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Predigt                                                     Ostermontag, 18. 4. 2022

Liebe Brüder und Schwestern!

Dieses Evangelium von den sogenannten 2 Emmausjüngern, die unterwegs Jesus begegnen, ist uns vertraut.

Als sie zuerst der vielversprechenden Vergangenheit, ihren geplatzen Träumen nachtrauern, vielleicht wollen sie zurück in ihr – heute würden wir en Privatleben nennen, angestammter Beruf, Heimatdorf, Familie …

Und dann kommt einer des Weges, dem können sie ihr Herz ausschütten – offenbar hat er von nichts eine Ahnung, da können sie von Anfang an erzählen – und dann kommt die neue Sicht, Jesus selber deutet ihnen, erklärt ihnen das Geschehen. Sie wollen, dass er noch länger bei ihnen bleibt, obwohl sie ihn noch nicht erkennen.

Es ist eine österliche, nachösterliche Erfahrung, die uns alle heute auch noch betrifft.

Es ist die Erfahrung, die Christen machen, die eine Begeisterte, hoffnungsfrohe Zeit mit Jesus verbracht haben, die irgendwann ihre ganze Hoffnung auf Jesus, auf ihr Engagement im Glauben, in der Kirche gesetzt haben, sich alles erwartet haben.

Ja es ist eine Erfahrung, die alle Menschen machen, denen eine großartige Hoffnung sich nicht erfüllt hat, die offensichtlich mit ihren Plänen gescheitert sind.

Wo ist da jetzt die frohe Botschaft für uns?

Viele in der katholischen Kirche heute, die in meinem Alter oder 10, 20, 30 Jahre älter sind, haben sich vom 2. Vatikanischen Konzil und der Aufbruchsstimmung in der Kirche der 70er- noch 80er-Jahre alles erwartet.

Vieles ist nicht verwirklicht, manches wieder vorbei oder zurückgenommen worden, bevor es sich richtig entwickeln konnte.

Ängstliches Obrigkeitsdenken statt jesuanischer Freiheit und Vertrauen in das Wirken des heiligen Geistes.

Wir können alle nicht zurück, genauso wenig wie in unsere Jugend damals. Und niemand kann ins Privatleben zurück – viele zeihen sich zurück, aber sie spüren, das ist es nicht. Wer einmal von Jesus gerufen wurde, sich eingelassen hat in die nachfolge, der wird anders nicht glücklich, alles andere bringt es nicht.

Das spüren sie irgendwie und werden traurig. Als ob man nicht vor und zurück kann.

Aber: Gott kann, was wir nicht können; er kann jederzeit und überall ganz Neues entstehen lassen. Nächste Woche – oder morgen, sogar heute noch kann sich die Kirche total unerwartet neu gestalten, es kann etwas Unerhörtes eintreffen, es kann Veränderungen geben, die alle unsere Erwartungen übertreffen.

So wie es bei den beiden entmutigten Jüngern auf dem Weg nach Emmaus war.

Als sie Jesus am Brotbrechen erkennen, laufen sie unverzüglich nach Jerusalem zurück, im Finstern noch, am Abend, bis Mitternacht, zu völlig unerwarteter Zeit.

Nichts mit Privatleben – jetzt geht es erst richtig und neu los mit dem Jüngersein.

Lassen auch wir uns immer wieder stärken, machen wir es nach dem Muster der Emmausjünger: miteinander reden über die eigenen spirituellen, geistlichen Erfahrungen, Fragen, …. Mit Jesus reden. Beten. Die Sakramente in Anspruch nehmen. Am Gottesdienst teilnehmen.

Und warten wir zuversichtlich, was geschieht. Es wird die Erfahrung von Auferstehung sein.

Also, heute wie versprochen: Was ist geistliche Begleitung?

 

Es handelt sich um das Erzählen, Mitteilen der eigenen spirituellen (geistlichen) Erfahrungen mit der erklärten Absicht und dem Wunsch, dass die Person, die zuhört, einem gegebenenfalls auch weiterhilft auf dem geistlichen Weg.

