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Predigt 3. Sonntag der Osterzeit

Liebe Brüder und Schwestern!

Interessant: Das heutige Evangelium spielt zeitlich vor dem, was wir vorigen Sonntag gehört haben.

Jesus, der auferstandene, erscheint seinen Jüngerinnen und Jüngern. Wissen sie, was mich am Christentum besonders fasziniert – oder am biblischen Gott?

In vielen Religionen gilt es als notwendig, unabdingbar, dass der Mensch sich auf die Gottsuche begibt, wenn er Erlösung, Erleuchtung, Glauben oder was immer finden will.

Bei uns ist es umgekehrt.

Da macht sich Gott auf die Suche nach dem Menschen.

Jesus besucht die Seinen.

Er muss sie, so scheint es, erst nach und nach überzeugen, dass es wirklich er ist, offenbar hat er nicht mehr so ausgeschaut wie sie es von früher gewohnt gewesen sind. Die Emmausjünger erkennen ihn nicht gleich; optisch überhaupt nicht, erst die Geste des Brotbrechens bringt sie zur Gewissheit.

Oder beim Fischfang am See – da ist Jesus nicht durch sein Aussehen erkennbar …

Es muss aber ein paar Erkennungszeichen geben, die die Jünger überzeugt haben von der Wirklichkeit der Auferstehung.

Heute sind es drei oder sogar vier.

Jesus zeigt den Aposteln die Wunden, die Spuren von der Kreuzigung. Greift mich doch an. Es ist derselbe, der am Kreuz gestorben ist.

Der Auferstandene isst ein Stück Fisch vor ihren Augen. Er lebt, es ist kein Geist, schon gar nicht eine Halluzination, Einbildung der Jünger.

Er kennt sie, mit Namen und ihren Eigenheiten; er spricht mit den Jüngern, mit den Freunden über gemeinsame Erlebnisse in der Vergangenheit. Er weiß noch, dass Petrus versprochen hat unter allen Umständen zu ihm zu halten und ihn dann doch verleugnet.

Jesus hat dieselben Wesenszüge, Charaktereigenschaften wie vor seinem Tod. Er ist freundlich, liebevoll, verzeiht, ist barmherzig … hat ein Herz für die Menschen. Hilft, schenkt, steht bei … Seine Persönlichkeit hat sich nicht verändert.

Und er behält die Gesten bei, die er gestiftet hat – das Segnen und Brechen des Brotes. Den reichen Fischfang. Das Nehmen der Angst, das Vergeben der Sünden, das Wiederaufrichten der Gescheiterten, der Versager – Petrus…

Lauter Beweise der Auferstehung.

Wie ist das heute bei uns – jetzt?

Sehen wir Beweise des Auferstandenen – dass er bei uns ist?

Suchen wir sie?

Brotbrechen.

Über ihn erzählen.

Ihn angreifen, begreifen, sehen, erleben wollen … warum bestehen wir nicht auf authentischer Erfahrung? Also, ich möchte ihn sehr wohl sehen, mit Händen greifen. Mich von ihm beschenken lassen. Ihn in mein Leben einladen.

Ist der Glaube an die Auferstehung – nämlich dass der auferstandene Jesus bei uns ist – ganz konkret! – deswegen vielleicht bei uns so blass und kraftlos, weil wir uns nicht trauen, ihn live zu erleben? Wer hat uns denn den Blödsinn eingeredet, dass wir ins Blinde hinein glauben sollen?

Ist Erfahrung nicht weit wichtiger als Etwas für wahr halten – ja das, worauf es ankommt?

Ich bin mit Freude katholisch: Mein Glaube ist konkret, ereignet sich mit allen Sinnen – sehen, hören, schmecken, riechen, reden, hören, fühlen …

Wenn Jesus bereit ist, uns handgreifliche Beweise zu geben – warum um Gottes willen sind wir so dumm oder sündhaft bescheiden – oder vermessen stolz – ich brauch das nicht, hab ich nicht nötig … , dass wir auf sie verzichten?

Schaumgebremst, eingesperrt – und dann wundern wir uns, dass sich keiner für die Kirche interessiert.

Bestehen wir darauf, alles zu erleben, was Gott uns anzubieten hat. Sakramente, seine spürbare Anwesenheit im Gebet und Führung, theologisches Wissen, das Wirken des Geistes, Gemeinschaft, Wunder, Heilung und und und …

Alles für uns.

Ich habe schon so viel gebetet – warum erhört Gott meine Gebete nicht?

