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Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Halleluja, Jesus lebt!

Dies ist die Osterbotschaft in Kürze, die Botschaft von der Auferstehung.

Was ist das Besondere daran, dass Jesus lebt?

Wir hören diese Botschaft jedes Jahr. Vielleicht haben wir sie schon so oft gehört, dass wir uns gar nichts mehr, oder zumindest nicht viel dabei denken.

Jesu, ist auferstanden, ja, glauben wir eh. Aber:

Auferstehen – hat das was mit uns zu tun?

Wir glauben ja auch, dass mit dem Sterben nicht alles aus ist.

Aber: Gibt es da nicht noch mehr?

Auferstehung gilt für uns, für uns immer wieder, heute und hier. Neues Leben, Neuaufbruch überall dort, wo Leben ver- und behindert wird.

Auferstehung gibt es nur, wo vorher Tod war. Durch das Kreuz hindurch – Einsatz ist möglich ohne Angst, was alles passieren könnte, ja ohne Bangen um die eigene Existenz – weil es einmal schon – mit Jesus – gut ausgegangen ist, weil Gott mit dabei ist, weil nicht alles von uns allein abhängt, weil wir ein Vorbild haben, an das wir uns anhängen können.

Wir sind getauft. Das heißt, Jesus lässt uns nicht im Stich.

Vergegenwärtigen wir uns heute – wo brauchen wir Auferstehung für uns selbst, wo braucht sie die Gesellschaft, die Kirche, die Welt? Heute, aktuell?

Wo herrschen Angst und Pessimismus? Unfreiheit? Not? Unterdrückung? Unrecht? Feindschaft? Sünde? Unglück? In welcher Form immer …

Da gibt es ziemlich viel Bereiche, die Auferstehung nötig haben.

Aber wir brauchen uns nicht entmutigen zu lassen und keine Angst zu haben, Jesus meint, wir können das.

Wir sind nicht überfordert – wenn wir es machen wie Maria aus Magdala im Evangelium:

Sie war, weiß Gott, verstört und zutiefst verzweifelt – sie hat ja dann nicht einmal Jesus gleich erkannt. Aber sie lässt nicht locker. Auch wenn alles so ausschaut, als wäre es aus und vorbei: doch noch einmal nachbohren, hingehen, hinschauen, mit anderen drüber reden: die Engel fragen sie, wohlmeinende Wesen, Menschen suchen … ich glaube Gott schickt sie uns in solchen Momenten… Dann noch einmal hinschauen, noch genauer, obwohl ich es eigentlich mit dem Verstand, nicht für möglich halten kann und es auch nicht täte – wenn, ja wenn nicht im letzten Winkel des Herzens die Spur und Andeutung eines kaum wahrnehmbaren Schimmers sich unausrottbar hielte, mehr Trotz als Hoffnung …

Jesus selbst, von sich aus, sucht den Kontakt mit ihr. Spricht sie an. Er hat Geduld, bis sie sich ihm ganz zuwendet. Gespräch, Austausch. Und dann der Auftrag zum Einsatz: Gehe zu meinen Jüngern und sage ihnen … tröste, ermutige, richte auf, verkünde …

Wenn wir, wo alles verloren erscheint, wo wir keinen Ausweg sehen, wo eine Situation total verfahren erscheint, wir uns verstrickt haben, wo lebensfeindliche Strukturen … sich als unüberwindlich erweisen nach menschlichem Ermessen – denken wir an die Ukraine und Russland, an den NahenOsten, aber auch an Menschen, die wir kennen. Denken wir an die Schwierigkeiten in unserer Kirche, aber auch an unseren persönlichen Glaubens- und Lebensweg, der auch nicht immer so gerade verläuft … denken wir an Kriege und Terror und Klimawandel, Profitgier und Massenelend im Großen, aber auch an Feindschaft, Unversöhnlichkeit, Engstirnigkeit, Starrsinn, Krankheit, Armut, Unrecht, Gewalt in unserem Bekanntenkreis, in unserer Stadt, in unserem Land –

Wenn wir angesichts all dessen und im Leiden daran und darüber, mit dem Wunsch im Herzen, etwas zu tun, und mit dieser verwegenen Mischung aus drei Viertel Auflehnung – ja, gegen was? Gegen das Schicksal, das Offensichtliche, Unabänderliche …  und einem Viertel Hoffnung uns auf die Suche nach Jesus machen, dann wird uns der Auferstandene ebenso entgegenkommen wie seiner Jüngerin am Ostermorgen. Lebendig,  mit all seiner Macht und seinem Vermögen, seiner Weisheit, Güte und Menschenfreundlichkeit. Wir werden es ungefiltert – unvermittelt mit ihm zu tun bekommen.

