krank sind, reich oder arm, erfolgreich oderberuflich gescheitert, schön oder hässlich, beliebt oder einsam, berühmt oder unscheinbar, das ist 2.rangig, das kommt erst danach.

 

Jesus hat das durchschaut, darum sind die Versuchungen ergebnislos an ihm abgeprallt.

Wenn bei uns die Basis passt, die Wurzeln gesund sind, dann passt auch alles andere, entwickelt sich richtig. Wie bei einem Baum, der in guter Erde wächst.

 

Mir hat das gefallen, als ihr eure Ziele genannt habt: im Beruf gut verdienen, reich werden, alt werden in Gesundheit, Sport-, Fußballprofi werden. An dem kann man arbeiten. Diese Ziele zu erreichen, erfordern Arbeitseifer, viel Fleiß, Ausdauer, aber auch Glück. Oft muss man da Ablenkungen ausschalten. Optimale Rahmenbedingungen schaffen. Arbeitsplatz zum Lernen, bestimmte Zeit reservieren. Fixe Zeiten, Aktivitäten für die Gesundheit einplanen, Sport, frische Luft. Nicht beim Heißhunger alles in sich hineinstopfen, was man gerade in die Finger bekommt, sondern sich die Zeit nehmen, Gesundes zu kochen. Sich zumindest einen Salat anzumachen.

 

Wir können aber etwas tun, dazu beitragen, dass wir unsere Ziele und Prioritäten richtig ordnen und in eine gute Reihenfolge bringen.

Die Wurzeln pflegen, gießen, Boden lockern.

 

Schauen, dass nicht Überflüssiges oder Sinnloses zuviel Energie verbraucht – es – Wildlinge – abschneiden.

Und warten. Die Früchte kommen nicht gleich Ende März, sondern im Sommer.

 

Unsere Fähigkeiten und Kräfte nicht sinnlos verausgaben, wo die Früchte verpuffen und nicht geerntet werden können. – Vogelnetz

 

Thomas von Aquin, einer der bekanntesten Theologen der Kirchengeschichte, hat gesagt, die Gnade baut auf der Natur auf.

Gott will uns jederzeit reich mit seinen Gaben, mit dem Heiligen Geist beschenken.

Aber es geht nur soviel in uns rein, wie wir aufnahmefähig sind. Unsere Kapazität spielt eine enorme Rolle. In ein Stamperl geht kein Liter rein.

Wenn wir uns zumachen, Dumpfbacken sind, untrainiert, faul, antriebslos, uninteressiert … oder voll ausgebucht und ausgepowert von Freizeitaktivitäten, Handyfonieren, sinnlosen Computerspielen, Fernsehschauen … dann geht nichts mehr rein – Gottes Geist hat dann bei uns keine Landebahn, keine Einflugschneise.

Wir sind dann wie so ein Baum, der ausgegraben herumliegt, nie gegossen wird und wo sämtliche Schädlinge der Welt dran herumknabbern und ihn kaputtmachen.

 

Gott wünscht sich für uns etwas anderes: das Leben in Fülle, das für seine Kinder, für uns, seine heiligen Söhne und Töchter, angemessen ist. Wir haben schließlich eine Aufgabe, der wir gewachsen sein sollen. Die Sache Jesu hier weiterzubetreiben.