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Predigt zum 3. Fastensonntag 2024, gehalten beim Gottesdienst in Lunz am See

Liebe Mitchristen!

Die 10 Gebote. Wie haben Sie die kennengelernt? Wahrscheinlich im Religionsunterricht in der Schule. Und ziemlich sicher einfach zum Auswendiglernen. Sie sind ja weltweit bekannt. Und den meisten kommen die Gebote 4 bis 10 normal, verständlich vor selbsterklärend – die ersten drei, die sich auf Gott beziehen stehen halt auch noch da.

Aber wieso? Dazu gibt es eine Hintergrundinformation. Die Geschichte drum herum – und wenn wir die nicht kennen, fehlt Wesentliches.

Erinnern Sie sich an den Einleitungssatz – bevor die Gebote aufgezählt werden?

„Ich bin der Herr, der dich auf Ägypten herausgeführt hat.“ Am Anfang steht all das Großartige, das Gott für uns getan hat. Damals für das Volk Israel: wir kennen die Geschichte: Von der Sklaverei befreit, die längste Zeit in der Wüste auf wunderbare Weise erhalten, in das Land gebracht, in dem Milch und Honig fließen. Reiche Fülle.

So hat Gott die Basis, die Grundlage geschaffen für das Vertrauen, das Menschen ihm entgegenbringen dürfen.

Gott möchte nichts anderes, als dass es uns gut geht. Dass wir glücklich sind.

Wieso steht da dieser grausige Satz: Die Schuld der Eltern verfolge ich an den Kindern? Weil die Erwachsenen mit ihrem Verhalten vorzeigen und vorleben, Gutes wie Schlechtes. Kinder wachsen in eine Kultur und ein Umfeld hinein. Mit all den Fehlhaltungen…

Du sollst dir kein Gottesbild machen. Die Erfahrung zeigt: Menschen zu allen Zeiten haben sich Bilder von Gott gemacht. Der alte Mann mit weißem Bart ist so eines davon. Menschen haben sich Gott vorgestellt wie die Herrscher, die sie in ihrer Umwelt gekannt haben. Wie politische Machthaber, in unseren Breiten wie Familienoberhäupter im Bürgertum und im Bauernstand. Und wie man so einem Patriarchen gegenüberzutreten hatte, so stellte man sich vor, dass Gott das auch möchte. Opfer, Geschenke, um ihn gnädig zu stimmen. Wohlverhalten. Besonders positiv auffallen, damit er mir sein Ohr zuneigt. Klar können wir Gott etwas schenken – unsere Zeit und Aufmerksamkeit, Danke sagen z. B. und schätzen und würdigen, was Gott schenkt, indem wir es genießen und uns daran freuen.

Im heutigen Evangelium regt sich Jesus im genau darüber auf: Der Opferbetrieb im Jerusalemer Zentralheiligtum bedient und verstärkt ein schiefes Gottesbild. Als ob man sich Gott andienen, ihn sich geneigt machen müsste… Kinder schenken ja auch der Mutter zum Muttertag nicht etwas, damit sie in Zukunft für die Kinder etwas tut, für sie sorgt, sie liebt …

Das Gottvertrauen – dass da jemand über alle Maßen gut es meint und super für mich , für uns alle, sorgt, dass ich total geliebt bin – das ist die Grundvoraussetzung des guten Lebens, das wir vor Gottes Angesicht haben können.

Wo Menschen das nicht mehr haben, wo diese Basis fehlt, da braucht es erst die weiteren  Gebote. Andere Götter – wir sollen nicht anderes anbeten, für über alle Maßen wichtig halten. Den Umständen, den Sachzwängen, Politikern, Krankheiten, irgendwelchen Gurus oder Heilsversprechen mehr Macht zutrauen, sie für mächtiger halten als Gott selbst. Weil wir dann nämlich in Panik verfallen, und nicht mehr wissen was wir tun.

Weil Menschen dann sich selber stressen und glauben, sie müssten rund um die Uhr verfügbar sein, arbeiten wie besessen, auch am Sonntag, sich keine freie Minute mehr gönnen, wo nur mehr Leistung zählt, Anerkennung bei den Mitmenschen, Erfolg um jeden Preis.