Und wir werden garantiert von ihm einen Auftrag erhalten, so wie Magdalena, der unserer Neigung und Fähigkeit entspricht.

Ich wünsche uns allen diese Erfahrung – wir selbst und die Menschheit brauchen sie dringend.

Ostern.

Die „Festwoche“ dauert tatsächlich bis nächsten Sonntag. Eine heilige Zeit.

Es dauerte eine Weile, bis die gute Nachroicht „einsickern“ konnte. Immer wieder war das Verzagtsein noch stärker als die Freude. Der Neuafbruch erfolgte überhaupt erst Wochen später. Deswegen wollen wir uns Zeit nehmen für die Oster-Erfahrungen. Die bekannten aus der Heiligen Schrift und für unsere eigenen.

In den nächsten Tagen gibt es verschiedene Bibeltexte, wo Menschen dem Auferstandenen begegnen – je auf ihre Art.

Johannes 20, 1-18

1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. [1] 2 Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; 4 sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. 5 Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. 6 Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen 7 und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. 8 Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. 9 Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse. 10 Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

Die Erscheinung Jesu vor Maria von Magdala

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 13 Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. 15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. 16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. [2] 17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 18 Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Heute wäre der Tag in der Karwoche, an dem in jeder katholischen Diözese der Welt Bischöfe die heiligen Öle weihen; die Öle, die für Taufe, Firmung, Weihe und Krankensalbung verwendet werden.

Im Alten Testament wurden Priester, Propheten und Könige gesalbt. In der Regel von einem anerkannten berühmten Propheten (Samuel salbt Saul und David) oder vom Hohenpriester.

Jesus wird gesalbt- vor seiner letzten und schwierigsten Aufgabe als Messias. Sein messianisches Heilswirken erfährt jetzt den Höhepunkt: Leiden, Sterben, Auferstehen.

Jesus wird gesalbt von einer Frau.

Nur in einem der 4 kanonischen Evangelien wird sie mit Namen genannt: Maria Magdalena. Apokryphe Evangelien (die nicht in die Bibel aufgenommen wurden) sprechen ebenfalls von ihr als der Salbenden

Sie wird auch die erste Zeugin und Verkünderin der Auferstehung sein.

Übrigens: Wir alle sind Gesalbte – „Christen“.

Die heutige Aufgabe: Ich suche mir ein kosmetisches Öl (z. B. Arganöl, bio, Drogeriemärkte) oder Ringelblumensalbe oder gutes Körperöl o. ä. und stelle es während meiner Gebetszeit vor mich hin.

Ich kann ganz bewusst und behutsam meine Hände damit salben.

Ich erinnere mich: Seit meiner Taufe bin ich gesalbt zur Priesterin, Porphetin, Königin …

Ich beginne mit Jesus ein Gespräch darüber.

Bibeltext:

Mk 14, 3-9

3 Als Jesus in Betanien im Haus Simons des Aussätzigen zu Tisch war, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll echtem, kostbarem Nardenöl, zerbrach es und goss das Öl über sein Haupt. 4 Einige aber wurden unwillig und sagten zueinander: Wozu diese Verschwendung? 5 Man hätte das Öl um mehr als dreihundert Denare verkaufen und das Geld den Armen geben können. Und sie fuhren die Frau heftig an. 6 Jesus aber sagte: Hört auf! Warum lasst ihr sie nicht in Ruhe? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Denn die Armen habt ihr immer bei euch und ihr könnt ihnen Gutes tun, sooft ihr wollt; mich aber habt ihr nicht immer. 8 Sie hat getan, was sie konnte. Sie hat im Voraus meinen Leib für das Begräbnis gesalbt. 9 Amen, ich sage euch: Auf der ganzen Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird man auch erzählen, was sie getan hat, zu ihrem Gedächtnis.

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

 

Jesus ist auferstanden!

Woher wissen wir das? Woher nehmen wir das Recht, das so laut zu verkünden und heute zu feiern?

Mit wissenschaftlichen Methoden beweisen, dass Jesus auferstanden ist, physikalisch messbar, vielleicht mit Foto, können wir nicht.

Wir dürfen aber glaubwürdigen Menschen, den ersten Zeugen, vertrauen.

 

Maria Magdalena hatte, als sie am frühen Morgen damals die Stadt verließ und zum Grab ging, nicht die Absicht, dem Auferstandenen zu begegnen. Ganz im Gegenteil – sie wollte den Leichnam noch einmal ordentlich salben, nicht so schnellstmöglich am Spätnachmittag des Karfreitag durch Nikodemus und Josef geschehen, vor Sonnenuntergang musste jeder gläubige Jude gewaschen und umgezogen für das Pessachfest zu Hause sitzen.

