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Ich hatte heute eine Ehesegnung.

Hier meine Predigt (Namen gelöscht) für Sie, für Ihre Beziehung oder für eine Heirat, die Sie eventuell vorbereiten müssen… oder einfach zum Nachdenken und als Anregung.

Predigt                         Ehesegnung 31. 8. 2019, 16.00

 

Liebe Frau X, lieber Herr Y! Liebe Verwandte und Freunde des Paares, liebe Festgäste!

 

Dieser Bibeltext, den wir soeben gehört haben, wird oft und gern bei Hochzeiten ausgesucht. Ja, weil es um eine Hochzeit dabei geht, natürlich. Aber da steckt noch mehr dahinter.

Die Verwandlung von Wasser in Wein, in einer unglaublichen Menge. 600 Liter sind ja wirklich nicht gerade wenig.

Bisschen schräg, was da von Jesus erzählt wird. Manchen kommt das beinahe unmoralisch vor. Will er alle betrunken machen?

 

Liebe Brüder und Schwestern, Jesus zeigt da etwas davon, wie Gott ist. Wie Gott es meint mit den Menschen, mit uns. Mit Ihnen, Herr Y, Frau X.

 

Gott gönnt uns alles Gute in großer Fülle. Es gibt da keine knausrige Kleinkariertheit, bürgerliche Engstirnigkeit, was jemandem unter Umständen gerade noch zusteht und was nicht. Kalkulation und Berechnung. Weil: es könnte ja irgendwann aus sein, die Ressourcen sind begrenzt, einmal wird es zu Ende sein mit dem Segen…

 

Nein, bei Gott gibt es keine Knappheit, keine Missgunst und Zurückhaltung …

 

Gott wünscht sich nichts mehr, als dass wir in Freude und Fülle leben. In Begeisterung.

Alles möchte er uns, IHNEN, schenken und noch mehr.

 

Aber – jetzt kommt das große ABER.

Die Menschen müssen auch etwas machen dafür. Im Evangelium ist es zunächst nötig, dass die Diener Jesus Vertrauen schenken. Zutrauen, dass er weiß, was er tut, ist ja keine Kleinigkeit, die 6 großen Krüge zu füllen, das bedeutet schließlich Wasser schleppen. Das ist ganz schon anstrengend. 60 Gänge zum Brunnen und zurück mit einem 10-Liter-Eimer.

 

Damit ihre Ehe, ihre Beziehung gelingt, bitten Sie beide heute Gott um seinen Segen. Das heißt, Sie vertrauen ihm, trauen ihm zu, dass er sich um Sie kümmert, Sie begleitet, Situationen in der Zukunft zum Guten wendet, Sie als Paar und Familie wachsen und gedeihen lässt.

Viele ganz junge Paare haben bei der Eheschließung NICHT im Blick, dass sie auch selber an der Beziehung arbeiten werden müssen. Dass eine gute Ehe kein Zufall ist und nicht einfach so vom Himmel fällt.

Diese Gefahr besteht bei Ihnen nicht mehr. Lange und intensiv haben Sie erprobt, wie das geht, haben Mühe aufgewendet, schwierige Zeiten gemeinsam überstanden.

Diese Anstrengung, dass Menschen das Ihre tun, ist Voraussetzung, dass Gott das Seine in der besten Weise tun kann. Thomas von Aquin hat dazu gesagt: Die Gnade baut auf der Natur auf.

Er stattet uns mit Fähigkeiten und Begabungen aus, damit unser Glück von Dauer sei, damit Beziehung gelingt.

Aus den vielen Kleinigkeiten, wo Sie im Alltag Verständnis zeigen, Selbstbeherrschung, Rücksichtnehmen, Verzeihen, ein Lächeln, wo Ihnen gar nicht danach ist, wo Sie den ersten Schritt machen, eine winzige Geste oder Aufmerksamkeit … das sind die vielen Tropfen und Liter Wasser, die Gott in die Kostbarkeit einer wundervollen Beziehung verwandelt …

 

Und zur Erinnerung daran, dass das so ist, habe ich Ihnen eine Flasche Wein mitgebracht als Startgeschenk für die neue Qualität Ihrer Ehe. Sie können die Flasche wo aufstellen, wo Sie sie immer sehen können und sich erinnern, dass Gott mit seinem Segen bei Ihnen ist.

Oder: wenn Sie in der Beziehung einmal an einen Punkt kommen, wo Sie den Eindruck haben, dass nichts mehr geht, dann lade ich sie ein, DANN sich zusammen an einen Tisch zu setzen und die Flasche zu öffnen, miteinander ein, 2 Gläser zu trinken und währenddessen ins Gespräch zu kommen.

Dies wird Sie mit ziemlicher Sicherheit aus der Sackgasse herausführen und zurück zum Glück, das Ihnen von Herzen gegönnt ist.

 

 

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Wie geht es uns denn mit dem Warten?

Mir nicht so gut. Ich bin ein ziemlich ungeduldiger Mensch. Auf der Mongoleireise im Jahr 2010 haben wir 20 Reiseteilnehmer/innen oft gewartet – zuletzt 12 Stunden statt 10 auf dem Moskauer Flughafen. Aber wir wussten den Zeitpunkt, wann die Maschine starten wird, auch wenn er verschoben war – und irgendwann, um 3.00 nachts, waren wir dann auch zu Hause.

Wir warteten nicht ins Leere hinein wie z. B. im Stück Jean Paul Sartre „Warten auf Godot“, wo die 2 Landstreicher keine Ahnung haben, wer Godot ist und warum sie warten sollen.

