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Predigt 22. und 23. 2. 2020

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Wenn wir „Feinde“ hören, fallen uns sofort ein: Israeli und Palästinenser. Oder der „islamische Staat“.

„Liebt eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen“, sagt Jesus.

Schockierend, oder?

Aber denken wir gründlich nach: Es ist tatsächlich die einzige Möglichkeit, Frieden zu schaffen. Wie Versöhnung möglich wird.

Wie entsteht Feindschaft? Man denkt schlecht über einen anderen Menschen, über ein anderes Volk …Wir erwarten, dass etwas Negatives kommt von dieser Seite.

Der römische Besatzungssoldat, der zu Recht damals im Land Jesu von jedem Bürger des Landes fordern durfte, dass er ihm etwas eine Meile trägt, hat sich erwartet, dass der sich nicht freut, dass der murrt, sich ärgert, dass der Hass auf die Römer vielleicht stärker wird.

Zu Feindschaft gehört, dass man was macht, was den anderen kränkt, verletzt, beleidigt, stört … was ihn schädigt.

Feindschaft arbeitet mit Angst.

Hass ist eigentlich eine verfestigte Meinung über andere, man erwartet nur Schlechtes von deren Seite. Hass nährt sich von der Weigerung, den anderen kennenzulernen.

Wer hasst und verfeindet ist, schottet sich ab – vor Erkenntniszuwachs, vor einer Annäherung oder einem Verstehenwollen des anderen – wie vor einer ansteckenden Krankheit.

Diese Menschen spüren etwas Richtiges: Wer auf andere Neugier verspürt, sich für sie zu interessieren beginnt, hört automatisch auf zu hassen.

Freundlichkeit ist ansteckend.

Liebe ist stärker als Hass. Licht (Energie) vertreibt die Finsternis (Abwesenheit von Energie).

Wer dem Feind freundlich entgegenkommt, überrascht ihn.

Überraschung, Aufsprengen der Erwartungshaltung. Da wird er neugierig: He, wieso macht denn der/die das?

Jesus rät uns, seinen Jüngern, dass wir für die beten sollen, die uns verfolgen.

OK, wir hier leben nicht in einer Situation der Christenverfolgung.

Aber hat jemand Feinde? Ungute Nachbarn? Depperte Kollegen, ungerechte Lehrer, verständnislose Chefs …? Penetrante Familienmitglieder? Bekannte, um die man lieber einen Bogen macht?

Ignatius von Loyola schlägt eine super Methode vor.

Stellen wir uns zuerst einen Menschen vor, den wir sehr schätzen und mögen. Wünschen wir dem/der von Herzen alles Gute. Stellen wir uns ruhig Einzelheiten vor. Geht gut, oder?

Pause, durchatmen – Dann stellen wir uns jemand vor, der uns egal ist – einen Nachrichtensprecher aus dem Fernsehen, die Verkäuferin vom Supermarkt o. ä …. und probieren das Gleiche: wünschen wir ihr/ihm von Herzen alles erdenklich Gute …

Geht auch ganz gut.

Aber jetzt: Stellen wir uns einen vor, den wir absolut nicht ausstehen können.

Und wünschen wir dem alles Gute – erinnern wir uns an das Gefühl, das wir bei dem Menschen hatten, den wir mögen … übertragen wir dieses Segensgefühl auf den, den wir nicht mögen.

Es geht.

Und wir sollen es so lange üben, bis es mühelos geht.

3x täglich.

Übrigens: Jesu Worte in der Bergpredigt sind keine Kochrezepte oder Bauanleitungen. Es geht um die Grundhaltung.

Jesus, dem die Volksmassen ja nachlaufen als einem Befreier, weist ausdrücklich darauf hin: Nein, es geht nicht um einen Umsturz, nicht darum, die Gesetze aufzuheben – sondern es geht darum, das Herz einzuschalten, das gesunde G’spür für das, was rechtens ist …

Es geht nicht ums Gesetz, sondern um lebende Menschen.

Es ist auch manchmal so, dass sich Menschen hinter Gesetze zurückziehen, verschanzen, weil sie zu bequem sind, sich selber mit ihren Mitmenschen auseinander- oder besser zusammenzusetzen und nach Lösungen zu suchen. Die jüdischen und alle anderen Religionspolizisten haben diese Tendenz.

Man kann ein Gesetz so anwenden, dass es größtes Unrecht verursacht.

Jesus will uns sagen: Ihr müsst es anders machen.

Vielleicht erinnert sich wer an Petrus, wie der den Jesus fragt: Wie oft muss ich meinem Nächsten vergeben? 7 mal?

Jesus antwortet: nicht 7x, sondern77x. Liebe Brüder und Schwestern: Das ist keine Zahlenangabe (dass ich beim 78x den anderen köpfen darf …)! Sondern orientalische Redeweise und meint: Lieber Petrus, du musst grundsätzlich vergebungsbereit sein. Ohne Limit.

Den Feind lieben: die Herausforderung annehmen, mich mit dem anderen zusammenzuraufen … es ist eine immerwährende Aufgabe.

Predigt                                                                                   8. 2. 2014

Liebe Brüder und Schwestern!

