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Predigt                                                            21./22. 1. 2023    Pucking

Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich bin ein optischer Lerntyp, d. h., am besten nehme ich auf und merke ich mir, was ich vor mir sehe. Und beim Vorbereiten der Predigt ist mir etwas aufgefallen, was ich bisher so nicht gesehen habe.

Wenn wir diesen Satz, diesen Aufruf Jesu ganz plastisch und praktisch aufnehmen – räumlich und konkret.

Das Himmelreich ist nahe: diesmal nicht eine Zeitabfolge, so wie es lang aufgefasst wurde: das Weltende steht unmittelbar bevor. Sondern: Räumlich nahe. Leicht erreichbar. Deutlich sichtbar.

Damit wir es mitbekommen müssen wir aber etwas tun. Und das steht im selben Satz:

Umkehren.

Es kann nämlich etwas noch so nahe sein: Wenn es hinter mir ist, und ich schau da niemals hin, dreh mich nicht um 180 Grad, dann bleibt es für mich unsichtbar.

BEISPIEL wandern Lunz

Vor mehreren Jahren, ich habe den Sommerurlaub wie fast immer in Lunz verbracht, erzählen die dortigen Freunde: Weißt du eh, da gibt es jetzt einen neuen Wanderweg zur Rehbergalm, hinter der Bienenkunde weiter und einfach der Markierung nach …

2 Tage später bin ich dort gegangen. Vom besagten Weg ging 2x ein Weg nach rechts bergauf, ohne Markierung. Also gehe ich weiter in Erwartung einer dritten Abzweigung, wo markiert ist. Nach 10 Minuten war der gerade Weg aus, Steinbruch, Abhang, Ende. Also bin ich zurückgegangen – und siehe da – die 1.Abzweigung wäre es eh gleich gewesen – die Markierung befand sich bloß schon im Weg, um die Ecke – ich hätte 2 Meter in den Weg hineingehen und schauen müssen …

Liebe Brüder und Schwestern, ich glaube, so geht es manchmal. Wenn wir immer nur stur geradeaus weitermarschieren, fällt uns nicht auf, wenn es bessere Möglichkeiten, andere Wege, einen leichteren Zugang gibt…

Die Menschheit tut aber genau das – die Politik, die Wirtschaft … die Kirche in einer bestimmten traditionalistischen engstirnigen Ausrichtung… Mehr vom gleichen bringt keine Lösung, wenn es schon bisher keinen Erfolg gezeigt hat.

Die ersten Jünger, die Jesus beruft, haben das vermute ich tief im Herzen begriffen: ganz etwas anderes tun als bisher.

Obwohl zuerst Jesus ihnen einen unglaublichen Fangerfolg beschert, dies wird im heutigen Evangelium ausgelassen. Mehr beruflichen Erfolg, mehr Einkommen – das wäre das Mehr vom Gleichen.

Sie folgen Jesus nach, sie drehen sich um 180 Grad und nehmen wahr: da sind ungeahnte Möglichkeiten. Das endgültige ultimative Heil der gesamten Menschheit und des Planeten.

Und da dürfen sie mitwirken. Gott traut ihnen das zu. Unfassbar – aber wahr. Und sie tun es. Kehren dem normalen Alltag, dem Gewohnten den Rücken. Was alle Welt tut – uninteressant – kein Vergleich mit der Aussicht, mit diesem Jesus zusammen sein und etwas bewirken, verändern zu dürfen.

Wir sind heute gefragt: Wo gilt es, uns umzudrehen und zu schauen, zu entdecken, was noch alles da ist und auf uns wartet?

Unsere geordneten Verhältnisse: sie sind gut. Aber: Hat da Gott nicht doch noch Besseres, das er für uns bereithält?

Wenn er mir zuruft: Kehr um! – Wohin ruft Jesus mich?

Predigt                                                                    Aschermittwoch 2020

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

„Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ wird heute – etwas später – gesagt, wenn wir das Aschenkreuz bekommen.

Wieso brauchen wir diese Aufforderung? Wir glauben doch eh an das Evangelium, oder? Wir sind Christen und wir glauben, was z. B. im Glaubensbekenntnis steht.

