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Predigt zum 3. Fastensonntag 2024, gehalten beim Gottesdienst in Lunz am See

Liebe Mitchristen!

Die 10 Gebote. Wie haben Sie die kennengelernt? Wahrscheinlich im Religionsunterricht in der Schule. Und ziemlich sicher einfach zum Auswendiglernen. Sie sind ja weltweit bekannt. Und den meisten kommen die Gebote 4 bis 10 normal, verständlich vor selbsterklärend – die ersten drei, die sich auf Gott beziehen stehen halt auch noch da.

Aber wieso? Dazu gibt es eine Hintergrundinformation. Die Geschichte drum herum – und wenn wir die nicht kennen, fehlt Wesentliches.

Erinnern Sie sich an den Einleitungssatz – bevor die Gebote aufgezählt werden?

„Ich bin der Herr, der dich auf Ägypten herausgeführt hat.“ Am Anfang steht all das Großartige, das Gott für uns getan hat. Damals für das Volk Israel: wir kennen die Geschichte: Von der Sklaverei befreit, die längste Zeit in der Wüste auf wunderbare Weise erhalten, in das Land gebracht, in dem Milch und Honig fließen. Reiche Fülle.

So hat Gott die Basis, die Grundlage geschaffen für das Vertrauen, das Menschen ihm entgegenbringen dürfen.

Gott möchte nichts anderes, als dass es uns gut geht. Dass wir glücklich sind.

Wieso steht da dieser grausige Satz: Die Schuld der Eltern verfolge ich an den Kindern? Weil die Erwachsenen mit ihrem Verhalten vorzeigen und vorleben, Gutes wie Schlechtes. Kinder wachsen in eine Kultur und ein Umfeld hinein. Mit all den Fehlhaltungen…

Du sollst dir kein Gottesbild machen. Die Erfahrung zeigt: Menschen zu allen Zeiten haben sich Bilder von Gott gemacht. Der alte Mann mit weißem Bart ist so eines davon. Menschen haben sich Gott vorgestellt wie die Herrscher, die sie in ihrer Umwelt gekannt haben. Wie politische Machthaber, in unseren Breiten wie Familienoberhäupter im Bürgertum und im Bauernstand. Und wie man so einem Patriarchen gegenüberzutreten hatte, so stellte man sich vor, dass Gott das auch möchte. Opfer, Geschenke, um ihn gnädig zu stimmen. Wohlverhalten. Besonders positiv auffallen, damit er mir sein Ohr zuneigt. Klar können wir Gott etwas schenken – unsere Zeit und Aufmerksamkeit, Danke sagen z. B. und schätzen und würdigen, was Gott schenkt, indem wir es genießen und uns daran freuen.

Im heutigen Evangelium regt sich Jesus im genau darüber auf: Der Opferbetrieb im Jerusalemer Zentralheiligtum bedient und verstärkt ein schiefes Gottesbild. Als ob man sich Gott andienen, ihn sich geneigt machen müsste… Kinder schenken ja auch der Mutter zum Muttertag nicht etwas, damit sie in Zukunft für die Kinder etwas tut, für sie sorgt, sie liebt …

Das Gottvertrauen – dass da jemand über alle Maßen gut es meint und super für mich , für uns alle, sorgt, dass ich total geliebt bin – das ist die Grundvoraussetzung des guten Lebens, das wir vor Gottes Angesicht haben können.

Wo Menschen das nicht mehr haben, wo diese Basis fehlt, da braucht es erst die weiteren  Gebote. Andere Götter – wir sollen nicht anderes anbeten, für über alle Maßen wichtig halten. Den Umständen, den Sachzwängen, Politikern, Krankheiten, irgendwelchen Gurus oder Heilsversprechen mehr Macht zutrauen, sie für mächtiger halten als Gott selbst. Weil wir dann nämlich in Panik verfallen, und nicht mehr wissen was wir tun.

