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Der Gedenktag der Heiligen Katharina von Alexandrien als internationaler Aktionstag gegen Gewalt an Frauen – eine sensationell gelungene Verbindung.

Ich weiß nicht, ob der Zusammenfall beider Termine mit Absicht so geplant worden ist – aber er ist schlichtweg genial.

Ein Einfall der Heiligen Geistin, wenn wir im christlichen Bezugssystem bleiben.

Katharina von Alexandrien war eine gelehrte Frau vornehmer Abstammung, die an der Universität von Alexandrien lehrte – und Christin wurde.

Der Statthalter des römischen Kaisers – oder er selber – hielt um ihre Hand an. Sie schlug das Angebot der Überlieferung zufolge aus, “weil ihr als Frau des vornehmen Gatten die Zeit fehlen würde, ihre
Studien weiter zu betreiben.”

Das war dem vornehmen Herrn zuviel. Er wurde aufmerksam, was die Begehrte denn so trieb – und entdeckte, dass sie, verbotenerweise, Christin war.

Zuerst soll er ihr 500 heidnische Gelehrte (Männer) geschickt haben, um sie zu überzeugen.

Katharina diskutierte diese nicht nur in Grund und Boden; der Legende zufolge ließen sie sich anschließend allesamt taufen.

Nun ließ sie der verschmähte vornehme Herr verhaften. Katharina wurde auf das Rad gespannt, eine grausame Foltermethode, die zum Tod führt. Das Rad zerbrach, so wurde sie enthauptet.

Katharina ist die Patronin, Schutzheilige der TheologInnen. Eine der 14 Nothelfer/innen.

Kommt Ihnen da erwas bekannt vor?

Wieviele Frauen sterben täglich weltweit oder nur in Österreich, weil sie einen Mann abweisen, verlassen, nicht tun, was er verlangt, anderes glauben, denken, sagen, widersprechen, … und und und …?

Der Termin ist gut gewählt.

Ich wünsche uns allen den Mut und die Tatkraft Katharinas – und ihren fürsprechenden und geistlichen Beistand – im Engagement für Gewaltfreiheit, für Freiheit und Sicherheit sämtlicher Frauen auf dieser Erde.

Predigt                                  Anbetungstag, Blasius      3. 2. 2022 Pucking

Achatius, Ägidius, Barbara, Blasius, Christophorus, Cyriacus, Dionysius, Erasmus, Eustachius, Georg, Katharina, Margareta, Pantaleon, Vitus.

Liebe Brüder und Schwestern, wer von Ihnen weiß, um wen es sich dabei handelt?

Genau, die 14 Nothelfer.

Bis auf Ägidius lauter Märtyrer. Man hat sie gegen so ziemlich alles um Hilfe angerufen, was in einem Menschenleben von Gefahr bedroht sein kann oder schiefgehen kann.

Blasius: Bischof in Sebaste, im heutigen Armenien. Zunächst soll er Arzt in Sebaste gewesen sein. Seine unermüdliche Hilfsbereitschaft und Toleranz allen Menschen gegenüber, ob arm, ob reich, ob Christ oder Heide, war der Grund, dass er zum Bischof gewählt wurde. Zahlreiche Legenden haben seine Heilungen zum Thema. Die bekannteste Erzählung berichtet, dass er während seiner Gefangenschaft in einem römischen Gefängnis einem jungen Mann, der an einer Fischgräte zu ersticken drohte, das Leben rettete. Deshalb wird er gegen Halsleiden angerufen.

Überlegen wir heute 2 Dinge:

Wovon möchte ich geheilt sein? Es muss sich um keine Krankheit handeln. Es kann ein Ste#reit sein, eine Gewohnheit, über die ich mich ärgere und die ich nicht loswerde, oder eine lästige Pflicht, die ich irgendwann übernommen oder aufgehalst – bekommen habe… aufgehalst, Blasius ist ja für den Hals zuständig …

Oder ein Umstand, eine Umweltbedingung meines Lebens, die ich mir niemals ausgesucht hätte und mit der ich nicht zurechtkomme … die ich mir anders wünsche.

Liede Mitmenschen, Gott liebt uns. Er möchte nicht, dass wir irgendwo uns quälen oder ungut gestresst werden… Gott freut sich über unser Frei- und Leichtsein, über unser Glück.

Herausforderungen, ja, aber da haben wir ja Fähigkeiten dafür bekommen.

Bitten wir – vielleicht heute beim Blasiussegen, dass Gott uns da befreit.

Und das Zweite: Wir haben Fähigkeiten bekommen. Wir sind nicht als Unfähige und Hilflose arme Würstchen ins Chaos der unbarmherzigen Welt geworfen worden.

Wir sind gut ausgerüstet. Werden wir uns unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten bewusst.

Und wir sind nicht als einzelne einsame mutterseelenallein da. Wir sollen zusammenhelfen, zusammenwirken. Gemeinschaft sein.

Die Frage: Für wen kann ich Nothelfer Nothelferin sein?

