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Predigt Frauengottesdienst                                                        17. 3. 2023

Liebe Schwestern!

Hab keine Angst.

Wieso findet es Gott so immens wichtig, die immer und immer wieder zu sagen zu den Menschen?

Weil sie Angst haben. Weil wir Angst haben.

Ind: Weil Angst der frohen Botschaft des Evangeliums diametral widerspricht.

Gott möchte, dass wir frei und glücklich leben.

Liebe und Angstschließen einander aus.

Wovor haben wir denn Angst? Wovor fürchten wir uns?

Krank zu werden?

Arm und bedürftig zu sein?

Unfrei zu sein?

VorVerlust, Diebstahl, Gewalt, …?

Wirtschaftskrise?

Krieg?

Terrorß

Gefahr?

Vor dem Tod?

Schmerzen? Hunger? Kälte?

Einsamkeit?

Dass niemand da ist im Extremfall, wenn wir Hilfe brauchen?

Dass wir nicht geliebt werden?

Vor Hass, vor Missachtung, vor dem Ausgelachtwerden?

Tatsächlich sind die beiden Gefühle, die bei Menschen den größten Stress, das größte Unbehagen auslösen:

Angst und Beschämung.

Beides kombiniert: Die Angst, beschämt zu werden.

Dass einem gezeigt wird: Du bist minderwertig, dumm, unfähig, nicht wichtig, hast nichts zu sagen…wirst nicht beachtet.

Bei den allermeisten Missständen und Fehlentwicklungen in Politik und Wirtschaft ist das der Grund: die nackte Angst – Angst vor Machtverlust, vor Einbuße an Wichtigkeit…

Dieser Versuch, Menschen dazu zu bringen, dass sie sich unwichtig, ja wertlos vorkommen, den gibt es in der Politik, das versuchen Reiche und Vorgesetzte, Promis, Künstler, Menschen, die die Frechheit besitzen, sich Adelige zu nennen.

Zeitungen, Bereits getrimmte Großmütter und Eltern erziehen Kinder und Enkel zu dem irrtümlichen Bewusstsein: du bist niemand, sei klein und bescheiden…

Und zur Zeit Jesu war das sicher noch ärger, auch im Volk Israel.

Bei9m Sturm auf dem See Genezareth hatten die Jünger Angst vor dem Ertrinken, vor dem Tod.

Und Jesus macht etwas Einzigartiges:

Er schaut den Menschen an, Petrus – und sagt: ja, probiers, was ich kann, kannst du auch.

Die einzige Möglichkeit, das einzige, was gegen Angst hilft: Mitten hinein zu springen. Genau das zu tun, wovor wir Angst haben.

Das geht nicht einfach so.

Aber es geht, wenn wir uns vergegenwärtigen: Gott ist bei uns. Jesus ist da und schaut mich an, will, dass ich mutig bin und frei bestimme über mein Leben. Mich nicht knechten lasse – von nichts und niemand, schon gar nicht von Angst und Furcht.

Gott weiß, wie wichtig diese Zusage seinerseits an uns ist: Fürchtet euch nicht.

Angst hat etwas Dämonisches, Unheimliches: Tut man nichts dagegen, wird sie größer.

Was ist dann Mut? Die Abwesenheit von Furcht?

Nein. Dabei handelt es sich eher um Dummheit.

Mut ist Angst, die gebetet hat.

Und das wollen wir jetzt tun – in einer besonderen Form.

Wovor haben wir Angst?

Einige Antworten, die spontan kamen:

Teuerung, dass ich mir das Heizen, das normale Leben nicht mehr leisten kann

Überfall im Dunkeln, Raub, Gewalt …

öffentlich zu reden, aufzutreten

dass ich bei der Prüfung durchfalle

vor Rasern und rücksichtslosen Autolenkern

vor einem Unfall

mich mit Corona anzustecken

unheilbare Krankheit (Krebs …)

dass die Ehe scheitert

Streit

Arbeitslosigkeit

Es ist ziemlich gemischt. Manche Ängste sind wahrscheinlich gut, weil sie uns im Grunde beschützen, weil wir vorsichtig agieren.

Aber woher kommt z. B. die Angst davor, öffentlich laut zu sprechen vor anderen?

Handelt es sich eigentlich um die Angst vor Ablehnung – weil das, was wir zu sagen haben, beim Publikum auf Ablehnung stoßen könnte? Ist es die Angst, nicht dazuzugehören? sich zu sehr abzuheben von der (unsichtbaren) Masse?