Sicher kennen Sie diese Bibelstelle:

Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten. Lk 11, 9-13  

Wenn das Kind um eine Schlange oder einen Skorpion bittet – werden wir die Bitte erfüllen? Sicher nicht – und zwar im Interesse des Kindes …   Was ist wirklich gut – oder das Bessere – für uns? Für die Gemeinschaft (Familie, Firma, Pfarre, Staat, Verein,…), in der wir leben und wirken? Für die gesamte Menschheit? Für einen Menschen, der uns nahesteht?   Ja, wir sind aufgerufen, zu bitten, zu bitten und noch einmal zu bitten. Aber wir sind auch aufgerufen und herausgefordert zu größerem Gottvertrauen. Es kann sein, dass wir um etwas bitten, das ins im Letzten von etwas Besserem, das eintreten könnte, abhält … Hören tut uns Gott immer, und ernst nimmt sie/er uns auch. … Manchmal erfüllt Gott unsere Wünsche, obwohl es nicht gut für uns ist. Zu Lernzwecken? Damit wir sehen, wie diese Entwicklung konkret ausschaut? Weil wir es aushalten, diese Erfahrung zu machen … oder weil wir auch Umwege machen dürfen …? Jedenfalls: Gott liebt es, wenn wir mit ihr sprechen …      

Eine weitere Begegnung mit dem auferstandenen Jesus:

Lk 24, 36-49 (Fortsetzung des gestrigen Textes)

36 Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. 38 Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? 39 Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. 40 Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41 Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? 42 Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; 43 er nahm es und aß es vor ihren Augen. 44 Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. 45 Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. 46 Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen 47 und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, 48 seid ihr Zeugen dafür. 49 Und siehe, ich werde die Verheißung meines Vaters auf euch herabsenden. Ihr aber bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet!

50 Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. 51 Und es geschah, während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben. 52 Sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. 53 Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.

Meine Anregung:

Einfach eine Betrachtung versuchen …

Tipp: Schreiben Sie Ihre Beobachtungen, Eindrücke, Gedanken, Gefühle … (auch in Erinnerung an die Bibeltexte der letzten 3 Tage) heute auf jeden Fall auf!

Die heutige Bibelstelle für die Betrachtung:

Vom Vertrauen beim Beten Mt 7, 7-11

7 »Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und euch wird die Tür geöffnet! 8 Denn wer bittet, der bekommt. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet. 9 Würde etwa jemand von euch seinem Kind einen Stein geben, wenn es um ein Stück Brot bittet? 10 Oder eine Schlange, wenn es um einen Fisch bittet? 11 Trotz all eurer Bosheit wisst ihr Menschen doch, was gut für eure Kinder ist, und gebt es ihnen. Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes schenken, die ihn darum bitten!«

Mein Vorschlag: Malen Sie ein Bild. Egal, was dabei herauskommt – spüren Sie während des Malens in das Vertrauen hinein.

Das Material spielt eine untergeordnete Rolle. Verwenden Sie, was Sie gerne mögen, was Sie gerade zu Hause haben. Wasser- oder Aquarellfarben, Acrylfarben, Ölkreiden, Farbstifte …  Papier, Karton, Keilrahmen, Holzplatte … Bleiben Sie eine halbe Stunde dabei. Auch wenn Sie das Gefühl haben, dass das Bild dann nicht „fertig“ ist: die Stille Zeit mit einem persönlichen Gespräch mit Gott oder Jesus beenden.

Wer mag, kann später oder am nächsten Tag weitermalen.

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Werden Gebete erhört? Wenn nein, warum nicht? Und: Wenn ja, warum ist mir das noch nicht passiert? …

 

Ich persönlich, daraus will ich kein Geheimnis machen, bin zutiefst davon überzeugt, dass Gott unser Beten erhört.

Ich bin aber noch von mehr überzeugt, da steckt noch weit mehr dahinter.

Aber alles der Reihe nach.

 

Jesus bringt zwei eindrückliche Vergleiche dafür, dass Gott uns erhört. Unser Bitten ernst nimmt.

Jesus schildert, wie wir Menschen schon zu unseren irdischen guten Freunden zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen dürfen und sie uns nicht verwehren werden, was wir brauchen. Und Gott liebt uns noch mehr, auch wenn wir ihn als Freund betrachten dürfen.

 

Im zweiten Vergleich geht es darum, dass Eltern dem Kind das Gute geben, wenn es darum bittet – und nicht stattdessen Schlechtes, Schädliches. Also nicht eine Schlange statt eines Fisches oder einen Skorpion statt eines Eies usw.

Und dabei bleibe ich schon hängen.