Viele Menschen warten in ihrem Leben: auf bessere Zeiten, auf anderes Wetter, auf die nächsten Wahlen, auf das Ende der Schulausbildung, auf den Urlaub, auf den Beginn des neuen Arbeitsverhältnisses, auf einen Besuch, darauf, dass sie einen Partner, eine Partnerin kennenlernen, dass sie eine bessere Stelle erhalten, eine Gehaltserhöhung bekommen, wieder einen Job finden, dass sie gesund werden, dass sie in Pension gehen können, dass sie Schulden abbezahlt haben werden …

Und viele warten da ins Leere hinein – ohne Vorstellung davon, was sie dann machen wollen, was dann tatsächlich besser würde. Es ist nicht sicher, wann es so weit sein wird. Zermürbend, geist- und sinnlos. So ein Warten kann einen krank machen.

 

Es gibt aber eine zweite Art des Wartens, und diese unterscheidet sich grundlegend von der ersten.

 

Ich stehe an einer Kreuzung vor der roten Ampel – und bin bereit, jederzeit loszugehen oder loszufahren, sobald sie auf Grün umschaltet.

Oder umgekehrt: Ich fahre und bin bereit sofort stehenzubleiben, wenn ich zu einer roten Ampel komme oder ein Kind auf die Straße läuft …

Ich sitze beim Arzt oder auf einer Behörde und bin bereit, sobald ich aufgerufen bin, weil ich an die Reihe komme, unverzüglich aufzustehen und mich ins Sprechzimmer zu begeben – zu tun, wozu ich eben gekommen bin.

Rettungs- oder Feuerwehrleute, Ärzte und Seelsorger/innen in Bereitschaft stehen bereit, im Notfall so schnell wie möglich ihre Tätigkeit, was sie gelernt haben, auszuüben.

Ist 100 und eins, oder?

 

Jesus möchte uns heute im Evangelium Mut machen zum Warten. Allerdings zu einem Warten, das heil und froh macht, das einen Sinn hat – zum Warten der 2. Art – seid bereit, legt den Gürtel nicht ab und lasst die Lampen brennen!

Wir engagierten Christen haben meistens das Problem, dass vieles an Gutem nicht gelingt. Oder zumindest keinen dauerhaften Erfolg und Bestand hat.

Wir bemühen uns und strampeln und rudern, damit die Gottesdienste ansprechend sind je nach Feiergemeinde, für Alte und Junge, Kinder, Jugendliche …– Texte, Musik, Symbole, Handlungen, Raumgestaltung – aber viele gehen nicht in die Kirche.

Wir zeigen, wie Notleidenden, Armen, Kranken, ungerecht Behandelten, Gestrandeten, Heimatlosen, Zerstrittenen, Schuldig gewordenen, Gestressten … geholfen werden kann – aber viele nehmen die Angebote der Pfarren und kirchlichen Einrichtungen gar nicht in Anspruch. Und trotz aller Bemühungen geschieht weiter Unrecht, Gewalt, es herrscht Unfrieden und Krieg, Gleichgültigkeit gegenüber der Natur und Umweltzerstörung, gegenüber Mitmenschen …

Geld verdienen um jeden Preis, Machterhalt statt Wahrheit und Anstand, Hass statt Menschenfreundlichkeit, Zeit totschlagen mit Vergnügen und Konsum statt sinnerfüllte Tätigkeit, Nachdenken, Lernen und echte Erholung …Das Recht des Stärkeren, das propagiert wird, Egoismus … und die Behinderungen, die sich die Kirchenleitung noch dazu einfallen lässt, Richtlinien, die entmutigen –

es scheint, also ob die lebensfeindlichen Mächte überhand nehmen in dieser Welt … als ob das Evangelium zum Scheitern verurteilt wäre, das Wirken sämtlicher Christen vergebens …

Das war schon damals so, zur Zeit Jesu, zur Zeit der ersten Jüngergemeinden.

Es bestand und besteht in der Tat die Gefahr zu verzweifeln. Aufzugeben, alles hinzuschmeißen. Hat eh keinen Sinn. Die Wiederkunft des Herrn hat sich damals nicht ereignet, als man sie täglich und stündlich erwartet hat.

Jesus weiß, dass es den Seinen so geht.

Und er sagt: Seid bereit.

Er sagt nicht: Wartets geduldig. Passives Geschehen lassen dessen, was kommt – nein. Aktiv sollen wir sein. In dem, was wir tun: Nächstenliebe. Die Knechte sollen beschäftigt sein, wenn Jesus kommt. Glauben wie Abraham, meint der Hebräerbrief (Lesung).

Die Lage kann sich jederzeit ändern. JEDERZEIT. Abraham hat eine Reihe widersinniger Taten gesetzt: wo es nichts mehr zu holen und zu tun gibt, am Ende des Lebens, setzt sich der Senior nicht zur Ruhe, sondern bricht auf, macht sich auf die beschwerliche Reise. Vom Haus ins Zelt. Als Nomade glaubt er an das Finden des Landes, des festen Wohnsitzes. An die Geburt des Sohnes, obwohl nach menschlichem Ermessen – beide über 70 – na ja da geht nichts mehr. Und dann diesen Sohn, den Verheißenen, den Hoffnungsträger, wieder herzugeben. Ein Leben von Moment zu Moment aus der Gnade Gottes.

 

Um dieses Glauben und Vertrauen geht es: Es gibt noch eine andere Wirklichkeit als die des menschlich Machbaren und Vorhersehbaren. Ja, mehr: Diese andere Wirklichkeit ist die, die zählt, auf die es ankommt, die Bestand haben wird. Und: Sie kann jederzeit eintreten.