Gehen wir unseren Ängsten am besten auf den Grund.

Und nehmen wir sie nicht zu ernst.

Es kann helfen, Gleichgesinnte oder gleich Leidende zu suchen und sich auszutauschen.

Vor allem: Lassen wir uns von ihnen das Leben nicht vermiesen, die Lebensfreude nicht nehmen, unseren Radius, unser Tun und Sein nicht einschränken.

Dann wäre schon viel gewonnen.

Übrigens: Wissen Sie, wozu in der Bibel Engel und Gott selbst die Menschen am häufigsten auffordern?

“Habt keine Angst!”

Liebe Brüder und Schwestern!

Fürchten Sie sich vor dem Tod? Oder gehen Sie ihm gelassen und getrost entgegen?

Was fühlen und denken Sie, wenn sie daran denken, dass Sie eines Tages sterben werden?

Es ist durchaus angebracht, dass wir uns mit dieser Frage beschäftigen. Denn:

Unser Sterben ist das einzige Ereignis, das uns allen, jedem/r einzelnen, todsicher bevorsteht.

In der öffentlichen Meinung, in Büchern und Fernsehbeiträgen, Zeitungen und Liedern usw. und auch im religiösen und kirchlichen Bereich gibt es verschiedene Meinungen, wie mit dem Tod umzugehen sei:

  1. Die Toten bleiben lebendig, weil und insofern wir oft an sie denken.  Grab pflegen, oft besuchen, Kerzen anzünden, Erinnerung hochhalten (Fotos, deren Besitztümer …)
  2. Sterben ist ganz normal, weil das Erdenleben sowieso nur eines von vielen ist und wir eh wieder geboren werden.
  3. Man braucht sich vor dem Tod nicht fürchten, weil es dann nicht „aus“ ist, sondern in anderer Form weitergeht, schöner und besser, schmerzfrei, und man die vorausgegangenen Lieben wieder trifft.
  4. Und dann gibt es noch immer oder schon wieder diese Angstmacherei, wo Menschen mit Höllenvisionen und Drohbotschaften terrorisiert werden. Obwohl man einmal vor 30 Jahren geglaubt hat, damit ist es endgültig vorbei.

Wenn wir uns von dieser letzten Vorstellung zu Recht abwenden, so ist damit noch nicht gesagt, dass uns die anderen erstgenannten froh machen.

Mir kommt das so als Verharmlosung vor. Teils ein Verdrängen, was auch von weiten Kreisen gemacht wird, aber doch so ein nicht ganz ernst Nehmen, auf die leichte Schulter, so als ob eh nichts Besonderes passiert …

Bei der Idee von der Wiedergeburt erlebt man es ja immer wieder, dann kanns nicht so arg sein.

Es ist verständlich, wenn Menschen bestrebt sind, eigene und fremde Angst zu bekämpfen. Aber wird da nicht etwas ganz Wesentliches weggenommen, und vorenthalten, was zum Menschsein dazugehört?

Viele leiden darunter – meist ohne zu wissen, wieso -, dass vieles nicht ernst, beliebig ist, dass es so aussieht, als käme es auf den einzelnen Menschen nicht an, als sei wurscht, was wir sagen, denken, glauben, hoffen, tun, entscheiden … wofür wir uns einsetzen, welche Partei wir wählen oder Regierung wir haben …

Vor Jahrzehnten schon gab es das Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“.

Wir Menschen halten es nicht aus ohne Tiefe, ohne Ernsthaftigkeit, ohne Sinn.

Der Tod ist der Ernstfall des Lebens.

Da gibt es kein Ausweichen. Da vertritt uns niemand.

Da kommt es auf uns an. Nur auf uns.

Da geschieht an uns, was nicht rückgängig gemacht und kein weiteres Mal erlebt werden kann.

Es ist normal und soll niemand ausgeredet werden, sich zu fürchten davor.

Aber nicht, weil es bestimmt so furchtbar und schrecklich werden wird, sondern weil dieses Geschehen so wichtig und unwiederholbar und einzigartig ist.

Weil es in diesem Moment ganz auf uns ankommt.

Und – ja, Jesus hat es so gesagt und ich glaube, weil wir vor Gottes Angesicht stehen und uns unserer Verantwortung bewusst werden, die wir während unseres Lebens hier gehabt haben.

