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Wir danken dir, treuer und barmherziger Gott,

für alles, was du erschaffen hast.

Alles hast du „gut“ genannt.

Besonders danken wir dir
für Jesus, deinen Sohn, unseren Herrn und Bruder.
Er heilte die Kranken, versöhnte die Zerstrittenen, hob die Kleinen ans Licht, sorgte für die Fülle des Brotes und für Festesfreude, als der Wasser zu Wein werden ließ.

Seine Jünger ermutigte er, es ihm gleichzutun – und wie er selber zu zeigen in Tat und Wort,

dass du ein Gott bist, der sich der Menschen annimmt
wie ein Vater und eine Mutter sich um ihre Kinder sorgen.

Du sendest uns täglich neu deinen Geist der Fülle und des Mutes, der Tatkraft und Liebe, der Klugheit und Gerechtigkeit, damit wir dein Reich auf dieser Erde in Ansätzen sichtbar machen.

Liebe Brüder undSchwestern, liebe Kinder!

„Der Karneval ist vorbei“, soll Papst Franziskus gesagt haben, als man ihm nach der Wahl die roten Papstschuhe und den Purpurumhang bereitgelegt hat …

Das Zurschaustellen von Ämtern und Privilegien … oder von was immer, der kirchlichen Rangordnung, des hohen Status, den man wirklich oder vermeintlich hat…

Der Bischof von Rom, und es ist bezeichnend, dass er sich so nennt ., wollte mit diesen Erscheinungsformen der Institution Kirche aufräumen.

Eitelkeit und Imponiergehabe.

So etwas trägt nicht.

Unser Symbol, das uns durch die Fastenzeit begleiten wird, ist dieser Rahmen, auf dem ein Netz entstehen wird – nach und nach immer dichter – jeder

Sonntag mit einer neuen Farbe, die einen Bereich repräsentiert, der uns trägt – oder wo uns wieder mehr bewusst werden soll, dass er uns trägt.

Heute hat die Fastenzeit – die österliche Bußzeit – begonnen. Was uns Menschen trägt und gut leben lässt, ist das Umkehren können. Dass wir über unser Handeln nachdenken und unser Verhalten ändern, die Demut und Einsicht, dass das auch durchaus immer wieder notwendig ist, macht zutiefst unser Menschsein aus. Wir sind nicht perfekt, und das ist gut so. Wir sind aber lernfähig, können aus Fehlern lernen, und das ist gut so. Menschengerecht leben – die erste Farbe.

Jesus rät uns heute im Evangelium, uns authentisch zu verhalten -wenn esum Gott geht, sollte es um Gott gehen – und unser Beten nicht missbraucht werden, um uns selber in ein besseres Licht zu rücken. Aus diesem Grund kann es auch keinen Zwang im Glauben geben – Beziehung und Freundschaft können nur in Freiheit gedeihen, und die Echtheit derselben steht in Frage, wenn ein Zweck dabei eine Rolle spielt …

Die Wirklichkeit Gottes, dass da etwas, jemand ist, außerhalb unserer sichtbaren Wirklichkeit und darüber hinaus, die letzte Instanz, der ich verantwortlich bin – dafür steht die zweite Farbe.

Wir sind angewiesen auf unsere natürliche Umwelt. Auf Klima, Wetter, Lebensgrundlagen wie Wasser, Luft, Erde … alles, was wir zum Leben brauchen, stammt von unserem Planeten, von Mutter Erde. Oder eben nicht – was aufgebraucht ist oder zerstört, oder ausgerottet und ausgestorben – ist nicht mehr da und fehlt.

Fasten, sich beschränken auf das Normale, auf Luxus, auf Ausbeutung der Natur und der Mitmenschen verzichten, ist Gebot der Stunde.

Unsere natürliche Umwelt trägt uns, und darauf sollen wir uns mehr als bisher besinnen – dafür steht die dritte Farbe.

Ein besonders wihtiges Netz, das möglichst tragfähig ist im besten Fall, sind unsere persönlichen Beziehungen im privaten Bereich. Dafür steht die nächste Farbe.

Wo Waisen und Witwen zurückbleiben, wo eine Ehe auseinanderbricht, wo liebe Menschen sterben oder weggehen, wo Streit und Zwietracht herrschen, ja Feindschaft oder gar Krieg, dort bekommt das Netz Risse oder löst sich auf.

Und: Feinde wachsen nicht von selber – so etwas entsteht, wo die ersten drei Bereiche nicht funktionieren. Wo mansich nicht umLernfähigkeit bemüht, wo Menschen sich selbst für die oberste Instanz halten, wo Gier und Geiz und Missgunst ihr Unwesen treiben dürfen.

Die nächste Farbe soll Recht, Gerechtigkeit, Redlichkeit und Wahrhaftigkeit symbolisch darstellen.

Es kann nicht wurscht sein, welche Regeln gelten – und welchen Unsinn jemand verzapft. Reichtum und Macht erliegen oft der Versuchung, sich für das Maß aller Dinge zu halten, das Recht zu beugen im eigenen Interesse. Wir denken da vielleicht gleich an die Medien, Fernsehen, Internet, Zeitungen …

Das geht auch im Kleinen, und es ist gut, wenn wir darauf mehr achten, unser Netz zu stabilisieren, auch da.

