Schlagwortarchiv für: Elisabeth von Thüringen

Kinderpredigt zum Elisabethsonntag 2020 Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder! Ist Jesus ein Finanzberater? Will er uns zeigen, wie man möglichst reich wird, sein Geldvermögen vermehrt? Eher nicht, oder? In […]

Viel Freude mit meiner Predigt.

Den Sektkorken müsst ihr selber knallen lassen.

Und den Text von Marianne Williamson gibt es morgen.

Predigt                                                                 Jahresschluss 2019

Sektkorken knallt – 1 Glas einschenken

Liebe Brüder und Schwestern!

Ein sogenannter „Knalleffekt“. Was ist ein Knalleffekt?

Ein lauter Krach, und dann kommt etwas Gutes, zumindest etwas Neues, dabei heraus. Der Krach muss etwas Großartigem oder doch Bemerkenswertem zum Durchbruch verhelfen. Es muss etwas schöner, besser, heller, gerechter werden als es vorher gewesen ist.

Wieviele solcher Knalleffekte haben wir im vergangenen Jahr erlebt?

Vielleicht das Bekanntwerden des Ibiza-Videos, das zu Neuwahlen geführt hat, wo der Weg frei gemacht hat für eine ganz neuartige Konstellation, wie wir sie jetzt dankenswerter Weise haben. Wo echte Hoffnung aufkommt.

Der Brand der Notre Dame in Paris. Oder der Anschlag in Christchurch, Neuseeland.

Oder das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump.

Viele erwarten sich Knalleffekte, weil sie sich eine schlagartige Besserung erhoffen.

Viele gehen ja zu Silvester den umgekehrten Weg: Man lässt es ordentlich krachen, Raketen und Sektkorken, in der Sehnsucht, das neue Jahr würde dann viel Neues, Gutes, eine dauerhafte Veränderung zum Glück bringen.

Statt über den Lärm zu schimpfen, könnte man sich auch darüber freuen, dass die Menschen die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben.

Die Frage ist nur: Wie kommt denn Veränderung zum Besseren wirklich?

Oder: Sind Knalleffekte die Methode Gottes?

Wir haben uns den Advent hindurch mit dieser Wurzel hier beschäftigt.

Die Bibel verwendet verschiedene Bilder, um die Änderung zum Besseren, die Gottes Geist bewirkt, zu beschreiben:

  • der tote Wurzelstock, Stamm, aus dem ein neuer Zweig wächst – hervorbricht.
  • das Samenkorn, das aufgeht und reiche Frucht bringt
  • der Sauerteig, der sich in der Wärme vermehrt und das Brot weich und  genießbar macht
  • die schwangere Frau, die in Geburtswehen liegt und so neues Leben hervorbringt
  • das Licht, das in der Dunkelheit unbeirrt leuchtet

Bilder neuen Lebens. Gott arbeitet in der Weise organischen Wachstums. Fast im Verborgenen. Manches schaut aus, als ginge es von selber.

Nicht mit Gewalt, aber durchaus auch nicht immer leicht und mühelos.

Es sind durchaus Knalleffekte dabei.

Viele Theologen haben von der Sprengkraft des Evangeliums gesprochen.

Es ist nicht eine gigantische Umwälzung wie die Sintflut gemeint – oder dass der Weltuntergang mit Pauken und Trompeten kommt.

Eher die Kraft der Wurzel, die den Beton sprengt – oder das Samenkorn, das auch gesprengt wird, damit der Keimling sich entfalten kann.

Die Kraft der Auferstehung, wo Särge und Gräber sich öffnen. Natürlich auch im übertragenen Sinn: Wenn starre Herzen wieder lebendig werden. Die Sicht, der Blickwinkel sich ändert, in Richtung Helligkeit und Weite.

Neues Leben kann über Nacht kommen; wie ein Knalleffekt. Aber zum Wachsen braucht es Zeit und Geduld.

Ich habe einen Text von Marianne Williamson, einer amerikanischen Mystikerin, mitgebracht, den Sie vielleicht bereits kennen. Ist einer meiner Lieblingstexte. Nelson Mandela hat ihn bei einem Kongress in Südafrika vorgelesen und auf Apartheid – Rassentrennung – bezogen. Manche Menschen, so wie er, sind Knalleffekte des Heiligen Geistes, durch die sich enorm viel verändert auf dieser Welt. Film – Maria Theresia. Was ist das Nachhaltigste, was von ihrer Regierungszeit blieb? Die allgemeine Schulpflicht. Erste weltweit.

