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Frieden schließen – das haben wir auch in Bezug auf Gott nötig.

Immer wieder einmal ist unser Vertrauen in Gott gestört. Die antrainierten oder althergebrachten Gottesvorstellungen sind stärker als die Vernunft, stärker als die Erinnerung an geglückte Momente der Meditation, der Gebetserfahrung, der verspürten Nähe … so scheint es zumindest.

Ihr wisst es alle, dass Gott sich nicht wie ein Polizist verhält, wie ein Kontrollor, wie ein orientalischer Despot (Gewaltherrscher) der schlimmsten Sorte … aber wir tun so, als ob es so wäre … Wir sagen Gott nicht alles, wir vertrauen uns ihm/ihr nicht offen an. Wir halten etwas zurück.

Manchmal hilft es (ein bisschen zumindest), wenn wir darüber nachdenken, wie Gott ist, sein könnte – und in der Bibel lesen…

Am besten ist es, direkt mit JHWH ins Gespräch zu kommen.

Sag ihm/ihr (Gott ist reiner Geist, weder männlich noch weiblich), was dich beschäftigt, wovor du Angst hast, was du nicht glauben kannst, was du erhoffst und was du dir wünschst.

Wir kommen uns normalerweise von Gott getrennt vor, so als ob wir extra etwas unternehmen müssten, uns bemerkbar machen…

Dabei handelt es sich um einen gewaltigen Irrtum.

Jahwe heißt „Ich bin da“.

Einfach still hinsetzen, durchatmen, aufmerksam werden.

Predigt                                                         7./8. 8. 2021   Pucking

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir lesen das manchmal in der Zeitung, oder wir hören es in den Nachrichten: Der bekannte Politiker XY, … irgendwas ist vorgefallen, ein besonderer Misserfolg meistens,  – zieht sich ins Privatleben zurück.

Es reicht.

Jetzt mach ich das, mit dem ich mich von Jugend an auskenne, ich geh auf Nummer sicher, da kann nichts schief gehen, ich will meine Ruhe haben.

Ich kenne das heute wieder von einer Reihe hochgradig engagierter Menschen in der Kirche, die sich ins Privatleben zurückziehen – ehemalige Pfarrgemeinderäte, Religionslehrerinnen, Vorsitzenden von kirchlichen Gremien.

Begeistert waren sie in den Anfängen, der Aufbruch des 2. Vatikanischen Konzils, wohl auch die eigene Jugend damals, die Hoffnungen und Erwartungen, die sich knapp vor ihrer Erfüllung zerschlugen … Die Lage in der Kirche ist jetzt so –dass sie sich einwintern und warten auf bessere Zeiten… oder dass sie einfach gehen.

Liebe Brüder und Schwestern: So ähnlich, aber noch ärger, ist es dem Elia gegangen, hören wir in der Lesung. Er ist total fix und fertig und wünscht sich nur mehr den Tod – seine Ruhe will er haben, für immer.

Der Grund dafür – und der kommt im Text leider nicht vor: die Königin hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Elia hat sämtliche Baalspriester hinmetzeln lassen, nach dem er vorher eine Wette gegen sie gewonnen hat. Elia hat ein Gottesurteil inszeniert, welches Opfertier besser brennt, auf dessen Seite ist der mächtigere Gott, Jahwe gegen Baal – über sein Opfertier hat er Hektoliter Wasser schütten lassen, und trotzdem ist sein Opfer anstandslos verbrannt und das der versammelten Mannschaft an Baalspriestern, der Religion der Königin, nicht.

Und jetzt ist er auf der Flucht, mit knapper Not der Rache entkommen, mitten in der Wüste – statt als strahlender Held die Jahwereligion in Israel neu festigen.

Trotz Großleistung gescheitert.

Und geradeso geht es heute vielen, die trotz enormer Anstrengung keine Erfolge sehen, wo Pläne nicht aufgehen, Projekte scheitern, Lebensentwürfe platzen bevor sie sich erfüllt können.

Auch wir erleben das, und sind wir verzweifelt oder ziehen uns – zum Selbstschutz – zurück.

Und genau in solche Situationen hinein möchte Gott uns neuen Mut zusprechen, Kraft geben…

Drei Sonntage hindurch geht es um die Brotvermehrung, in all ihren Varianten und mit Nachwirkungen.

