Viel Freude mit meiner Predigt.
Den Sektkorken müsst ihr selber knallen lassen.
Und den Text von Marianne Williamson gibt es morgen.
Predigt
Jahresschluss 2019
Sektkorken knallt – 1 Glas einschenken
Liebe Brüder und
Schwestern!
Ein sogenannter
„Knalleffekt“. Was ist ein Knalleffekt?
Ein lauter Krach, und
dann kommt etwas Gutes, zumindest etwas Neues, dabei heraus. Der Krach muss
etwas Großartigem oder doch Bemerkenswertem zum Durchbruch verhelfen. Es muss
etwas schöner, besser, heller, gerechter werden als es vorher gewesen ist.
Wieviele solcher Knalleffekte
haben wir im vergangenen Jahr erlebt?
Vielleicht das
Bekanntwerden des Ibiza-Videos, das zu Neuwahlen geführt hat, wo der Weg frei
gemacht hat für eine ganz neuartige Konstellation, wie wir sie jetzt
dankenswerter Weise haben. Wo echte Hoffnung aufkommt.
Der Brand der Notre Dame
in Paris. Oder der Anschlag in Christchurch, Neuseeland.
Oder das
Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump.
Viele erwarten sich
Knalleffekte, weil sie sich eine schlagartige Besserung erhoffen.
Viele gehen ja zu
Silvester den umgekehrten Weg: Man lässt es ordentlich krachen, Raketen und
Sektkorken, in der Sehnsucht, das neue Jahr würde dann viel Neues, Gutes, eine
dauerhafte Veränderung zum Glück bringen.
Statt über den Lärm
zu schimpfen, könnte man sich auch darüber freuen, dass die Menschen die
Hoffnung noch nicht aufgegeben haben.
Die Frage ist nur:
Wie kommt denn Veränderung zum Besseren wirklich?
Oder: Sind
Knalleffekte die Methode Gottes?
Wir haben uns den
Advent hindurch mit dieser Wurzel hier beschäftigt.
Die Bibel verwendet
verschiedene Bilder, um die Änderung zum Besseren, die Gottes Geist bewirkt, zu
beschreiben:
- der tote
Wurzelstock, Stamm, aus dem ein neuer Zweig wächst – hervorbricht.
- das
Samenkorn, das aufgeht und reiche Frucht bringt
- der
Sauerteig, der sich in der Wärme vermehrt und das Brot weich und genießbar macht
- die
schwangere Frau, die in Geburtswehen liegt und so neues Leben hervorbringt
- das
Licht, das in der Dunkelheit unbeirrt leuchtet
- …
Bilder neuen Lebens.
Gott arbeitet in der Weise organischen Wachstums. Fast im Verborgenen. Manches
schaut aus, als ginge es von selber.
Nicht mit Gewalt,
aber durchaus auch nicht immer leicht und mühelos.
Es sind durchaus
Knalleffekte dabei.
Viele Theologen haben
von der Sprengkraft des Evangeliums gesprochen.
Es ist nicht eine
gigantische Umwälzung wie die Sintflut gemeint – oder dass der Weltuntergang
mit Pauken und Trompeten kommt.
Eher die Kraft der
Wurzel, die den Beton sprengt – oder das Samenkorn, das auch gesprengt wird,
damit der Keimling sich entfalten kann.
Die Kraft der Auferstehung,
wo Särge und Gräber sich öffnen. Natürlich auch im übertragenen Sinn: Wenn
starre Herzen wieder lebendig werden. Die Sicht, der Blickwinkel sich ändert,
in Richtung Helligkeit und Weite.
Neues Leben kann über
Nacht kommen; wie ein Knalleffekt. Aber zum Wachsen braucht es Zeit und Geduld.
Ich habe einen Text
von Marianne Williamson, einer amerikanischen Mystikerin, mitgebracht, den Sie
vielleicht bereits kennen. Ist einer meiner Lieblingstexte. Nelson Mandela hat
ihn bei einem Kongress in Südafrika vorgelesen und auf Apartheid –
Rassentrennung – bezogen. Manche Menschen, so wie er, sind Knalleffekte des
Heiligen Geistes, durch die sich enorm viel verändert auf dieser Welt. Film –
Maria Theresia. Was ist das Nachhaltigste, was von ihrer Regierungszeit blieb?
Die allgemeine Schulpflicht. Erste weltweit.
Franz von Assisi. Ihm
verdanken wir 2 Dinge, die wir jetzt noch haben: Die Krippendarstellungen und
das Verständnis dafür: Natur ist heilig. Elisabeth von Thüringen: Burgherrin
Verantwortung übernimmt für das Wohlergehen der Untertanen, der Menschen im
Dorf unten. Charityveranstaltungen jedweder Art gehen im Grunde auf sie zurück.
Das gab es vorher nicht.
Ich möchte Ihnen diesen
Text heute mitgeben ins neue Jahr mit der Einladung, dass wir uns öffnen und umdenken.