Die Schwachen, die nicht mithalten, die Pflegebedürftigen Alten z. B. werden als weniger wert angesehen.

Und weil ich ja ständig selber sorgen und ruachln muss, nicht mit
Gottes Hilfe rechne, darf ich ein bisschen tricksen. A bisserl Unehrlichkeit erscheint einem dann nicht nur erlaubt, sondern notwendig. Die Wahrheit verdrehen, Wichtiges verschweigen, andere auflaufen lassen, …unfair und nicht hilfsbereit agieren … Ich muss mir möglichst viel nehmen, auch von anderen zur Not, damit ich immer sicher sein kann, genug zu haben.

Die Lebensgrundlagen in weiten Teilen der Erde werden zerstört – Stichwort Amazonas – oder Landraub in Afrika und Asien um Palmöl und Biotreibstoff anzubauen oder Baumwolle für Massenmodeartikel. Kriege werden geführt, weil man das Nachbarland besitzen möchte.

Normalverbraucher bei uns erleben Mobbing – Rufmord. Hasspostings. Beginnen kann es ganz klein – mit der Tratscherei, die jemand so ein bisschen in ein schlechtes Licht rückt…

Angst, es könnte zu wenig für uns da sein. Neid, Missgunst, Habgier … der Trugschluss: weil da wer mehr hat, haben andere zu wenig… statt Gottes unerschöpflicher Fülle zu vertrauen.

Das alles könnte auch ganz anders sein. Nur: Wo bekommen wir dieses Gottvertrauen her, wenn wir es nicht haben?

Ich möchte Sie zu einer Übung einladen. Nehmen Sie sich heute oder morgen Abend ein bisschen Zeit, ein paar Minuten. Schreiben Sie 10 Dinge, Ereignisse, Zufälle, Menschen … auf, für die Sie an diesem Tag dankbar sind. Halten Sie für möglich, dass es kleine Zeichen der Liebe Gottes sind für Sie persönlich.

Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Und Freude. Und Vertrauen.

Mittwoch,                             

22. 3. 2023, 19.00

Pfarrsaal Pucking                    

Mit MMag. Dagmar Ruhm,

Pfarrassistentin                                                    

Thema:

Fastenzeit – fade Zeit, Verzicht, Einschränkung …? Oder: Sehen lernen, was da ist – in meinem Leben, im Glauben, in der Natur, … und mit Freude verwenden und genießen.

       Was mich erwartet:

        Impuls, kreative und meditative Übungen,   

        spirituelle Texte, saisonale Köstlichkeiten, die

        wir gemeinsam zubereiten und genießen.

Anmeldung erforderlich:

0676 87765305

Unkostenbeitrag: EUR 10,-   

Predigt                         Segnung für Liebende    11. 2. 23,19.00

Liebe Brüder und Schwestern!

Dieser Bibeltext, den wir soeben gehört haben, wird oft und gern bei Hochzeiten ausgesucht. Ja, weil es um eine Hochzeit dabei geht, natürlich. Aber da steckt noch mehr dahinter.

Die Verwandlung von Wasser in Wein, in einer unglaublichen Menge. 600 Liter sind ja wirklich nicht gerade wenig.

Bisschen schräg, was da von Jesus erzählt wird. Manchen kommt das beinahe unmoralisch vor. Will er alle betrunken machen?

Liebe Brüder und Schwestern, Jesus zeigt da etwas davon, wie Gott ist. Wie Gott es meint mit den Menschen, mit uns. Mit Ihnen, … mit jedem und jeder.

Gott gönnt uns alles Gute in großer Fülle. Es gibt da keine knausrige Kleinkariertheit, bürgerliche Engstirnigkeit, was jemandem unter Umständen gerade noch zusteht und was nicht. Kalkulation und Berechnung. Weil: es könnte ja irgendwann aus sein, die Ressourcen sind begrenzt, einmal wird es zu Ende sein mit dem Segen…

Nein, bei Gott gibt es keine Knappheit, keine Missgunst und Zurückhaltung …

Gott wünscht sich nichts mehr, als dass wir in Freude und Fülle leben. In Begeisterung.

Alles möchte er uns, IHNEN, schenken und noch mehr.