Weil Menschen dann sich selber stressen und glauben, sie müssten rund um die Uhr verfügbar sein, arbeiten wie besessen, auch am Sonntag, sich keine freie Minute mehr gönnen, wo nur mehr Leistung zählt, Anerkennung bei den Mitmenschen, Erfolg um jeden Preis.

Die Schwachen, die nicht mithalten, die Pflegebedürftigen Alten z. B. werden als weniger wert angesehen.

Und weil ich ja ständig selber sorgen und ruachln muss, nicht mit
Gottes Hilfe rechne, darf ich ein bisschen tricksen. A bisserl Unehrlichkeit erscheint einem dann nicht nur erlaubt, sondern notwendig. Die Wahrheit verdrehen, Wichtiges verschweigen, andere auflaufen lassen, …unfair und nicht hilfsbereit agieren … Ich muss mir möglichst viel nehmen, auch von anderen zur Not, damit ich immer sicher sein kann, genug zu haben.

Die Lebensgrundlagen in weiten Teilen der Erde werden zerstört – Stichwort Amazonas – oder Landraub in Afrika und Asien um Palmöl und Biotreibstoff anzubauen oder Baumwolle für Massenmodeartikel. Kriege werden geführt, weil man das Nachbarland besitzen möchte.

Normalverbraucher bei uns erleben Mobbing – Rufmord. Hasspostings. Beginnen kann es ganz klein – mit der Tratscherei, die jemand so ein bisschen in ein schlechtes Licht rückt…

Angst, es könnte zu wenig für uns da sein. Neid, Missgunst, Habgier … der Trugschluss: weil da wer mehr hat, haben andere zu wenig… statt Gottes unerschöpflicher Fülle zu vertrauen.

Das alles könnte auch ganz anders sein. Nur: Wo bekommen wir dieses Gottvertrauen her, wenn wir es nicht haben?

Ich möchte Sie zu einer Übung einladen. Nehmen Sie sich heute oder morgen Abend ein bisschen Zeit, ein paar Minuten. Schreiben Sie 10 Dinge, Ereignisse, Zufälle, Menschen … auf, für die Sie an diesem Tag dankbar sind. Halten Sie für möglich, dass es kleine Zeichen der Liebe Gottes sind für Sie persönlich.

Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Und Freude. Und Vertrauen.

Predigt Erntedank 2022                    Haid

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Das Vorbereitungsteam hat sich heuer für Erntedank das Thema „Nuss“ ausgesucht. Die Nüsse sollen uns heute ans Dankbar-Sein erinnern.

Schauen wir uns jetzt so eine Nuss, eine Walnuss, einmal an.

So eine Nuss ist nicht groß. Wir übersehen leicht, was es Kleines, Unscheinbares in unserem Leben gibt. Dass Kleinigkeiten kostbar sein können. Ein aufmunterndes Wort, wenn ich nicht weiterweiß. Eine ausgestreckte Hand, wenn ich Hilfe brauche. Ein kurzes Lachen im grauen Alltag, ein Sonnenstrahl, eine kleine Blume am Weg… Unser Leben besteht aus vielen kleinen Augenblicken hintereinander. Ein glücklicher Tag, ein glückliches Leben, besteht aus vielen glücklichen Momenten. Eine gelungene Beziehung besteht aus vielen aufmerksamen Begegnungen.

Nüsse sind außerdem nur einmal im Jahr reif.

Wir haben uns durch die vielen Geschäfte, in denen es in jeder Jahreszeit beinahe beliebig alles zu kaufen gibt, das Wartenkönnen abgewöhnt. Wir haben keine Geduld mehr, kein Gespür für den richtigen Augenblick. Aber die Sachen, Obst, Gemüse und alles andere, verlieren so auch ihre Einzigartigkeit, das Besondere. Erdbeeren schmecken am besten, wenn sie im Juni gegessen werden; Nüsse zwischen Herbst und Weihnachten. Ostereier zu Ostern, Eiscreme an einem heißen Sommertag… Unsere Seele stumpft ab, wenn immer alles gleich ist…

Eine Nuss hat eine Schale. Eigentlich hat sie sogar zwei, die grüne ist bei diesen Nüssen schon weg. Diese harte Schale kann heute ein Hinweis sein: Um an die Nuss zu gelangen, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Uns ein anstrengen, ein bisschen zumindest.