Franz von Assisi. Ihm verdanken wir 2 Dinge, die wir jetzt noch haben: Die Krippendarstellungen und das Verständnis dafür: Natur ist heilig. Elisabeth von Thüringen: Burgherrin Verantwortung übernimmt für das Wohlergehen der Untertanen, der Menschen im Dorf unten. Charityveranstaltungen jedweder Art gehen im Grunde auf sie zurück. Das gab es vorher nicht.

Ich möchte Ihnen diesen Text heute mitgeben ins neue Jahr mit der Einladung, dass wir uns öffnen und umdenken.

Auszug aus der Predigt zum Elisabethsonntag                                                 17. 11. 2019 Haid

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Heute begehen wir den Caritas- oder Elisabethsonntag.

Beim Hören der Lesung hat es uns möglicherweise gerissen – die Formulierung des Paulus: „Wer nichtarbeitet, soll auch nicht essen“ -das ist ja quasi der Anti-Slogan der Caritasarbeit. Oder nicht?

In den letzten 2 Jahrzehnten wird ja vermehrt von “Sozialschmarotzern“ gesprochen, die auf Kosten derer leben, die ordentlich und fleißig arbeiten. Und die, die so blöd sind und ihnen helfen, werden als „Gutmenschen“ beschimpft.

So, was jetzt? Können sich Politiker, die einen harten Kurs gegen Arme jeder Art fahren, zu Recht auf Paulus berufen (die christlichen Fundamentalisten in Nord- und Südamerika tun das übrigens)?

Paulus und die ersten Missionare, die Apostel fanden folgende Situation vor:

Menschen, die zu Christen geworden waren, nahmen die Worte z. B. des heutigen Evangeliums im buchstäblichen Sinne todernst. Man erwartete das rasche Wiederkommen Jesu Christi, für die eigene Lebenszeit, für jederzeit, und man wollte sich bereithalten und entsprechend leben.

Eine Reihe von Leuten schlug nun diesen Weg ein, als ob alles sowieso schonegal wäre, dass sie nicht mehr arbeiteten, sondern tatsächlich Tag und Nacht im Tempel waren oder in den Häusern und beteten und predigten ohne einer Arbeit nachzugehen.

Es bilden sich immer wieder spirituelle Gruppen, wo auch einige spätberufene Jugendliche -Menschen um die 30 – plötzlich befinden, ihr Beruf sei zweitrangig, sie gehen jeden Tag in der Früh in die Heilige Messe, an Wochenenden fahren sie zu Versammlungen oder in Gebetszentren und Seminare – auch Familienväter, die plötzlich so tun, als sei die Wiederkunft Christi bereits hereingebrochen und jede Berufsausübung unwesentlich geworden, manche arbeiten ehrenamtlich in Sozialprojekten – aber als Techniker, Polizist oder Verkäuferin oder Bankangestellte Geld verdienen gilt als unschick.

Die Elterngeneration und auch Ehepartner, auf deren Kosten gelebt wird, regen sich zu Recht auf und manche Partnerschaft geht kaputt…

Wir wissen über den Apostel Paulus, dass er von Beruf Zeltmacher war und in Städten, wo er wirkte, immer bei Zeltmachern unterkam und dort im Betrieb mitarbeitete. Gepredigt hat er in der Freizeit, am Abend und am Sabbat.

Was heißt das für uns?

Selbstverständlich lautet die christliche Botschaft: Wir sollen nicht nur sondern müssen uns um Mitmenschen kümmern, die Notleiden. Fundierte Caritasarbeit – und man kann sogar Caritaswissenschaften studieren – bietet wo es geht Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn möglich keine Almosen, sondern Sorge für Gereichtigkeit, fairen Lohn …

Das Ziel muss eine gesunde Gesellschaft sein, wo Menschen grundsätzlich geborgen sind und haben, was sie brauchen. Darum arbeitet qualitativ hochstehende Caritas immer auch sozialpolitisch und meinungsbildend.

Anfeindung von geizigen, selbstsüchtigen Kreisen ist auch Tradition – die Heilige Elisabeth von Thüringen hat da alles Mögliche von ihren Verwandten aushalten müssen.

Christen dürfen wissen: Bei welchem Einsatz immer für das Gute sind wir nicht allein, sondern handeln im Auftrag Gottes und haben ihn auf unserer Seite – und irgendwann wird jede Mühe ein Ende haben, weil diese sichtbare Welt nicht die endgültige ist.