Gott ist über unsere Logik und Kausalzusammenhänge, über Naturgesetze, über Zeitläufe, Kirchengesetze, unsere Beschränktheit im Hoffen und Erwarten … erhaben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Werden Gebete erhört? Wenn nein, warum nicht? Und: Wenn ja, warum ist mir das noch nicht passiert? …

 

Ich persönlich, daraus will ich kein Geheimnis machen, bin zutiefst davon überzeugt, dass Gott unser Beten erhört.

Ich bin aber noch von mehr überzeugt, da steckt noch weit mehr dahinter.

Aber alles der Reihe nach.

 

Jesus bringt zwei eindrückliche Vergleiche dafür, dass Gott uns erhört. Unser Bitten ernst nimmt.

Jesus schildert, wie wir Menschen schon zu unseren irdischen guten Freunden zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen dürfen und sie uns nicht verwehren werden, was wir brauchen. Und Gott liebt uns noch mehr, auch wenn wir ihn als Freund betrachten dürfen.

 

Im zweiten Vergleich geht es darum, dass Eltern dem Kind das Gute geben, wenn es darum bittet – und nicht stattdessen Schlechtes, Schädliches. Also nicht eine Schlange statt eines Fisches oder einen Skorpion statt eines Eies usw.

Und dabei bleibe ich schon hängen.

Zahlreiche Menschen, vermutlich fast alle auf der Welt, beten um alles mögliche, das ihnen wichtig und nötig erscheint. Um Gesundheit. Um einen besseren Job, um mehr Geld, um Glück in der Liebe, dass man den oder die bekommt als (Ehe)Partner/in, um schönes Wetter, dass mans rechtzeitig schafft irgendwo hin zu kommen, dass im Straßenverkehr nichts passiert, dass man selber oder ein Kind die wichtige Prüfung schafft, um das Ende einer Feindschaft, um ein langes Leben usw. usf.

 

Wird erhört – oder auch nicht?

Wie sind Ihre Erfahrungen?

Wenn dann das Gewünschte eintritt, vergessen wir nicht oft ziemlich rasch, dass wir jemanden ums Gelingen gebeten haben? Ich kannte in St. Pölten eine Ordensfrau, die wegen einer schweren Muskel- und Gelenkskrankheit im Krankenstand war und auf die Frühpension wartete. Im Gebetskreis beteten wir mit ihr um Heilung.

Diese trat ein. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen waren weg.

Einige Wochen später bekam sie den routinemäßigen Kontrollbesuch von der Krankenkasse, wie es ihr gehe und ob die Frühpension gewährt würde. Ihre Worte: „Da muss ich aufpassen, dass ich mich nicht zu schnell bewege, sonst bekomme ich die Frühpension nicht.“

Abschreckendes Beispiel?

Kann es sein, dass wir mitunter zwar um eine Besserung von irgendetwas beten, aber gar nicht daran denken, unser eigenes Verhalten zu ändern?

Oder schlicht und einfach gar nicht wollen, dass sich groß was ändert?

Wenn ich um Heilung bete, aber nicht bereit bin, meinen Lebensstil nachhaltig umzustellen? Wenn ich um Versöhnung bete, aber nicht bereit bin, nachzugeben? Zu teilen? Die Kommunikation zu verbessern? Andere Menschen, Partner, Kinder, Verwandte, Nachbarn, Kollegen … als Menschen wohlwollend zu betrachten und zu behandeln?

Wenn ich um Wohlstand bete, um einen besser bezahlten Beruf – aber mich eh lieber aus allem heraushalte, Anstrengung normalerweise vermeide und auch sonst nicht gerade der bin, der seinen Verantwortungsbereichen gerecht wird?

 

Was soll der Vater aus dem Gleichnis Jesu machen, wenn das Kind um eine Schlange oder einen Skorpion bittet? Natürlich gibt er dann – nichts. Oder das Kind will das Brot halt nicht haben, weil es das nicht als Gebetserhörung erkennt…

 

Liebe Brüder und Schwestern, alle Gebete werden erhört. Aber zu dem Zeitpunkt und in der Weise, wie es gut für uns ist.

 

Dann gibt es aber noch etwas.

Erinnern Sie sich an die Lesung? Wie Abraham mit Gott handelt?

 

Finden Sie das ein bisschen ungehörig?

 

Vielleicht haben auch Sie früher gehört: Man darf Gott nicht wie einen Automaten behandeln, der auf Knopfdruck das gewünschte Ergebnis ausspuckt. Oder im katholischen Sinn: Eine gute Tat, eine Spende, eine Wallfahrt, ein Gottesdienst oder bestimmtes Gebet, und dafür bekomme ich … was auch immer.

Ja, es ist nicht richtig, Gott als Bittgebetmaschine zu behandeln.

Aber laut Evangelium, laut Jesus, ist es durchaus richtig, Gott jederzeit um alles zu bitten, was man sich vorstellen und nur wünschen kann.

 

Ich glaub, Gott liebt es so sehr, wenn wir mit ihm reden, dass es ihm gar nicht so sehr darauf ankommt, was wir sagen – ununterbrochen nur Bittgebete sind ihm lieber als gar nichts.

Gott hilft uns auch gern.

 

Aber er möchte uns haben wie Abraham und Sara und die übrigen großen Gestalten der Bibel und Kirchengeschichte, die zurecht Freunde Gottes genannt werden. Freunde sagen auch Danke, hören zu, tun auch selber einmal etwas für den anderen, reden einfach gern miteinander, aber vor allem: verbringen gemeinsam Zeit. Den anderen, die andere einfach zu treffen, da zu sein – zweckfreie Gemeinschaft. Sich gegenseitig in den anderen hineindenken können, die Anliegen gegenseitig unterstützen, miteinander verfolgen …

Wenn unsere Beziehung zu Gott immer mehr so wird, werden wir die Erfahrung machen: Ja, Gott lässt mit sich reden.