Die Ernstfälle des Lebens, wo es ganz auf uns ankam oder angekommen wäre. Wir nehmen diese Verantwortung ja nicht immer wahr.

Die Momente, wo wir zu Recht aufgeregt sind – wegen ihrer Bedeutung und Tiefe – wenn wir einen Beruf wählen und antreten, ein Haus kaufen oder verkaufen, heiraten, ein Kind bekommen, beim schwerer Krankheit oder Tod von Nahestehenden, wenn wir einem Menschen beistehen, wenn wir für Recht und Gerechtigkeit und Wahrheit oder Menschenliebe, Barmherzigkeit einstehen, uns zu Wort melden und einsetzen entgegen einer andersdenkenden Mehrheit, wo wir unserem Gewissen folgen, obwohl wir Nachteile für uns erwarten müssen.

Diese Ernstfälle des Lebens sind es, die uns vorbereiten für den letzten.

Wie soll ein Mensch vorbereitet sein, wenn er diese Gelegenheiten alle vermieden und versäumt hat?

Wir schieben auch die Begegnung mit dem lebendigen Gott auf – zumindest viele von uns. Auch da brauchen wir keine Angst zu haben im Sinn von etwas Schrecklichem, das uns widerfahren könnte – sehr wohl aber ist es aufregend und spannend, herausfordernd, in diese Beziehung einzutreten.

Und dieser „Ernstfall des Lebens“ kann immer und jederzeit eintreten, von uns wahrgenommen werden.

Drücken wir uns nicht davor.

Lassen wir die Augenblicke unseres Lebens nicht achtlos verstreichen. Sie sind zu kostbar dafür. Sie sind uns geschenkt, damit wir etwas daraus machen.

Unsere Persönlichkeit ändert sich nicht, sobald wir gestorben sind. Und unser Leben auch nicht mehr.Wir werden die sein, zu denen wir uns entwickelt haben – mit genau der Gottesbeziehung und –vertrautheit, die wir uns heute und hier schenken haben lassen, die wir zugelassen haben.

Ob es uns danach so vorkommen wird wie in einem fremden Land, in das wir eigentlich nicht wollten, oder wie die Heimat, die wir schon lange oder zumindest insgeheim erhofft haben, das, liebe Brüder und Schwestern, denke ich, liegt an uns.

Predigt Erntedank 2022                    Haid

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Das Vorbereitungsteam hat sich heuer für Erntedank das Thema „Nuss“ ausgesucht. Die Nüsse sollen uns heute ans Dankbar-Sein erinnern.

Schauen wir uns jetzt so eine Nuss, eine Walnuss, einmal an.

So eine Nuss ist nicht groß. Wir übersehen leicht, was es Kleines, Unscheinbares in unserem Leben gibt. Dass Kleinigkeiten kostbar sein können. Ein aufmunterndes Wort, wenn ich nicht weiterweiß. Eine ausgestreckte Hand, wenn ich Hilfe brauche. Ein kurzes Lachen im grauen Alltag, ein Sonnenstrahl, eine kleine Blume am Weg… Unser Leben besteht aus vielen kleinen Augenblicken hintereinander. Ein glücklicher Tag, ein glückliches Leben, besteht aus vielen glücklichen Momenten. Eine gelungene Beziehung besteht aus vielen aufmerksamen Begegnungen.

Nüsse sind außerdem nur einmal im Jahr reif.

Wir haben uns durch die vielen Geschäfte, in denen es in jeder Jahreszeit beinahe beliebig alles zu kaufen gibt, das Wartenkönnen abgewöhnt. Wir haben keine Geduld mehr, kein Gespür für den richtigen Augenblick. Aber die Sachen, Obst, Gemüse und alles andere, verlieren so auch ihre Einzigartigkeit, das Besondere. Erdbeeren schmecken am besten, wenn sie im Juni gegessen werden; Nüsse zwischen Herbst und Weihnachten. Ostereier zu Ostern, Eiscreme an einem heißen Sommertag… Unsere Seele stumpft ab, wenn immer alles gleich ist…

Eine Nuss hat eine Schale. Eigentlich hat sie sogar zwei, die grüne ist bei diesen Nüssen schon weg. Diese harte Schale kann heute ein Hinweis sein: Um an die Nuss zu gelangen, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Uns ein anstrengen, ein bisschen zumindest.