Aber – jetzt kommt das große ABER.

Die Menschen müssen auch etwas machen dafür. Im Evangelium ist es zunächst nötig, dass die Diener Jesus Vertrauen schenken. Zutrauen, dass er weiß, was er tut, ist ja keine Kleinigkeit, die 6 großen Krüge zu füllen, das bedeutet schließlich Wasser schleppen. Das ist ganz schon anstrengend. 60 Gänge zum Brunnen und zurück mit einem 10-Liter-Eimer.

Wir bitten heute Gott um seinen Segen. Das heißt, wir vertrauen ihm, trauen ihm zu, dass er sich um uns kümmert, uns begleitet, Situationen in der Zukunft zum Guten wendet, Sie als Paar und Familie – genauso aber auch als Einzelperson wachsen und gedeihen lässt.

Viele ganz junge Paare haben am Anfang in der Phase der großen Verliebtheit NICHT im Blick, dass sie auch selber an der Beziehung arbeiten werden müssen. Dass eine gute Freundschaft, Beziehung, Partnerschaft … kein Zufall ist und nicht einfach so vom Himmel fällt.

Gottes Segen meint: Unterstützung auf jeder Linie, wenn wir erproben und lernen, wie das geht, schwierige Zeiten gemeinsam zu überstehen.

Diese Anstrengung, dass Menschen das Ihre tun, ist Voraussetzung, dass Gott das Seine in der besten Weise tun kann.

Er stattet uns mit Fähigkeiten und Begabungen aus, damit unser Glück von Dauer sei, damit Beziehung gelingt.

Aus den vielen Kleinigkeiten, wo wir im Alltag Verständnis zeigen, Selbstbeherrschung, Verzeihen, ein Lächeln, wo uns zuerst gar nicht danach ist, wo wir den ersten Schritt machen, eine winzige Geste oder Aufmerksamkeit … das sind die vielen Tropfen und Liter Wasser, die Gott in die Kostbarkeit einer wundervollen Beziehung verwandelt …

Und zur Erinnerung daran, dass das so ist, habe ich heute Weihwasser mitgebracht. Diese 2 Tropfen, mit denen wir ein Kreuz auf die Stirn uns gegenseitig zeichnen – oder bekommen -, ergeben, wenn wir es oft tun, auch eine ganz schöne Menge.

Und nach dem Gottesdienst dürfen wir miteinander anstoßen mit einem Glas Sekt- Auf die Liebe, auf das Leben, auf Gottes Sein mit uns.

Predigt Erntedank 2022                                                      Pucking

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Danken für das, was uns Kraft und Energie gibt – das habe wir uns im Vorbereitungsteam heuer als Thema ausgemacht.

Anlass war da die Angst vor der drohenden Knappheit von Gas und der Verteuerung sämtlicher Energiequellen. Aber natürlich geht es um unsere Ressourcen als Menschen, als Christen – welche Kraftquellen stehen uns zur Verfügung? Geistig, spirituell …?

Kinder, ihr habt aufgezeichnet oder aufgeschrieben, was euch Kraft gibt für euer Leben. Schauen wir uns einmal eure Zeichnungen an:

Gründe für Verzweiflung gibt es derzeit viele. Krieg in europa, absurd hohe Inflation und die Gefahr kalter Wohnungen im Winter sind nur einige davon, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

So heute im Standard auf Seite 16.

Die Tageszeitung „Der Standard“ widmet an diesem Wochenende eine ganze Beilage dem Thema: Was können wir tun bei großen Sorgen – Menschen erzählen, wie sie mit extremen Situationen fertiggeworden sind, sie bewältigt haben. Ganz wichtig waren: Dankbarkeit für das, was gelungen ist, was schön ist – und Humor – dass wir was lustig finden und darüber lachen.

Dankbar werden wir und Kraft gibt uns, wenn wir uns erinnern, was wir schon alles geschafft haben. Wie wir in der Vergangenheit mit Schwierigkeiten umgegangen sind, wie wir Auswege, Lösungen gefunden haben.

Denn wenn es früher ging, dann ist klar, dass es jetzt, heute ebenfalls möglich ist.