Sie wollte an Jesus denken, der ihr zum wichtigsten Menschen geworden war, beten, trauern …

Der Stein ist weg, das Grab geöffnet und ohne Leiche. Leer. Geschockt läuft sie zurück zum Abendmahlssaal und alarmiert Petrus, den Sprecher der Jüngerschar. Dann läuft sie wieder mit zurück zum Grab.

Was erwartet sie? Dass der Leichnam doch noch irgendwo auftaucht? Dass Petrus und Johannes eine Spur finden, einen Hinweis, der das Rätsel etwas erhellt?

 

Johannes, der Theologe unter den Evangelisten, schildert als einziger die Begegnung zwischen Maria aus Magdala und Jesus.

Die Situation der Frauen damals in der jüdischen Gesellschaft war ca. so wie die heutige im Jemen oder Oman oder Saudiarabien. Frauen hatten in der Öffentlichkeit nichts zu melden. Sie kamen als Zeugen vor Gericht nicht in Frage. Darum ist es so wichtig, dass Petrus und Johannes dazukommen, das schildert ebenfalls nur das Johannesevangelium.

Die ersten Begegnungen des Auferstandenen mit den drei Frauen am Ostermorgen, diese Begegnung mit Maria und erst recht der Auftrag, die Auferstehung den Aposteln und den anderen Jüngern zu verkünden, so etwas hätte kein kalkulierend denkender Mensch in die Osterevangelien hineingeschrieben, ja nicht einmal weitererzählt. Es wäre irgendwo zwischen den Rubriken irrelevant und unglaubwürdig eingestuft worden.

 

Dass das im Gegenteil als so wichtig gilt, dass es extra betont wird, spricht dafür, dass es wirklich so war.

 

Wo ereignet sich Auferstehung heute, bei uns? Wo können wir Auferstehung erleben? Und wo nicht?

 

Ich habe für heute wieder den kleinen Baum nach vorne gestellt.

Als er noch ganz kahl war, haben wir versucht, ihm ein schöneres Aussehen zu verleihen, wir haben das Bild von der Zukunft dazu entworfen, Blätter und Blüten aus Papier an die Äste gehängt.

 

Oft halten wir das Nichts, den Tod, die Leere und Stille, wo sich vermeintlich nichts tut, nicht aus – und wir verschönern die Situationen, Mit Aktionen und Beschäftigungen, mit Vergnügen, mit Dekomaterial, mit Besitztümern, mit Phantasie … So stellen wir eine Illusion her von blühendem Leben, das aber nicht real vorhanden ist.

Aber Auferstehung ist anders. Es braucht Mut und Geduld. Neues Leben zeigt sich nicht von heute auf morgen.

Wie die Blätter und Blüten ein paar Wochen brauchen und dann plötzlich aufbrechen.

 

Wir sind eingeladen, es so zu machen wie die erste Zeugin.

Wenn wir den Tod in allen seinen Formen nicht mehr leugnen, sondern uns stellen, auf die Gräber schauen, auf das, was unheil ist in unserer Welt, in unserem Leben – Trauer und Schmerz zuerst ernstnehmen, d. h., uns dem hingeben. Weinen und klagen. Gemeinschaft und Austausch mit Gleichgesinnten suchen und pflegen.

Dennoch nicht Erlösung, Lösung der Probleme allein von Menschen erwarten – nur mit menschlichen messbaren Kräften rechnen: Jemand muss den Stein weggewälzt, jemand die Leiche weggeschafft haben. Jemand (kompetenterer, anderer, besserer … kann die Lösung eher herausfinden als ich selber.

Aufhören, hektisch von einem Ort zum anderen zu laufen ohne innezuhalten. Den Aktivismus sein lassen.

Und dann genau hinschauen. Wenn wir uns nicht voll und ganz den Menschen zuwenden, auch und gerade denen, die uns gerade vermeintlich stören – denn in ihnen können wir es unversehens mit Jesus zu tun bekommen.

 

Der Theologe Johannes tut noch etwas: Der Garten, in dem Gott und Mensch von Angesicht zu Angesicht miteinander reden, das ist der Urzustand, wie er in der Paradieseserzählung am Alten Testament angenommen wird. Es ist der Idealzustand. Darauf spielt diese Szene an.

Durch die Auferstehung ist die Ära des Paradieses wieder angebrochen. Die Botschaft aller Propheten erfüllt sich: Gott selber nimmt Kontakt auf mit dem Menschen, tröstet und richtet auf. Das gilt auch uns, heute und hier und weltweit.

Wenn wir offen sind dafür. Und das wünsche ich Ihnen allen und mir.