Gott schenkt uns im normalen Leben alles mögliche, das uns zuerst ungenießbar vorkommt, hart, schwierig zu bewältigen… und wo wir erst nach und nach das Kostbare daran erkennen.

Ein Sprichwort sagt. Gott schenkt uns Nüsse, aber er knackt sie nicht auf.

Und das ist sehr gut so. sogar menschenfreundlich.

Wir wären auf Dauer gar nicht glücklich und zufrieden, wenn uns alles, was wir uns wünschen, auf dem Präsentierteller vor die Nase gestellt würde. Es macht uns froher, wenn unser Einsatz gefragt ist. Was von selber geht, ist uninteressant.

Erwachsene, aber auch Kinder, brauchen Erfolgserlebnisse…

Gott hat uns schließlich Kräfte und Fähigkeiten gegeben.

In jeder Krise steckt eine Chance, die Möglichkeit, dass etwas anders wird, sich zum Besseren ändert in unserem Leben.

Manchmal ist etwas so schwer oder kompliziert, dass wir uns überfordert fühlen.

Es kommt vor, dass Menschen so in der Krise stecken, dass sie beim besten Willen nichts Gutes mehr daran erkennen können. Da sind vielleicht die Mitmenschen gefragt, sich für die anderen anzustrengen…es ist ja keiner allein.

Und es kann sein, dass so ein Mensch dankbar wird über seine Freunde, Familie, Kollegen…

Das Fest Erntedank möchte uns ermutigen, in jeder Lage auf das zu schauen, wofür wir dankbar sein können. Es möchte uns zu Optimisten erziehen.

Dankbar werden wir und Kraft gibt uns, wenn wir uns erinnern, was wir schon alles geschafft haben. Wie wir in der Vergangenheit mit Schwierigkeiten umgegangen sind, wie wir Auswege, Lösungen gefunden haben.

Denn wenn es früher ging, dann ist klar, dass es jetzt, heute ebenfalls möglich ist.

Im Evangelium sagt ja Jesus nicht, wir sollen überhaupt nicht und unter keinen Umständen Sorge tragen … Nein. Er sagt: Sorgt euch nicht ängstlich.

Angst ist eine schlechte Ratgeberin.

Problem- und Sorgenkoma, wo Menschen die Chancen und das Gute nicht mehr sehen können… das ist eigentlich keine Haltung, die für glaubende Christen angemessen ist.

Ja, wir können etwas bewirken – und wir sollen das auch.

Ängstlich sorgen, sagt Jesus, das tun die Heiden. Das ist ein altertümliches Wort. Heide ist ein Mensch, der so lebt, als ob es Gott nicht gäbe.

Wo ich allein auf mich gestellt bin und mich unwahrscheinlich abmühen muss, anstrengen, damit ich alles kriege, was ich brauche. Stress. Wie ein Haftelmacher aufpassen –

Und da sind wir überfordert. Viele beginnen dann zu tricksen, andere zu übervorteilen, mit Gewalt zu agieren oder hintenherum – um mehr Erfolg zu haben.

Wir können das nicht, alles und jedes und sämtliche Eventualitäten berücksichtigen und und und … Gott nimmt uns das ab – wenn und weil wir damit beschäftigt sind, uns für sein Reich, für das Evangelium, für das Wahre, Gute und Schöne einzusetzen, für Gesundheit, Frieden, Fülle, Hilfsbereitschaft. Für die Gemeinschaft.

Immer nur noch mehr Geld zu beschaffen ohne Rücksicht auf andere Menschen, auf die eigene Gesundheit und Beziehungen, auf die Natur – das ist etwas Widergöttliches. Wo es nur um Gewinnmaximierung geht, ist anderes nachrangig. Der Krieg endet nicht, weil die Waffenlobby noch nicht genug verdient hat. Die Energie ist teuer, weil jemand damit verdient.