Was uns alle trägt, ist die politische, kulturelle, gesellschaftliche Ordnung.

Sie soll tragen, fest sein, und nicht einschnüren. Wie ein Sprungtuch sollen die aufgefangen werden, die sich von selber nicht halten können, die den Halt verlieren – wirtschaftlich, sozial, zwischenmenschlich, wie auch immer. Wie dieses Netz ausschaut, das liegt an uns – an uns allen miteinander.

Spannen wir die 6. Farbe auf.

Predigt                                                                    Aschermittwoch 2020

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

„Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ wird heute – etwas später – gesagt, wenn wir das Aschenkreuz bekommen.

Wieso brauchen wir diese Aufforderung? Wir glauben doch eh an das Evangelium, oder? Wir sind Christen und wir glauben, was z. B. im Glaubensbekenntnis steht.

Wir glauben, dass …

Das Glauben hat aber noch eine andere Richtung: Wem glauben wir – wem vertrauen wir?

Das wird oft übersehen, auch die frommen Juden zur Zeit Jesu haben geglaubt, – und dennoch war Jesus nicht mit ihnen zufrieden.

Offenbar waren die äußeren Aspekte der Religion derart wichtig, dass das Eigentliche zu kurz gekommen ist.

Es war wichtig, sichtbar in der Öffentlichkeit zu beten. An den Straßenecken …

Es war selbstverständlich, öffentlich zu machen, wieviel man an Bedürftige gespendet hat.

Es war üblich, am Donnerstag zu fasten, und wer als besonders fromm gelten wollte, tat dies auch am Montag. Aber das sollten dann auch alle mitbekommen.

Bei den Frömmigkeitsübungen ging es also in erster Linie um das Umfeld – und nicht um Gott.

Jesus mahnt wie die AT Propheten ein, dass es um die persönliche unverwechselbare Beziehung jedes/r einzelnen zu Gott geht.

Und um das Vertrauen, das in diesem geschützten Rahmen wachsen kann. Das Vertrauen, das uns bitten lässt – wie wir es auch gegenüber dem lieben Papa, der Mama tun würden – um Gesundheit, um Frieden, um alles, was wir brauchen.

Umkehren meint: wirklich den Blick und das Interesse auf Gott richten.

Weg von den Äußerlichkeiten hin zu dem, was das Herz angeht.

Umkehren meint auch – wie ich es im Pfarrblatt geschrieben habe, dorthin schauen, was hinter einem selbst liegt. Was sich dort befindet, wo keiner hinschaut.

Dies sind zuerst einmal die Menschen, die hinten sind, im Hintertreffen, die auf der Strecke geblieben sind. Die man nicht gerne sieht, weil sie keinen schönen Anblick bieten. Arm, behindert, fremd, krank, Obdachlose, …

Wir sehen dort, wo wir normalerweise nicht hinschauen wollen, aber noch mehr: die Probleme, die ungelöst unter den Teppich gekehrt wurden. Die Aufgaben, die anstehen, die aber keiner in Angriff nimmt, wo sich keiner die Finger verbrennen will. Das, was zum Himmel stinkt, wo alle einen großen Bogen darum machen. Weil wir damit vermeintlich oder wirklich überfordert sind.

Umkehren bedeutet, genau da überall hinzuschauen, sich dem zuzuwenden.

Wir können das eben tun – insofern wir dem Evangelium vertrauen. Umkehren und neu werden geht nur im Bewusstsein, im Glauben, dass Gott bei uns ist – und ein Interesse daran hat, dass die Probleme dieser Welt gelöst, bewältigt werden.

Beten ist so gesehen keine fromme Übung, sondern überlebensnotwendig – damit wir in der Fülle der Schwierigkeiten nicht untergehen, sondern voll Lebensfreude und Tatkraft tun, was zu tun ist.

Ohne Gott sind wir ziemlich schnell wie so ein leerer Korb – wir haben dann nichts mehr zu bieten und sind damit beschäftigt, uns selber mit Dingen zu versorgen, die wir zu brauchen meinen. Ohne die wir unserer Meinung Nach nicht auskommen.

Dinge, die wir kaufen können, die wir essen und trinken, Anerkennung von außen, Absicherungen noch und noch…

Die 40 Tage der österlichen Bußzeit laden uns ein, unser Leersein, unser Bedürftigsein Gott hinzuhalten im Vertrauen, dass er gibt, was wir brauchen – und noch viel mehr. Gott verwöhnt uns. Wenn wir ihn lassen.

Predigt                                                     Aschermittwoch, 6. 3. 2019, 19.00

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder!

 

Fastenzeit. Wie wir uns während des Fastens verhalten sollen, sagt Jesus im Evangelium.

Warum aber überhaupt „Fasten“? Und: Wie?