In der Fußgängerzone von Stuttgart hatte im Sommer 1999 ein Künstler einen riesigen Salzberg aufgetürmt. Es sollte eine Illustration des damaligen Kirchentagmottos sein: “Ihr seid das Salz der Erde.” Mich hat dieser Berg befremdet. So, auf einem Haufen ist Salz wirkungslos. Es liegt einfach da und ist weiß, sonst nichts. So wirkt manchmal auch die große Kirche auf außenstehende Beobachter: Sie steht einfach da, fremdartig, wie aus einer anderen Welt. Für sich allein ist der Salzberg nutzlos. Ungenießbar.

Salz muss in kleinen Salzstreuern auf den Tisch. Es muss griffbereit sein in der Küche, damit man es in wohldosierten Mengen einsetzen kann. So verbessert es unsere Speisen. Es kommt nicht auf die Größe an, sondern auf die kleine, aktive, überall verfügbare Menge. Jesus würde sagen: auf jeden einzelnen von euch.

Wir leben in einer eigenartigen faszinierenden Zeit: Die Welt wächst zusammen. Über Internet, Fernsehen und Telefon ist alles gleichzeitig erreichbar. Eine gigantische Technologie schafft Verbindungen in einem noch nie da gewesenen Ausmaß. Firmen verschmelzen zu Gebilden von noch nie da gewesener Größe. Zugleich aber werden diese Gebilde immer weniger greifbar für uns. Die Menschen brauchen keine Vermittler mehr, schon gar keine großen Institutionen. Wer will kann in Kontakt treten, mit fast jedem anderen.

Etwas Ähnliches ist mit dem Salz passiert. Früher war es eine Delikatesse, teuer und schwierig zu bekommen. Man brauchte Verbindungen, komplizierte Infrastrukturen, um an es heranzukommen. Inzwischen ist es billig zu haben, für jeden. Die lukrativen Salzmonopole sind längst gefallen.

So wird es in naher Zukunft auch mit dem Wissen und dem Glauben werden. Wieder werden alte Monopole fallen: Die Schulen werden entthront. Die Kinder lernen außerhalb der Schule schneller und wirklichkeitsbezogener. Der Kirche geht es nicht anders. Die Menschen haben ihre sozialen Kontakte nicht mehr nur in der christlichen Gemeinde. Sie erfahren von Gott nicht mehr nur im Gottesdienst. Sie machen sich selbst auf die Suche nach Gott. Ich denke, das ist das Salzzeitalter der Christen.

Denn so hat es Jesus ja von Anfang an gemeint. Er hat keine Kirche gegründet, sondern ein paar Menschen um sich geschart und darauf vertraut, dass sie seine Botschaft weitertragen. Er hat nicht gesagt: Baut große Salzbergwerke. Gründet mächtige Firmen. Bildet ein Handelsnetz und ein Monopol. Achtet darauf, dass ihr allein das Salz besitzt. Nein. Er hat in menschlichen, natürlichen nachbarschaftlichen Dimensionen gedacht: Ihr seid das Salz der Erde.

Buch: „Ihr seid das Salz, nicht die Suppe.“

Quintessenz des Christentums ist nicht die große Zentralkirche mit dem Super-Gottesdienst, sondern die kleine Hilfe, Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft, in der Familie, Grätzl … in der Firma. Die paar, die Brot und Wein teilen.

Gestern Abend war Elternabend für die Erstkommunion.

Fast niemand geht mehr mit Kindern in die Kirche, und die, die kommen, erleben mindestens jedes 2. Mal einen Wortgottesdienst.

Bei dem aber – natürlich – die Kommunion ausgeteilt wird, mit Kommunionspendung also.

Ein Sakrament ist es, habe ich den versammelten Eltern erklärt. Ein heiliges Zeichen, ein sichtbares Zeichen ,das eine unsichtbare Wirklichkeit ausdrückt.

Eigentlich sollen wir alle uns “Jesus zu Gemüte führen”, ihn in uns aufnehmen, verdauen, was er sagt und tut und meint und verlangt …

Das, was wir essen, macht uns sichtbar zu dem, was wir sind und lässt uns leben.

Wenn wir Jesus essen, werden wir verwandelt in ihn hinein, in seine Wirklichkeit. Erlässt uns leben.

Blutsbrüder haben gegenseitig Blut vermischt, auch getrunken, um miteinander blutsverwandt zu sein. Jesus gibt uns seinen Leib und sein Blut,damit wir mit ihm blutsverwandt sind. Wir sind,wenn wir zur Kommunion gehen, seine nächsten Verwandten.

Predigt                                                                       26. 1. 2020   Haid

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Diese Berufung der ersten Jünger, v. a. Petrus und Andreas, haben wir, vermute ich, gut im Gedächtnis. Vielleicht noch aus dem Religionsunterricht, auch wenn er viele Jahre zurückliegt; vielleicht aus einem Film, in den klassischen Jesusfilmen kommt das ja oft vor. Oder aus Redewendungen, oder einfach aus dem Gottesdienst, es kommt ja jedes Jahr wieder.

Es fasziniert uns, wie diese Fischer am See Genezaret alles stehen und liegen lassen und mit Jesus mitgehen. Ihm nach – folgen im wörtlichen Sinn.

Es fasziniert uns – und wir verstehen es nicht.

Alles aufgeben? Beruf, Familie, Heimat, ein geregeltes Leben überhaupt? Wie kann man nur… würden wir das tun?