Der Regenwald im Amazonas und anderswo wird vernichtet, weil es bares Geld bringt für die die das tun.

Das Klima erwärmt sich, weil zuerst alle fossilen Brennstoffe verbraucht, sprich: verkauft sein wollen und die Geräte dazu, für die man ein Patent hat.

Macht- und Wissensmissbrauch, weil Verdienen als oberster Wert gilt. Geld nimmt die Stelle ein, die Gott zukommt.

Des existiert aber ein Gegenmittel, und das ist Dankbarkeit. Wir brauchen nicht ständig immer mehr und mehr – weil für uns gesorgt ist, immer schon. Weil wir in besten Händen sind.

Wir können uns entscheiden: Für eine heidnische Denkweise. Die Angst, dass ich allein im Kosmos bin, auf mich gestellt, und dass das Recht des Stärkeren regiert.

Oder dafür, umzudenken und voller Dankbarkeit staunend zu bemerken: Gott schaut ständig, dass es mir gut geht. Liebe Brüder und Schwestern: Versuchen wir es einmal!

Predigt                         – Darstellung des Herrn 2003

„Kalt und immer kälter – i wer abgebrüht und älter… aber des wü i net und des muas i jetzt klärn, i mecht lachen, tanzen, singen und rearn – und die liab mecht i bis in die zechnspitzn gspian…“

Liebe Brüder und Schwestern, dieser Liedtext aus den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wollte auch eine Anregung sein, sich nicht vorschnell zufriedenzugeben… eine Anstiftung wider die Resignation.

Das heutige Fest – früher Maria Lichtmess, seit dem 2. Vatikanum Darstellung des Herrn – möchte ganz Ähnliches.

Früher beendete es den Weihnachtsfestkreis. Das geschieht inzwischen durch das Fest Taufe des Herrn. Wir haben schon vier Sonntagsevangelien gehabt, bei denen Jesus als Erwachsener in Erscheinung tritt.

Weihnachten ist schon einige Zeit her, 40 Tage, um genau zu sein… Nach der Vorschrift des Alten Testaments musste jede männliche Erstgeburt, die als Eigentum Gottes galt, nach Ablauf dieser Zeit ausgelöst werden durch ein Opfer. Wir wissen, mit der Zahl 40 bezeichnet die Bibel immer etwas Besonderes, keinen genau messbaren Zeitraum, sondern eine Erfahrung, die Menschen mit Gott machen, eine Zeit, die voll Gnade, voll Gegenwart Gottes erlebt wird.

Der Tag Lichtmess, noch einmal mit weihnachtlichem Licht, dieses Fest soll ein Übergang sein, eine Erinnerung, ein Trost, Segen und Stärkung für die Zukunft, für die Zeit die jetzt beginnt, das normale, alltägliche Leben. Die für den Alltag zuhause gesegneten Kerzen sollen Zeichen sein für etwas anderes: Die Weihnachtsbotschaft: Gott ist in die Welt gekommen, ganz nahe bei uns, voll Segen und Kraft, ist wahr… Die Wunder, die das Evangelium berichtet, sind nicht abgeschlossene, unwiederbringliche Vergangenheit, eben genau das nicht, sondern sie haben mit unserem Leben, mit jedem und jeder von uns zu tun. Das Licht der Welt leuchtet hier und jetzt für uns.

Das heutige Evangelium will uns auch auffordern, im Alltag, in der „Normalzeit“ nicht abzustumpfen – kalt und immer kälter zu werden. Das Altwerden können wir nicht verhindern, genausowenig wie Simeon und Hanna.

Aber gerade diese beiden können für uns Vorbilder sein. Jahrzehntelang unbeirrbar darauf warten, es schließlich erwarten, dass Gott seine Versprechen erfüllt.

Viele von uns erleben Weihnachten als eine besondere Zeit der Gnade…

Simeon und Hanna sind eine Anfrage an uns und eine Ermutigung: Was erwarten wir sonst, das ganze Jahr über, von Gott? Warum lassen wir uns in der „Normalzeit“ vom Glauben und Hoffen abhalten? Warum geben wir uns mit den Erscheinungen dieser Welt zufrieden?