Gott schenkt uns im normalen Leben alles mögliche, das uns zuerst ungenießbar vorkommt, hart, schwierig zu bewältigen… und wo wir erst nach und nach das Kostbare daran erkennen.

Ein Sprichwort sagt. Gott schenkt uns Nüsse, aber er knackt sie nicht auf.

Und das ist sehr gut so. sogar menschenfreundlich.

Wir wären auf Dauer gar nicht glücklich und zufrieden, wenn uns alles, was wir uns wünschen, auf dem Präsentierteller vor die Nase gestellt würde. Es macht uns froher, wenn unser Einsatz gefragt ist. Was von selber geht, ist uninteressant.

Erwachsene, aber auch Kinder, brauchen Erfolgserlebnisse…

Gott hat uns schließlich Kräfte und Fähigkeiten gegeben.

In jeder Krise steckt eine Chance, die Möglichkeit, dass etwas anders wird, sich zum Besseren ändert in unserem Leben.

Manchmal ist etwas so schwer oder kompliziert, dass wir uns überfordert fühlen.

Es kommt vor, dass Menschen so in der Krise stecken, dass sie beim besten Willen nichts Gutes mehr daran erkennen können. Da sind vielleicht die Mitmenschen gefragt, sich für die anderen anzustrengen…es ist ja keiner allein.

Und es kann sein, dass so ein Mensch dankbar wird über seine Freunde, Familie, Kollegen…

Das Fest Erntedank möchte uns ermutigen, in jeder Lage auf das zu schauen, wofür wir dankbar sein können. Es möchte uns zu Optimisten erziehen.

Dankbar werden wir und Kraft gibt uns, wenn wir uns erinnern, was wir schon alles geschafft haben. Wie wir in der Vergangenheit mit Schwierigkeiten umgegangen sind, wie wir Auswege, Lösungen gefunden haben.

Denn wenn es früher ging, dann ist klar, dass es jetzt, heute ebenfalls möglich ist.

Im Evangelium sagt ja Jesus nicht, wir sollen überhaupt nicht und unter keinen Umständen Sorge tragen … Nein. Er sagt: Sorgt euch nicht ängstlich.

Angst ist eine schlechte Ratgeberin.

Problem- und Sorgenkoma, wo Menschen die Chancen und das Gute nicht mehr sehen können… das ist eigentlich keine Haltung, die für glaubende Christen angemessen ist.

Ja, wir können etwas bewirken – und wir sollen das auch.

Ängstlich sorgen, sagt Jesus, das tun die Heiden. Das ist ein altertümliches Wort. Heide ist ein Mensch, der so lebt, als ob es Gott nicht gäbe.

Wo ich allein auf mich gestellt bin und mich unwahrscheinlich abmühen muss, anstrengen, damit ich alles kriege, was ich brauche. Stress. Wie ein Haftelmacher aufpassen –

Und da sind wir überfordert. Viele beginnen dann zu tricksen, andere zu übervorteilen, mit Gewalt zu agieren oder hintenherum – um mehr Erfolg zu haben.

Wir können das nicht, alles und jedes und sämtliche Eventualitäten berücksichtigen und und und … Gott nimmt uns das ab – wenn und weil wir damit beschäftigt sind, uns für sein Reich, für das Evangelium, für das Wahre, Gute und Schöne einzusetzen, für Gesundheit, Frieden, Fülle, Hilfsbereitschaft. Für die Gemeinschaft.

Immer nur noch mehr Geld zu beschaffen ohne Rücksicht auf andere Menschen, auf die eigene Gesundheit und Beziehungen, auf die Natur – das ist etwas Widergöttliches. Wo es nur um Gewinnmaximierung geht, ist anderes nachrangig. Der Krieg endet nicht, weil die Waffenlobby noch nicht genug verdient hat. Die Energie ist teuer, weil jemand damit verdient.

Der Regenwald im Amazonas und anderswo wird vernichtet, weil es bares Geld bringt für die die das tun.

Das Klima erwärmt sich, weil zuerst alle fossilen Brennstoffe verbraucht, sprich: verkauft sein wollen und die Geräte dazu, für die man ein Patent hat.

Macht- und Wissensmissbrauch, weil Verdienen als oberster Wert gilt. Geld nimmt die Stelle ein, die Gott zukommt.