Zuerst muss eines klargestellt werden: Es war dieser Moment, den das Evangelium schildert, nicht ein Abschied auf Nimmerwiedersehen. Wir wissen, dass Jesus bald darauf bei Petrus zu Hause zu Gast ist und dort die kranke Schwiegermutter heilt. Und wir wissen aus den Paulusbriefen, dass Petrus seine Frau auf den Missionsreisen bei sich hatte als zweite, begleitende Apostelin.

Wir können uns Gedanken darüber machen, ob die Kinder schon groß genug waren, den Fischereibetrieb weiterzuführen …

Das bedeutet, wir wollen feststellen, ob der richtige Zeitpunkt war.

Gleichzeitig geschah damals, dass Johannes der Täufer inhaftiert wurde. Weil er das Königshaus kritisiert hatte.

Im Textheißt es: Jesus zog sich nach Galiläa zurück – er setzt sich ab, verschwindet für eine Weile aus Jerusalem und Umgebung, dort ist nämlich jetzt der Boden zu heiß.

Es ist gefährlich, als Prophet momentan öffentlich aufzutreten – der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig, und doch: Genau jetzt beginnt Jesus verstärkt oder auch mit seinem eigentlichen Wirken, indem er erstens die Umkehrpredigt des Vorläufers fortsetzt und zweitens, indem er Jünger beruft.

Aber, liebe Schwestern und Brüder, ist es nicht so: wenn wir da lang nachdenken mit unserer menschlichen Sicht: Nach menschlichem Ermessen ist der richtige Zeitpunkt nie.

Wir alle sind getauft und somit aufgerufen, Jesus nachzufolgen, seine Jüngerinnen und Jünger zu sein.

Wie kann das bei uns ausschauen?

Sollen wir alle unverzüglich Beruf und Familie verlassen und in einen Orden eintreten, als WanderpredigerInnen umherziehen oder uns im Priesterseminar anmelden – davon abgesehen, dass sie nur 50% von uns nehmen werden …?

Vor 40 Jahren ca. gab es die Munsekte, Hare Krishna usw., die Jugendliche dazu brachten, einfach wegzugehen – weg von Familie, Studium, Beruf.

So in der Art kann es auch gehen – aber in 99,5 % der Fälle – und für Sie heute hier in unserer Kirche kann das nicht wirklich gemeint sein mit „Nachfolge“.

Was ist aber dann sonst gemeint?

Tatsächlich ist es ganz einfach. Es wäre ganz einfach.

Bei allem, was wir tun, fragen: Wie würde Jesus Christus sich an meiner Stelle verhalten: Zu Hause, im Beruf, im Straßenverkehr, beim Einkaufen, beim Sport, in der Freizeit, im Gottesdienst …

Was würde Jesus essen und trinken? Anziehen? Wie sorgfältig wäre er bei einzelnen Arbeitsvorgängen? Wie würde er reden und umgehen mit Familienmitgliedern, Kindern, Nachbarn, Kollegen, Vorgesetzten, MitarbeiterInnen, mit Schwächeren und solchen, die sich aufspielen…? Wie seine Freizeit gestalten, wie die Wohnung reinigen, wo den Urlaub verbringen, das Gemeindeleben und den Staat mitgestalten, Kulturelles genießen, wo würde er energisch einschreiten und wo heraushalten, was täte er in einem Konfliktfall, angesichts von Unrecht, Dummheit, Not …? Was würde er lesen, wofür sich interessieren?

Wie wir das erfahren können? Auch ganz einfach: Das sind doch eh die ganz normalen Inhalte unseres persönlichen Betens. Oder?

Das Problem ist nicht, ob wir das wissen können, sondern ob wir unser tiefes inneres Wissen ernst nehmen oder verdrängen, ob wir Vorbildern folgen, die wir uns aus Filmen, Werbung, Gesellschaftsleben oder sonstwoher beziehen, ausgesucht haben oder aufdrängen lassen … oder was grad angesagt ist im Freundeskreis, in der Schulklasse, im Verein, in den Medien …

Da auszusteigen, sich neu auf das eigene Christsein zu besinnen, auf den, dem wir folgen sollen und dürfen – bestimmt denken wir da : Ist da jetzt die richtige Zeit dafür? Soll ich nicht lieber zuerst meine Ausbildung oder die Schule abschließen, im Beruf eine gute Position erreicht haben, im gesellschaftlichen Umfeld anerkannt sein …?

Wie gesagt, der rechte Zeitpunkt ist, wenn wir so denken, nie. Oder immer – wenn wir uns vergegenwärtigen, dass wir Gesegnete sind, Menschen, bei denen Gott anwesend ist. Als Helfer, Schutz, Begleiter, Freund.

Predigt                            Taufe Jesu                     So., 12. 1. 2020 Haid

Liebe Brüder und Schwestern!

Jesus hat sich in der Menschenschlange angestellt und von Johannes dem Täufer taufen lassen. Sensationell daran ist: Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe, ein Akt zur Vergebung der Sünden.

Jesus, der auch ganz Gott ist – braucht der das?