Wir vergegenwärtigen uns, was uns irgendwann einmal Kraft und Energie gegeben hat – und wenden das Gelernte an.

Im Evangelium sagt Jesus, wir sollen uns nicht ängstlich sorgen – denn Angst ist eine schlechte Ratgeberin.

Problem- und Sorgenkoma, wo Menschen die Chancen und das Gute nicht mehr sehen können… das ist eigentlich keine Haltung, die für glaubende Christen angemessen ist.

Ja, wir können etwas bewirken – und wir sollen das auch.

Auch etwas ganz Kleines kann sehr hilfreich und kostbar sein. Und manchmal sehen wir den Wert noch auf den ersten Blick.

Wie bei einer Nuss.

Eine Nuss hat eine Schale. Eigentlich hat sie sogar zwei, die grüne ist bei diesen Nüssen schon weg. Diese harte Schale kann heute ein Hinweis sein: Um an die Nuss zu gelangen, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Uns ein anstrengen, ein bisschen zumindest.

Gott schenkt uns im normalen Leben alles mögliche, das uns zuerst ungenießbar vorkommt, hart, schwierig zu bewältigen… und wo wir erst nach und nach das Kostbare daran erkennen.

Ein Sprichwort sagt. Gott schenkt uns Nüsse, aber er knackt sie nicht auf.

Und das ist sehr gut so. sogar menschenfreundlich.

Wir wären auf Dauer gar nicht glücklich und zufrieden, wenn uns alles, was wir uns wünschen, auf dem Präsentierteller vor die Nase gestellt würde. Es macht uns froher, wenn unser Einsatz gefragt ist. Was von selber geht, ist uninteressant.

Gott hat uns schließlich Kräfte und Fähigkeiten gegeben.

In jeder Krise steckt eine Chance, die Möglichkeit, dass etwas anders wird, sich zum Besseren ändert in unserem Leben.

Und wir sollen etwas ändern auf dieser Welt, etwas bewirken. Z. B. Frieden, Fülle, Gerechtigkeit … das Reich Gottes. Dem soll unsere 1. Sorge gelten.

Jesus sagt: Um die Sorge, was soll ich essen, trinken, anziehen … usw. geht es den Heiden.

Ein Heide ist ein Mensch, der bewusst sein Leben ohne Gott gestaltet.

Ich glaube, Jesus möchte uns das lehren, da ist immer einer, der uns verwöhnt.

Wir können uns entscheiden: Für eine heidnische Denkweise. Die Angst, dass ich allein im Kosmos bin, auf mich gestellt, und dass das Recht des Stärkeren regiert.

Oder dafür, umzudenken und voller Dankbarkeit staunend zu bemerken: Gott schaut ständig, dass es mir gut geht. Liebe Brüder und Schwestern: Versuchen Sie es einmal!

Das hebräische Wort für Frieden, Schalom, bedeutet gleichzeitig “Fülle”.

Ein Frieden ohne Fülle ist nicht möglich.

Wer sich arm, benachteiligt … vorkommt, im Mangelbewusstsein lebt, sieht alles negativ – v.a. das Verhalten anderer Menschen.

Wer ständig befürchtet, zu kurz zu kommen, übervorteilt zu werden usw., ist stets auf dem Sprung, der (vermeintlichen) Gewalt zuvorzukommen.

Tipp: Lasst es euch möglichst gut gehen.

Lasst euch verwöhnen.

Genießt das Dasein.

Freut euch am leben, an jeder Sekunde!

Reich beschenkt gönnen wir allen Gutes.

Predigt                                                                                     16. 1. 2022

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder!

Es gab Theologen, die haben dieses Evangelium, das wir gerade gehört haben, unter der Rubrik „überflüssige“ oder „unverständliche Wunder“ eingeordnet.

Dass da der Sohn Gottes für Alkohol in großen Mengen sorgt, für Heiterkeit und Ausgelassenheit, das war für biedere Pastoren und kleingeistige bürgerlich katholische Gehirne unfassbar.

Und: Das war es für die frommen Pharisäer damals auch.

Mit Verlaub: So etwas beweist lediglich, dass allzu fromme, allzu brave und biedere Gemüter mit Gottes Unermesslichkeit, an Güte und Fülle und Freude, nichts anfangen können.