Zahlreiche Menschen, vermutlich fast alle auf der Welt, beten um alles mögliche, das ihnen wichtig und nötig erscheint. Um Gesundheit. Um einen besseren Job, um mehr Geld, um Glück in der Liebe, dass man den oder die bekommt als (Ehe)Partner/in, um schönes Wetter, dass mans rechtzeitig schafft irgendwo hin zu kommen, dass im Straßenverkehr nichts passiert, dass man selber oder ein Kind die wichtige Prüfung schafft, um das Ende einer Feindschaft, um ein langes Leben usw. usf.

 

Wird erhört – oder auch nicht?

Wie sind Ihre Erfahrungen?

Wenn dann das Gewünschte eintritt, vergessen wir nicht oft ziemlich rasch, dass wir jemanden ums Gelingen gebeten haben? Ich kannte in St. Pölten eine Ordensfrau, die wegen einer schweren Muskel- und Gelenkskrankheit im Krankenstand war und auf die Frühpension wartete. Im Gebetskreis beteten wir mit ihr um Heilung.

Diese trat ein. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen waren weg.

Einige Wochen später bekam sie den routinemäßigen Kontrollbesuch von der Krankenkasse, wie es ihr gehe und ob die Frühpension gewährt würde. Ihre Worte: „Da muss ich aufpassen, dass ich mich nicht zu schnell bewege, sonst bekomme ich die Frühpension nicht.“

Abschreckendes Beispiel?

Kann es sein, dass wir mitunter zwar um eine Besserung von irgendetwas beten, aber gar nicht daran denken, unser eigenes Verhalten zu ändern?

Oder schlicht und einfach gar nicht wollen, dass sich groß was ändert?

Wenn ich um Heilung bete, aber nicht bereit bin, meinen Lebensstil nachhaltig umzustellen? Wenn ich um Versöhnung bete, aber nicht bereit bin, nachzugeben? Zu teilen? Die Kommunikation zu verbessern? Andere Menschen, Partner, Kinder, Verwandte, Nachbarn, Kollegen … als Menschen wohlwollend zu betrachten und zu behandeln?

Wenn ich um Wohlstand bete, um einen besser bezahlten Beruf – aber mich eh lieber aus allem heraushalte, Anstrengung normalerweise vermeide und auch sonst nicht gerade der bin, der seinen Verantwortungsbereichen gerecht wird?

 

Was soll der Vater aus dem Gleichnis Jesu machen, wenn das Kind um eine Schlange oder einen Skorpion bittet? Natürlich gibt er dann – nichts. Oder das Kind will das Brot halt nicht haben, weil es das nicht als Gebetserhörung erkennt…

 

Liebe Brüder und Schwestern, alle Gebete werden erhört. Aber zu dem Zeitpunkt und in der Weise, wie es gut für uns ist.

 

Dann gibt es aber noch etwas.

Erinnern Sie sich an die Lesung? Wie Abraham mit Gott handelt?

 

Finden Sie das ein bisschen ungehörig?

 

Vielleicht haben auch Sie früher gehört: Man darf Gott nicht wie einen Automaten behandeln, der auf Knopfdruck das gewünschte Ergebnis ausspuckt. Oder im katholischen Sinn: Eine gute Tat, eine Spende, eine Wallfahrt, ein Gottesdienst oder bestimmtes Gebet, und dafür bekomme ich … was auch immer.

Ja, es ist nicht richtig, Gott als Bittgebetmaschine zu behandeln.

Aber laut Evangelium, laut Jesus, ist es durchaus richtig, Gott jederzeit um alles zu bitten, was man sich vorstellen und nur wünschen kann.

 

Ich glaub, Gott liebt es so sehr, wenn wir mit ihm reden, dass es ihm gar nicht so sehr darauf ankommt, was wir sagen – ununterbrochen nur Bittgebete sind ihm lieber als gar nichts.

Gott hilft uns auch gern.

 

Aber er möchte uns haben wie Abraham und Sara und die übrigen großen Gestalten der Bibel und Kirchengeschichte, die zurecht Freunde Gottes genannt werden. Freunde sagen auch Danke, hören zu, tun auch selber einmal etwas für den anderen, reden einfach gern miteinander, aber vor allem: verbringen gemeinsam Zeit. Den anderen, die andere einfach zu treffen, da zu sein – zweckfreie Gemeinschaft. Sich gegenseitig in den anderen hineindenken können, die Anliegen gegenseitig unterstützen, miteinander verfolgen …

Wenn unsere Beziehung zu Gott immer mehr so wird, werden wir die Erfahrung machen: Ja, Gott lässt mit sich reden.

Und genau das ist das Ziel jedes Gebets, jedes Gottesdienstes, jeder Pfarre, jeder Gruppe und Runde, jeder Predigt, der Kirche insgesamt und überhaupt jeder spirituellen, geistlichen Aktivität.

Amen.