Die Speisung der 5000 – beinahe aus dem Nichts heraus – soll allen Menschen der Zukunft, nachdem sie sich ereignet hat, Mut machen: Jesus ist jederzeit in der Lage, uns zu stärken und neu aufzurichten.

Und er machts geduldig. Der Prophet Elia will zuerst gar nicht. Er isst und trinkt und dreht sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen. Aber beim dritten Mal ist er so weit und so gut drauf, dass er wieder das tun kann was ansteht.

Wir brauchen Erholungsphasen – oder Zeiten der Trauer, des Verarbeitens, des Verschnaufens – Gott weiß das, sie hat uns immerhin erschaffen.

Wir brauchen Zeiten, damit wir zu uns selber kommen, gründlich nachdenken und beten.

Ein besonders wichtiger Grund, warum sehr engagierte und fähige, tüchtige Menschen oft den Hut draufhauen, ist es, dass sie die Verbindung zu Gott nicht spüren.

Sie können irgendwann einfach nicht mehr, weil ihre eigene Kraft und Geduld aufgebraucht sind.

Sie haben es übersehen, dass die eigentliche Kraft von oben kommt.

Und dass sie immer kommt, wenn wir darum bitten.

Es ist halt leider in zu glauben, es sei schlecht, wenn man nicht alles allein schafft und um Hilfe bitten muss. Viele genieren sich irgendwie vor Gott, dass sie es nötig haben.

Es ist weit verbreitet, einem anderen Gott zu huldigen als Jahwe. Dem “Wassa“ Gott. „Wassa – gen die Leute“, „Wassa-gen die Nachbarn, die Kollegen, die Familie… „Schau, die/der schafft es nicht!“ Was Gott zu sagen hat, bleibt gleichgültig. Sogar wenn es lautet: „Du schaffst es weil ich dir helfe“.

Wir werden einen immensen Zuwachs an Kraft bemerken – weil Gottes Möglichkeiten unendlich sind.

Im Einsatz für andere, auch wo lange kein Ergebnis in Sicht ist.

Im Glauben, dass Frieden möglich ist und Versöhnung auch nach der 77. Enttäuschung und nach dem schweren Rückschlag. Sehen wir das Gute im Mitmenschen – und wo wir es nicht gleich sehen – suchen wir es!

Lassen wir uns den Hunger nach Gerechtigkeit niemals stillen durch materielle Placebos (Wohlstand, gesellschaftlicher Aufstieg, Privatleben, Vergnügungen …) – und lassen wir uns niemals die Sehnsucht ausreden, die Sehnsucht danach, dass alles auch ganz anders sein könnte, dass es einen Sinn hat sich einzusetzen ohne sichtbaren Nutzen für uns –

Wir werden die Kraft haben, wenn wir sie uns schenken lassen.

Amen.

Kann man Glauben lernen?                                              Tag 26

Haben Sie immer noch Zweifel, dass sich Gott wirklich für uns Menschen interessiert?

Ich lade Sie heute ein, die folgende Bibelstelle auf sich wirken zu lassen.

Ja, und: Kommen Sie anschließend mit Gott ins Gespräch – über das, wasSie gelesen haben oder was immer Ihnen wichtig ist …

GOTT HÖRT DEN HILFERUF DER ISRAELITEN

23So verging eine lange Zeit. Inzwischen war der König von Ägypten gestorben. Aber die Lage der Israeliten hatte sich nicht gebessert. Sie stöhnten unter der Zwangsarbeit und schrien um Hilfe.

Ihr Schreien drang zu Gott, 24und als er es hörte, erinnerte er sich an den Bund, den er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte.




 25Er wandte sich den Israeliten zu und kümmerte sich um sie.

GOTT BRAUCHT MOSE FÜR SEINEN PLAN

31Mose hütete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Als er die Herde tief in die Wüste hineintrieb, kam er eines Tages an den Gottesberg, den Horeb.

2Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer lodernden Flamme, die aus einem Dornbusch schlug. Mose sah nur den brennenden Dornbusch, aber es fiel ihm auf, dass der Busch von der Flamme nicht verzehrt wurde.

