Predigt Taufe Jesu So., 12. 1. 2020 Haid
Liebe
Brüder und Schwestern!
Jesus
hat sich in der Menschenschlange angestellt und von Johannes dem Täufer taufen
lassen. Sensationell daran ist: Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe, ein
Akt zur Vergebung der Sünden.
Jesus,
der auch ganz Gott ist – braucht der das?
Jesus
ist auch ganz Mensch. Er ist in einem familiären Umfeld aufgewachsen und war
den kulturellen und sozialen Einflüssen seiner Zeit ausgesetzt. Die Leute in
Nazareth haben vermutlich schon getuschelt – jetzt ist der über dreißig, er
hätte schon längst eine Familie gründen sollen, erfolgreich sein in seinem
Betrieb als Zimmermann, eine Säule der Gemeinde, der für die Witwen und Waisen
in der Verwandtschaft sorgt … statt dessen ist er ein Herumtreiber, monatelang
in der Wüste, …
Und
jetzt steht er da im Jordan, und sein Weg wird gleich zweimal bestätigt:
Johannes, der ja mit ihm verwandt ist, erkennt in ihm den, der mit Feuer und
Heiligem Geist taufen wird, der über ihm steht, ihm als Erfüllung seines
Vorläufertums folgen wird. Der der erwartete Messias – auf Hebräisch Meschiach,
ist, der Gesalbte des Herrn.
Jesus
verlangt es aber – und kaum dass er getauft ist, kommt die Bestätigung oder
Beglaubigung durch Gott selber: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich
Gefallen habe.
Das
Matthäusevangelium komponiert diesen Text in genialer Weise.
Im
Judentum gab und gibt es unterschiedliche Messiasvorstellungen. Eine davon
schaut so aus, dass ein religiöser Vorläufer kommt, ein strenggläubiger, der
predigt und bewirkt, dass sich die Menschen bekehren.
Kurz
darauf oder noch gleichzeitig soll dann der eigentliche in Erscheinung treten,
der als politischer König ein neues Reich errichten wird.
So
wird uns auch klar, wieso die religiöse Elite damals von Jesus erwartet hat,
dass er wirklich sich als König outet. Und es wurde in keiner Weise verstanden,
dass er das nicht getan hat, dass er sich kreuzigen ließ– das Judentum wartet
ja heute noch.
Es
kommt aber noch etwas dazu, was alle Erwartungen übertrifft und auch sprengt.
Gott spricht hörbar zu den Menschen.
Bei
der Taufe Jesu ertönt nicht nur die Stimme, es ist auch etwas zu sehen: Gottes
Geist kommt sichtbar wie eine Taube auf ihn herab.
Die
Taube ist uns bestens vertraut als Darstellung für den Heiligen Geist.
Im
Judentum handelte es sich allerdings um ein Symbol, das tabu war. Und zwar
absolut. Die Taube ist das heilige Tier der Göttin Ischtar, der großen
Muttergöttin und Liebesgöttin im arabischen Raum, gegen die das ganze AT
wettert – da die Menschen immer wieder zu diesem Glauben abgedriftet sind.
Matthäus
stellt nun richtig, dass alles Gute von diesem einen Gott kommt, der weder
männlich noch weiblich ist – egal auf welche Weise Menschen ihn/sie anrufen.
Die
Liebe, Barmherzigkeit, Vergebung, Geduld, das Lebenlassen, die Schönheit, der
Reichtum der Natur, das Blühen und die schönen Seiten des Lebens – und dass
angesichts von Gewalt nicht Gegengewalt das rettende Mittel ist – dieser Gott
ist hier anwesend in diesem Menschen Jesus.
Und
dieser ist nicht nur der Retter Israels, sondern der ganzen Welt.
Auch
bei unserer Taufe ertönt die Stimme Gottes: Das ist meine geliebte Tochter,
mein geliebter Sohn.
Wir
werden frei von der Erbsünde, von der menschheitsumfassenden
Schuldverstrickung, d. h., äußere Umstände können uns nicht gefangen nehmen.
Wir
werden gesalbt – zu KönigInnen, PriesterInnen und ProphetInnen.
Was
tun Könige?
Sie
tragen Verantwortung. Sorgen für Recht und Ordnung. Schauen, dass alle haben,
was sie brauchen, dass die Menschen im Land gut und glücklich leben können.
König sein ist im Grunde ein Sozialberuf. In der Taufe bekommen wir den Auftrag
und zugleich Gottes Hilfe zugesagt, wenn wir Verantwortung übernehmen in
Familie, Beruf, Gesellschaft, Staat … uns für andere einsetzen, dass ihr Leben
besser, schöner wird.
Was
tun Priester?
Darauf
aufmerksam machen, dass diese sichtbare Welt nicht alles ist, was es gibt.
Brücken bauen zwischen Gott und Mensch. Verbindung pflegen zwischen Himmel und
Erde. Bei Gott eintreten für die Menschen – für Gottes Anliegen Werbung machen
bei den Menschen.
Jede/r
von uns kann das auch und hat es, vermute ich einmal, schon öfter getan.
Propheten sind in der Bibel
Menschen, die die Welt mit Gottes Augen sehen – und darauf aufmerksam machen, wo
Menschen eine gottferne Ordnung erstellen, die lebensfeindlich ist.
Wir
haben heute jetzt dann gleich die Möglichkeit, unsere Taufe zu erneuern. Ja zu
sagen zu unserer einzigartigen Berufung und Würde.