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Predigt                                                     Aschermittwoch, 6. 3. 2019, 19.00

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder!

 

Fastenzeit. Wie wir uns während des Fastens verhalten sollen, sagt Jesus im Evangelium.

Warum aber überhaupt „Fasten“? Und: Wie?

Seit unserer Kindheit denken wir beim Wort „fasten“ an weniger essen, oder nichts essen, kein Alkohol, keine Süßigkeiten und Luxusartikel, nicht rauchen, weniger fernsehen, Kino usw. … Davon abgesehen, dass es für das Gesundbleiben wirklich optimal wäre, im Frühjahr zu entgiften und zu entschlacken und das ganze Jahr über 2 nahrungslose Tage pro Woche einzulegen – ja, Gott meint es unwahrscheinlich gut mit uns, religiöses Gebot, damit es uns besser geht, auch dem Leib … – alle Kulturen dieser Erde kennen Fastenzeiten.

 

Wie schaut das optimale Fasten in der Bibel aus? In der Lesung: Klagen, weinen und flehen. Zerreißt eure Herzen.

Wer fastet, wer in die Stille geht um zu meditieren, zu beten, Einkehr zu halten – wird dünnhäutig. Sensibel. Man spürt mehr, denkt mehr, es fällt einem mehr auf – die Betäubung durch Sattsein, Stress, Vergnügen …verschwindet.

Masken und Panzer – unsere Verteidigungs- und Scbutzmechanismen lösen sich auf.

Bei einem „Schaufasten“, das ich mache, um vorden anderen in der religiösen Gemeinschaft gut dazustehen, passiert das nicht. Da missbrauche ich das heilige heilsame Fasten als Maske und Panzer.

Da kommt Gott nicht durch, die Anregungen des Geistes prallen ab.

 

Unser Symbol für die Fastenzeit heuer ist ein kleiner Baum.

Er wurde erst vor wenigen Tagen ausgegraben, vorher war die Erde noch gefroren.

Dieser kleine Weichselbaum war in der Winterstarre. Sobald der Boden ringsum auftaut, können die Wurzeln Wasser aufnehmen und Nährstoffe, und von innen heraus beginnt er zu leben.

Die Zeit heißt eigentlich „österliche Bußzeit“, d. h., es geht ums „Besser“, – – Wege zu finden und zu probieren, wie wir besser leben können.

Wie der Baum in der Wärme sollen wir lebendig werden.

Gott ist ein leidenschaftlicher Liebhaber des Lebens. Der Menschen.

In unserer Welt ist wahnsinnig viel nicht ok, Kriege, Habsucht, Geltungssucht, Hass, Unrecht, Not … was Menschen einander alles antun.

Wenn Gott das anschaut, und er sieht alles, zerreißt es ihm das Herz. Gott schaut nicht weg, Gott ist das Leben in Person.

Bei diesem Bild der griechischen antiken Philosophen vom „unbewegten Beweger“ handelt es sich um einen Irrtum.

Deswegen kann “Coolsein“ nicht das Ziel für Christen sein.

 

Die Gärtnerin in der Baumschule hat gesagt: Wenns in der Kirche sehr warm ist, dann müssen Sie den Baum die ersten Tage ins Kalte, nach draußen in den Schatten stellen. Sonst geht er ein. Die Adern können sich nicht so rasch umstellen, es geht was kaputt.

 

So gesehen ist der kleine Baum hier noch besser als Fastenzeitsymbol geeignet, als ich ursprünglich gedacht hatte.

Wir – jede/r von uns – wird einst direkt bei Gott landen. In Unmittelbarer Nähe.

Wenn wir dann nicht aufgetaut sind, lebendig, wenn wir starr sind, kalt und lieblos, unengagiert, hart und kalt – unsere Sprache hat eine Menge eindeutiger Worte dafür -, dann tut uns die plötzliche Nähe Gottes weh. Ich weiß nicht – haben Sie schon erfrorene Hände oder Zehen gehabt – und sie ins warme Wasser gehalten? Oder einen eingeschlafenen Arm oder Fuß, wenn das Blut wieder zu zirkulieren beginnt?

Wenn der Klimawechsel plötzlich eintritt, tut es weh.

So, stelle ich mir vor, funktioniert das Fegefeuer.

In der Zeit vor Ostern haben wir Zeit, allmählich aufzutauen, wach, lebendig zu werden. Aufmerksam auf die Zu- und Missstände dieser Welt, in unserem Inneren, und der Schmerz darüber wird uns den Wunsch eingeben, etwas dagegen zu unternehmen.

Begeben wir uns immer wieder in diese unmittelbare Nähe Gottes, die uns wärmt, auftaut, lebendig macht. Beten. Sich hinsetzen im Angesicht Gottes. Spüren, wie diese unendliche Liebe und Kraft da ist … das allein reicht völlig aus.

Gebetsgedanken oder -worte kommen von selber. Und Ideen, was zu tun ist.

 

Wir haben jetzt die Gelegenheit, in einer besonderen Form mit Gottes Liebe in Berührung zu kommen. Wenn wir das Aschenkreuz auf unsere Stirn zeichnen lassen, drücken wir aus: Ja, ich möchte alles Tote und Starre und Lebensverneinende loswerden, um wieder neu aufzuleben. Umkehren zum Leben. Der frohen Botschaft Jesu trauen und vertrauen.

 

Dazu segne ich jetzt die Asche.