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Gott, Jesus, identifiziert sich mit uns.

Predigt Christkönig

Liebe Brüder und Schwestern!

Ein Fest, in dem es darum geht, dass Jesus Christus König ist – über uns, über alles – ist das nicht eigenartig zu einer Zeit, wo die Könige beinahe vollständig von der Bildfläche verschwunden sind? Gott sei Dank, denn entweder fällt uns zum Begriff „König“ eher etwas ein bisschen Komisches ein  – wenn wir beim Zahnarzt sitzen und warten, dass wir drankommen und in einer Zeitschrift blättern, wo irgendetwas aus dem englischen Königshaus berichtet wird … oder wir sehen manchmal einen Film, wo ein König mit Macht und Willkür agiert, der sich von den Untertanen bedienen lässt, eine Schreckensherrschaft ausübt, wo wir froh sind, dass es mit so was aus und vorbei ist…

Es gibt aber auch andere Bilder von „König“, Kinder haben die – wenn sie Märchen lesen oder Sagen, dann treten da oft Könige auf, die gütig sind und weise, die sich wirklich um ihre Bevölkerung annehmen, die für Gerechtigkeit sorgen, die letzte Instanz sind, Vorbilder in allen Fragen, wo man hinschaut: aha, so benehmen, so verhalten sich die, so entscheiden die, da kann ich mir etwas abschauen…

Mir fällt auch das orientalische Märchen ein mit dem Kalifen Harun al Raschid, der mit seinem Großwesir sich als ganz einfacher Mensch, als Bettler auch, verkleidet und ein, zwei Wochen unters Volk begibt – da kann er nämlich hautnah erleben, wie es der armen und der Normalbevölkerung geht – einer, der in Pracht und mit Gefolge kommt, erfährt ja nicht, wie es wirklich steht. Der sich in die Lage des Bauern, Bettlers, … versetzt.

Eine faszinierende Geschichte.

Nur: es ist kein Märchen. Das Evangelium meint: Jesus handelt genau so. Und es ist Wirklichkeit. Zuerst schon einmal, wie er als Normalverbraucher, in der Durchschnittsbevölkerung lebt, als Zimmermann, als Handwerker, in einem kleinen Volk, unterdrückt und besetzt von einer Großmacht – und dann als Gott, auferstanden, sich identifiziert mit dem, der Geringsten … mit denen, wo wir kein zweites Mal, ja wenn überhaupt einmal, hinschauen.

Was das bedeutet, das haben wir nach 2000 Jahren Christentum möglicherweise besser als je zuvor, aber noch nicht vollkommen begriffen. In den Jahrhunderten vor uns hätte es keine Standesunterschiede geben dürfen – im Mittelalter z. b. oder in der Barockzeit.

Aber auch jetzt: Wenn wir uns das zu Gemüte führen: Jesus begegnet uns im Behinderten, im Obdachlosen, in den Armen, für die wir vor einer Woche am elisabethsonntag gesammelt haben, in den alleinerziehenden Frauen, in dne noch nicht geborenen Kindern, in den Alten, in den Kranken, in denen, die aus der Fremde kommen und bei uns Schutz und ein besseres Leben suchen und kein Asyl finden, sondern abgeschoben werden, in den Landlosen und Straßenkindern Lateinamerikas, in den Frauen in orientalischen Ländern, wo sie als Frauen überhaupt keine Rechte haben: in genau die versetzt sich Jesus hinein. Sie sind Orte der Anwesenheit Gottes.

Wenn Christen, nur die Christen, das ernst nehmen würden, nur einmal für eine Woche, das Leben auf diesem Planeten sähe schlagartig anders aus …

Jeder würde sich überlegen, was er sagt, wie er den anderen behandelt, anschaut …