Und genau das ist das Ziel jedes Gebets, jedes Gottesdienstes, jeder Pfarre, jeder Gruppe und Runde, jeder Predigt, der Kirche insgesamt und überhaupt jeder spirituellen, geistlichen Aktivität.

Amen.

 

Predigt                                                                 20./21. 7. 2019

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Aha – möchte uns Jesus etwa faul und untätig haben? Oder was soll das heute wieder im Evangelium? Sollen wir nur mehr beten und nicht mehr arbeiten?

 

Da kommen drei Ebenen, drei Schichten der Wirklichkeit zur Sprache, von denen alle drei uns in unserem Leben ganz konkret begegnen und bei denen Jesus uns helfen will. Eine gute Nachricht für uns hat.

 

Stellen wir uns diese Situation, die geschildert wird, ganz konkret vor. Es kommt seltener Besuch. Die Hausfrau ist nicht wirklich greifbar, weil sie ununterbrochen herumsaust um besondere Festmenübestandteile zu zaubern zu ordern – es war ja ein vornehmes Haus mit Dienern, das Beste vom Besten soll es sei, ist ja ein denkbar vornehmer Gast.

Dieser Gast ist extra gekommen – warum? Um mit den Menschen, die er besucht, Kontakt zu pflegen. Um sich mit der Hausfrau, mit der Hausherrin, denn das war Martha, zu unterhalten, auszutauschen. Der Besuch gilt – ihr und dem Bruder Lazarus und der kleinen Schwester Maria … Der Gast würde sich über ein weniger aufwändiges Mahl, dafür über die Gesellschaft seiner lieben Freundin, durchaus mehr freuen.

Persönliche Beziehung ist wichtiger als äußere Perfektion.

 

Dann ist da die 2. Ebene – der Besuch, der da kommt, ist wie auch schon in der Lesung – Gott in Menschengestalt, Jesus.

Maria hat das Bessere erwählt, weil sie das wahrnimmt. Und entsprechend handelt – sie tut das Angemessene: sie begibt sich in seine Nähe, hört zu, nimmt ihn ernst, nimmt seine Botschaft in sich auf.

 

Uns geht es ja oft so: Wir sind wie Martha total beschäftigt – und zwar in kirchlichen Belangen, denn sie tut durchaus etwas für Jesus, für Gott – wie die vielen Ehren- und Hauptamtlichen, die in dieser und anderen Pfarren unermüdlich tätig sind – Fast hätt ich gesagt. Rastlos tätig sind. Denn genau das wäre verkehrt.

In Braunau – St. Franziskus habe einmal folgendes erlebt: Einer der Firmbegleiter und ich trugen 10 schwere Tische vom Keller ins Erdgeschoß, damit beim Eltern- und Patenabend am Abend des gleichen Tages die Leute im schönen Raum bei Tischen sitzen könnten. Wir machten das gleich in der Früh; der Firmbegleiter ging dann in die Arbeit, ich in den Schulunterricht.

Kurz nach Mittag rief mich eine sehr ordnungsliebende, fleißige Mitarbeiterin der Pfarre an und erklärte empört: „Also, die Leute sind wirklich furchtbar. Da lassen sie einfach 10 Tische mitten am Gang zur Kirche stehen Was denken sich die dabei?

Ich habe alle wieder in den Keller getragen!“

Wieviel Pläne wurden – in unserer Diözese, im Pfarrgemeinderat, in der einen oder anderen Gruppe oder Fachausschuss – schon gemacht, wieviel Seelsorgskonzepte existieren und füllen Bibliotheken, wieviel Ratgeber für Verkündigung und Liturgie kann man erwerben – und doch übersieht man oft das einzig Wichtige:

Auf Gott, auf Jesus selbst zu hören.

Beten.

Mit ihm in Kontakt treten, zuhören, mit dem Herzen hinspüren, was er gerade von mir, genau von diesem Gremium, exakt in dieser speziellen Situation, … will, was es braucht, was wirklich gut ist und angemessen. Und nicht nur Beschäftigungstherapie.

 

Seien wir ehrlich: Das persönliche Beten, überhaupt die Pflege unserer Spiritualität, da gehört Kunst, Kultur, Nichtstun dazu,  fällt oft unserer unermüdlichen Tätigkeit, unserer Überbeschäftigung zum Opfer.

Wie in den zwischenmenschlichen Beziehungen, dort ist es auch nicht das Wahre, machen wir es auch in der Freundschaft mit Jesus Christus: Wenn es stressig wird, wenn die Zeit knapp ist, sparen wir die Beziehungspflege ein, lassen wir die Kommunikation verarmen, …

Und dann wundern wir uns, wieso unsere Bemühungen ins Leere laufen…

Wir benötigen unbedingt den Austausch mit Gott, so bekommen wir Energie, Ideen, Ausdauer, …

Mit Sport und Bewegung ist es auch ganz ähnlich.

 

Unsere gesamte Tätigkeit nützt nichts, wenn die Richtung nicht stimmt.

Vielleicht kennen Sie noch den Ausspruch der ersten Motorradfahrer in den späten 50er- Jahren: Halbstarke hat man sie genannt: Wir wissen zwar nicht, wohin wir wollen, aber dafür sind wir umso schneller dort …

 

Und dann gibt es noch eine dritte Ebene, eine Schieflage, die hier durch Jesus zurechtgerückt wird. Maria tut etwas, was zwar im Jünger- und Jüngerinnenkreis um Jesus üblich geworden war, was aber für das damalige und auch das heutige Judentum in seiner orthodoxen oder ultraorthodoxen Form unerhört ist: Sie sitzt zu Füßen des Rabbi, das ist die Position des Rabbinerschülers, des Jüngers. Sie hört den Ausführungen des Meisters zu und diskutiert vielleicht nicht heute, aber später mit. Und Schüler/in eines Rabbi zu sein hat ein Ziel: selber einer zu werden, zu lehren, schriftkundig zu sein.