Wer sagt uns, Krieg sei unvermeidlich? Waffen müssten produziert werden…

Wer redet uns ein, Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung, Wegwerfgesellschaft, Konsumhaltung, Kommunikationsdefizit…Sich es hier und da ein bisschen richten, Freunderlwirtschaft, es mit Gesetzen nicht so genau nehmen, und mit der Verlässlichkeit und Treue und Hilfsbereitschaft… sei unvermeidlich, ganz normal…?

Wer zwingt uns, den ganz normalen Wahnsinn mitzumachen

Eine Krankheit als unheilbar hinzunehmen… einen krankmachenden Zustand, eine Familiensituation, wo mehrere verfeindet sind miteinander… Mobbing im Beruf…

Vorurteile… Schikanen Ausländern gegenüber…? Dass einfach jemand immer wieder die Stimmung schlecht macht mit giftigen Bemerkungen… Dass Lügen verbreitet, Menschen schlecht gemacht werden…die Grundlagen unseres Rechtsstaates lächerlich gemacht werden… in Wissenschaft nur eine bestimmte Methode propagiert wird… weil sie mehr Geld bringt momentan. In der Religion, in anderen, aber auch in unserer, Halbwahrheiten, geschichtlich ziemlich junge Traditionen und fundamentalistische Irrtümer als gottgegeben und unveränderlich stilisiert werden…

Niemand hält uns davon ab, uns selber zu informieren, selber nachzudenken, mit anderen zu diskutieren, unsere Meinung öffentlich zu sagen und unsere Rechte einzufordern.

Körperlich alt und älter zu werden, das heißt noch lange nicht, unser Urteilsvermögen, Lebensfreude, Hoffnung zu begraben… Oft werden Jugendliche bewundert oder auch milde belächelt, weil sie vom Leben – oder von Gott- noch alles erwarten. Allerdings ist diese Fähigkeit kein Privileg der Jugend. Simeon und Hanna. Abraham im AT… Schon gar nicht ist es bedauerlich oder dumm.

Wir sehen ja, dass Gott solche Erwartungen nicht enttäuscht. Ich trau mich sagen: er enttäuscht sie niemals.

Dies zu glauben, in unserem Leben zu versuchen und zu erfahren, lädt uns der heutige Festtag ein.

Frieden schließen – das haben wir auch in Bezug auf Gott nötig.

Immer wieder einmal ist unser Vertrauen in Gott gestört. Die antrainierten oder althergebrachten Gottesvorstellungen sind stärker als die Vernunft, stärker als die Erinnerung an geglückte Momente der Meditation, der Gebetserfahrung, der verspürten Nähe … so scheint es zumindest.

Ihr wisst es alle, dass Gott sich nicht wie ein Polizist verhält, wie ein Kontrollor, wie ein orientalischer Despot (Gewaltherrscher) der schlimmsten Sorte … aber wir tun so, als ob es so wäre … Wir sagen Gott nicht alles, wir vertrauen uns ihm/ihr nicht offen an. Wir halten etwas zurück.

Manchmal hilft es (ein bisschen zumindest), wenn wir darüber nachdenken, wie Gott ist, sein könnte – und in der Bibel lesen…

Am besten ist es, direkt mit JHWH ins Gespräch zu kommen.

Sag ihm/ihr (Gott ist reiner Geist, weder männlich noch weiblich), was dich beschäftigt, wovor du Angst hast, was du nicht glauben kannst, was du erhoffst und was du dir wünschst.

Wir kommen uns normalerweise von Gott getrennt vor, so als ob wir extra etwas unternehmen müssten, uns bemerkbar machen…

Dabei handelt es sich um einen gewaltigen Irrtum.

Jahwe heißt „Ich bin da“.

Einfach still hinsetzen, durchatmen, aufmerksam werden.

Predigt                                                                           7. 11. 2021 HAID

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Firmkandidaten!

Geiz ist geil. Alles für uns, für mich – nichts für andere.