Des existiert aber ein Gegenmittel, und das ist Dankbarkeit. Wir brauchen nicht ständig immer mehr und mehr – weil für uns gesorgt ist, immer schon. Weil wir in besten Händen sind.

Wir können uns entscheiden: Für eine heidnische Denkweise. Die Angst, dass ich allein im Kosmos bin, auf mich gestellt, und dass das Recht des Stärkeren regiert.

Oder dafür, umzudenken und voller Dankbarkeit staunend zu bemerken: Gott schaut ständig, dass es mir gut geht. Liebe Brüder und Schwestern: Versuchen wir es einmal!

Das hebräische Wort für Frieden, Schalom, bedeutet gleichzeitig “Fülle”.

Ein Frieden ohne Fülle ist nicht möglich.

Wer sich arm, benachteiligt … vorkommt, im Mangelbewusstsein lebt, sieht alles negativ – v.a. das Verhalten anderer Menschen.

Wer ständig befürchtet, zu kurz zu kommen, übervorteilt zu werden usw., ist stets auf dem Sprung, der (vermeintlichen) Gewalt zuvorzukommen.

Tipp: Lasst es euch möglichst gut gehen.

Lasst euch verwöhnen.

Genießt das Dasein.

Freut euch am leben, an jeder Sekunde!

Reich beschenkt gönnen wir allen Gutes.

Predigt                                    Elisabethsonntag     13. / 14. 11. 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

So, das soll also eine frohe Botschaft sein? Da kann man ja richtig Angst bekommen…

Alles bricht zusammen oder auch auseinander, sogar die kosmische Ordnung funktioniert nicht mehr…

Weltuntergang…

Wir haben schon darüber geredet heute, wovor wir Angst haben und wie wir damit umgehen bzw. wie wir damit fertig geworden sind…

Für die Menschen damals, als dieser Text geschrieben wurde, war das, was Jesus da sagt, genau das, was ihnen in ihrer Angst geholfen hat. So unglaublich das heute jetzt für uns klingt.

Die Christen wurden verfolgt, das Heimatland von Jesus war erobert und besetzt von Feinden, in Rom und anderswo waren sie in der Minderheit, dass Jesus möglichst bald wiederkommt und mit all den menschlichen Furchtbarkeiten ein für alle Mal aufräumt, das war ihre große, ihre einzige Hoffnung.

Unsere Ängste sind anders.

Wir haben auch viele Wörter für verschiedene Arten – da gibt es leichtes Unbehagen, spürbare Beunruhigung, stärkere Besorgnis, tiefe Sorge, Befürchtungen, Furcht vor bestimmten Dingen, Menschen, Ereignissen, vor einer Aufgabe, vor einer Operation, Krankheit usw. … Panik gibt es und leichtes Schaudern, Erschrecken und Horror…

Angst klingt deswegen so schrecklich, weil sie oft diffus ist und man nichts Konkretes unternehmen zu können glaubt.

Angst vor der Zukunft – wie wird es weitergehen. Das beschäftigt uns.

Heute ist auch Elisabethsonntag, wo es um die Armen in unserer Gesellschaft geht.

Wir dürfen bei all unserer Angst, die wir vielleicht haben, eines nicht übersehen:

Bei vielen ist all das, wovor man sich fürchten könnte, bereits eingetroffen.

Familie und Partnerschaft zerbrochen, Gesundheit weg, Arbeitsplatz weg, Geld zu wenig …

Viele Menschen weltweit erleben hautnah und lebensbedrohlich die Auswirkungen des Klimawandels, der Naturzerstörung. Trockenheit südlich der Sahara nimmt Nahrungsquellen und Wasser und treibt in die Flucht.

Bosheit, Egoismus, Geltungswahn erzeugt Diktaturen, Gewaltherrschaft. Die Flüchtlinge ander Grenze zwischen Litauen, Polen und Weißrussland …

Kriege – die hat alle einmal jemand angefangen …

Unsere Aufgabe als Christen ist es, nicht Ängste zu beschwichtigen oder wegzubeten, sondern die Gründe für die Ängste zu beseitigen.

Ja, Gott ist anwesend in dieser Welt und interessiert sich dafür, was wir machen und hilft auch gern – aber er hat jedem von uns 2 Hände und ein Gehirn und ein Herz gegeben, Fähigkeiten, …

Beten hilft, wenn es momentan gilt, unseren eigenschock zu bekämpfen, jeder Helfer in der Notsituation muss das zuerst machen, um sinnvoll und wirksam helfen zu können. Der Glaube an Gottes liebende Nähe ist die beste Voraussetzung dafür, dass wir uns unseren Ängsten stellen können.