Vielleicht erinnert sich jemand an den Film „Yentl“ – die Tochter eines Rabbiners, die sich als Mann ausgibt, um selber Rabbi zu werden. Unnachahmlich dargestellt von Barbra Streisand.

Im orthodoxen Judentum dürfen Frauen die Hl. Schrift nicht lesen und auch die Torarolle nicht berühren – denn da drin ist Gott anwesend, und Frauen sind – unrein.

 

Die große Schwester Marta verhält sich umgekehrt genau so, wie es von der vorbildlichen jüdischen – und auch Jahrtausende lang christlichen – Hausfrau erwartet wurde (und wird).

 

Wenn Jesus jetzt das Verhalten Marias als vorbildlich lobt und Marta freundschaftlich tadelt – so in der Art – geh Marta, jetzt kennst mi schon so lang, denk do amal nach – dann rückt er die Rolle der Frauen zurecht – in die Richtung, wie es Gottes Absicht besser entspricht.

Der Platz der Frau ist laut Jesus im Kreis der Jünger/innen, bei der Theologie, in der Diskussionsrunde, dort wo Gesetze gemacht werden, denn genau das geschah unter Schriftgelehrten und Gesetzeslehrern, sichtbar und hörbar in der Öffentlichkeit. Nicht wie die Stammmutter Sara, die noch vom Zelt aus zuhört …

Es soll eine Aufmunterung für Marta sein und für alle Frauen, die heute noch im orientalischen Bereich es allzuoft für normal, gottgegeben halten, sich mit dem privaten Bereich, mit Küche und Haushalt zu begnügen. Sondern das Bessere, ein besseres Los, zu wählen.

Jesus zeigt Gottes Menschenfreundlichkeit und Gerechtigkeit.

Und ich wünsche uns, Ihnen und mir, dieser zu vertrauen, sie annehmen zu wollen.

Ignatius von Loyola schreibt, Menschen, die Exerzitien machen,sollten in der Gebetszeit eine Bibelstelle “betrachten”. Eine Begebenheit aus dem Evangelium sich so vorstellen, als ob man selber dabei wäre und eine der angegebenen Rollen dabei übernehmen.

Heute würde man sagen: Stell dir vor wie Jesus z. B. heilt oder predigt, wie einen Film, in dem du auch in irgendeiner Rolle (die du dir aber aussuchst!) mitspielst.

Über die dabei entstehenden Gedanken und Gefühle, Erkenntnisse, Eindrücke usw. komm anschließend mit Gott oder Jesus ins Gespräch …

 

Zu Beginn deiner Gebetszeit bete das Vorbereitungsgebet:

 

Herr, öffne mir die Augen,

mach weit meinen Blick und mein Interesse,

damit ich sehen kann,was ich noch nicht erkenne.

 

Herr, öffne mir die Ohren,

damit ich dein Wort nicht nur höre,

sondern verstehe,

was du mir sagen willst.

 

Herr, gib mir ein großzügiges Herz,

das sich deinem Wort überlässt

und zu tun wagt,

was es noch nicht getan hat.

Predigt zum Schulschlussgottesdienst der NMS Hartkirchen/Aschach

(Als Lesung wurde die Stelle aus “Momo” vorgelesen mit Beppo, dem Straßenkehrer: Schritt – Atemzug – Besenstrich.

LESEN SIE DAS BUCH!

Evangelium: Mt 28, 16-20

 

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Brüder und Schwestern!

 

Was wird ab September sein? Wie wird es mir im nächsten Schuljahr gehen? Wieviele kenne ich schon in der neuen Schule, in die ich komme?

Wo genau werde ich einmal zu arbeiten anfangen? Wann werde ich eine -Familie gründen? Wo werde ich eine Wohnung finden, ein Haus neu oder umbauen? Wofür soll ich alles vorsorgen? Krankheit, Pension, …

 

Je weiter unsere Gedanken in die Zukunft gehen, desto nebuloser werden die Vorstellungen.

Manche Menschen machen sich viel mehr Sorgen als andere, das ist persönlichkeitsbedingt.

Natürlich denken wir über die Zukunft nach und planen und sorgen vor.

Das ist normal und gut.

Aber genauso normal und gut ist es, dass wir nicht alles planen können.

Bei manchen entsteht da Stress – oje, ich möchte aber genau wissen, wie, Details festlegen …

 

In der Geschichte von Momo der Straßenkehrer – hat der Stress?

Nein.

Er weiß aber genau, wie er Stress erzeugen könnte: Wenn er zu sehr auf die Zukunft schaut, sich auf das konzentriert, was er noch alles machen muss und noch nicht geschafft hat.

 

Wieso hat er keinen Stress?

— Er lebt im gegenwärtigen Augenblick. Er konzentriert sich auf das, was jetzt zu tun ist, und macht es so gut wie möglich, mit ganzem Einsatz, mit Leib und Seele.

Eine kurze Anmerkung für die anwesenden Erwachsenen: Es gibt teure Exklusivseminare, wie man das lernen kann – dann nennt man es Achtsamkeit …

 

Liebe Jugendliche, es gibt dennoch etwas, was wir über die Zukunft wissen.

Gott, Jesus ist bei uns. (Auch wenn wir nicht an ihn denken und ihn nicht bemerken!)