Diese Grundhaltung wird seit mehreren Jahren propagiert – vorher waren Menschen zwar auch gierig und geizig, Jesus spricht davon im Evangelium, aber es war jedem klar, dass es eigentlich etwas Schlechtes ist, ein Charakterfehler, eine Sünde.

Wie schaut es denn bei uns damit aus?

Viele Menschen haben das Gefühl, sie kommen zu kurz, sie bekommen nicht das, was ihnen zusteht, worauf sie eigentlich einen Anspruch hätten … als ob nicht genug da wäre für alle. Interessanterweise ist das eher bei Personen der Fall, die eh alles haben. Arbeit, Haus, Familie, ein ausreichendes Einkommen, gute Pension … es gehört fast zum guten Ton, ein bisschen zu tricksen, um noch und noch einen Vorteil wo für sich herauszuschlagen, die Schnäppchen- und Rabattpolitik tun ein übriges.

Jesus kennt das. Die Pharisäer und Schriftgelehrten, die besseren Kreise in Jerusalem, bringen die armen Witwen und Waisen um ihre Häuser … weil sie nicht genug bekommen können.

Die Industrienationen fressen den Lebensunterhalt der Armen der Erde auf und plündern dazu die gute Zukunft sämtlicher ErdenbewohnerInnen …

Wenn etwas den Namen „Evangelium“ trägt, dann muss da aber eine gute Botschaft drin stecken. Ein Ausweg aus dem Übel.

Diese Angst, selber zu wenig zu haben, oder: es könnte insgesamt nicht genug für alle da sein – ist Folge eines Irrtums – dem die Begüterten zur Zeit Jesu aufsitzen und auch bei uns heute viele …

Die arme Witwe, die objektiv betrachtet nichts besitzt, eine arme Kirchenmaus, tut das offenbar nicht.

Sie sieht die Realität, und die heißt: Gott hat die Erde und das ganze Universum in Fülle und Schönheit mit allem Reichtum und Luxus erschaffen.

Es ist mehr als genug für alle da – und es existieren immer mehr Möglichkeiten, als Menschen zu sehen vermögen.

Gott möchte, dass wir glücklich sind. Eu-angelion … gute Nachricht…

Wir etwas versuchen. Wir können ab sofort ganz bewusst und gezielt auf das schauen, was wir haben, was gut ist und gelingt, was Freude macht, was wir gut können.

Ja, ich weiß: in der Schule macht ihr andere Erfahrungen, und viele Menschen in der Arbeitswelt tun das auch. Es ist in, Fehler zu suchen. Es wird v. a. betont, was nicht passt…

Wir können uns darauf konzentrieren und das betonen, was sich gut entwickeln könnte…

Worüber bin ich froh?

Was darf ich erwarten?

Ich schlage immer wieder vor, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Am Abend jeden Tages 10 Dinge aufzuschreiben, für die ich an diesem Tag dankbar bin.

Dankbare, glückliche Menschen haben ein offenes Herz – auch für Mitmenschen, die Hilfe brauchen.

Die arme Witwe im Evangelium war dankbar und froh, dass sie 2 kleine Münzen hatte. Und sie stellte sie Menschen zur Verfügung, die keine 2 Münzen hatten.

Ich habe einige Zeit in Brasilien verbracht, v. a. bei P. Josef Hehenberger in Jacobina. Es war kein Problem, dass je 1 oder 2 von uns bei einer Familie dort ein paar Tage mitleben konnten. Die hatten selbst nichts. Grad etwas zu essen …

In Österreich ist es ein Problem, wenn für sagen wir 7 – 8 Fremde Familien gesucht werden.

Liebe Brüder und Schwestern, auch wenn uns diese Zeitjetzt einiges abverlangt: Wir haben Grund, uns eine neue Grundhaltung, Lebenshaltung anzugewöhnen: und zu testen, auszuprobieren. Das Vertrauen einüben: Gott sorgt für mich.

Und zwar bestens.