Aber dann – gleich dann – sind wir aufgerufen etwas zu tun.

Liebe Brüder und Schwestern!

Fürchten Sie sich vor dem Tod? Oder gehen Sie ihm gelassen und getrost entgegen?

Was fühlen und denken Sie, wenn sie daran denken, dass Sie eines Tages sterben werden?

Es ist durchaus angebracht, dass wir uns mit dieser Frage beschäftigen. Denn:

Unser Sterben ist das einzige Ereignis, das uns allen, jedem/r einzelnen, todsicher bevorsteht.

In der öffentlichen Meinung, in Büchern und Fernsehbeiträgen, Zeitungen und Liedern usw. und auch im religiösen und kirchlichen Bereich gibt es verschiedene Meinungen, wie mit dem Tod umzugehen sei:

  1. Die Toten bleiben lebendig, weil und insofern wir oft an sie denken.  Grab pflegen, oft besuchen, Kerzen anzünden, Erinnerung hochhalten (Fotos, deren Besitztümer …)
  2. Sterben ist ganz normal, weil das Erdenleben sowieso nur eines von vielen ist und wir eh wieder geboren werden.
  3. Man braucht sich vor dem Tod nicht fürchten, weil es dann nicht „aus“ ist, sondern in anderer Form weitergeht, schöner und besser, schmerzfrei, und man die vorausgegangenen Lieben wieder trifft.
  4. Und dann gibt es noch immer oder schon wieder diese Angstmacherei, wo Menschen mit Höllenvisionen und Drohbotschaften terrorisiert werden. Obwohl man einmal vor 30 Jahren geglaubt hat, damit ist es endgültig vorbei.

Wenn wir uns von dieser letzten Vorstellung zu Recht abwenden, so ist damit noch nicht gesagt, dass uns die anderen erstgenannten froh machen.

Mir kommt das so als Verharmlosung vor. Teils ein Verdrängen, was auch von weiten Kreisen gemacht wird, aber doch so ein nicht ganz ernst Nehmen, auf die leichte Schulter, so als ob eh nichts Besonderes passiert …

Bei der Idee von der Wiedergeburt erlebt man es ja immer wieder, dann kanns nicht so arg sein.

Es ist verständlich, wenn Menschen bestrebt sind, eigene und fremde Angst zu bekämpfen. Aber wird da nicht etwas ganz Wesentliches weggenommen, und vorenthalten, was zum Menschsein dazugehört?

Viele leiden darunter – meist ohne zu wissen, wieso -, dass vieles nicht ernst, beliebig ist, dass es so aussieht, als käme es auf den einzelnen Menschen nicht an, als sei wurscht, was wir sagen, denken, glauben, hoffen, tun, entscheiden … wofür wir uns einsetzen, welche Partei wir wählen oder Regierung wir haben …

Vor Jahrzehnten schon gab es das Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“.

Wir Menschen halten es nicht aus ohne Tiefe, ohne Ernsthaftigkeit, ohne Sinn.

Der Tod ist der Ernstfall des Lebens.

Da gibt es kein Ausweichen. Da vertritt uns niemand.

Da kommt es auf uns an. Nur auf uns.

Da geschieht an uns, was nicht rückgängig gemacht und kein weiteres Mal erlebt werden kann.

Es ist normal und soll niemand ausgeredet werden, sich zu fürchten davor.

Aber nicht, weil es bestimmt so furchtbar und schrecklich werden wird, sondern weil dieses Geschehen so wichtig und unwiederholbar und einzigartig ist.

Weil es in diesem Moment ganz auf uns ankommt. Furcht im Sinn von Ehrfurcht  …

Und – ja, Jesus hat es so gesagt und ich glaube, weil wir vor Gottes Angesicht stehen und uns unserer Verantwortung bewusst werden, die wir während unseres Lebens hier gehabt haben.

Die Ernstfälle des Lebens, wo es ganz auf uns ankam oder angekommen wäre. Wir nehmen diese Verantwortung ja nicht immer wahr.