Jedoch: Das göttliche endgültigen Richten, In-Ordnung-Bringen von allem und jedem macht unseren Einsatz für eine bessere Welt keineswegs überflüssig, sondern gibt ihm erst richtig Sinn – weil es schlussendlich Erfolg haben wird.

 

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

 

Heilig – was ist das? Vielleicht schweben uns da noch so Bilder vor, wie es lange üblich war, eine Nonne, ein Mönch kniet auf dem Boden, die Augen verdreht Richtung Himmel, die Hände gefaltet …

Etwas blutleere Gestalten, nicht ganz auf dieser Erde, schon gar nicht mit beiden Beinen, schon fast jenseitig, tugendhaft und bedürfnislos …

 

Ich hab mir auch so was Ähnliches vorgestellt früher – in meiner

Heimatpfarre hat ein Kaplan einmal die Frage gestellt: wer von euch will heilig werden? Und wir haben reflexartig geantwortet: nein, sicher nicht.

 

Klar nicht – ich will schließlich das volle Leben.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich draufgekommen bin: ja, das volle Leben – und heilig – das ist ja ein und dasselbe! Das hat doch Gott gemeint.

 

Und da sind wir auf der richtigen Spur. „Heilig“, da steckt das „Heil“ drin, das Heil Gottes – Schalom – das Leben in Fülle, die volle Fülle – die können Menschen aus eigener Kraft nicht erreichen, die wird geschenkt. Von Gott.

 

Ich habe ein paar Bekannte gefragt, welche/r Heilige beeindruckt dich am meisten? Da wurden folgende genannt:

 

Franz von Assisi – weil er wirklich ganz arm und bedürfnislos gelebt hat, ohne Pomp – das, was er von Jesus als richtig erkannt hat

Hildegard von Bingen – sie hat es dem Domkapitel von Mainz „hineingesagt“, ihr Fehlverhalten, wo sie sich ändern müssen – als Frau auf dem Domplatz, öffentlich – wie die alttestamentlichen Propheten

Antonius – weil er alles findet, was ich verliere

Elisabeth von Thüringen – sie hat das gelebt, was sie als richtig erkannt hat,  ohne Wenn und Aber

Teresa von Kalkutta und Edith Stein, die ziemlich neu erst heiliggesprochen worden sind.

 

Jede/r von den Genannten hat etwas unglaublich Unerwartetes an sich: Franz und Elisabeth, Reichtum und Sicherheit total aufgeben. Teresa von Kalkutta – aus jeder Sicherheit heraus, sie war pensionsreif in ihrem Orden, hätte sich zur Ruhe setzen sollen und nicht sich in den Elendsvierteln häuslich niederlassen …

 

Die echten, klassischen Heiligen, die waren alle Originale, voll Blut und Leben, Vollblutmenschen und Vollblutchristen.

Sie haben ihre Berufung gefunden und gelebt.

Sie haben Jesus an die erste Stelle gesetzt in ihrem Leben. Damit auch 2 Verheiratete vorkommen: Hildegard Burjan – sie ist in die Politik gegangen als Abgeordnete und Franz Jägerstätter, der für seine Nachfolge gestorben ist.

 

Heute würde man sagen: Diese Menschen sind authentisch. Und ein bisschen verrückt. Sie haben was Neues eingebracht, das es vorher so nicht gab in der Kirche, in der Menschheit. Was Menschen wie du und ich niemals tun oder wagen würden.

Und dazu jetzt noch eine Frage: Warum eigentlich nicht?

 

Ist es wirklich das Wichtigste im Leben, was andere von uns denken? Oder: Nicht aufzufallen? Überschaubare immer gleiche Sicherheit?

 

Ist das das Leben in Fülle?

Nicht wirklich, oder?

 

Die großen Heiligen haben das Risiko nicht gescheut. Manche sind im Inquisitionsgefängnis gewesen, manche als Märtyrer gestorben, viele wurden ausgelacht von ihren nächsten Angehörigen, sind bei den ersten Versuchen turmhoch gescheitert … aber alle haben genau das gemacht, was für sie richtig war. Glückliche Menschen. Erfüllung gefunden, weil sie ihrer Berufung gefolgt sind.

Bürgerliche Behaglichkeit ist nichts Verkehrtes – aber Leben in Fülle ist mehr, unermesslich viel mehr.

Lassen wir uns auf den Geschmack bringen.