3»Das ist doch seltsam«, dachte er. »Warum verbrennt der Busch nicht? Das muss ich mir aus der Nähe ansehen!«

4Als der Herr sah, dass Mose näher kam, rief er ihn aus dem Busch heraus an: »Mose! Mose!«

3»Das ist doch seltsam«, dachte er. »Warum verbrennt der Busch nicht? Das muss ich mir aus der Nähe ansehen!«

4Als der Herr sah, dass Mose näher kam, rief er ihn aus dem Busch heraus an: »Mose! Mose!«

»Ja«, antwortete Mose, »ich höre!«

5»Komm nicht näher!«, sagte der Herr. »Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden.«

6Dann sagte er: »Ich bin der Gott, den dein Vater verehrt hat, der Gott Ab

Abrahams, Isaaks und Jakobs.«

Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzusehen.

7Weiter sagte der Herr: »Ich habe genau gesehen, wie mein Volk in Ägypten unterdrückt wird. Ich habe gehört, wie es um Hilfe schreit gegen seine Antreiber. Ich weiß, wie sehr es leiden muss, 8und bin herabgekommen, um es von seinen Unterdrückern zu befreien. Ich will es aus Ägypten führen und in ein fruchtbares und großes Land bringen, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Ich bringe es in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter.

9Ich habe den Hilfeschrei der Leute von Israel gehört, ich habe gesehen, wie

grausam die Ägypter sie unterdrücken. 10Deshalb geh jetzt, ich schicke dich zum Pharao! Du sollst mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten herausführen.«

11Aber Mose wandte ein: »Ich? Wer bin ich denn! Wie kann ich zum Pharao gehen und das Volk Israel aus Ägypten herausführen?«

12Gott antwortete: »Ich werde dir beistehen. Und das ist das Zeichen, an dem du erkennst, dass ich dich beauftragt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr mir an diesem Berg Opfer darbringen und mich anbeten.«

GOTT GIBT SICH MOSE ZU ERKENNEN

Mose sagte zu Gott: »Wenn ich nun zu den Leuten von Israel komme und zu ihnen sage: ›Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt‹, und sie mich dann fragen: ›Wie ist sein Name?‹ – was soll ich ihnen sagen?«

14Gott antwortete: »Ich bin da«, und er fügte hinzu: »Sag zum Volk Israel: ›Der Ich-bin-da hat mich zu euch geschickt: 15der Herr! Er ist der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.‹ Denn ›Herr‹ (Er-ist-da) ist mein Name für alle Zeiten. Mit diesem Namen sollen mich auch die kommenden Generationen ansprechen, wenn sie zu mir beten.

(Gute Nachricht – Bibel)

Das „Vater unser“ kennt ihr – es kennen fast alle Menschen dieser Erde, über das Christentum hinaus.

Wir sind heute eingeladen, es 2x zu beten, langsam, durchzumeditieren …

  1. Ganz normal, Satz für Satz – mit dem Bedenken dessen, was das gerade für mich bedeutet
  2. Mit folgender Zusatzinformation:

Jesus hat niemals „Vater“ gesagt.

Das Wort, das er verwendet hat, um Gott zu bezeichnen, lautet

ABBA

Papa, Väterchen, Paps, Vati … so wie kleine Kinder den rufen, der ihnen helfen soll, die Schuhe zuzumachen, beim Klogehen, beim Brotstreichen, beim Schlafengehen eine Geschichte vorliest, ihnen radfahren lernt, …

Vertrauen und Nähe pur.

Jesus wäre angeeckt, keiner hätte ihn ernst genommen in seiner Religionsgemeinschaft, hätte er

AMMA

Gesagt, „Mama“.

Muttergottheiten gab es im Heidentum, das war tabu. Nicht einmal im Ansatz durfte da Ähnliches gedacht, ausgedrückt, geglaubt … werden.

Obwohl es Spuren dieser weiblichen Gotteserfahrung im Alten Testament gibt.

Mama, Papa, – beides ist gleich richtig. Gott ist ja nicht Mann noch Frau.

Nur: „Vater“ im patriarchalen Sinn, als Familienoberhaupt usw.  – ist ganz bestimmt falsch.

Also auf, lasst uns beten!

Unser Abba, der du bist im Himmel,

geheiligt werde dein Name (Jahwe – ich bin da),

dein Reich komme,

dein Wille geschehe –

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern (Schuldnern).

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Ich bin schön

Die meisten Menschen sind mit ihrem Aussehen nicht zufrieden.