Jesus ist auch ganz Mensch. Er ist in einem familiären Umfeld aufgewachsen und war den kulturellen und sozialen Einflüssen seiner Zeit ausgesetzt. Die Leute in Nazareth haben vermutlich schon getuschelt – jetzt ist der über dreißig, er hätte schon längst eine Familie gründen sollen, erfolgreich sein in seinem Betrieb als Zimmermann, eine Säule der Gemeinde, der für die Witwen und Waisen in der Verwandtschaft sorgt … statt dessen ist er ein Herumtreiber, monatelang in der Wüste, …

Und jetzt steht er da im Jordan, und sein Weg wird gleich zweimal bestätigt: Johannes, der ja mit ihm verwandt ist, erkennt in ihm den, der mit Feuer und Heiligem Geist taufen wird, der über ihm steht, ihm als Erfüllung seines Vorläufertums folgen wird. Der der erwartete Messias – auf Hebräisch Meschiach, ist, der Gesalbte des Herrn.

Jesus verlangt es aber – und kaum dass er getauft ist, kommt die Bestätigung oder Beglaubigung durch Gott selber: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe.

Das Matthäusevangelium komponiert diesen Text in genialer Weise.

Im Judentum gab und gibt es unterschiedliche Messiasvorstellungen. Eine davon schaut so aus, dass ein religiöser Vorläufer kommt, ein strenggläubiger, der predigt und bewirkt, dass sich die Menschen bekehren.

Kurz darauf oder noch gleichzeitig soll dann der eigentliche in Erscheinung treten, der als politischer König ein neues Reich errichten wird.

So wird uns auch klar, wieso die religiöse Elite damals von Jesus erwartet hat, dass er wirklich sich als König outet. Und es wurde in keiner Weise verstanden, dass er das nicht getan hat, dass er sich kreuzigen ließ– das Judentum wartet ja heute noch.

Es kommt aber noch etwas dazu, was alle Erwartungen übertrifft und auch sprengt. Gott spricht hörbar zu den Menschen.

Bei der Taufe Jesu ertönt nicht nur die Stimme, es ist auch etwas zu sehen: Gottes Geist kommt sichtbar wie eine Taube auf ihn herab.

Die Taube ist uns bestens vertraut als Darstellung für den Heiligen Geist.

Im Judentum handelte es sich allerdings um ein Symbol, das tabu war. Und zwar absolut. Die Taube ist das heilige Tier der Göttin Ischtar, der großen Muttergöttin und Liebesgöttin im arabischen Raum, gegen die das ganze AT wettert – da die Menschen immer wieder zu diesem Glauben abgedriftet sind.

Matthäus stellt nun richtig, dass alles Gute von diesem einen Gott kommt, der weder männlich noch weiblich ist – egal auf welche Weise Menschen ihn/sie anrufen.

Die Liebe, Barmherzigkeit, Vergebung, Geduld, das Lebenlassen, die Schönheit, der Reichtum der Natur, das Blühen und die schönen Seiten des Lebens – und dass angesichts von Gewalt nicht Gegengewalt das rettende Mittel ist – dieser Gott ist hier anwesend in diesem Menschen Jesus.

Und dieser ist nicht nur der Retter Israels, sondern der ganzen Welt.

Auch bei unserer Taufe ertönt die Stimme Gottes: Das ist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn.

Wir werden frei von der Erbsünde, von der menschheitsumfassenden Schuldverstrickung, d. h., äußere Umstände können uns nicht gefangen nehmen.

Wir werden gesalbt – zu KönigInnen, PriesterInnen und ProphetInnen.

Was tun Könige?

Sie tragen Verantwortung. Sorgen für Recht und Ordnung. Schauen, dass alle haben, was sie brauchen, dass die Menschen im Land gut und glücklich leben können. König sein ist im Grunde ein Sozialberuf. In der Taufe bekommen wir den Auftrag und zugleich Gottes Hilfe zugesagt, wenn wir Verantwortung übernehmen in Familie, Beruf, Gesellschaft, Staat … uns für andere einsetzen, dass ihr Leben besser, schöner wird.

Was tun Priester?

Darauf aufmerksam machen, dass diese sichtbare Welt nicht alles ist, was es gibt. Brücken bauen zwischen Gott und Mensch. Verbindung pflegen zwischen Himmel und Erde. Bei Gott eintreten für die Menschen – für Gottes Anliegen Werbung machen bei den Menschen.

Jede/r von uns kann das auch und hat es, vermute ich einmal, schon öfter getan.

Propheten sind in der Bibel Menschen, die die Welt mit Gottes Augen sehen – und darauf aufmerksam machen, wo Menschen eine gottferne Ordnung erstellen, die lebensfeindlich ist.

Wir haben heute jetzt dann gleich die Möglichkeit, unsere Taufe zu erneuern. Ja zu sagen zu unserer einzigartigen Berufung und Würde.

Was haben die Sterndeuter aus dem Osten für Jesus mitgebracht?

Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Magier waren es, die wissenschaftliche und religiöse – diese Bereiche waren ja damals nicht getrennt – Elite ihres Landes, Erleuchtete und Heilige ihrer Religion, Weise. Sie wussten, was sie taten.

Gold steht für Reichtum – ein würdiges Geschenk für einen König.

Weihrauch ist für Gott bestimmt, für den liturgischen Gebrauch, und deutet darauf hin: sie haben erkannt, was das für ein Kind und König ist:  Sie ehren Gottes Wirklichkeit, die sich da zeigt im Stall von Bethlehem.

Und Myrrhe: Das Allheilmittel der Antike, Medizin, schmerzlindernd, entzündungshemmend, Keimtötend, stärkt Immunsystem und beschleunigt die Wundheilung – in Ägypten wurde Myrrhe zur Mumifizierung der Leichname verwendet; man schrieb der Myrrhe als Wirkung die Auferstehung des Toten zu. Myrrhe war das Kostbarste, was man jemand schenken konnte. Die Myrrhe begegnet und wieder bei Jesu Kreuzigung.