Und da sind wir schon bei der frohen Botschaft heute hier für uns.

Das hochtheologische Johannesevangelium erzählt nicht nur eine einzigartig bemerkenswerte Begebenheit, sondern hat einen theologisch tiefen Hintergrund:

Für die Menschen zur Zeit Jesu bedeutete die Hochzeit den Beginn des „Ernsts des Lebens“ – ein neuer Lebensabschnitt, Verantwortung, die man vorher so nicht kannte – die Menschen sind ja damals nicht schon jahrelang vorher von zu Hause ausgezogen und waren berufstätig, sie kamen durch die Hochzeit erstmals weg von der eigenen Familie.

Jesus verwandelt Wasser in Wein.

Dies deutet eine spirituelle Wirklichkeit an, eine Möglichkeit, die Gott für uns bereithält.

Zahlen sind im alten Orient wichtig und heilig. 6 Krüge mit Wasser stehen da – 6 ist keine heilige Zahl – erst sieben wäre das, aber da fehlt eins. Im Enneagramm, eine arabische Weisheitslehre, ist 6 die Zahl der menschlichen Mühe und Anstrengung, des harten Arbeitens … Oder man nimmt sechs als die Hälfte der Heiligen Zahl der Vollkommenheit, das ist 12.

Das passt gut: Durch das, was die Menschen tun, auch durch das jüdische Gesetz der Tora, ist erst die Hälfte der Wirklichkeit, die Hälfte des Heils für Menschen greifbar.

Wasser, um der Reinigungsvorschrift zu entsprechen. Das ist das, was die Menschen tun und bereitstellen.

Oft sind wir ja geneigt, alles tausendprozentig abzusichern und vorherzuplanen und einzuteilen …

Und es heißt trotzdem nicht viel, was herauskommt.

Irgendwie sind wir mit dem Ergebnis immer unzufrieden.

Klar, wir Menschen schaffen es nur, Wasser zu schöpfen. Wir kochen nur mit Wasser, sagt das Sprichwort.

Mindestens die Hälfte trägt Gott bei, wenn es Gelingen und Erfolg und Freude gibt.

Trostreich! Echt super! Da geht es uns gut!

Der Geist macht lebendig, hat sich unser neuer Bischof als Amtsmotto ausgesucht.

Na klar.

Wir sind am Anfang eines neuen Jahres voller neuer Ideen, guter Vorsätze, Arbeits- und Lerneifer.

Aber: Da werden die Zeiten kommen, wo wir nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht vor lauter Arbeit – und da meine ich die Schülerinnen genauso wie die Lehrer.

Arbeit, Haushalt, Schule … bis am späten Nachmittag, der oft lange Dienst- oder Schulweg besonders im Winter, und die Familie ist auch noch da, private Interessen, Hobbies – wer tanzt. Spielt Theater, ist ein einem Chor oder einer Musikgruppe oder bei der Feuerwehr … oder ehrenamtlicher Einsatz…

Dazu Beziehungsstress – Liebeskummer, muss lernen, Schnupfen, Freundin zerstritten …

Die Welt, Politik, die uns fordert – die Pandemie und viele weitere Baustellen,  die nach Hilfe schreien und nach Einsatz …

Wir haben gesehen, dass Politiker überfordert sind.

Oft kommen wir gar nicht dazu, unsere einzigartigen Begabungen zu entfalten, weil der Alltag schon mehr als genug ist.

Sie haben keinen Wein mehr. Wein steht symbolisch für Lebensfreude, Kraft, Begeisterung … die Highlights des Lebens.

Schauen wir an, was im Evangelium getan wird.

Jesus lässt die Leute Wasser in die Krüge füllen. Hier symbolisch gemeint für das Normale, Lebensnotwendige, das, was getan werden muss, Pflichterfüllung.

Es heißt, Ordnung ist das halbe Leben. Das halbe …

Und die Leute arbeiten ganz schön. 600 Liter, das ist kein Klacks.

Und dann plötzlich ist guter Wein daraus geworden.

Liebe Brüder und Schwestern: Gott möchte dass es uns gut geht. Das Leben in Fülle.