Wir glauben, dass …

Das Glauben hat aber noch eine andere Richtung: Wem glauben wir – wem vertrauen wir?

Das wird oft übersehen, auch die frommen Juden zur Zeit Jesu haben geglaubt, – und dennoch war Jesus nicht mit ihnen zufrieden.

Offenbar waren die äußeren Aspekte der Religion derart wichtig, dass das Eigentliche zu kurz gekommen ist.

Es war wichtig, sichtbar in der Öffentlichkeit zu beten. An den Straßenecken …

Es war selbstverständlich, öffentlich zu machen, wieviel man an Bedürftige gespendet hat.

Es war üblich, am Donnerstag zu fasten, und wer als besonders fromm gelten wollte, tat dies auch am Montag. Aber das sollten dann auch alle mitbekommen.

Bei den Frömmigkeitsübungen ging es also in erster Linie um das Umfeld – und nicht um Gott.

Jesus mahnt wie die AT Propheten ein, dass es um die persönliche unverwechselbare Beziehung jedes/r einzelnen zu Gott geht.

Und um das Vertrauen, das in diesem geschützten Rahmen wachsen kann. Das Vertrauen, das uns bitten lässt – wie wir es auch gegenüber dem lieben Papa, der Mama tun würden – um Gesundheit, um Frieden, um alles, was wir brauchen.

Umkehren meint: wirklich den Blick und das Interesse auf Gott richten.

Weg von den Äußerlichkeiten hin zu dem, was das Herz angeht.

Umkehren meint auch – wie ich es im Pfarrblatt geschrieben habe, dorthin schauen, was hinter einem selbst liegt. Was sich dort befindet, wo keiner hinschaut.

Dies sind zuerst einmal die Menschen, die hinten sind, im Hintertreffen, die auf der Strecke geblieben sind. Die man nicht gerne sieht, weil sie keinen schönen Anblick bieten. Arm, behindert, fremd, krank, Obdachlose, …

Wir sehen dort, wo wir normalerweise nicht hinschauen wollen, aber noch mehr: die Probleme, die ungelöst unter den Teppich gekehrt wurden. Die Aufgaben, die anstehen, die aber keiner in Angriff nimmt, wo sich keiner die Finger verbrennen will. Das, was zum Himmel stinkt, wo alle einen großen Bogen darum machen. Weil wir damit vermeintlich oder wirklich überfordert sind.

Umkehren bedeutet, genau da überall hinzuschauen, sich dem zuzuwenden.

Wir können das eben tun – insofern wir dem Evangelium vertrauen. Umkehren und neu werden geht nur im Bewusstsein, im Glauben, dass Gott bei uns ist – und ein Interesse daran hat, dass die Probleme dieser Welt gelöst, bewältigt werden.

Beten ist so gesehen keine fromme Übung, sondern überlebensnotwendig – damit wir in der Fülle der Schwierigkeiten nicht untergehen, sondern voll Lebensfreude und Tatkraft tun, was zu tun ist.

Ohne Gott sind wir ziemlich schnell wie so ein leerer Korb – wir haben dann nichts mehr zu bieten und sind damit beschäftigt, uns selber mit Dingen zu versorgen, die wir zu brauchen meinen. Ohne die wir unserer Meinung Nach nicht auskommen.

Dinge, die wir kaufen können, die wir essen und trinken, Anerkennung von außen, Absicherungen noch und noch…

Die 40 Tage der österlichen Bußzeit laden uns ein, unser Leersein, unser Bedürftigsein Gott hinzuhalten im Vertrauen, dass er gibt, was wir brauchen – und noch viel mehr. Gott verwöhnt uns. Wenn wir ihn lassen.

Heute habe ich mir endlich den lange aufgeschobenen Besuch der Landesgartenausstellung in Aigen-Schlägl gegönnt.

Besonders beeindruckend: Der Schöpfungsgarten mit den Texten, die zur Achtsamkeit im Umgang mit der Schöpfung aufrufen.

 

Gehen Sie hin, lassen Sie sich bewegen zum Umdenken und anders Handeln.