Predigt 21. 7. 2024 Gaming und Kienberg
Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!
Ausruhen. Viele Menschen können das heutzutage gar nicht mehr. Das Leben wird, so bestätigen es ForscherInnen, immer schneller. Reizüberflutung. Sogar bei einem guten Essen im Gasthaus mit der Familie, was ein Höhepunkt sein könnte, sieht man jedes Kind, das beginnt mit 4 Jahren, mit dem Handy herumspielen. Sie genießen nicht auf der Seeterrasse die wunderbare Aussicht, auch nicht das köstliche Essen – abgesehen davon, dass sie eh nur Schnitzel, Pommes frites oder Eis wollen, sondern sind ständig abgelenkt.
Aber die Kinder können nichts dafür. Sie sehen es von uns, von den Erwachsenen.
Was ist daran so schrecklich?
Wir versäumen das eigentliche Leben. Wir verpassen unsere eigene Kreativität, Persönlichkeitsentwicklung …Unser Geist entfaltet sich in der Muße – das ist dort, wo einem ein bisschen fad ist.
In den letzten 30 Jahren hat sich immer mehr eine Haltung breitgemacht, eine Art Weltanschauung, die es in der Zeit davor eine Weile nicht gab. Weiter in der Vergangenheit zurück nämlich schon.
Menschen machen keinen Urlaub mehr. Sie haben wohl Urlaub, weil ihnen die5 Wochen vom Gesetz her zustehen, aber dass man z. B. 14 Tage wohin fährt, in meiner Kindheit war das meistens entweder Urlaub am Bauernhof mit Wandern oder Kärntnen mit Faakersee oder IOtalien oder Jugoslawien mit Meer … einfach Erholung halt – so etwas buchen heute viel weniger Menschen als früher, und wenn, dann sind sie in meinem Alter. Nein, es liegt nichtam Geld, denn die gehen zumindest zuhause jeden Tag Baden …Sie fahren wohl 3,4 Tage schifahren oder übers Wochenende Wellness oder einen Städteflug.
Warum?
Ich möchte mit Ihnen eine Begebenheit aus meiner Jugend teilen.
Ich war ja mit einer halben Anstellung berufstätig und habe auf dem 2. Bildungsweg, mit 27, begonnen Theologie zu studieren.
Als ich im Familienkreis anmerkte, ab 20. Juli wäre ich 2 Wochen auf Urlaub, meinte meine Tante: Wie kannst denn du auf Urlaub fahren, wenn du noch nicht mit dem Studium fertig bist?
Ich weiß nicht mehr, wie das Gespräch weiterging, aber ich weiß, warum ich Urlaub machte: ganz einfach, weil ich ihn brauchte.
Urlaub, 2-3 Wochen abschalten, raus aus der üblichen Routine, bringt uns unglaublich weiter als Persönlichkeit. Ich erinnere mich noch an mehrere Bücher, die ich während solcher erholsamer Zeiten gelesen habe – sie haben mich unglaublich inspiriert und mein Leben beeinflusst…
Einen ganz ähnlichen Effekt hat auch die Sonntagsruhe – wenn man sie einhält.
Gott weiß, was wir brauchen. Und liebt uns so sehr, dass er uns das was uns guttut, verordnet.
Wir kennen alle das dritte von den 10 Geboten: Du sollst den Sabbat halten – für uns Christen ist es der Sonntag – … wer tut das noch wirklich?
Schieben wir es nicht auf die Landwirte – ich kenne das Problem, wenn alles schon tagelang gemäht oder geerntet gehört und nach einer Woche Regenwetter der Sonntag der erste sonnige Tag ist …
Das ist eine Ausnahme, sozusagen ein Notfall – wie bei Ärzten, Krankenhäusern Pflegeeinrichtungen, Tankstellen, Installateurnotdiensten usw. – da sind wir selbstverständlich froh, dass sie sich nicht ultraorthodox an den Wortlaut halten
Eine ganzandere Größenordnung ist es, wenn Menschen den freien Sonntag generell abschaffen wollen – wo Gewinnmaximierung das oberste Ziel von allen geworden ist…
Aber wie verhalten wir uns selbst, freiwillig, weil wir uns dazu entscheiden? Oder weil wir nicht nachdenken und uns vom Sog der Allgemeinheit mitreißen lassen?
Wie gestalten wir unsere freie Zeit, unseren Urlaub? Ist da wirklich Zeit zum Erholen, zum Nachdenken, für Faulenzen und Kreativität?
Die pädagogische Forschung hat etwas wie ich finde höchst Interessantes herausgefunden: Kinder, die oft, gewohnheitsmäßig mit anderen Kindern frei spielen – ohne Vorgaben von Erwachsenen, ihrer Phantasie quasi freien Lauflassen, sind in der Schule klüger, entwickeln sich zu weit intelligenteren und kreativeren Erwachsenen, was sich auch an der Berufslaufbahn zeigt, – verglichen mit sagen wir wohlbehüteten Kindern, die täglich einen durchgetakteten Terminplan haben – Musikschule, Ballett, Turnen, Klettern, Reiten, Heimstunde, Bastelkurs, Theatergruppe, vielleicht noch Nachhilfe, usw.
Natürlich sollen Kinder ihre Fähigkeiten herausfinden und ausbilden – aber doch nicht alles quer durch den Gemüsegarten und oft 2 Dinge am selben Nachmittag … so dass sie gar nicht zum Verschnaufen kommen, nach dem Vorbild ihrer Eltern, … da ist gut gemeint manchmal das Gegenteil von gut.
Wir stopfen unsere Tage ja auch immer wieder mit Vorhaben und Tätigkeiten voll, sogar im Urlaub muss noch dahin und dorthin gefahren werden und das und nochwas und immer noch etwas erlebt werden – warum? Kann das nicht damit zusammenhängen, dass wir zuwenig Gottvertrauen haben? Uns nicht vorzustellen wagen, dass und wie sehr der gute Hirte auf uns schaut, darauf, dass es uns gut geht, dass wir alles haben, was wir brauchen? Dass wir glücklich leben?
Wir tun oft so, als ob alles und jedes von unserem eigenen Planen und Tun abhinge. Ja, es ist super, wenn wir fähig und tüchtig und verantwortungsbewusst leben. Aber gleich so, als ob da keiner wäre, der sich in unglaublicher Weise liebevoll für uns interessiert…?
Die Jüngerinnen und Jünger damals in den guten 2 Jahren an der Seite von Jesus hatten nun wirklich die wichtigste Mission die es geben kann. Sie hätten wohl auch trotz Müdigkeit und erbrachter Leistung immer noch was und noch was unternommen – aber Jesus meint es gut mit ihnen und sagt: Ruht ein wenig aus.
Vertraut darauf, ihr seid alle immer zur richtigen Zeit am rechten Ort.
So wie wir alle, wenn wir bewusst in seiner Gegenwart leben. Ruht ein wenig aus.