Gott interessiert sich für uns. Gott liebt uns. Schaut auf uns, segnet uns …

 

Es ist klar, dass es in jedem Menschenleben auch Sorgen, schwierige Entscheidungen, Stress, Trauriges, Missverständnisse, Streit, Misserfolge, Plage und Mühe, Schwierigkeiten jeder Art geben kann.

Aber ich wünsche euch, dass ihr dran denkt, wenn solche Zeiten kommen, Gott, Jesus ist da. Einige von euch sind heuer gefirmt worden.

Gottes Geist steht mir bei.

Egal, was ist: Ich habe Fähigkeiten, und ich bin nicht allein.

Ich habe eine Zukunft.

Ich komme gerade vom letzten Gebetskreis in Haibach, bei dem ich dabei war. In 2 Wochen ist noch Anbetung, dann geht’s in die Sommerpause. Und ab September bin ich in Haid und Pucking Pfarrassistentin.

Wie unser Gebetskreis abläuft?

Ganz einfach:

Wir beten einen Rosenkranz, heute war es der “Lichtreiche”, das Geburtstagskind hat ihn sich ausgesucht.

Dann ist Bibel-Teilen zum kommenden Sonntagsevangelium.

Dies geht folgendermaßen:

 

Bibel teilen

  1. Schritt: Begrüßen – sich zu Christus setzen: „Wir werden uns bewusst, dass Christus in unserer Mitte ist: Wer möchte Christus mit eigenen Worten begrüßen?“
  2. Schritt: Lesen – das Wort Gottes verkünden und hören: „Wir schlagen in der Bibel das Buch/das Evangelium/den Brief … auf, Kapitel …“ wenn alle aufgeschlagen haben: „Wer möchte die Verse von … bis … vorlesen?“ „Wer möchte die Bibelstelle noch einmal lesen?“
  3. Schritt: Sich ansprechen lassen – den verborgenen Schatz heben: „Wir sprechen jetzt Worte oder kurze Satzteile, die uns berührt haben, dreimal wie im Gebet aus. Zwischen den Wiederholungen lassen wir eine kurze Stille.“
  4. Schritt: Miteinander schweigen – die Gegenwart Gottes wahrnehmen: „Wir halten jetzt einige Minuten Stille und versuchen zu hören, was Gott uns sagen will.“
  5. Schritt: Mitteilen – gemeinsam Gott begegnen durch die anderen: „Welches Wort hat mich angesprochen? Wir teilen einander mit, was uns im Herzen berührt hat.“ Jede/r spricht von sich in der ersten Person. Keine Diskussion, kein Vortrag.
  6. Schritt: Handeln – sich senden lassen: „Wir tauschen uns darüber aus, was wir in unserem Umfeld wahrnehmen. Welche Aufgabe fordert uns heraus? Was wollen wir konkret angehen?“ Christus handelt durch uns in der Welt. Wer tut was – mit wem – bis wann?
  7. Schritt: Beten – alles noch einmal vor Gott bringen: „Wir beten miteinander. Wer möchte kann jetzt ein freies Gebet sprechen.“ Danach kann man mit einem Gebet oder Lied schließen, das alle auswendig können.

 

Heute waren wir zu viert. Wir sind 3 bis 6 Personen.

 

Predigt                                       Christi Himmelfahrt 2019 Aschach

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Winnetou, Old Shatterhand, Robin Hood, Aeneas, Odysseus, König Artus, Johanna von Orleans, Gandhi, Friedrich Bonhoeffer, Sophie Scholl, Harry Potter, Mutter Teresa … Bischof Erwin Kräutler …

Echte Personen und erfundene Gestalten –

Was haben sie gemeinsam?

Sie sind unter Umständen das, was wir als Helden oder Heldinnen bezeichnen können.

Was sind Helden?

Sie setzen sich unbedingt für das Gute ein. Für Schwächere, für Gerechtigkeit.

Oft gegen eine Übermacht, gegen den Widerstand der Mächtigen, nehmen Verfolgung und Unbequemlichkeit, Mühe … unbeirrt in Kauf, haben einen guten Charakter, Gerechtigkeitssinn, sind hilfsbereit, sozial eingestellt, geben das Äußerste für ihre Ideale, und die sind sehr hoch.

Vorbilder, Originale, nicht erreichbar, man fühlt sich sicher, wenn sie da sind. Man empfindet es als tragisch, wenn se sterben, wenn sie nicht mehr sind.

 

So in diese Richtung etwa haben sich die Menschen zur Zeit Jesu den Messias erhofft.

Jesus ist durchaus in vielem so gewesen als Mensch auf der Erde.

Aber eben noch viel mehr, er hat den Rahmen gesprengt.

Bei der Himmelfahrt – oder wie wir das, was in Lesung und Evangelium geschildert wird, nennen wollen, geht er noch ein letztes Mal über menschliche Maßstäbe und Erwartungen hinaus.

 

Himmelfahrt – das ist ein Abschied. Ein menschenfreundlicher Abschied. Vorsichtig, behutsam, nach und nach.

Jesu, der Auferstandene, zeigt sich immer und immer wieder den Jüngerinnen und Jüngern.

40 Tage ist keine Zeitangabe, sondern 40 ist die biblische Zahl der Vollkommenheit. Der Abschied, die Phase der Umstellung auf das Neue, dauert genau so lang, wie es gut ist. Eine ideale Zeitspanne. Bis alle Jünger so weit sind und es packen. Trauer und Überraschung und Schock und alte Erwartungen verarbeitet haben.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren: Jesus hätte es gern schneller, er hätte uns Menschen gern selbständiger, mutiger, … und er verabschiedet sich zum frühest möglichen Zeitpunkt.