Der/die geistliche Begleiter/in vertritt in gewisser Weise Jesus selber, der versprochen hat, mit uns in diesem Leben unterwegs zu sein.

Eigene geistliche Erfahrung bzw. Wissen um mögliche Phänomene, Schwierigkeiten, Irrwege, Sackgassen und gute Methoden, die eigene Spiritualität zu leben und weiterzuentwickeln, sind Voraussetzung; dazu die Grundhaltung der unbedingten Wertschätzung und Offenheit der begleiteten Person gegenüber.

Es gibt eigene Ausbildungslehrgänge für geistliche Begleiter/innen, z. B. im Europakloster Gut Aich.

Im Grunde geht es darum, das eigene Leben im Licht des Evangeliums zu sehen und dementsprechend formen zu lassen.

 

Es gelten dieselben Richtlinien wie z. B. bei Supervision, Psychotherapie, Coaching oder Beichte: Verschwiegenheit, Vertraulichkeit, Respekt vor der Integrität und individuellen Entwicklung des Klienten/der Klientin. Das meint, Aufdrängen eigener Weltanschauung, Meinung oder irgendwelcher Dogmen,das “Lenken” in gewisse Bahnen,z. B. zu einem Ordensleben oder geistlichen Beruf oder die Beeinflussung hinsichtlich einer Lebensentscheidung (Partnerwahl, Berufswahl, …) sind tabu – wenn dergleichen,. wie leider mancherseits üblich, vorkommt, ist das sicheres Zeichen für Minderwertigkeit der Geistlichen Begleitung. Mir ist dies selbst begegnet, und ich kann nur sagen: bitte einen großen Bogen um diese/n Begleiter/in machen!

Manipulation widerspricht der Freiheit und ist Missachtung der persönlichen Integrität, “geistlicher Missbrauch”.

So etwas verhindert das Erfahren ungefilterter göttlicher Liebe und behindert die Entwicklung zu einer eigenständigen reifen spirituellen Persönlichkeit, Sünde gegen den Heiligen Geist.

Qualitativ hochstehende geistliche Begleiter/innen zeigen zwar Wege auf und weisen auch auf möglich Folgen bestimmten Verhaltens hin, verurteilen jedoch niemals die Gewissensentscheidung oder sonst etwas der/des Begleiteten.

Es geht darum, die direkte Kommunikation, die Beziehung zwischen Begleitetem/r und Gott selber zu fördern.

 

 

Heute möchte ich euch auf das Europakloster Gut Aich aufmerksam machen.

Schaut euch die Homepage an. Ihr findet sie auch unter “Benediktiner für Europa”.

Fahrt hin.

Besichtigt die Kirche und die verschiedenen Gärten, kauft einen Likör, kostet einen anderen, stöbert durch den Pforten- oder Klosterladen …

Nehmt euch ein Kursprogramm mit, meldet euch für eine Woche an …

Reserviert euch Behandlungen im Hildegardzentrum.

Und geht schwimmen im Wolfgangsee, es ist nur eine Viertelstunde zu Fuß nach Fürberg.

Lest ein oder zwei oder alle Bücher von Johannes Pausch, dem Prior oder von Bruder Thomas.

Ihr werdet immer wieder kommen!

 

Und vielleicht treffen wir uns dort.

Ich hatte heute einen Termin zwecks geistlicher Begleitung.

Darüber morgen mehr.

Heute war ich bei Br. Thomas Hessler im Europakloster Gut Aich.

Seit 1987 nehme ich geistliche Begleitung in Anspruch, seit 1996 bei Bruder Thomas.

Geistliche Begleitung hilft dabei, die Beziehung zu Gott zu leben, spirituell zu sein, sich geistlich weiterzuentwickeln.

Sie finden Hinweise auch auf Webseiten der Jesuiten, der Englischen Fräulein und der Diözese Linz.