Predigt                 25. 4. 2021, Weltgebetstag um geistliche Berufe,

                                                  Jesus, der gute Hirte

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir dürfen diesen Text heute auch als Handlungsanweisung nehmen für die Hirten und Hirtinnen heute – „Pastoral“ heißt, das betreffend, was die Hirten-Arbeit ausmacht. Jesus im pastoralen Wirken zum Vorbild nehmen: die Prioritäten setzen so wie er es tat.

Nicht so sein wie Diebe und Räuber – wir denken an Sektenführer, die sich an den Mitgliedsbeiträgen der Anhänger bereichern .. Mun, verschiedene asiatische Gurus… oder sich am bedingungslosen und blinden Gehorsam berauschen…

Haben wir nicht. Aber es schadet nicht, wachsam zu sein, das eigene Handeln immer wieder anzuschauen, die Ziele mit den Zielen Jesu abzustimmen: Die heutigen Kirchenschafe merken es sehr genau und sehr schnell, wenn ihnen verdorbenes Gras geboten wird, wenn sie es in der Verkündigung nicht mit dem lebendigen Jesus und seiner frohen Botschaft zu tun bekommen, sondern mit der Forderung, irgendetwas zu tun und zu leisten, Erfüllung von Geboten und Normen, die größtenteils der Systemerhaltung dienen…

Ja, es ist gut und wichtig, wenn viele Menschen den Gottesdienst mitfeiern, wenn alle ihren Kirchenbeitrag zahlen. Aber die Seelsorger und aktiven Christen in Diözese und Pfarre sind manchmal in Gefahr, in erster Linie nur mehr die Zahlen der zahlenden und kirchenfüllenden Mitglieder zu sehen…

Jesus hat immer zuerst das Heil des konkreten Menschen vor Augen.

Wenn eine/r heil wird, hat das immer Auswirkungen auf ihre/seine Umgebung… wer Jesus wirklich erlebt, möchte das sowieso der Gemeinschaft, ja der ganzen Welt mitteilen…

Die Menschen spüren, ob es um SIE geht – oder um die Macht- oder sonstigen Interessen der Kirche(n)…

Jetzt habe ich vorher gesagt: Handlungsanweisung für geistliche Berufe.. aha, denken Sie vielleicht, Priester, hauptamtliche Seelsorger/innen, Theolog/inn/en, Ordenschristen…

Geht mich nichts an…

O doch. Das tut es.

Wir alle nämlich sind Gerufene und Berufene.

Christ sein ist ein , ja der geistliche Beruf schlechthin. Sein Leben mit Jesus verbringen.

Entsprechend den eigenen Charismen und der je individuellen Berufung:

Ob die lautet: Ärztin. Krankenpfleger. Lehrer. Ehefrau, Mutter, Ehemann, Vater, Politiker, Konzernchefin…, oder: im alltäglichen unscheinbaren Beruf und Alltag Zeugnis geben vom Christsein… Berufung kann auch heißen: Priester in der Jugendarbeit, Priester in der Pfarre, Gemeindeleiter/in, Nonne in Kontemplation, Nonne in der Slumseelsorge…

Da kommt jede/r bestenfalls im Lauf des Lebens rechtzeitig drauf.

Zum Christsein gehört optimalerweise auch das Hören auf Jesus. Ständig mit ihm in Kontakt stehen. Er weist mich hin auf das, was ich gut kann und für andere, für die Kirche tun und sein soll…

Viele Christen hören die Stimme des guten Hirten nicht.

Weil wir es nicht gewohnt sind.

Oder weil wir gar nicht damit rechnen, etwas zu hören.

Oder wir hören ihn nicht aus dem Lärm unseres Lebens, unserer Arbeit und Freizeit, heraus…

Das können wir aber leicht ändern.

Jesus will, dass es uns gut geht im umfassenden Sinn – Lebenssinn, Aufgabe, Bewältigung von Problemen, Fähigkeiten entfalten, Liebe, Gemeinschaft, Verstehen…

Er ist wirklich der gute Hirte.