Die Momente, wo wir zu Recht aufgeregt sind – wegen ihrer Bedeutung und Tiefe – wenn wir einen Beruf wählen und antreten, ein Haus kaufen oder verkaufen, heiraten, ein Kind bekommen, beim schwerer Krankheit oder Tod von Nahestehenden, wenn wir einem Menschen beistehen, wenn wir für Recht und Gerechtigkeit und Wahrheit oder Menschenliebe, Barmherzigkeit einstehen, uns zu Wort melden und einsetzen entgegen einer andersdenkenden Mehrheit, wo wir unserem Gewissen folgen, obwohl wir Nachteile für uns erwarten müssen.

Diese Ernstfälle des Lebens sind es, die uns vorbereiten für den letzten.

Wie soll ein Mensch vorbereitet sein, wenn er diese Gelegenheiten alle vermieden und versäumt hat?

Wir schieben auch die Begegnung mit dem lebendigen Gott auf – zumindest viele von uns. Auch da brauchen wir keine Angst zu haben im Sinn von etwas Schrecklichem, das uns widerfahren könnte – sehr wohl aber ist es aufregend und spannend, herausfordernd, in diese Beziehung einzutreten.

Und dieser „Ernstfall des Lebens“ kann immer und jederzeit eintreten, von uns wahrgenommen werden.

Drücken wir uns nicht davor.

Lassen wir die Augenblicke unseres Lebens nicht achtlos verstreichen. Sie sind zu kostbar dafür. Sie sind uns geschenkt, damit wir etwas daraus machen.

Unsere Persönlichkeit ändert sich nicht, sobald wir gestorben sind. Und unser Leben auch nicht mehr. Wir werden die sein, zu denen wir uns entwickelt haben – mit genau der Gottesbeziehung und –vertrautheit, die wir uns heute und hier schenken haben lassen, die wir zugelassen haben.

Ob es uns danach so vorkommen wird wie in einem fremden Land, in das wir eigentlich nicht wollten, oder wie die Heimat, die wir schon lange oder zumindest insgeheim erhofft haben, das, liebe Brüder und Schwestern, denke ich, liegt an uns.

Eine Filmempfehlung:

Alphabet – Angst oder Liebe.

Ein Film von Erwin Wagenhofer über unser Bildungssystem, über Bildung überhaupt, Grenzen und Möglichkeiten …

Anschauen!

Lernen!

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Was ist ein unreiner Geist?

Wir glauben so etwas nicht. Seltsam. Böse Geister gehören ins Märchen. Oder in Gruselgeschichten.

Was passiert im Evangelium?

Jesus kann dem Befehle erteilen. Jesus ist mächtiger.

Gibt es in unserer heutigen Zeit – und da frage ich jetzt auch die Erwachsenen – nicht jede Menge unreiner Geister?

Denkhaltungen, die Menschen halb oder ganz verrückt machen?

Konsumdenken, Hektik, Habgier – ein Radl, das knechtet, wo einer nicht einfach aussteigen kann, sobald er will? Wo Leistung alles ist, Selbstbehauptung, Aggressivität …

Und die totale Angst: was, wenn ich es nicht mehr schaffe, arbeitslos werde, zu alt, zu krank, zu wenig tüchtig bin …?

Die Folgen des Wirtschaftsterrors: Umweltzerstörung, neue Krankheiten wie Corona, was uns seit 11 Monaten in Atem hält … die Ausrottung ganzer Völker und irgendwann der Menschheit …

Oder die Esoterik, die rapide um sich greift wie eine Seuche.

Unglaube. Wenn man alles gleich glauben kann und es gleichgültig – wurscht ist: Es wird irrelevant, dass Jesus gekreuzigt wurde und auferstanden ist.

Auf der anderen Seite Fanatismus, religiöse Engstirnigkeit.

Wo es wiederum Denkverbote geben soll…

Am ärgsten von allem ist die Angst, die um sich greift – vor all dem, was ich geschildert habe. Terror, Horror heißt ja Angst, Schrecken.

Vieles was sich heute weltweit tut, kommt mir vor wie eine Krankheit: Zuerst merkt man es gar nicht, dass etwas nicht in Ordnung ist – man hat sich angesteckt, fühlt sich möglicherweise nicht 100prozentig wohl, denkt sich aber nicht viel.

Wenn es dann ausbricht ist es zu spät.

Vieles empfinden wir nicht als krank, weil es so normal ist – was alle, fast alle haben, das fällt nicht auf – wie in der Zeit des Nationalsozialismus diese Denkweise normal war. Allgemein üblich.

Aber eben nicht gesund und gut.

