Auszug aus der Predigt zum Elisabethsonntag 17. 11. 2019 Haid
Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!
Heute
begehen wir den Caritas- oder Elisabethsonntag.
Beim
Hören der Lesung hat es uns möglicherweise gerissen – die Formulierung des
Paulus: „Wer nichtarbeitet, soll auch nicht essen“ -das ist ja quasi der
Anti-Slogan der Caritasarbeit. Oder nicht?
In
den letzten 2 Jahrzehnten wird ja vermehrt von “Sozialschmarotzern“ gesprochen,
die auf Kosten derer leben, die ordentlich und fleißig arbeiten. Und die, die
so blöd sind und ihnen helfen, werden als „Gutmenschen“ beschimpft.
So,
was jetzt? Können sich Politiker, die einen harten Kurs gegen Arme jeder Art
fahren, zu Recht auf Paulus berufen (die christlichen Fundamentalisten in Nord-
und Südamerika tun das übrigens)?
Paulus
und die ersten Missionare, die Apostel fanden folgende Situation vor:
Menschen,
die zu Christen geworden waren, nahmen die Worte z. B. des heutigen Evangeliums
im buchstäblichen Sinne todernst. Man erwartete das rasche Wiederkommen Jesu
Christi, für die eigene Lebenszeit, für jederzeit, und man wollte sich
bereithalten und entsprechend leben.
Eine
Reihe von Leuten schlug nun diesen Weg ein, als ob alles sowieso schonegal
wäre, dass sie nicht mehr arbeiteten, sondern tatsächlich Tag und Nacht im
Tempel waren oder in den Häusern und beteten und predigten ohne einer Arbeit
nachzugehen.
Es bilden sich immer wieder spirituelle Gruppen, wo auch einige spätberufene Jugendliche -Menschen um die 30 – plötzlich befinden, ihr Beruf sei zweitrangig, sie gehen jeden Tag in der Früh in die Heilige Messe, an Wochenenden fahren sie zu Versammlungen oder in Gebetszentren und Seminare – auch Familienväter, die plötzlich so tun, als sei die Wiederkunft Christi bereits hereingebrochen und jede Berufsausübung unwesentlich geworden, manche arbeiten ehrenamtlich in Sozialprojekten – aber als Techniker, Polizist oder Verkäuferin oder Bankangestellte Geld verdienen gilt als unschick.
Die Elterngeneration und auch Ehepartner, auf deren Kosten gelebt wird, regen sich zu Recht auf und manche Partnerschaft geht kaputt…
Wir
wissen über den Apostel Paulus, dass er von Beruf Zeltmacher war und in
Städten, wo er wirkte, immer bei Zeltmachern unterkam und dort im Betrieb
mitarbeitete. Gepredigt hat er in der Freizeit, am Abend und am Sabbat.
Was
heißt das für uns?
Selbstverständlich
lautet die christliche Botschaft: Wir sollen nicht nur sondern müssen uns um
Mitmenschen kümmern, die Notleiden. Fundierte Caritasarbeit – und man kann
sogar Caritaswissenschaften studieren – bietet wo es geht Hilfe zur Selbsthilfe.
Wenn möglich keine Almosen, sondern Sorge für Gereichtigkeit, fairen Lohn …
Das Ziel muss eine gesunde Gesellschaft sein, wo Menschen grundsätzlich geborgen sind und haben, was sie brauchen. Darum arbeitet qualitativ hochstehende Caritas immer auch sozialpolitisch und meinungsbildend.
Anfeindung
von geizigen, selbstsüchtigen Kreisen ist auch Tradition – die Heilige
Elisabeth von Thüringen hat da alles Mögliche von ihren Verwandten aushalten
müssen.
Christen
dürfen wissen: Bei welchem Einsatz immer für das Gute sind wir nicht allein,
sondern handeln im Auftrag Gottes und haben ihn auf unserer Seite – und
irgendwann wird jede Mühe ein Ende haben, weil diese sichtbare Welt nicht die
endgültige ist.
Jedoch:
Das göttliche endgültigen Richten, In-Ordnung-Bringen von allem und jedem macht
unseren Einsatz für eine bessere Welt keineswegs überflüssig, sondern gibt ihm
erst richtig Sinn – weil es schlussendlich Erfolg haben wird.