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Liebe Brüder und Schwestern!

Jesus Christus ist das „Licht der Welt“. Das wissen wir, wir hören es oft, besonders zur Weihnachtszeit. Aber was soll das eigentlich bedeuten?

Was wir heute tun: ein Gedicht interpretieren.

Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Licht ist stärker als die Dunkelheit.

Eine kleine Kerze, eine Taschenlampe reicht aus, und mit der Finsternis ist es dahin.

Klar: Licht ist Energie, Dunkelheit ist Abwesenheit von Energie. Wo Energie fehlt, wie kann das Kraft haben?

Menschen tun oft so, als wären sie in der Dunkelheit dieser Welt allein. Mit den Problemen, Schicksalsschlägen, mit Schuld, Irrtum, Bosheit, Feindschaft usw.

Ja, Sie haben richtig gehört: Wir tun als ob.

Wir verleugnen die Wirklichkeit.

Wir tun so, als ob das Licht nicht da wäre.

Als ob wir allein wären. Als ob es keine Hilfe, keine Aussicht, keine Rettung gäbe.

Als ob das Böse stärker wäre, die Krise stärker als ihre Lösung…

Wir tun so, als ob Gott nicht anwesend wäre in dieser Welt…

Tatsache ist:

Das Wort, Gottes Selbstmitteilung an uns Menschen, ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

Ich habe Ihnen das am Weihnachtstag erzählt von Fritz Muliar, der in seiner Kindheit immer gemeint hat, bei der Familie im 1. Stock, mit der niemand etwas zu tun haben wollte.

Als Kind hat er sich das plastisch so vorgestellt.

Aber es steckt eine tiefe theologische Wahrheit dahinter.

Ja, Gott ist einer von uns geworden.

In jedem menschlichen Gesicht leuchtet uns Gottes Anwesenheit entgegen.

Jede/r ist Ort der Herrlichkeit Gottes.

Liebe Brüder und Schwestern, dies hat Konsequenzen für uns, für das Handeln der Menschen aneinander, für das Zusammenleben aller auf diesem Planeten.

Menschen, Christen, die das gesehen und begriffen haben, haben Lichtspuren hinterlassen – Krankenhäuser, Altenheime, Waisenhäuser, Schulen, Hilfsprojekte, Armenhilfe, die Gruppen und runden in den Pfarren, Besuchsdienste,  … Einsatz für Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden, für Arme jeder Art: so verbreitet sich das Licht weiter – so verbreitet sich die frohe Botschaft – mit Lichtgeschwindigkeit.

Wir machen uns auch zeitweise Sorgen: Wie kann das weitergehen, wenn sich immer weniger Menschen für Christus, für die Kirche interessieren?

Das Evangelium zu Weihnachten möchte uns sagen. He, wie kann diese Sache gut ausgehen, diese Sache mit Gottes Menschwerdung, wo es schon so furchtbar anfängt, keiner nimmt ihn auf, im Stall geboren, arm, dann gleich in Lebensgefahr, auf der Flucht, im Ausland, liebe Leute, die Chancen stehen denkbar schlecht, wir garantieren für nichts, es könnte blöd hergehen, und von der Botschaft erfährt niemand je etwas –

Lieber Gott, danke, war gut gemeint, aber wir können leider nichts damit anfangen, mehr Erfolg möchten wir sehen, mehr Sicherheit haben, ein bisschen Prunk und eine gewisse Machtposition, …

Die Kirche ist lange Zeit diesen Weg gegangen – ohne zu merken, dass sie gerade damit das Licht verdunkelt hat – und ohne es zu wollen…

Es schaut manchmal so aus, als ob nichts weitergeht auf der Welt, die armen Länder sind ärmer als je zuvor, die Umweltzerstörung, die Gewalt, der Unfrieden.

Da denke ich mir: Wenn Gott dieses kleine schutzlose Kind mit Tricks und List zu dem bringt, was es werden soll – na kann er nicht diese kleinen Ansätze und Versuche, die Lichtpunkte und –spuren der Menschlichkeit hüten, schützen, zum sinnvollen Ende, zur Vollendung führen …?

Schlimm ist, dass viele so leben und so denken – als ob – das Gute, Gott, keine Macht hätte, nichts bewirken würde.

Ganz recht- als ob. Denn in Wirklichkeit ist es anders. Jesus hat bereits den Sieg errungen. Das Licht ist an der Macht.

Wenn uns das von der Weihnachtsbotschaft im Bewusstsein bleibt, dann hat es sich schon ausgezahlt …

Ignatius von Loyola schreibt, Menschen, die Exerzitien machen,sollten in der Gebetszeit eine Bibelstelle “betrachten”. Eine Begebenheit aus dem Evangelium sich so vorstellen, als ob man selber dabei wäre und eine der angegebenen Rollen dabei übernehmen.

Heute würde man sagen: Stell dir vor wie Jesus z. B. heilt oder predigt, wie einen Film, in dem du auch in irgendeiner Rolle (die du dir aber aussuchst!) mitspielst.

Über die dabei entstehenden Gedanken und Gefühle, Erkenntnisse, Eindrücke usw. komm anschließend mit Gott oder Jesus ins Gespräch …

 

Zu Beginn deiner Gebetszeit bete das Vorbereitungsgebet:

 

Herr, öffne mir die Augen,

mach weit meinen Blick und mein Interesse,

damit ich sehen kann,was ich noch nicht erkenne.

 

Herr, öffne mir die Ohren,

damit ich dein Wort nicht nur höre,

sondern verstehe,

was du mir sagen willst.

 

Herr, gib mir ein großzügiges Herz,

das sich deinem Wort überlässt

und zu tun wagt,

was es noch nicht getan hat.