Besonders Frauen kritisieren an sich selber häufig herum: Die Nase, die Zähne, die Beine, die Haut, die Frisur, die Haare, die Figur, die Größe, …

„Ich bin schön“ laut auszusprechen, das trauen sie sich nicht. Da gibt es Hemmungen, es erscheint irgendwie unangebracht, lächerlich, vermessen …

Sich selbst schön, attraktiv zu finden hat unmittelbar mit dem Gottvertrauen zu tun.

Der Gedanke erscheint Ihnen ungewöhnlich, da bin ich mir sicher.

Überlegen wir einmal:

Was ist Schönheit?

Wann trauen wir uns zu sagen, ein Mensch ist schön?

Ist schön sein gleichbedeutend mit makellos, perfekt sein?

Es gibt und gab im Lauf der Geschichte immer Schönheitsideale.

Demnach wäre Schönheit zeitbedingt, eine Geschmacksfrage, wenn man gerade der landläufigen Vorstellung entspricht?

Heute als Frau groß, schlank, zwischen 25 und 40, lange blonde Haare. Eine Barbiepuppe, die reden kann. Wie geklont, dass man sich gar nicht an das Gesicht erinnert …

In der Gotik, als die großen Kathedralen gebaut wurden, haben die Baumeister absichtlich kleine Fehler eingebaut. Perfektion ist unmenschlich.

Und doch geht es uns mit den gotischen Domen wie bei allen wirklich großen Kunstwerken so:  Das Herz geht uns auf beim Hinschauen, so dass wir gar nicht mehr wegschauen wollen.

Gott geht es so mit uns, mit jeder und jedem einzelnen, wenn er/sie uns anschaut.

Wenn wir keinen Zugang zur Spiritualität haben, wissen wir das nicht. Dann messen wir unser Schönsein, den Grad unserer Attraktivität, an den Reaktionen der Mitwelt. Dann tun wir so, als ob Schönheit relativ wäre – denn wer legt fest, was als schön gilt?

Wir wollen gefallen und passen uns an und sind unzufrieden oder unglücklich, weil irgendein Teil von uns oder auch der Großteil nicht dem gerade angesagten Ideal entspricht …

Die alte katholische Tradition (Mittelalter, Renaissance, Barock) hat das gemeint, als sie formuliert hat: Es ist egal, wie du aussiehst. Auf das Äußere kommt es nicht an.

Es ist aber dieser Satz auch wieder pervertiert worden, verwendet, um Schönheit und Attraktivität und das Streben danach zu entwerten. Mädchen und Frauen in Klosterschulen und in manchem puritanischen Umfeld haben manchmal ein richtiggehendes Faible für Hässlichkeit, Unattraktivität … es hat auch viel mit der Abwertung des Körpers zu tun.

Als ob Frömmigkeit und Schönheit einander ausschließen würden.

Gott ist schön.

Wir sind seine/ihre Ebenbilder.

Die Ignatianische Spiritualität hat als Ziel, das Beste aus dem Menschen zu machen.

Es gibt da eine unglaublich spannende gemeinsame Basis mit der feministischen Theologie.

Die heutige Übung (kann auch jeden Tag wiederholt werden):

Ich stelle mich nackt vor den Spiegel und stelle mir vor, wie Gott/Göttin ihre/seine wunderbare Schöpfung bewundert, liebevoll ansieht … ich entdecke meine schönen Seiten … und freue mich an mir …

Eine Anregung: Wenn es bei Ihnen zu Hause keinen großen Spiegel gibt, in dem sie sich von Kopf bis Fuß sehen können, ist es an der Zeit, einen zu erwerben – sobald der Lockdown vorbei ist!

Beim Sich schön Fühlen, bei der Attraktivität, geht es gar nicht um das Aussehen an sich.

Schön – das ist eine Kategorie der Ausstrahlung. Ein Ausdruck der Persönlichkeit.

Lebendigkeit, Lebenslust. Witz und Charme.

Die individuelle Note.

Das, was einzigartig ist an einem Menschen.

Was einer echten oder eingebildeten Norm entspricht, kann laut dieser Definition gar nicht schön sein …

Hilfreich ist vielleicht der Psalm 139, v. a. V 13-16

Ersetzen Sie beim Beten das Wort „HERR“ durch „Jahwe“! So steht es nämlich im Original.

