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… ein Abend für mich…

13. 10. 2021, 19.00

Pfarre Haid, Josefstüberl

Predigt                                   1. Fastensonntag, 1. 3. 2020

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Eine alte Geschichte. Jeder kennt sie. Klar, haben wir schon in der Schule gehört: Der Teufel, der Böse will Jesus davon abbringen, seine Mission zu erfüllen. Dann würde die Welt nämlich nicht gerettet bzw. erlöst.

Wenn Jesus seine Berufung nicht gelebt hätte, am kreuz zu sterben …

Der Böse – oder der Widersacher des Guten können wir vielleicht sagen, dann verstehen wir besser, um was es geht -, versucht Jesus einzureden, wie erseiner Meinung nach zu sein hat:

Der Messiaskönig, Gott als Mensch, der selbstverständlich keinen Mangel leidet, weil er die Macht hat, sich jeden Wunsch jederzeit und unverzüglich zu erfüllen.

Klar, dass er seine Wunderkräfte einsetzt.

Und klar auch, dass er es demonstriert, vor aller Welt klarstellt, dass Gott auf seiner Seite ist. Ihn auffängt, wenn er sich wo hinunterstürzt…

Vor ein paar Wochen habeich mir die Oper“ Der Prophet“ von Jakob Meyerbeer angeschaut.

Da kann man mitverfolgen, wie ein normaler junger Mann mit der Zeit zum Messias stilisiert wird, aufgebaut, als Superstar im Religiösen – der keine menschlichen Probleme mehr haben darf. Als er versucht, sich normal menschlich zu benehmen, wird er vom religiösen Kommandoteam fallengelassen.

Was hat das jetzt mit uns zu tun?

Auch heute, in unser aller Leben, gibt es diese Stimmen, die uns weismachen möchten: sie wissen ganz genau, wie wir zu sein haben. Was wir kaufen, we wir handeln, was wir in der Freizeit tun, wie wir aussehen, usw.

Unser wahres Wesen: komplett gleichgültig.

Dazu müssen wir wissen: Glücklich werden wir nur, wenn wir unserer ureigenen persönlichen Berufung folgen. Grundsätzlich: dass wir Gottes geliebte Kinder sind. Und alles andere unter „ferner liefen“.

Die österliche Bußzeit lädt uns ein, es besser zu machen als bisher. Buße kommt von besser.

Wir dürfen frei sein. Frei werden von allen Zumutungen und unguten Vorbildern. Was Illustrierte, Facebook und Instagram, Fernsehen und die Werbung uns nahelegen und vorschreiben wollen: was wir haben, kaufen, machen, denken, wie wir unsere Freizeit verbringen sollen… damit wir abhängiger und abhängiger werden von ihren Angeboten, damit sie mehr Geschäft mit uns machen, an uns verdienen.

Die gute Botschaft lautet: Wir müssen und brauchen gar nichts, um perfekt oder auch nur akzeptabel zu sein. Wir brauchen nicht erst intelligenter, schöner, attraktiver, besser gestylt, gebildeter, fitter, sportlicher, schlanker oder besser proportioniert zu sein.

Wir sind akzeptiert – zutiefst angenommen und geliebt von Gott – ohne Vorbedingungen, einfach weil wir da sind. Wir dürfen und sollen uns entwickeln, dazulernen, natürlich. Aber im Grunde ist das Vollkommene schon da.

Freude.

Freude – das ist das Wort, das ich vom Evangelium noch im Ohr habe. Das zentrale Wort.

Freude ist es, die Gott empfindet, sagt uns Jesus durch die Gleichnisse, wenn Verlorene wiedergefunden werden. Oder besser sich finden lassen. Gott weiß ja, wo wir sind.

Aber wir laufen irgendwohin, Menschen begeben sich irgendwohin, wo sie es mit Gott bitte nicht zu tun bekommen.

Warum?

Wahrscheinlich, weil sie nicht ahnen, wie Gott wirklich ist.