Wir werden erinnert: Jesus ist ganz Mensch geworden, sterblich, krankheitsanfällig – verwundbar – , er wird diese Gabe brauchen.

Die drei Weisen tun das genaue Gegenteil von dem, was Herodes – der lebens- und gottfeindliche Gegenpol – im Sinn hat.

Er beabsichtigt, den neuen König raschestmöglich auszuschalten.

Dazu gibt er sich einen frommen Anstrich: Die Schriftgelehrten lässt er nachforschen, was die Bibel zum Geburtsort des Messias sagt – und die, die da zu ihm gekommen sind aus der Fremde und aufrichtig Gott suchen, spannt er für seine Zwecke ein – sie sollen ihm mit ihrer Spiritualität für sein lebensfeindliches System behilflich sein.

Liebe Brüder und Schwestern, das Evangelium schildert da Zustände, wie sie auf dieser Erde immer wieder im Lauf der Geschichte herrschen – und wie sie auch in unserer Zeit Bedingungen schaffen, die z. B. die Sternsingeraktion nötig machen.

Es ist heute durchaus üblich und gilt als normal, sich so wie Herodes zu verhalten.

In unserer Wirtschaftsordnung machen die Reichen die Armen immer noch ärmer. Wer den eigenen Status gefährdet, wird fertiggemacht – Staaten tun das auf militärische Weise, Firmen versuchen die Konkurrenz auszuschalten, Normalverbraucher mobben ihre Kollegen.

Die Heiligkeit des Lebens, die Anwesenheit Gottes beim Menschen wird nicht wahrgenommen – weil Gott nicht dort gesucht wird, wo er zu finden ist, sondern in abgehobenen Sphären – Religion wird in allen Systemen missbraucht um Menschen klein zu halten und zu beherrschen.

Medizin ist Medizin nicht zum Heil, sondern zum Tode, wo die Pharmaindustrie erforschen lässt, was Profit verspricht, und wo Medikamente nicht zu Menschen gelangen dürfen, die sie dringend brauchen, obwohl sie sich ganz leicht und billig herstellen ließe – aber man muss ja am Patent verdienen … – oder wo die gute medizinische Versorgung von der Finanzkraft des Patienten abhängig ist.

Die kleinen Könige sammeln Geld – Gold, damit das Lebensnotwendige für viele arme Menschen zur Verfügung gestellt werden kann.

Zugleich geht es um die Ausbreitung des Evangeliums: Im Geringsten z. B. in den Elendsvierteln der 3. Welt, ist ja Gott gegenwärtig. Jesus identifiziert sich mit den Kindersoldaten in Afrika und mit den jungen Frauen, die täglich mehrere Stunden beschäftigt sind, Wasser zu holen und denen dadurch keine Zeit für einen Schulbesuch bleibt. Es geht um die Achtung, die jedem Menschen entgegengebracht werden muss als Gottes Ebenbild und Tempel des Heiligen Geistes.

Und es geht um die Rücksichtnahme auf die Anfälligkeit und Sterblichkeit der Menschen: Medizinische Versorgung, Bildung, Hygiene und menschenwürdige Lebensumstände inclusive arbeitsfreie Freizeit und Erholung, Sicherheit und Gerechtigkeit …

Das heurige Beispielprojekt: Kenia – Schule und Versorgung für Straßenkinder.

Wir können etwas tun.

Predigt                                                     25. 12. 2019

Liebe Brüder und Schwestern!

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“

Wie oft haben wir diesen Satz schon gehört? Ist für uns nichts Besonderes mehr, nichts, das uns aufhorchen lässt.

Seien wir froh – denn das ist ein Beweis dafür, dass wir in einer christlichen Kultur, Umgebung leben.

Im 2. Jahrhundert noch hat diese Vorstellung Anstoß erregt – so sehr, dass der Theologe Markion in Kleinasien die Geburtsgeschichte Jesu nach Lukas, wie wir sie gestern Abend und in der Nacht gehört haben, aus der Bibel gestrichen hat. In einer Weihnachtspredigt soll er gesagt haben: „Schafft mir die Krippe aus den Augen und die eines Gottes unwürdigen Windeln!“

Bei Markion erscheint Jesus als verkleideter Gott mit einem Scheinleib in der Synagoge zu Kafarnaum und beginnt dort mit seinem Wirken.

Dass Gott in seiner Erhabenheit und Größe sich so weit herablässt, buchstäblich Fleisch zu werden, das ging nicht in Markions durch die griechische Philosophie ausgebildeten und verbildeten Kopf – Geist ist gut und daher höher zu bewerten als die schlechte minderwertige Materie … diese Vorstellung kommt aus dem Heidentum, nicht aus der biblischen Tradition.

In der Sprache der Bibel meint Fleisch die ebenso genuss- wie leidensfähige sterbliche Seite des Menschen.

Genau so einer wird Gott in Jesus. Ein Mensch aus Fleisch und Blut. Geboren werden, Kind sein, jung sein, glauben, hoffen, träumen, lieben, lachen und weinen können, beten, suchen und fragen, einen Willen haben, ein Herz, Freunde, ein Zuhause und einen Himmel haben.