Ich möchte Ihnen einen Witz erzählen: Der ehemalige Papst Benedikt XVI. ist in Bayern auf Urlaub, fährt mit seinem Chauffeur im Auto – da sagt er: Ich möchte doch selber einmal den Wagen lenken – in Italien komme ich nie dazu – und sie tauschen Platz, der Papst steigt aufs Gas – und wie es so ist, gerät er in die Radarüberwachung, weit zu schnell gefahren, der Inspektor hält ihn auf, kontrolliert die Papiere – und geht zurück zum 2. Kollegen, der im Streifenauto wartet. Der sagt: Nun, wie viel haben die gezahlt? Und der Polizist sagt: Was glaubst du, wer da drin gesessen ist … ich habe sie weiterfahren lassen. Der 2. ist entsetzt: Was. Mit 180 auf der Landstraße, und du lässt die einfach so weiterfahren? Das gibt’s doch nicht…und wenn es der Bundespräsident oder der Ministerpräsident ist, das kannst doch nicht machen, der hat das Gesetz übertreten und gehört bestraft! Wer wars denn?

Ja, sagt der andere – nicht auszudenken, wer da noch im Auto gesessen ist … der Chauffeur war jedenfalls der Papst

Jesus möchte uns im Evangelium einladen, unsere Ansicht zu ändern. Über die Wichtigkeiten dieser Welt. Mit dem Weltgericht meint er: Ja, es ist ganz und gar ernst. Menschen, die Rang- und Wertunterschiede zwischen Menschen machen, werden es im Himmel einmal nicht aushalten.

Jeder, mit dem ich es zu tun bekommen – und lieber nichts zu tun hätte vielleicht -, kann Jesus Christus sein, ist es versteckt! Ich möchte Sie ermutigen, Ihre Mitmenschen eine Woche lang – bis zum Advent – so anzuschauen: – und so zu behandeln als ob ich es mit jesus zu tun hätte.

Mt 25, 31 – 46

»Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt, begleitet von allen Engeln, dann wird er auf seinem Herrscherthron Platz nehmen.









 32Alle Völker der Erde werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Böcken trennt. 33Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen und die Böcke auf seine linke Seite.

34Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von allem Anfang an zugedacht hat. 35Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen;


 36ich war nackt und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht.‹

37Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben, fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig und gaben dir zu essen? Oder durstig und gaben dir zu trinken? 38Wann kamst du als Fremder zu uns und wir nahmen dich auf, oder nackt und wir gaben dir etwas anzuziehen? 39Wann warst du krank oder im Gefängnis und wir besuchten dich?‹

40Dann wird der König antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.‹

41Dann wird der König zu denen auf seiner linken Seite sagen: ›Geht mir aus den Augen, Gott hat euch verflucht! Fort mit euch in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist!


 42Denn ich war hungrig, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, aber ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; 43ich war fremd, aber ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, aber ihr habt mir nichts anzuziehen gegeben; ich war krank und im Gefängnis, aber ihr habt euch nicht um mich gekümmert.‹

44Dann werden auch sie ihn fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig oder durstig, wann kamst du als Fremder, wann warst du nackt oder krank oder im Gefängnis – und wir hätten uns nicht um dich gekümmert?‹

45Aber er wird ihnen antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr an einem von meinen geringsten Brüdern oder an einer von meinen geringsten Schwestern zu tun versäumt habt, das habt ihr an mir versäumt.‹

46Auf diese also wartet die ewige Strafe. Die anderen aber, die den Willen Gottes getan haben, empfangen das ewige Leben.«

Predigt                   16. So.-A

Liebe Brüder und Schwestern!

Beim Unkraut kann ich mitreden. Wer schon einmal hinten im Pfarrgarten war, weiß, warum. Ich habe nämlich zum Unkrautjäten nicht wirklich Zeit – ich komme nie nach, ich bin immer langsamer als das, was nachwächst… Das meiste Gemüse wächst zwar trotzdem unbeirrt, aber manchmal wird etwas überwuchert, dem Boden entzieht es Nährstoffe, und schön ausschauen tut es auch nicht.

Obwohl es biologisch gesehen ja kein Unkraut gibt – jede Pflanze hat einen Nutzen, wir sind nur mit dem Standort der einzelnen Arten nicht einverstanden – Eichen, so schön so ein Baum ist, im Salatbeet stört er; genauso wie die Brombeerstaude im Rosenbeet…

Unkraut ist lästig. Warum also nicht gleich weg damit?