Gott meint, wenn wir voll Vertrauen in seine Gegenwart und sein Wirken, im Bewusstsein, dass er da ist voll Liebe und Interesse für uns – das Notwendige Normale sorgfältig tun, auch wenn uns die Pflicht und Arbeit bis zum Hals steht, unser Leben scheinbar ausfüllt bis zum Rand: Mindestens 50 % übernimmt Gott.

Er macht das Besondere daraus. Er schaut, dass unser Leben zum Fest wird, voller Enthusiasmus, Begeisterung, Freude, und Erfolg. Jesus schaut darauf, dass unser Leben gelingt.

Probieren Sie es einfach einmal aus: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Gott macht, auf wunderbare Zufälle, auf das, was geschenkt wird…

Wenn wir das eine Woche schaffen, werden wir vermutlich nicht mehr damit aufhören wollen – und vermutlich staunen, wie unser Leben sich verändert.

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Hier vorne steht heute ein Erntedankwagen, ein Kindertraktor … Wer möchte mit mir schauen, was drin ist?

Kraut, Kartoffeln, Äpfel, Weintrauben …Aber da ist noch etwas:

Kaffee

T-Shirt – aus Baumwolle

Eine Banane … wächst das bei uns?

Nein, über lange Wege werden diese Produkte aus anderen Erdteilen zu uns nach Mitteleuropa gebracht. Wir haben hier viel mehr zur Verfügung, als bei uns in Österreich wächst. Das ist gut, wenn es einen Austausch gibt.

Aber all das ist gar nicht teuer, sondern kostet nur soviel, dass es sich jeder bei uns kaufen kann. Die Preise werden künstlich niedrig gehalten. Das bedeutet auch, dass die Menschen, die in Afrika, Asien und Lateinamerika in der Landwirtschaft arbeiten, praktisch nichts damit verdienen. Große Firmen besitzen die Pflanzungen, wo sie den Landarbeitern viel zu wenig Lohn bezahlen. Die haben dann kein gutes Leben.

Eine Lösung ist der faire Handel in Zusammenarbeit mit selbständigen Bauern. Da sind Südfrüchte, Kaffee, Kakao und Baumwollkleidung doppelt so teuer, und die Familien in diesen Ländern können leben davon.

Danke, ihr dürft euch ein Erntedankmandala nehmen und wieder auf euren Platz gehen.

Liebe Brüder und Schwestern, bei uns gibt es diese Zusammenhänge auch in ähnlicher Form.

Dies hängt damit zusammen, dass die meisten Menschen immer mehr und mehr und zwar immer günstiger und billiger haben wollen – und alles jederzeit, unabhängig von der Jahreszeit und den regionalen Möglichkeiten.

Erdbeeren und grüner Salat zu Weihnachten … Faschingskrapfen und Lebkuchen das ganze Jahr über …

Das tut uns nicht gut. Aus mehreren Gründen.

Echter Genuss hat viel mit Hingabe an den Augenblick zu tun. Die Freude über die ersten Erdbeeren im Mai, das Schwelgen darin bis Juli … dann die Klaräpfel, Marillen, Pfirsiche, Melonen im Hochsommer … dann die Herbstäpfel, Birnen, Weintrauben, Nüsse … alles zu seiner Zeit und mit Dankbarkeit …

Wenn es alles immer und überall gibt – davon abgesehen, dass dieses künstlich gezüchtete Obst und Gemüse zur falschen Jahreszeit eh nach nichts schmeckt -, ist es nichts Besonderes mehr.

Christen feiern – zumindest grundsätzlich – jeden Sonntag ein Dankefest: Eucharistie, ein arbeitsfreier Tag der Besinnung auf das, was Freude macht, was uns geschenkt ist. Aufgrund unserer Anstrengung, aber weit darüber hinaus …

Dankbar sein erhöht unsere Lebensqualität ganz enorm.

Wahrscheinlich begegnen Ihnen auch immer wieder Menschen, denen nichts passt. Egal was ist, sie finden immer etwas zu meckern. Inzwischen bin ich dazu übergegangen zu glauben: das ist ihr Hobby. Kritisiersucht.