 Für den Chormeister. Von David. Ein Psalm. HERR, du hast mich erforscht und kennst mich. 2 Ob ich sitze oder stehe, du kennst es. Du durchschaust meine Gedanken von fern. 3 Ob ich gehe oder ruhe, du hast es gemessen. Du bist vertraut mit all meinen Wegen. 4 Ja, noch nicht ist das Wort auf meiner Zunge, siehe, HERR, da hast du es schon völlig erkannt. 5 Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, hast auf mich deine Hand gelegt. 6 Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen. 7 Wohin kann ich gehen vor deinem Geist, wohin vor deinem Angesicht fliehen? 8 Wenn ich hinaufstiege zum Himmel – dort bist du; wenn ich mich lagerte in der Unterwelt – siehe, da bist du. 9 Nähme ich die Flügel des Nähme ich die Flügel des Morgenrots, ließe ich mich nieder am Ende des Meeres, 10 auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich ergreifen. 11 Würde ich sagen: Finsternis soll mich verschlingen und das Licht um mich soll Nacht sein! 12 Auch die Finsternis ist nicht finster vor dir, die Nacht leuchtet wie der Tag, wie das Licht wird die Finsternis. 13 Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. 14 Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin. Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke. 15 Dir waren meine Glieder nicht verborgen,/ als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewirkt in den Tiefen der Erde. 16 Als ich noch gestaltlos war, sahen mich bereits deine Augen. In deinem Buch sind sie alle verzeichnet: die Tage, die schon geformt waren, als noch keiner von ihnen da war. 17 Wie kostbar sind mir deine Gedanken, Gott! Wie gewaltig ist ihre Summe! 18 Wollte ich sie zählen, sie sind zahlreicher als der Sand. Ich erwache und noch immer bin ich bei dir.

Gottesbilder

Ein Hindernis auf dem Weg zum Glauben, zum Gottvertrauen kann eine Vorstellung von Gott sein, die mehr abschreckend als hilfreich ist.

Viele stellen sich unter „Gott“ noch immer diesen alten Mann mit dem weißen Bart vor – wie Michelangelo ihn in der Sixtinischen Kapelle gemalt hat.

Jahrhunderte hindurch wurde von den Mächtigen ihrer Zeit über Gott in einer Weise, dass er dem Feudalherrn, dem Kirchenfürsten, dem König, dem Gutsherrn, dem Großbauern … sehr ähnelte.

Die wichtigste Botschaft war denn auch: Gehorsam.

So ein Gott hat Untertanen und Diener/innen, hat absolute Macht, duldet keine Widerrede und kein Abweichlertum – wer zur Großfamilie oder zur Grafschaft, zum Königreich nicht gehören wollte, wurde eines Besseren zwangsweise belehrt – oder musste das Weite suchen.

Da war folgendes passiert: Die Obrigkeiten dieser Welt hatten sich ein Bild von Gott nach ihrem eigenen Bild gemacht – und weil die kirchliche Verkündigung sakrosankt war, unangreifbar, „ewige Wahrheit“, zementierten sie so ihre eigene Machtstellung immer weiter ein.

Dieses Tun steht in diametralem Gegensatz zu dem, was die Bibel fordert.

Im Alten Testament gibt es das sogenannte Bilderverbot: Du sollst dir kein Bild (von Gott) machen, das 2. Der 10. Gebote.

Die Propheten des Alten Bundes prangern solche Erscheinungen an. Die Menschen damals dürften bereits dieser Versuchung erlegen sein, von Gott so zu reden, als ob er eine Verlängerung, Überhöhung, himmlische Beglaubigung ihrer selbst wäre – als ob sie göttlich beauftrag wären, „Herren“ zu sein über Knechte, Frauen, Arme, Andersdenkende …

„Das, was ihr verkündet, ist nicht Jahwe, das ist Baal“ (vgl. z. B. Jer 7 und 8)

Der Gott der Bibel steht ausnahmslos auf der Seite der Kleinen, der Benachteiligten, Schwächeren, ist der Anwalt und Verteidiger der Fremden, Witwen, Waisen und Armen.

Was in der Bibel (noch) nicht ausdrücklich formuliert ist: die Tatsache, dass Gott kein MANN, kein ER ist. Sondern: Reiner Geist, Vater UND Mutter, Freundin UND Freund, … Jahwe („ich bin da bzw, ich bin präsent, für euch da, anteilnehmend da …“) ist ein Tätigkeitswort und eben darum geschlechtsneutral.