Für wen macht es einen entscheidenden Unterschied, wenn ich mich einsetze, wenn ich in Erscheinung trete, mich einmische, etwas sage, etwas tue…?

Kommen wir heraus aus dieser Armuts- und Bedürftigkeitsfalle.

Jede/r von uns ist Gottes geliebtes Kind.

Und zugleich Gottes Partner. Mitschöpfer und Mitverantwortliche. Gott zählt auf uns. Wer kann auf uns zählen?

 

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

 

Heilig – was ist das? Vielleicht schweben uns da noch so Bilder vor, wie es lange üblich war, eine Nonne, ein Mönch kniet auf dem Boden, die Augen verdreht Richtung Himmel, die Hände gefaltet …

Etwas blutleere Gestalten, nicht ganz auf dieser Erde, schon gar nicht mit beiden Beinen, schon fast jenseitig, tugendhaft und bedürfnislos …

 

Ich hab mir auch so was Ähnliches vorgestellt früher – in meiner

Heimatpfarre hat ein Kaplan einmal die Frage gestellt: wer von euch will heilig werden? Und wir haben reflexartig geantwortet: nein, sicher nicht.

 

Klar nicht – ich will schließlich das volle Leben.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich draufgekommen bin: ja, das volle Leben – und heilig – das ist ja ein und dasselbe! Das hat doch Gott gemeint.

 

Und da sind wir auf der richtigen Spur. „Heilig“, da steckt das „Heil“ drin, das Heil Gottes – Schalom – das Leben in Fülle, die volle Fülle – die können Menschen aus eigener Kraft nicht erreichen, die wird geschenkt. Von Gott.

 

Ich habe ein paar Bekannte gefragt, welche/r Heilige beeindruckt dich am meisten? Da wurden folgende genannt:

 

Franz von Assisi – weil er wirklich ganz arm und bedürfnislos gelebt hat, ohne Pomp – das, was er von Jesus als richtig erkannt hat

Hildegard von Bingen – sie hat es dem Domkapitel von Mainz „hineingesagt“, ihr Fehlverhalten, wo sie sich ändern müssen – als Frau auf dem Domplatz, öffentlich – wie die alttestamentlichen Propheten

Antonius – weil er alles findet, was ich verliere

Elisabeth von Thüringen – sie hat das gelebt, was sie als richtig erkannt hat,  ohne Wenn und Aber

Teresa von Kalkutta und Edith Stein, die ziemlich neu erst heiliggesprochen worden sind.

 

Jede/r von den Genannten hat etwas unglaublich Unerwartetes an sich: Franz und Elisabeth, Reichtum und Sicherheit total aufgeben. Teresa von Kalkutta – aus jeder Sicherheit heraus, sie war pensionsreif in ihrem Orden, hätte sich zur Ruhe setzen sollen und nicht sich in den Elendsvierteln häuslich niederlassen …

 

Die echten, klassischen Heiligen, die waren alle Originale, voll Blut und Leben, Vollblutmenschen und Vollblutchristen.

Sie haben ihre Berufung gefunden und gelebt.

Sie haben Jesus an die erste Stelle gesetzt in ihrem Leben. Damit auch 2 Verheiratete vorkommen: Hildegard Burjan – sie ist in die Politik gegangen als Abgeordnete und Franz Jägerstätter, der für seine Nachfolge gestorben ist.

 

Heute würde man sagen: Diese Menschen sind authentisch. Und ein bisschen verrückt. Sie haben was Neues eingebracht, das es vorher so nicht gab in der Kirche, in der Menschheit. Was Menschen wie du und ich niemals tun oder wagen würden.

Und dazu jetzt noch eine Frage: Warum eigentlich nicht?

 

Ist es wirklich das Wichtigste im Leben, was andere von uns denken? Oder: Nicht aufzufallen? Überschaubare immer gleiche Sicherheit?

 

Ist das das Leben in Fülle?

Nicht wirklich, oder?

 

Die großen Heiligen haben das Risiko nicht gescheut. Manche sind im Inquisitionsgefängnis gewesen, manche als Märtyrer gestorben, viele wurden ausgelacht von ihren nächsten Angehörigen, sind bei den ersten Versuchen turmhoch gescheitert … aber alle haben genau das gemacht, was für sie richtig war. Glückliche Menschen. Erfüllung gefunden, weil sie ihrer Berufung gefolgt sind.

Bürgerliche Behaglichkeit ist nichts Verkehrtes – aber Leben in Fülle ist mehr, unermesslich viel mehr.

Lassen wir uns auf den Geschmack bringen.

Predigt                                                Sa., 29. 6. 2019, 19.00

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Unmöglich, also ich würde das nie und nimmer tun – alles stehen und liegen lassen, Jesus nachfolgen, mich ihm anschließen auf Gedeih und Verderb, mein bisheriges Leben aufgeben …

Das kann keiner verlangen.

Der helle Wahnsinn. Wer macht das schon?