Glücklich wird damit niemand. Nicht die ständig Unzufriedenen und auch nicht die anderen: ich nenne es Ausrottung der Dankbarkeit.

Und schwierig wird es, weil diese Sucht nach immer besser und immer mehr die Erde zerstört.

Wenn wir heute Erntedank feiern: Versuchen wir oder gewöhnen wir uns an, das Gute zu sehen, das Gelungene. Das, was unsere Mitmenschen gut können, wo sie sich bemühen. Gewöhnen wir uns an, zu loben. Wir können das jetzt gleich machen. Drehen wir uns zum linken Nachbarn/Nachbarin und sagen wir ihr/ihm, was uns an diesem Menschen gefällt.

Suchen wir jeden Abend 10 Gründe, an diesem Tag dankbar zu sein. Wir sind gesund. Wir haben genug zu essen. Eine Wohnung, ein Haus, können heizen, wenn es kalt wird, haben Familie, Freunde, Arbeit, wo haben wir gelacht, wem sind wir begegnet?

Wir haben Fähigkeiten. Was haben wir gelernt, dazugelernt Welche Pflanzen und Tiere leben rund um uns …

Ein gutes Buch, ein interessanter Artikel in der Zeitung …ein spannender Film im Fernsehen …und und und.

Reden wir darüber mit dem, der uns das Leben schenkt und erhält. Auch dass der immer da ist für uns, sich freut über uns und stolz ist auf uns, wenn wir Gutes tun und bewirken, ist ein Grund, danke zu sagen.

Wir brauchen es nur zu tun.

Die Fülle Gottes – und unser Beitrag

Die heutige Bibelstelle: Johannes 6, 1-15, die „Brotvermehrung“ oder „wunderbare Speisung einer Volksmenge“

1 Danach ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. 2 Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 3 Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. 4 Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. 5 Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? 6 Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. 7 Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. 8 Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: 9 Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele? 10 Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. 11 Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. 12 Als die Menge satt geworden war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt! 13 Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren. 14 Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. [1] 15 Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.

Fünf Brote, zwei Fische: Was ist das für so viele!

Jesus spricht ein Dankgebet und beginnt auszuteilen. Und dann staunen alle, auch wir, was alles möglich ist.

Jesus ist auf unseren Beitrag angewiesen, und sei er noch so klein. Was immer wir ihm geben, Fähigkeiten, materielle Dinge,… das segnet er. Es wird vermehrt – im Evangelium um das Tausendfache und mehr.

Meine Überlegung für heute könnte sein:

Was bin ich bereit, Jesus zu übergeben – vollständig zu überlassen?

PS.: Es ist dann nicht etwa weg im Sinne von „spurlos verschwunden“, sondern er bekommt dann die Chance, meinen Beitrag zu veredeln, zu segnen, das Geringe kostbar und zahlreich zu machen …

Ich überlege also: Was möchte ich Jesus geben?

Ich spüre hinein, wie sich die neue Situation anfühlt.

Es hat sich bewährt, einige Wochen zu warten – und sich dann überraschen zu lassen, was bis dahin entstanden ist.

Tipp: Suchen Sie sich einen Gegenstand oder etwas aus der Natur, das als Symbol dienen kann. Legen Sie das Fundstück feierlich auf Ihren Gebetsplatz; es soll als Erinnerung dienen für das, was Sie Jesus geschenkt, dargeboten haben.

Die Nächte sind sehr lang zur Zeit, es sind die längsten des Jahres.

Sonnenuntergang um 16.00, Sonnenaufgang um 8.00.

Die Dunkelheit aushalten. Unsere Nächte sind ohnehin viel zu hell, zugepflastert mit Laternen, Reklamen, Fahrzeugscheinwerfern, …

Sich zu Hause hinsetzen im Dunkeln. Oder auch im Wald, im Garten.

Nichts anschauen, nichts lesen, … vielleicht etwas Meditationsmusik hören.

Gerüche wahrnehmen, Geräusche, Körperempfindungen.

Erinnerungen hochsteigen lassen.

Erwartungen, Hoffnungen hegen.

Alles ist möglich.

Finsternis war der Urgrund Gottes vor der Schöpfung.

Alle Möglichkeiten in Fülle enthalten.