Es entspricht seinem Wesen und dem Wesen Gottes, uns selbständig agieren zu lassen. Er braucht uns nicht zu kontrollieren wie ein misstrauischer Chef. Er vertraut uns wie seinen besten Freunden.

Gott sieht uns allezeit, aber er schaut uns voll Liebe an wie eine Mutter, die die Fortschritte ihres Kindes beobachtet …

Klopft uns nicht gleich auf die Finger, wenn wir etwas falsch machen, lässt uns die Folgen ausbaden, aber unterstützt uns dabei.

Und nie entzieht er uns das Vertrauen …

 

Jesus handelt auch wie optimale Pädagogen: Er zeigt den Jüngern alles, er lehrt sie alles, er sagt: Was ich tue könnt ihr ebenfalls, und sogar noch Größeres …

Sie waren auch immer wieder ohne ihn, selbständig unterwegs, haben verkündet, geheilt, Wunder gewirkt.

Jesus hat die Seinen zur größtmöglichen Selbständigkeit erzogen.

 

Die allzu Zaghaften tröstet er mit der Zusage: ich bin eh bei euch…

Wir brauchen seine Freundschaft, wir brauchen das: zu fragen: was hätte Jesus gesagt, was würde er in einer bestimmten Situation tun, wie würde er entscheiden …

Da könnte sich die Kirche ein gutes Stück abschneiden: Entscheidungen, die von Angst oder Kontrolle, von Vertrauensverlust oder -verweigerung bestimmt werden, kommen ganz sicher nicht vom Heiligen Geist.

Wartet, bis der Heilige Geist euch erfüllt – wartet mit Entscheidungen, bis ihr das ganz deutlich spürt …

 

Aber dann nichts wie los.

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Jesus ist es wichtig, dass wir auf seine Worte hören.

Jesu Absicht ist es nicht, ein Gesetzeswerk zu hinterlassen. Klar ist für Jesus, dass z. B. die 10 Gebote gelten.

Es geht darum, auf ihn zu hören.

Sich auf ihn einzulassen. Sein Wesen zu erfassen und unser Handeln, ja unser ganzes Denken und Sein nach ihm in Liebe auszurichten.

Wenn (WENN) ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.

 

Wie können wir das schaffen?

Wir könnten uns – wieder einmal oder endlich einmal – bewusst machen, dass Jesus tatsächlich da ist. Er hört uns zu, wenn wir beten.

Wir können mit Fragen, Problemen, … mit allem zu ihm kommen.

Immer wieder schauen: wie verhält er sich im Evangelium.

 

Wir werden zu einer gewissen Unterscheidung kommen:

Was der Liebe zuwiderläuft, widerspricht, kann nicht seine Eingebung sein. Da haben wir etwas missverstanden oder unseren eigenen Filter darübergelegt.

 

Der Unterschied zwischen fanatischer Rechthaberei, menschenverachtender Gesetzesfrömmigkeit und liebender Mission, Verkündigung – es geht nicht um wortwörtliche Bibelauslegung. Besser: wörtliches Bibelverständnis. Die Heiligen Schriften sind nicht fixfertig vom Himmel gefallen oder den Schreibern von Engeln oder so vorgesagt worden, so dass man bloß mitschreiben musste.

Das ist Fundamentalismus.

Sie sind in der Absicht, von Gott Wesentliches weiterzugeben, von heiligen Menschen, d.h., für den Heiligen Geist offenen betenden Kindern ihrer jeweiligen Zeit u. Bildung und Tradition und Situation und Persönlichkeit nach allen Regeln der ihnen zu Gebote stehenden Kunst verfasst worden.

 

Der Evangelist Lukas, der das sog. Lukasevangelium redigiert hat, in die endgültige Fassung gebracht hat, wie wir es kennen, und ebenso die Apostelgeschichte, schildert in der heutigen Lesung eine Situation, wo es um das Treffen einer  – man könnte sagen kirchenpolitischen – Entscheidung ging, die weitreichende Folgen hatte – bis in unsere Zeit herauf.

Es gab die Streitfrage, ob Römer und Griechen, die sich zu Jesus Christus bekehrt hatten, sämtliche Gesetze und Reinheitsvorschriften beachten müssten, die Männer sich beschneiden lassen usw. D. h., ob jemand zuerst Jude werden muss, bevor er / sie getauft und Christ werden kann.

Petrus sagt entschieden Nein – widersteht dem Petrus ins Angesicht, wie es so schön heißt.

Wir wissen, dass sich die liberale Richtung des Paulus auf dem Apostelkonzil gegen die Partei der Herrenbrüder und des Petrus durchgesetzt hat, und wir profitieren noch heute davon.

Viele Denker der Menschheitsgeschichte haben festgehalten: Buchstabengetreue Auslegung und Beobachtung des Gesetzes hat weit mehr mit Unrecht und Menschenfeindlichkeit zu tun als mit Gerechtigkeit.

Marcus Tullius Cicero, der große römische Anwalt und Staatsphilosoph, schrieb: summum ius – summa iniuria – ist sich einig mit Paulus. Stehlen zugunsten des Lebens – z. B. fahren ohne Führerschein, bei Rot über die Straße gehen, …

Jesus selbst hat stets gegen engstirnige Auslegung gekämpft – man wollte ihm verbieten, am Sabbat zu heilen. Verurteilt ist er mit dem Argument worden: Wir haben ein Gesetz und nach dem muss er sterben – nämlich als Gotteslästerer.

 

Der wahre Unterschied zwischen Fundamentalismus und echtem Glauben menschenfreundlicher Religion ist genau das: Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren: Fundamentalisten überlegen, wie sie mithilfe der Religion und der Vorschriften Menschen das Leben schwer machen…

Wir alle und die gesamte Kirche sollte ohne selbstauferlegte Scheuklappen überlegen, wie das Leben durch den Glauben leicht wird.