Der Gottesname durfte und darf bis heute im Judentum nicht ausgesprochen werden; es wurde üblich !Adonai! statt dessen zu sagen, wenn Bibeltexte vorgelesen wurden. Das heißt „Herr“, klingt also männlich – und beeinflusst das Denken und die christlich- jüdische Vorstellungswelt bis heute.

Jesus (als Mensch Jude und Orientale) hat auch nicht vom „Vater“ geredet, sondern „abba“ gesagt – das ist der Papa, der das Baby wickelt, füttert, herumträgt, … voller Zärtlichkeit.

Morgen gibt es mehr zur weiblichen Seite Gottes!

Heute ist es gut, dies noch einmal durchzulesen – und mit Jahwe ins Gespräch zu kommen – und wenn es nur ein paar Minuten sind!

Warum ich jetzt doch kein Evangelium, sondern diesen Text aus dem 1. Korintherbrief ausgesucht habe als Bibeltext … Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt – steht in den Briefen des Johannes. Und: Gott ist die Liebe.

Wir stellen uns nämlich immer wieder – unter Gott alles mögliche vor, was eher abschreckend, furchtbar oder auch nichtssagend oder seltsam erscheint oder so weit weg und unnahbar, …

Gott ist aber anders.

Sogar die Esoterik spricht in letzter Zeit vom „zugewandten zärtlichen liebevollen Universum“.

Die Bibel schildert, wie Gott sich Menschen zu verschiedenen Zeiten selber mitteilt, offenbart: Gott hat in der Bibel einen Namen: Jahwe. Ich bin (für dich) da.

Das erscheint mir ziemlich ähnlich…

Mit Gesetzen und Glaubensformeln sind Menschen nicht in der Lage, Gott zu verstehen.

Gott ist auch immer Geheimnis, der oder die ganz andere, unbegreiflich im Grunde – und doch:

Wer liebt, bekommt eine Ahnung davon und erfasst mit der Zeit und mit wachsender Liebe mehr und mehr, worum es eigentlich im Leben geht.

Jesus vergleicht das Reich Gottes – das Leben, so wie Gott es gemeint hat – mehrmals mit einem Hochzeitsmahl. Bestes Essen, Musik, Tanz, Gelächter … Ein rauschendes Fest. Bei dem die Liebe gefeiert und gewürdigt wird, im Mittelpunkt steht, Anlass des Festes ist.

Im Himmel sitzen wir nicht einsam auf einer Wolke und spielen Harfe.

Sicher nicht.

Himmel ist Freude für Leib und Seele, ständige Weiterentwicklung, Lernen, Engagement, Interesse für einander, Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit.

Ihr Lebensgefährte, Bruder, Mitarbeiter, Freund … kann da mitreden, meine ich nach allem, was Sie über ihn erzählt, gesagt haben. Es ist schade, dass er nicht mehr hier bei Ihnen ist – aber wir dürfen glauben, dort kennt er sich aus, ist in seinem Element.

Predigt

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Lesen Sie eine Zeitung von vorn nach hinten – oder von hinten nach vorn? Oder blättern sie lieber darin herum, irgendwas Interessantes steht überall …

Manche Bücher kann, ja soll man genau so lesen – Ratgeber für bestimmte Themen, Medizin, Garten,  Kochbücher …, Gedichtbände, da ist es sinnvoll, sich jeweils das herauszusuchen, was man gerade im Moment braucht.

 

Die Bibel ist auch so ein Buch. Es st eine Sammlung von Büchern, mit einem einzigen Thema in unzähligen Variationen: Wie sind Menschen Gott begegnet, Wie können Menschen, wir, Gott begegnen, was folgt, ergibt sich daraus für unser Leben und für die Zukunft der ganzen Welt …

 

Die Vielzahl von Gottesbildern und Gotteserfahrungen ist auf keinen logischen Nenner zu bringen.