Aber Menschsein heißt auch: Keinen Platz finden und kein Zuhause haben, nicht zugelassen werden, unerwünscht sein, hilflos und ausgeliefert, allein und einsam, enttäuscht und müde, nervös und unruhig; – Angst haben, sich ausgenützt und leer vorkommen, Wunden spüren auch hinter einem lächelnden Gesicht; Abschied nehmen, zurücktreten, sterben müssen.

So ein Mensch wird Gott.

Ein Mensch auf dieser Erde.

Was ist die Erde? Ein Staubkorn im riesigen Universum, ein wahres Nichts innerhalb der Galaxien. Die Geschichte der Menschheit: nicht einmal eine Hundertstelsekunde auf der Uhr unseres Kosmos.

In Israel – ein völlig unbedeutender Volksstamm unter den Großmächten der antiken Welt. Betlehem – ein winziges Kaff abseits der berühmten Metropolen wie Rom oder Athen.

Die Krippe: ein Unterstand und Futtertrog für Schafe und Ziegen.

Wenn hier der Ort ist, an dem wir Gott schauen, berühren und anbeten können: dann werden bestehende Werte umgestürzt.

Das Neugeborene, das angewiesen ist auf andere Menschen, die Mutterbrust braucht und in Windeln gewickelt wird, weil er sie durchaus nötig hat: dieser Jesus kommt in unser Fleisch, wird leiden, wie wir leiden, wird Einsamkeit und Ablehnung erfahren und am Kreuz sterben.

Seit er ganz einer von uns geworden ist, kann Gott selber erfahren, wie uns Menschen oft zumute ist.

Sie kennen den lange Jahre beliebten Schauspieler Fritz Muliar. Er erzählte in einer Anekdote aus seinem Leben: Als kleiner Bub in der Kirche war er total verblüfft – er hat das Evangelium gehört „und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ nd hat das wörtlich verstanden. Was, unter uns – da wohnten im Erdgeschoß die Müllers, und über die hat jeder getratscht in der Stadt, mit denen wollte man nichts zu tun haben, geradegegrüßt, bei denen stimmt es hinten und vorne nicht, weiß nicht, was der Müller arbeitet, es heißt, eins der Kinder ist gar nicht von ihm, und die Feiern, mit Unmengen Alkohol und Zigaretten, na freunde dich mit dem Sohn ja nicht an, hat die Mutter geraten.

Und grade bei denen da UNTER UNS, da soll der Herrgott wohnen – na danke. Unglaublich.

Liebe Brüder und Schwestern, aber genau das ist es. Gott wohnt wirklich bei Menschen wie den Müllers.

Gerade auf dem Hintergrund der Bilder, die uns täglich ins Haus geliefert werden, die zahllosen Menschen mit angeschlagener Würde durch Krieg, Katastrophen, Not, Gewalt, Unrecht: auch der letzte im hintersten Winkel der Erde und vor unserer Haustür, mit denen gemeinsam Weihnachten zu feiern uns nicht in den Sinn kommt: genau so einer ist Jesus geworden. Und so stellt er die Würde all derer wieder her. Keiner ist eine austauschbare Nummer, ein Zeit- und Kostenfaktor, Statistikfall, Arbeitskraft oder Stimmvieh. Jede und jeden, deren menschliche Würde auf dem Spiel steht, ist bei Gott ein Mensch mit Rang und Namen.

Jesus kennt seine Schwestern und Brüder.

Fürchten wir uns nicht.

Predigt                                                                    1. Advent 2019 Haid

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Seid wachsam!

Wieso hält Jesus es offenbar für nötig, uns dies ausdrücklich zu verordnen? Wir schlafen ja schließlich eh nicht, oder?

Das „Wachsamsein“, das im Evangelium gemeint ist, erstreckt sich auf mehrere Aspekte; und es geht hier ursprünglich um das 2. Wiederkommen Jesu, um das Weltende und Jüngste Gericht.

Wir sind es gewohnt, den Advent als Warten auf die Geburt des kleinen Jesus als Kind zu begehen, die erste Ankunft nachzufeiern …

In beiden Fällen geht es darum, Gottes Wirken wahrzunehmen – und das ist gar nicht so leicht. Möglich ist es schon, aber dazu braucht es eben dieses Wachsamsein, den sogenannten 6. oder 7. Sinn, offene Augen, trainierte Sinne…

Ein Nüchtern-Sein ist gefragt. Tatsächlich ein Verzicht auf sich Zudröhnen: mit Sucht- und Genussmitteln, oder dieses gar nicht mehr zum Denken kommen vor lauter Hektik, Vorbereitungen für das Fest. Eine ständige Reizüberflutung: der 5. Punschstand, der 3. Weihnachtsmarkt, das 4. Adventkonzert …

Stress vermindert die Wahrnehmungsfähigkeit tatsächlich, hat die medizinische Forschung festgestellt. Das Sprichwort wusste schon immer, dass soviel los sein kann, dass einem Hören und Sehen vergeht …

Sich aus allem heraushalten ist aber auch keine Lösung.

Kennen Sie das Märchen vom Bösen Wolf und den 7 Geißlein? Das kleinste versteckt sich und schläft in der Pendeluhr, während seine Geschwister gefressen werden. Wir stecken manchmal so in unserem Alltag, in unseren Systemen drin, dass wir die furchtbarsten aber auch großartigsten Ereignisse nicht mitbekommen.