Wir wundern uns mit den Menschen, die Jesus damals zugehört haben: Unkrautjäten in den Getreidefeldern war durchaus üblich.

Jesus spricht vom Reich Gottes. Er will frohe Botschaft vermitteln.

Und eine solche steckt in diesem Text, sogar eine doppelte.

Die bekannten Bibelübersetzungen reden immer vom „Unkraut“ – gemeint ist der sog. „Taumellolch“, der im Anfangsstadium dem Weizen zum Verwechseln ähnlich sieht; erst knapp vor der Reife ist er an den schwarzen Körnern vom Brotgetreide unterscheidbar. „Sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus“ – die Warnung ist berechtigt.

Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir da schnell überlegen, ich trau mich wetten, uns fallen jede Menge Erscheinungen in unserer katholischen Kirche ein, im Geistesleben, die würden wir am liebsten zum sofortigen Verschwinden bringen – vieles kommt uns total übertrieben, ja ungesund vor, manche Formen der Marienfrömmigkeit, manche Gruppierungen, die wir unter obskur, wenn nicht gefährlich einstufen, Aberglauben – es gibt auch kirchlich institutionalisierten, jahrhundertealten Aberglauben -, aber auch manche esoterische Einflüsse, Denkmuster, Praktiken, wo die Meinungen über die Vereinbarkeit mit Jesu Botschaft geteilt sind …

Dafür gibt es Katholiken, durchaus auch mit theologischer Bildung, denen moderne Theologie, die sich über Filme, Bücher beschweren … ja eine halbwegs moderne Pfarre wie unsere, schon höchst verdächtig vorkommt.

Das alles ist maximal zweitrangig – in all dem mitten drin und durcheinander können Menschen das Heil, zu Jesus Christus finden.

Wir dürfen aufatmen: Menschen schaffen das nicht, hier und jetzt die richtige Entscheidung zu treffen. Es kommt uns auch gar nicht zu, etwas zu verurteilen. Gott macht das selber, höchstpersönlich, am Ende der Zeiten, beurteilt er, was schädlich, unnütz, was fruchtbringend gewesen ist.

Unsere Aufgabe besteht lediglich darin, den guten Weizen zu säen – und im übrigen alles wachsen zu lassen.

Wir dürfen aufatmen. Eine inquisitorische Geisteshaltung, die ständig ängstlich nach Abweichungen – noch dazu von der eigenen beschränkten Sichtweise  aufgestellten – Norm fahndet, kann sich nicht auf das Evangelium berufen.

Wenn das keine frohe Botschaft ist!

Und noch dazu steckt eine zweite in diesem Text, habe ich anfangs versprochen.

Unser Bemühen – Verbreitung des Evangeliums, Einsatz für das Gute, und und und – ist höchst erwünscht und notwendig und keinesfalls vergebens.

Aber: wir säen nur.

Das Wachsen und Gedeihen ist Sache Gottes. Der Vergleich mit dem Senfkorn, das zum Baum wird, und vom Sauerteig, der den Brotteig zum aufgehen bringt, deuten das geheimnisvolle, für Menschen nicht nachvollziehbare Wirken Gottes, des Geistes an – in einzelnen Menschen und in der ganzen Weltgeschichte. Das Reich Gottes ist nicht machbar. Und das ist auch gut so. Wo immer Menschen versucht haben, einen Gottesstaat zu konstruieren mit ihrer beschränkten Sicht, ist es höchst unheilvoll ausgegangen.

Jesus stellt in Aussicht: Er selber sorgt für den guten Ausgang.

Es wird nämlich dieses Ende der Welt geben, wo nicht einfach alles wieder ins Nichts hinein verschwindet, sondern alles ist Eigentum Gottes. Alles wird zu Gottes Bereich gehören. Nicht das Unkraut wird sich schließlich durchsetzen, Recht des Stärkeren, Streit, Krieg, Katastrophen …  – ja es wird nicht einmal eine Spur davon übrigbleiben -, sondern das Gute, das Nahrhafte und Nützliche, was Menschen fördert und aufbaut, Gott wird siegen in seiner Menschenfreundlichkeit. Alles und jeder wird zu ihm finden und bei ihm geborgen sein.