 

Vielleicht, weil ihnen die überschwängliche Liebe Gottes unheimlich ist irgendwie – Menschen begreifen oft allzu genau, was sie verdient hätten – bei einem Gott, der wie der strengste aller Oberlehrer oder der wachsamste aller Polizisten wäre.

Oder wie ein unbestechlicher aber unerbittlicher Richter, so wie der ältere Sohn im Gleichnis es vom Vater erwarten würde, ja wie es auch der jüngere erwartet, als Tagelöhner unter Umständen noch, das ist vielleicht drin…

 

Die älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an die Buß- und Beichterziehung. Da war auch die Rede von „Sündenstrafen“ …

Bemerkenswerterweise finden wir in den Evangelien, in der Lehre Jesu nichts dergleichen, nicht einmal annähernd.

Lässt der Hirte das verirrte Schaf, nachdem er es gefunden hat, zur Strafe etwa 2 Wochen nichts fressen oder so? Natürlich nicht, Wäre auch irgendwie blöd.

 

Der Sohn bekommt unverzüglich ein Bad, neue Kleider und Schuhe, den Siegelring als beglaubigter Erbe – und ein Festmahl ist angesagt.

 

Wir tun uns oft genauso schwer damit wieder ältere Sohn im Gleichnis.

Unsere Vorstellungen werden von Gottes Verhalten ausgehoben, überboten – Wenn Sünden vergeben sind – und die einzige wirkliche Sünde, das Wort kommt ja von absondern, besteht darin, Gott zu fern zu sein, zuwenig zu vertrauen.

Dabei ist Gott wirklich so: Sobald wir wollen, sind wir wieder ganz nahe bei ihm – ohne Wartezeit. Ohne Bußübungen. Ohne Vorbedingungen. Einfach so. Gratis. Gnadenhalber.

 

In Purgstall an der Erlauf in NÖ steht am Rand der Durchzugsstraße eine riesige Plakatwand mit wechselnden religiösen Texten. Im Frühsommer stand zu lesen: Mensch, warum vergisst du mich? Gott.

 

Wir dürfen uns Gott, Jesus hat ihn so verkündet, wirklich vorstellen wie einen, der uns nachgeht und auf die Schulter tippt: He, hallo, bemerkst du mich eigentlich?

 

Eine Reihe meiner Vorfahren und jetzigen Verwandten haben Gasthäuser, sind Wirtsleute. Ich durfte auch in den Ferien als Kind mithelfen.

In einem Gasthaus ist grundsätzlich jede/r willkommen. OK, wer randaliert, bekommt Lokalverbot. Wer anderen Gästen den Aufenthalt vergrausigt.

Aber kein Wirt käme auf die Idee, von vornherein Regeln aufzustellen, die manchen Menschen vom Gasthaus fernhalten – da würde der Betrieb langsam zurück- und mit der Zeit ganz eingehen.

Im Gegenteil machen gute Wirte aktiv Werbung, um neue Gäste zu gewinnen.

Und was besonders wirkt, ist die Mundpropaganda – wenn es wo gut ist, das Essen, die Atmosphäre stimmen, man sich wohlgefühlt hat, dann kommt man wieder, empfiehlt weiter, nimmt andere mit.

 

So eine Pfarrgemeinde wünsche ich mir.

 

Aber nicht für uns – denn der Gastgeber ist ja eigentlich Jesus, einladen tut Gott.

Wir hätten für die Feier heute kein geeigneteres Evangelium aussuchen können.

Jesus ist zu allen Menschen gekommen, mit allen möchte er es zu tun bekommen, gerade auch mit den Fernstehenden, mit denen ganz am Rand der Gesellschaft.

Es ist klar, dass es dem inneren Kreis in der Pfarre, den Pfarrgemeinderäten, Ehrenamtlichen und denen, die die Gottesdienste mitfeiern, gut gehen soll, und zwar möglichst gut – aber:

damit wir die Energie bekommen, auf die da draußen zuzugehen und bei ihnen die gute Nachricht bekannt zu machen, dass sie unendlich wertvoll sind und von Gott geliebt.