Immer wieder heißt es: Ja, der Gott des AT ist grausam, rachsüchtig, strafend, gewalttätig – der des NT ist barmherzig, menschenfreundlich, verzeihend, liebend …

Aber das stimmt so nicht.  Die Texte des Ersten Testaments geben die Erfahrung mit Gott vielfältig wider: Als Schöpfer, der aus Liebe zum Leben und zur Vielfalt alles hervorbringt, was ist – als Anwalt der Schwachen, Witwen, Armen, Fremden und Waisen, als Retter und Befreier seines unterdrückten Volkes, als sorgsamer Begleiter auf dem Weg aus Ägypten heraus und durch die Wüste – als Mahner, wenn die Gebote – wenn Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Freiheit außer Acht gelassen werden … als eifersüchtiger Liebhaber, der seine Geliebte, Israel, nicht aus den Augen lässt und vor Zorn und Trauer außer sich ist, wegen der anderen Liebhaber seiner Gattin – Religionen, heidnische Gottesvorstellungen, Kulte und Bräuche sind gemeint – und ihr dann aber verzeiht und die Beziehung neu anfangen lässt, sooft sie zu ihm zurückkehren will.

Als Mutter, die den Säugling nährt und lieb hat – als Henne und Adlermutter, die die Küken unter ihren Flügeln sammeln will. Als Freund, dem man sich anvertrauen kann und auf dessen Rückhalt und Hilfe man hoffen darf.

Jahwe st der Herr der Geschichte, der nach Bedarf eingreift – er ist ein verlässlicher Partner, der mit dem Volk einen Bund schließt – und ihn einhält, auch wo die Menschen darauf vergessen.

 

Die Erfahrungen sind unglaublich vielfältig – wie in der indischen Legende von den Blinden, die zu viert unterwegs sind und auf einen Elefanten treffen: Der erste erwischt en Bein des Elefanten, sagt: das, was da auf unserem Weg steht, ist eine gewaltige Säule. Der 2. erwisch den breiten Rücken, kann nicht bin hinauf tasten und erklärt: Ein gewaltiges Gebirge versperrt uns den Weg. Der 3. greift den Schwanz und mein: Ach wo, das Ende eines Seils – und der 4. Ein Ohr, dann den Stoßzahn, der verkündet eifrig: es handelt sich um eine Art Schiff – ich greife ein ledernes Segel und einen spitzen Bug.

Der Elefant ist natürlich all das und weit mehr als all das zusammen.

 

Liebe Brüder und Schwestern – könnte es mit den unzähligen verschiedenen Gotteserfahrungen von uns Menschen nicht auch so sein?

Wir erfassen, soviel und den Aspekt, den wir aufgrund unserer Erfahrungen erfassen können – aber es gibt immer noch mehr, weit mehr, als Lehrsätze, Theologiebücher und Dogmen ausdrücken können…Mehr als menschlich-irdische Erfahrung zu erfassen und zu erspüren vermag …

Alle Bilder von Gott sind irgendwie richtig – aber genauso sofort falsch und irreführend, sobald sie absolut gesetzt werden.

 

Dreifaltigkeit – ist ein Kompromiss, die Aspekte der Gotteserfahrungen einzugrenzen, zugänglich zu machen – Gott zu beschreiben in der wesentlichsten Offenbarung: als in-Beziehung. Liebend. Zugewandt. Eine Fülle, überbordend und überfließend, mehr als eine Person zeigen kann … So sehr liebt, dass die Beschränkung irdischen Lebens auf sich nimmt und stirbt für die Geliebten …

 

Nur eines ist Gott mit Sicherheit nicht:

Irgendein höheres Prinzip – unpersönlich – wie manche Richtungen der Esoterik es betonen zu müssen glauben.

Wer hat zu Mose gesprochen und ihm danach die Fähigkeit verliehen, das Volk aus der Sklaverei zu befreien?

Haben sich alle großen Mystiker/innen geirrt? Teresa von Avila?

Ich ziehe es vor, es mit den Propheten zu halten – die von diesem Gott, von einer Person höchstpersönlich angesprochen wurden – oft gegen ihre eigene Absicht – oft immer wieder und mit kreativen Überzeugungsmethoden soweit gebracht worden sind, dass sie von diesem Gott und in seinem Auftrag gesprochen haben – meistens zu ihrem, der Propheten, eindeutigem persönlichen Nachteil. Weil Jahwe die Welt immer mehr in Ordnung bringen will – mit unserer Hilfe.

 

Das Kirchenjahr betont immer wieder einmal einen der wichtigen Aspekte Gottes – wir sind alle eingeladen, mit diesem Gott der Fülle und Vielheit jeden Tag unseres Lebens neue und tiefere Erfahrungen zu machen. Lesen wir die Zeitung, die Nachrichten und Botschaften Gottes, egal welche, aber lesen wir sie.