Ist die Möglichkeit zur Eucharisitefeier und die Lebendigkeit der Pfarrgemeinden nicht wichtiger und höherwertig als das Zölibatsgesetz und andere antiquierte seltsame Weihebedingungen?

Die große Mehrheit der Bevölkerung mit gesundem Menschenverstand kosten die Angebote der Kirche keinen Huster mehr, weil sie ein System, wo Frauen und Männer nicht gleichberechtigt sind, in keiner Weise ernstnehmen.

 

Oder auch wenn wir überlegen, wie wir wählen sollen – morgen ist EU-Wahl –

 

Wenn wir ernsthaft fragen,

  • was hätte Jesus getan,
  • wie würde Jesus heute handeln,
  • wo ist der Geist Christi wohl eher am Werk,
  • wo bleiben wir „in der Liebe“…

 

und um Gottes Geist bitten, wird uns der Beistand bestimmt gegeben.

 

 

 

Predigt zum heutigen Sonntagsevangelium Joh 13, 31-35

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Liebe – was ist das? Das weiß doch jeder, oder?

In unserer Sprache haben wir nur ein Wort für alles, im Griechischen, der Sprache, in der das Neue Testament ursprünglich geschrieben wurde, gibt es verschiedene Wörter für die verschiedenen Bedeutungsnuancen.

Eros, lat. Amor – die leidenschaftliche Liebe zwischen Liebespaaren

Agape – Hingabe, selbstlose Liebe im Einsatz für andere

caritas ist nicht identisch, hat eher den Aspekt des Sorgens, care im Englischen

Philia – amicitia – Freundesliebe

Solidarität, Zusammenhalten

 

Liebe hat was mit Gefühl zu tun – aber nicht nur.

Es geht auch um eine Willensentscheidung.

Ich kann einen Feind – nicht gern haben, aber anständig und respektvoll behandeln und ihm helfen, wenn es nötig ist. Jesus verlangt ja von uns: Liebt eure Feinde – tut Gutes denen, die euch hassen – das drückt es genau aus.

 

Jesus fordert uns auf: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.

 

Geht das überhaupt?

Sind wir da nicht überfordert?

Schließlich sind wir nicht Jesus.

 

Wie hat denn Jesus geliebt?

 

Jesus ist voller Achtung für jede/n.

Er begegnet den Menschen auf Augenhöhe – nicht so in der Art: Ihr seid die Armutschkerl, und ich zeige euch, wo es langgeht, ohne mich könnt ihr nichts … so von oben herab – wir kennen bestimmt solche Leute, die in diesem Stil helfen. Solche Liebe, Hilfe, demütigt.

Jesus macht das nicht.

Sehr vornehm, Hilfe zur Selbsthilfe …

 

Jesus hilft bedingungslos.

Stellen wir nicht allzu oft Bedingungen auf, unter denen wir zu helfen bereit sind?

Wir suchen uns aus, wem wir helfen – und gehen noch dazu mit unserer Liebe äußerst sparsam um.

 

Jesus gibt die Hoffnung nie auf, dass seine Liebe Wirkung zeigt.

Wir geben Menschen auf.

 

Wir geben auch selber auf, uns selber gegenüber.

 

Jesus traut jedem Menschen das Beste zu, ungeachtet der Vergangenheit.

Er sieht immer unser höchstes Potential, die guten Möglichkeiten, wozu wir   eintretenden Fall fähig wären.

Ein modernes Sprichwort sagt: Jemanden lieben heißt, in/sie so sehen, wie Gott ihn /sie gemeint hat.

 

Dazu ein Beispiel:

 

In einer staatlichen Schule in einem Armenviertel New Yorks gab es ein 25jähriges Klassentreffen vom Grundschulabschluss. Einer der Jubilare war erfolgreicher bekannter Journalist geworden.

Seine ehemalige Klassenlehrerin ging in diesem Jahr in Pension, und es waren viele ihrer ehemaligen Schüler und Schülerinnen gekommen.

Im Lauf der Feier stellten die Teilnehmenden erstaunt fest, dass sehr viele von ihnen College und Universität besucht hatten, bekannte ÄrztInnen, Universitätsprofessoren, Forscher, Rechtsanwälte, Geschäftsleute und auch PolitikerInnen geworden waren.

Die Absolventen anderer Klassen waren z. T. Schulabbrecher, Kriminelle, Arbeitslose, oder Fabrikarbeiter oder Menschen geworden, die geradeso eben ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten.

Höchst erstaunlich für die heruntergekommenen öffentliche Grundschule in Harlem…

Der Journalist beschloss eine Story zu schreiben. Schnell kam er dem Geheimnis auf die Spur.

Die Lehrerin hatte jedem/r einzelnen Schüler/in vermittelt, dass er/sie jeweils etwas ganz Besonderes sei, spezielle individuelle Begabungen habe, die es sich zu entfalten lohnte. In jedem Kind sah sie die höchsten Möglichkeiten, wozu es fähig sein könnte, wozu der junge Mensch es bringen könnte. So gab sie ihnen Mut, diese auch zu verwirklichen.

 

Wir spüren: wenn alle so lieben würden, würde sich das Aussehen der Erde tatsächlich verändern.

Und dann machen wir uns Sorgen, dass wir das nicht schaffen. Alle, mit denen wir es zu tun bekommen, so sehen, ihre besten Möglichkeiten …

 

Vielleicht reicht es, wenn wir nur so wie er lieben wollen, es versuchen – und den Rest ihm überlassen.

Immerhin versuchen könnten wir es einmal.