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Heute geht es um den ersten dieser drei Sätze: „Ich bin ganz“.

Unser von klein auf antrainierter Minderwertigkeitskomplex meldet sich vermutlich sofort mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Zusammenzucken.

„ja, aber meine Defizite, was ich alles nicht kann, wo ich überall schon versagt habe, meine Krankheiten, oder körperlichen Beeinträchtigungen oder seelischen Wunden …

Die modernen CoachingexpertInnen haben längst begriffen: Es muss immer zuerst darum gehen, zu schauen, was da ist. Die Möglichkeiten sehen lernen, die Fähigkeiten würdigen, die Erfolge erwähnen und feiern.

Vor mehreren Jahrzehnten hab ich in der Pädagogikausbildung gelernt: Kinder entwickeln sich in der Weise, die man ihnen zutraut.

Das gilt auch für Erwachsene.

Jesus ist da ein guter Lehrer – war er in den Evangelien für seine JüngerInnen und ist er heute für uns.

Er traute den JüngerInnen zu: heilen, predigen, Wunder tun, aus der Sündenstruktur aussteigen und ein neues freies Leben beginnen… Dämonen austreiben, übers Wasser gehen, Berge versetzen, Tote auferwecken, …

„Was ich tue, das könnt ihr auch.“

Also:

Jede/r von uns ist ein vollständiger und vollwertiger Mensch, mit allen Fähigkeiten ausgestattet, die sie/er braucht, um ein glückliches, erfolgreiches Leben zu führen.

Geliebt, extra gewollt von Gott persönlich, „kein Produkt des Zufalls“, wie es im Lied „Du bist du“ heißt.

„Ganz“, das meint auch „in Integrität“. Wir haben unsere Menschenwürde als Geburtsrecht bekommen, von Gott persönlich, das heißt, sie ist unverlierbar und unzerstörbar.

Jeder Versuch, diese Würde uns abzusprechen, zu schmälern, zu verletzen, kann – und wird – uns weh tun, ist aber zum Scheitern verurteilt.

Was wir selber niemals tun dürfen: Uns diese Versuche gefallen zu lassen oder, schlimmer: an Meinungen anderer zu glauben, die uns einen Minderwert einreden wollen.

Frauen haben das in der Vergangenheit zu oft und oft im Kollektiv getan.

Setzen wir uns heute zum Gebet hin – oder stellen wir uns aufrecht hin, erhobenen Hauptes, und spüren wir in unsere Würde, in unsere Großartigkeit, in unsere Gottverbundenheit hinein. In unser wahres Wesen.

Tochter Gottes.

Sohn Gottes.

Also, heute wie versprochen: Was ist geistliche Begleitung?

 

Es handelt sich um das Erzählen, Mitteilen der eigenen spirituellen (geistlichen) Erfahrungen mit der erklärten Absicht und dem Wunsch, dass die Person, die zuhört, einem gegebenenfalls auch weiterhilft auf dem geistlichen Weg.

Der/die geistliche Begleiter/in vertritt in gewisser Weise Jesus selber, der versprochen hat, mit uns in diesem Leben unterwegs zu sein.

Eigene geistliche Erfahrung bzw. Wissen um mögliche Phänomene, Schwierigkeiten, Irrwege, Sackgassen und gute Methoden, die eigene Spiritualität zu leben und weiterzuentwickeln, sind Voraussetzung; dazu die Grundhaltung der unbedingten Wertschätzung und Offenheit der begleiteten Person gegenüber.

Es gibt eigene Ausbildungslehrgänge für geistliche Begleiter/innen, z. B. im Europakloster Gut Aich.

Im Grunde geht es darum, das eigene Leben im Licht des Evangeliums zu sehen und dementsprechend formen zu lassen.

 

Es gelten dieselben Richtlinien wie z. B. bei Supervision, Psychotherapie, Coaching oder Beichte: Verschwiegenheit, Vertraulichkeit, Respekt vor der Integrität und individuellen Entwicklung des Klienten/der Klientin. Das meint, Aufdrängen eigener Weltanschauung, Meinung oder irgendwelcher Dogmen,das “Lenken” in gewisse Bahnen,z. B. zu einem Ordensleben oder geistlichen Beruf oder die Beeinflussung hinsichtlich einer Lebensentscheidung (Partnerwahl, Berufswahl, …) sind tabu – wenn dergleichen,. wie leider mancherseits üblich, vorkommt, ist das sicheres Zeichen für Minderwertigkeit der Geistlichen Begleitung. Mir ist dies selbst begegnet, und ich kann nur sagen: bitte einen großen Bogen um diese/n Begleiter/in machen!

Manipulation widerspricht der Freiheit und ist Missachtung der persönlichen Integrität, “geistlicher Missbrauch”.

So etwas verhindert das Erfahren ungefilterter göttlicher Liebe und behindert die Entwicklung zu einer eigenständigen reifen spirituellen Persönlichkeit, Sünde gegen den Heiligen Geist.

Qualitativ hochstehende geistliche Begleiter/innen zeigen zwar Wege auf und weisen auch auf möglich Folgen bestimmten Verhaltens hin, verurteilen jedoch niemals die Gewissensentscheidung oder sonst etwas der/des Begleiteten.

Es geht darum, die direkte Kommunikation, die Beziehung zwischen Begleitetem/r und Gott selber zu fördern.