 

Nun, unmöglich ist es nicht.

Und es gibt sie, die genau das gemacht haben. Gar nicht so wenige.

Die Bekannten aus der Kirchengeschichte, die großen Heiligen, sind dabei nur so etwas wie die Spitze des Eisberges.

Franziskus.

Teresa von Avila – aus ihrem Elternhaus geflüchtet, weil der Vater sie nicht im Kloster eintreten lassen wollte.

Ignatius von Loyola _ vom Ritter zum Einsiedler, dann zum Ordensgründer.

Mutter Teresa von Kalkutta – bei den Ärmsten leben. Oder Sr. Emanuelle in Kairo.

Josef Hehenberger. Mitten in den Slums, bei den Pfarrkindern. Hinausgehen. Sich mit den Reichen anlegen, weil es um Gerechtigkeit geht…

Bischof Erwin Kräutler. Auf beide sind Mordanschläge verübt worden. Viele andere sind solchen zum Opfer gefallen.

 

Na gut. Das sind ganz besondere Menschen. –

Aber für uns Normalverbraucher ist das nix. Oder?

 

Liebe Brüder und Schwestern: Die berühmten Heiligen waren ganz normal. – Na gut, zumindest die meisten.

Gott beruft Arme und Reiche, Gesunde und Kranke, Gebildete und Ungebildete, schlichte Gemüter und Führungskräfte, Männer und Frauen, Alte und Junge …

Für Menschen ist das undurchschaubar, nicht nachzuvollziehen – wieso grade der oder die … Wenn ein Mensch dann besondere Fähigkeiten hat und einbringt, gut und schön –

Aber es geht eigentlich nur darum, dass wir uns rufen lassen.

Jede/r kann genau als die Person etwas im sinne Gottes bewirken, wozu niemand anderer an seiner Stelle fähig ist.

Persönliche Berufung heißt das.

Jede/r von uns – hier, wie wir hier stehen oder sitzen, ist an der Stelle, wo er/sie sich befindet, unersetzlich, nicht austauschbar. Unsere individuellen Lebensumstände sind der Ort, wo Nachfolge für uns geschieht, zu geschehen hat.

Kaum niemand hier wird einen Orden gründen, als Missionar in die Welt ziehen oder etwas dergleichen.

Und dennoch geht es immer darum, sich hier und jetzt, je unverzüglich – für Jesus und die Nachfolge zu entscheiden – im nächsten Moment kann es zu spät sein.

Wenn ich für Wahrheit eintrete – wenn sie verschwiegen, verbogen wird – wenn Mächtige oder Unbelehrbare so tun, als ginge etwas nicht anders – es geht immer anders, nur wehrt sich gegen Änderungen, wer vom Jetztzustand profitiert …

Oder wenn Gerechtigkeit nur dann beachtet und eingefordert wird, wo sie sich leicht durchsetzen lässt, weil sich die Betroffenen nicht wehren können: Oft wird kein Finger gerührt – denn da könnte man ja anecken …

Wenn über Ausländer geschimpft wird – oder über die alte Nachbarin, die sich seltsam benimmt.

Wo Menschen Hilfe brauchen, helfen – unkompliziert.

Gutes Benehmen einfordern und vorleben – und Erhaltung der Schöpfung …

Unangenehm, sich auseinanderzusetzen …

 

Da können wir in Schwierigkeiten geraten.

Ist gar nicht so leicht.

 

Die Propheten und alle prophetischen Heiligen sind in größere Schwierigkeiten geraten.

Nachfolge ist anstrengend, und es gibt Momente, da kommt der Gedanke: Worauf habe ich mich da nur eingelassen. Mit der Ruhe ist es aus.

ABER:

Gott sorgt dafür, dass die sich ergreifen lassen, glücklich werden.

Ein bürgerliches Leben wird dem, der einmal zum Abenteuer Ja gesagt hat, nicht mehr genügen.

Wer mich kennt, weiß, dass ich keine asketischen Anwandlungen habe. Jesus hat auch die angenehmen Seiten des Lebens mit Freude genossen. Aber es gibt noch mehr.

Ich wage zu behaupten: Ein bürgerliches Leben das sich selbst genügt macht niemanden glücklich. Darum sind ja so viele Satte, denen es „gut geht“, unzufrieden. Nur wer den Traum ernst nimmt und sich auf den Kampf einlässt, findet Erfüllung.

Wenn wir bisher die Angebote Gottes, die laufend hereinkommen in unser Leben, zu mehr Gebet, zu einem besonderen Engagement, zu mehr Nächstenliebe, zu mehr Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit, zu Versöhnung in Familie, Arbeit … zu irgendeiner Veränderung …, wenn wir die bisher ausgeschlagen haben, dann steht es uns frei, jederzeit eine andere Wahl zu treffen und sie ab sofort anzunehmen…

Aber: Dass wir`s nicht zu lange aufschieben, das mit dem Glücklichwerden, das wünsche ich Ihnen und mir.