Wer wachsam ist, bekommt mehr mit als sonst, schaut weiter und tiefer als üblich, ist offen für das Ganze, und das ist mehr als die dreidimensionale Welt. Gottes Wirklichkeit ist wahrnehmbar für geschulte Augen.

Wir dürfen rechnen damit, dass Gott handelt.

Wachsam sein meint aber auch, bei aller Spiritualität und der Offenheit für das Übernatürliche nüchtern zu bleiben. Nicht jedem Phänomen nachzulaufen, nicht jede esoterische Geheimniskrämerei oder sich sensationell gebärdende Sonderoffenbarung für bare Münze zu nehmen. Einen gesunden Blick haben, ein Unterscheidungsvermögen zwischen echt und religiöser Spintisiererei.

Weltuntergangspropheten und Sekten gab es zu allen Zeiten …

Wachsam sein… Wenn wir wach sind, ist das eine aktive Haltung dem Leben gegenüber. Das Gegenteil wäre: alles passiv über sich ergehen zu lassen. Die Zukunft, das, was andere planen, …

Adventliches Erwarten ist nicht „Abwarten und Tee trinken“, sondern ein Darauf Hinarbeiten, ein Gestalten der Zukunft – die Schwangerschaft der Maria ist ein treffender Vergleich. Wer ein Kind erwartet, trifft Vorkehrungen: Babysachen, Einrichtung, Schwangerschaftsgymnastik, Untersuchungen, … Übung in Säuglingspflege. Das gesamte Leben ändert sich …

Das Warten auf Jesus Christus verändert unser Leben. Wir bereiten uns vor – durch Information, Weiterbildung im religiösen Bereich, durch ein Handeln in seinem Sinne, durch eine Veränderung dieser Welt zum Guten, Hilfsbereitschaft, Anstand, …

Der Advent jedes Jahr ist gedacht als Einüben und Hinarbeiten auf das endgültige Kommen Jesu.

Bedeutet das jetzt, dass wir all unsere gewohnten liebgewordenen adventlichen Tätigkeiten vergessen sollen?

Nein, natürlich nicht.

Wenn mir das Keksbacken, Basteln, das Geschenkebesorgen, die weihnachtliche Musik und Dekoration dabei hilft, den Blick für Gott zu öffnen, dann ist es gut.

Wenn es mich ablenkt vom Wesentlichen oder stresst und nervt, tue ich gut daran, die eine oder andere Gewohnheit und (Familien)Tradition, die irgendwann sinnvoll war, auch wieder loszulassen.

Und immer wieder haben wir die Augen zu gemacht – vor der Wirklichkeit.

Wir wollen nicht hinschauen, was auf dieser Welt alles los ist, wir geben uns Illusionen hin, wir pflegen Traditionen und gehen darin auf, so dass kein Platz bleibt für Veränderung oder Nachdenken, wie es besser sein könnte, wo unser Einsatz, ein Umdenken gefragt ist.

Wir wollen vieles nicht wahrhaben. Schauen Nachrichten nicht an, lesen nicht Zeitung … Wir benützen die Adventstimmung und die vorweihnachtlichen Gefühle dazu, uns abzuschirmen gegen die „böse raue“ Welt, in Watte gepackt wollen wir sein. Weil wir dem, was da alles los ist, fürchten, nicht gewachsen zu sein. Aber Gott lädt uns ein, aufzuwachen. Denn wir dürfen wissen:

Gott interessiert sich für diesen Planeten und alles, was darauf passiert.

Er oder sie hat die Erde im Blick – und jeden einzelnen, Sie und mich.

Es ist ihm schon nicht egal, was mit diesem Himmelskörper geschieht. Wieviel mehr betrifft das die Menschen.

Nur Mut: Wenn wir unsere Augen, Geist und Sinne öffnen, bemerken wir nämlich auch Gottes Anwesenheit und Wirken bei uns.

Egal was ist oder sein wird – wir sind darin geborgen.

Predigt  zur Firmvorstellung                   Christkönig 2019

Liebe Firmkandidaten, liebe Brüder und Schwestern!

Ist der, der da gerade am Kreuz stirbt, ein König? Oder nicht doch eher ein Looser. In jeder Beziehung?

Wie soll ein König aussehen, woran erkennt man, dass jemand ein König ist?

Könige – die gab es – damals, in der „guten alten Zeit“ … Als die Welt in Ordnung war. Zeit vom Hl. Leopold? Oder Maria Theresia oder Kaiser Franz Josef … ?

In den 60er-Jahren?

Die Vermutung liegt nahe, dass die „gute alte Zeit“ immer die eigene Jugendzeit ist, wo man voller Tatendrang, voller Pläne und Hoffnungen war und sich gen zurückerinnert …

Für die Juden zur Zeit Jesu war die gute alte Zeit die des Königs David und Salomo. Fromm und gerecht, auf der Seite der Schwachen, das Reich in Sicherheit, Frieden und Wohlstand … eine Ära, die im nachhinein golden oder ideal erscheint. Sicher besser war als davor und danach, deswegen verklärt wird.

So einen 2. David erwarten die Juden – auch heute noch. Ein Nachkomme Davids, der ein ideales Reich Israel wiederherstellt, die äußeren Feinde vernichtet, die weniger Frommen bekehrt, für Recht sorgt, einen Ausgleich zwischen Arm und Reich, dass alle dieselbe Würde und Geltung haben im Land, Recht spricht ohne Ansehen der Person …

Zu Jesu Zeit hat es bereits viele Prophezeiungen gegeben, woran dieser König zu erkennen sei, was er tun würde usw.