Der Mann in der Synagoge aus dem Evangelium hat sich vielleicht gar nicht krank gefühlt.

Erst als Jesus eintritt, kommt es auf, was ihm fehlt. In der Nähe Jesu, in der Anwesenheit Gottes, hält sich das Böse nicht länger.

Wo man wieder spürt, wie das Gute ist, sein könnte, erst da merkt man auf einmal, wie störend die Krankheit ist. Wie sie das Wohlbefinden beeinträchtigt.

Liede Brüder und Schwestern: Wie gern würden wir unsere Kinder, aber natürlich auch uns selber und alle unsere Lieben, vor allem Unguten, Kranken, Schädlichen bewahren und schützen.

Unter normalen Umständen würden wir an diesem Sonntag eine Kindersegnung haben im Gottesdienst.

Aber ich kann mir noch etwas vorstellen, was besser wirkt:

Wenn sie Jesus immer bei sich haben, ständig in seiner Nähe leben. Schließlich ist es ja auch so. Wir haben recht, wenn wir uns gesegnet fühlen und wissen.

Wie kann man da tun? Wie geht das?

Beten jeden Tag.

Mit ihm leben. Sich vorstellen und fragen: was würde Jesus tun, sagen … in der einen oder anderen Situation?

Jesus vertreibt den unreinen Geist.

Vielleicht ist manches bei uns so, dass wir auch zunächst einmal schreien möchten vor Trauer und Schmerz über das, was schief läuft in unserer Welt oder in unserer Familie, Gesellschaft …

Aber dann wird es besser. Und zwar ziemlich rasch. Wir erkennen, dass wir Christen heute diejenigen sind, die die Aufgabe haben, das Böse (Krankheit, Unrecht, Unfrieden, Armut, Dummheit…) in jeder Form zum Verschwinden zu bringen. Es unterstützt uns einer dabei, der bewiesen hat, dass er’s kann.

Angst ist ein schlechter Ratgeber. So heißt das Sprichwort. Eigentlich DIE angst, also RatgeberIN…

Gehirn und Gefühle, Intuition und Logik, all das schrumpft, wird blockiert, wenn ein Mensch in Panik verfällt. Das Krokodilhirn wird aktiviert, und da gibt es: Kampf oder Flucht oder Sich Totstellen, was auch im Grund eine Art Flucht ist, Flucht davor, sich der Verantwortung, den Herausforderungen zu stellen.

Ignatius von Loyola meinte: Wenn es einem schlecht geht (in Zeiten ohne “Tröstung”) solle man keine Entscheidungen treffen. Sein Leben, die aktuelle Situation nicht ändern.

Ich bin sicher:

Solange in puncto Corona Angst verbreitet wird bzw.dasDenken und Planen beherrscht, wird es keine guteLösung geben.

Weil 90 % (oder sogar mehr) der möglichen Lösungswege nicht gesehen werden. Der Blick ist ja zum extremen Tunnelblick verengt bis zum Gehtnichtmehr.

Alles, was Angstvertreibt oder verhindert, sollte von der Regierung gefördert werden:

Theater, Kabarett, Kino, Konzerte, Bälle, Geselligkeiten, Museen, Ausstellungen, Galerien, Gasthäuser, Kulinarik, Buchhandlungen, Lesen, Mode, Schmuck, Luxus … Diskussionen, Bildungsveranstaltungen …

Sport! Endorphine! Wer hat nicht schon erlebt, wie quälende Sorgen nach einem Lauf oder Training wie weggeblasen waren oder sich plötzlich eine Lösung ergab … weil das Hirn nicht mehr blockiert war …

Und die Tröstungen der Religion, Spiritualität … Gottesdienste, miteinander singen!

Chor, Vereinstätigkeit …

Gespräche unter Freunden, Gelächter, gemeinsam sich treffen undaustauschen …

Lieber – nein, nicht lieber, sondern verblendeter Herr Kurz und Co: Ändern Sie Ihr Denken, überprüfen Sie Ihre Ihre Entscheidungen.

Jeder Tag mehr des Lockdowns wird die Situation nur verschlimmern.

Ignatius von Loyola hat noch etwas gesagt: Gesundheit ist nicht der höchste Wert (auch nicht der eigentliche Zweck des Lebens), sondern dass Gottes Wille geschieht.

Als da wäre: Dass die Menschen glücklich sind. Und zwar auf ewig.