Seit unserer Kindheit denken wir beim Wort „fasten“ an weniger essen, oder nichts essen, kein Alkohol, keine Süßigkeiten und Luxusartikel, nicht rauchen, weniger fernsehen, Kino usw. … Davon abgesehen, dass es für das Gesundbleiben wirklich optimal wäre, im Frühjahr zu entgiften und zu entschlacken und das ganze Jahr über 2 nahrungslose Tage pro Woche einzulegen – ja, Gott meint es unwahrscheinlich gut mit uns, religiöses Gebot, damit es uns besser geht, auch dem Leib … – alle Kulturen dieser Erde kennen Fastenzeiten.

 

Wie schaut das optimale Fasten in der Bibel aus? In der Lesung: Klagen, weinen und flehen. Zerreißt eure Herzen.

Wer fastet, wer in die Stille geht um zu meditieren, zu beten, Einkehr zu halten – wird dünnhäutig. Sensibel. Man spürt mehr, denkt mehr, es fällt einem mehr auf – die Betäubung durch Sattsein, Stress, Vergnügen …verschwindet.

Masken und Panzer – unsere Verteidigungs- und Scbutzmechanismen lösen sich auf.

Bei einem „Schaufasten“, das ich mache, um vorden anderen in der religiösen Gemeinschaft gut dazustehen, passiert das nicht. Da missbrauche ich das heilige heilsame Fasten als Maske und Panzer.

Da kommt Gott nicht durch, die Anregungen des Geistes prallen ab.

 

Unser Symbol für die Fastenzeit heuer ist ein kleiner Baum.

Er wurde erst vor wenigen Tagen ausgegraben, vorher war die Erde noch gefroren.

Dieser kleine Weichselbaum war in der Winterstarre. Sobald der Boden ringsum auftaut, können die Wurzeln Wasser aufnehmen und Nährstoffe, und von innen heraus beginnt er zu leben.

Die Zeit heißt eigentlich „österliche Bußzeit“, d. h., es geht ums „Besser“, – – Wege zu finden und zu probieren, wie wir besser leben können.

Wie der Baum in der Wärme sollen wir lebendig werden.

Gott ist ein leidenschaftlicher Liebhaber des Lebens. Der Menschen.

In unserer Welt ist wahnsinnig viel nicht ok, Kriege, Habsucht, Geltungssucht, Hass, Unrecht, Not … was Menschen einander alles antun.

Wenn Gott das anschaut, und er sieht alles, zerreißt es ihm das Herz. Gott schaut nicht weg, Gott ist das Leben in Person.

Bei diesem Bild der griechischen antiken Philosophen vom „unbewegten Beweger“ handelt es sich um einen Irrtum.

Deswegen kann “Coolsein“ nicht das Ziel für Christen sein.

 

Die Gärtnerin in der Baumschule hat gesagt: Wenns in der Kirche sehr warm ist, dann müssen Sie den Baum die ersten Tage ins Kalte, nach draußen in den Schatten stellen. Sonst geht er ein. Die Adern können sich nicht so rasch umstellen, es geht was kaputt.

 

So gesehen ist der kleine Baum hier noch besser als Fastenzeitsymbol geeignet, als ich ursprünglich gedacht hatte.

Wir – jede/r von uns – wird einst direkt bei Gott landen. In Unmittelbarer Nähe.

Wenn wir dann nicht aufgetaut sind, lebendig, wenn wir starr sind, kalt und lieblos, unengagiert, hart und kalt – unsere Sprache hat eine Menge eindeutiger Worte dafür -, dann tut uns die plötzliche Nähe Gottes weh. Ich weiß nicht – haben Sie schon erfrorene Hände oder Zehen gehabt – und sie ins warme Wasser gehalten? Oder einen eingeschlafenen Arm oder Fuß, wenn das Blut wieder zu zirkulieren beginnt?

Wenn der Klimawechsel plötzlich eintritt, tut es weh.

So, stelle ich mir vor, funktioniert das Fegefeuer.

In der Zeit vor Ostern haben wir Zeit, allmählich aufzutauen, wach, lebendig zu werden. Aufmerksam auf die Zu- und Missstände dieser Welt, in unserem Inneren, und der Schmerz darüber wird uns den Wunsch eingeben, etwas dagegen zu unternehmen.

Begeben wir uns immer wieder in diese unmittelbare Nähe Gottes, die uns wärmt, auftaut, lebendig macht. Beten. Sich hinsetzen im Angesicht Gottes. Spüren, wie diese unendliche Liebe und Kraft da ist … das allein reicht völlig aus.

Gebetsgedanken oder -worte kommen von selber. Und Ideen, was zu tun ist.

 

Wir haben jetzt die Gelegenheit, in einer besonderen Form mit Gottes Liebe in Berührung zu kommen. Wenn wir das Aschenkreuz auf unsere Stirn zeichnen lassen, drücken wir aus: Ja, ich möchte alles Tote und Starre und Lebensverneinende loswerden, um wieder neu aufzuleben. Umkehren zum Leben. Der frohen Botschaft Jesu trauen und vertrauen.

 

Dazu segne ich jetzt die Asche.