Jesus hat mehrere dieser Erwartungen erfüllt, ja sogar übertroffen: Wunder, Heilungen, gleicher Wert aller Menschen, egal ob arm, reich, Mann, Frau, Kind, Krank, Gesund … Ausländer, Sünder … alle in die Mitte geholt vom Rand, Frieden in den Herzen gestiftet durch die Sündenvergebung.

Nur die eine nicht: als irdischer König mit Waffengewalt aufzutreten, eine neue politische Ordnung zu errichten.

Mein Reich ist nicht von dieser Welt.

Dies wurde ihm zum Verhängnis. Die führenden Schichten waren enttäuscht. Sie haben sehr wohl gehofft, dass dieser Jesus er Messias sei – aber dass er so af irdische Macht verzichtet, das passt nicht, dann muss er ein religiöser Spinner sein so wie viele andere vor und nach ihm auch. Weg mit ihm.

Hätte Jesus den Erwartungen entsprochen, diese Szene, wo er gekreuzigt wird, gäbe es gar nicht.

Wenn du der erwartete große König bist, rette dich unduns… In unserer heutigen Redeweise würden sie sagen: Du Jesus bist ein Looser, mit dir wollen wir nichts zu tun haben.

Viele Menschen wollen mit dem Christentum nichts zu tun haben, weil sie meinen, es ist eine Religion der Looser.

Aber – ist es das?

Jesus ist auferstanden, ja, er ist ein König. Könnte es nicht sein, dass er zu uns sagen möchte: Aber eure allzu irdischen befangenen traditionellen Vorstellungen von oben und unten, von Herrschaft und Macht und weltlichem Sieg und religiöser und staatlicher Ordnung, die mag ich nicht, mit mir nicht. Ich habe Besseres mit euch vor, ganz anderes.

Der Verbrecher am Nebenkreuz begreift: das ist der, der kommen sollte! Jesus ist der, dem alle Macht gegeben ist.

Der Tod am Kreuz war unter anderem notwendig, dass wir Menschen endlich die Angst vor Gott ablegen. Die Befürchtung, Gott könnte es schlecht mit uns meinen. Wir hätten kein schönes Leben mehr, wenn wir religiös werden …

Dabei haben wir ein schönes Leben, wenn Jesus in unserem Leben Raum bekommt und wir ihm erlauben, dass er alles in Ordnung bringt, was nicht ok ist. All diese Dinge, nach denen wir uns richten: Meinung der Whatsappgruppe, der Facebookfreunde, der Werbung, der Schulklasse, der Wirtschaft und der politischen Zwänge, ungute gesellschaftliche oder auch religiöse Traditionen, unserer schlechten Gewohnheiten, unsere Süchte, Genussmittel, Vorurteilen, fixen Ideen, Handicaps usw und so fort …

Wenn wir Jesus unseren König sein lassen, dann befreit er uns von allem, was irgendwie Macht über uns ausüben will. Er duldet nicht, dass wir uns zu Sklaven machen lassen – von wem oder was auch immer.

Und wir brauchen es nur wollen und ihn bitten darum.

Sonntagskommentar, erschienen im aktuellen JA-die neue Kirchenzeitung

Angst vorm Welt“untergang“?

Haben die Esoteriker und fundamentalistischen Evangelikalen recht, die seit Jahren (2012 war so ein Eckdatum) vom Weltende reden, vom bevorstehenden „Gericht“, weswegen man sich schleunigst bekehren, d. h. sich der entsprechenden Gruppierung anschließen bzw. mittels strahlensicherer Bunker und Vorratshaltung sich auf die weltweit zu erwartende Katastrophe vorbereiten  soll?

Tatsächlich hören wir im Evangelium dieses Sonntags die Prophezeiung eines katastrophalen Endes dieser Welt aus dem Mund Jesu. Was daran ist „Frohe Botschaft“?

Wenn so ziemlich alles, was auf dieser Erde normalerweise Halt und Sinn gibt, mit mehr oder weniger Getöse verschwindet: religiöse (Tempel) und staatliche (Kriege) Ordnung, Grundversorgung (Hunger, Seuchen), Stabilität der Natur (Erdbeben), familiärer Zusammenhalt (Verrat durch Nahestehende), ist das

furchtbar genug.

Wir dürfen nicht vergessen: 1. In weiten Teilen der Erde ist dies bereits Alltag.

2. Es handelt sich bei diesen Dingen, so wichtig sie sind, um Zweitrangiges. Die jetzt sichtbare Wirklichkeit wird nicht auf ewig bestehen.

Erstrangig ist: Jesus kündigt für diese Zeit sein Wiederkommen als Weltenrichter an. Müssen wir uns davor fürchten?

Ein einfacher Vergleich aus der Justiz: Wer fürchtet sich vor der Gerichtsbarkeit: Übertäter/in oder Geschädigte/r?

Leben wir so, dass wir uns freuen können, wenn alles in die gute Ordnung Gottes umgewandelt wird!

Das göttliche endgültigen Richten, In-Ordnung-Bringen von allem und jedem macht unseren Einsatz für eine bessere Welt keineswegs überflüssig, sondern gibt ihm erst richtig Sinn – weil es schlussendlich Erfolg haben wird.