Predigt
So., 9. 8. 2020, 9.00 Haid
Liebe Brüder und
Schwestern, liebe Kinder!
War Petrus mutig oder
feig? …
Zuerst war er mutig.
Dann war er feig.
Mutig, weil er den
wahnwitzigen Gedanken laut ausspricht und sich tatsächlich traut, aus dem Boot
auszusteigen. Zuerst hat er ganz auf Jesus vertraut. Der hat ihn aufgefordert,
eingeladen, aus dem Boot auszusteigen und zu ihm zu kommen. Mitten durch die
hohen Wellen und den Sturm hindurch.
Aber dann: Dann hat
Petrus vor lauter Wellen auf Jesus vergessen. Er hat nicht mehr hingeschaut,
dass er ja eh da ist.
Und dann hat er sich
zu fürchten begonnen und ist untergegangen.
Glücklicherweise hat
er sich im letzten Moment noch an Jesus erinnert und ihn um Hilfe gerufen.
Uns geht es auch oft
so, dass manches so groß und furchtbar wird, dass es uns den Blick total
verstellt. All unsere Gedanken blockiert. Sorgen um die Gesundheit. Die Firma,
der Arbeitsplatz. Finanzielle Probleme. Schwierigkeiten mit Nachbarn,
Verwandten, Kollegen … Feindschaft. Vielerorts leben Menschen in Krieg, Dürre,
Katastrophengebieten, in Unrechtssituationen, …
Wir können Jesus
nicht mehr sehen. Wir vergessen auf ihn, dass er eh da ist.
Was das in unserem
Leben ist, das uns den Blick verstellt, das weiß jeder selber. Jesus lädt uns
ein, dass wir in solchen Momenten nicht auf ihn vergessen, sondern daran
denken, dass wir jederzeit und unter allen Umständen nach ihm rufen können, um
Hilfe vor dem Untergang.
Es kann aber noch was
anderes sein, was uns dazu bringt, nicht auf Gott zu schauen, ihn nicht um
Beistand und Schutz zu bitten.
Viele glauben, Gott
ist so gewaltig – wenn da ein Unglück oder was Schreckliches geschieht, dass
das Gott geschickt oder verhängt hat – als Strafe oder Prüfung oder was weiß
ich.
In der Vergangenheit
haben sind leider viele Glaubensverkündiger, Priester, Theologen, einem Irrtum
verfallen.
Sie haben sich Gott
so vorgestellt wie einen der Herrscher, diesie zu ihrer Zeit vor Augen gehabt
haben. Einen älteren Mann, der unbedingten Gehorsam verlangt, keine Widerrede
duldet, auch die kleinsten Übertretungen seiner Gebote aufs Grausamste bestraft
oder zumindest nicht vergisst, wo man im Grunde nie weiß, wie mandran ist und
im besten Fall durch unbedingte Unterwerfung, verschiedene Opferleistungen und
stetiges Schöntun eine Chance auf willkürliche Gnadenerweise, kleinere oder
größere Gefälligkeiten erhalten kann…
In der Bibel steht
nichts dergleichen. Die Mächtigen haben sich da nach ihrem eigenen Vorbild etwas
gebastelt, konstruiert, was man bestenfalls als Götzen bezeichnen kann – wie
die Götter im griechischen Altertum, oder eher eine Karikatur oder
Horrorversion derselben.
Eine
Gottesvorstellung, die die herrschenden Unrechts- und Machtverhältnisse
legitimieren, rechtfertigen soll – zu Recht haben kluge und aufrichtig
denkende, gesund empfindende Menschen gespürt, so etwas kann es nicht geben – …
Der Prophet Elia hat
auch so ähnlich über Gott gedacht. Am Anfang der Geschichte, die wir heute als
Lesung gehört haben.
Wissen Sie, was der
vorher gemacht hat?
Da waren Priester
einer anderen Religion in seinem Land, mit denen hat er einen Streit gehabt.
Die haben ihn ausgelacht und gesagt. Wir sind viele und du bist ganz allein.
Dein Gott kann nicht so mächtig sein …
Da hat er sich
geärgert und gebetet und ein Wunder heraufbeschworen und mit Hilfe der
königlichen Soldaten alle fremden Priester umbringen lassen.
Er hat geglaubt, Gott
ist so gewalttätig, dass er die von der anderen Religion nicht mag, dass er das
tun darf.
So wie er haben
unzählige religiöse Obrigkeiten vor und nach ihm – bis heute – die Religion
dazu missbraucht, Gewalt über andere Menschen auszuüben.
Dann hat er Angst
bekommen und ist in die Wüste geflüchtet. Irgendwie hat er gespürt, das passt
nicht. Gott ist eigentlich hoffentlich … ja , wie?
In einer Höhle hat
sich Elia versteckt. Und Gott hat ihm gezeigt, wie er wirklich ist.
Gewalttätig zerstörerisch
wie das Feuer? Ohrenbetäubend laut wie der Sturm? Furchterregend wie das
Erdbeben?
Nein. Eben und genau
das nicht.
Im leichten sanften Säuseln,
im wohltuenden kühlenden Wehen des Windes in der heißen Wüste hat Elia gespürt,
wie es Gott meint …
Wo Gott wirkt, hören
die Stürme auf.
Jesus setzt sich im
Evangelium zu den Jüngern ins Boot.
Wenn wir mitten im
Sturm nicht wissen, was wir tun sollen und Angst bekommen: Denken wir daran,
dass wir nicht alleingelassen sind.
Wir können etwas tun
– wie Petrus. Aus der Situation kurz aussteigen und mit Jesus sprechen. Dann
mit ihm zurückkommen und ihn einladen, sich zu uns ins Boot zu setzen.
Laden wir Jesus ein –
holen wir ihn ins Boot: in unser Lebensboot. In unser Firmenboot. In unser
Familienboot. Ins Kirchenboot … Und schauen wir einfach, was geschieht.