Ich will Sie zum geistlichen Leben ermutigen:

Versuchen Sie es jeden Tag mit einer stillen Zeit – 5 min sind besser als nichts. Und ganz bestimmt sind 5 Minuten mit Freude und Erwartung besser als eine Stunde mit Grausen.

Laden Sie Jesus in Ihren Alltag ein. Bitten Sie ihn, an Ihrem Arbeitsplatz bei Ihnen zu sein. Dass die Arbeit Freude macht und leicht von der Hand geht und erfolgreich ist. Dass Sie mit den Kolleg/inn/en ein gutes Verhältnis haben. Dass Probleme sich lösen lassen,. Dass die Arbeit zum Wohl aller geschieht. Dass die lästige Pflicht zur Erfüllung wird.

Ob das Fließband, Kochen, Kinder unterrichten, Taxi fahren, Firma verwalten oder Gottesdienst feiern ist.

Gott sorgt sich um alles in unserem Leben, wenn wir ihn nur lassen: Das Beispiel von Pfr. Schobesberger ist legendär: und viele haben die Probe gemacht, es funktioniert: bitten Sie Gott, wenn Sie dringend wo in eine Stadt…  oder Linz … fahren müssen, um einen Parkplatz in der Nähe der Ortes, wo Sie hinmüssen, es wird einer frei sein. Mir ist es sogar schon passiert, mir sind in Linz dann im Verkehrstrubel Bedenken gekommen – und ich habe den ersten freien Parkplatz in vertretbarer Nähe benützt. Genau vor dem Haus, wo ich etwas zu erledigen hatte, war einer frei.

Oder man braucht nur aus dem Haus zu gehen und trifft den Menschen, den man dringend gerade angerufen hat, und der nicht zu Hause war…

Gott, Jesus und der heilige Geist ist wirklich unglaublich menschenfreundlich. Ich kann mich erinnern, vor zwei Jahren ca. habe ich am Nachmittag mehrere Personen anrufen wollen zwecks Terminvereinbarung, verschiedener Fragen usw. Einige Kinder wegen des Jungscharlagers, eine Dame wegen des Pfarrcafés zum Kuchentauschen, eine wegen Jugendtreff und wegen eines Fachausschusstreffens. Keine/r war zu Hause. Dann wars mir zu blöd, ich hab gedacht, so ein schöner Tag, geh ich ins Freibad schwimmen. In der Stunde, die ich dort war, hab ich alle getroffen und alles ausmachen können.

Geistliches Leben: in allem die Gegenwart, das Wirken Gottes erkennen, mit seinem Segen rechnen… sich darüber freuen.

Wenn  wir das tun, wenn wir ein Klima schaffen, wo das in und üblich und gefragt ist, so mit Gott verbunden zu sein und auf ihn zu hören, da werden Menschen – nämlich die, die dazu gerufen werden -, auch die Berufung zum Orden oder zur Weihe vernehmen – und auch ermutigt werden, diesem Ruf zu folgen. Nicht weil die Kirche das braucht oder sonst wer, sondern weil das ihr Lebenssinn ist und sie restlos glücklich macht, ihr Leben erfüllt.

Gott schenke uns, dass wir uns darauf einlassen.

Predigt                                          Weißer Sonntag, 10. 4. 2021 Pucking

Liebe Brüder und Schwestern!

Selig, die nicht sehen und doch glauben.

Der Satz ist so oft gesagt worden, und wir haben ihn, vermute ich, so oft gehört, dass wir gar nicht mehr drüber nachdenken, was er eigentlich bedeutet.

(Denn, und das behaupte ich hier und heute: Aus dem Zusammenhang gerissen und falsch vermittelt ist er absolut verkehrt.)

Zuerst müssen wir fragen: an wen richten sich diese Worte? – An die Apostel jedenfalls nicht, denn die haben Jesus sehr wohl gesehen, live erlebt, wie es bei uns heißt, vor dem Tod und nach seiner Auferstehung.

Die Worte richten sich an die Leser- und Hörerschaft des Evangeliums, an die nachgeborenen, die Jesus als er in Israel lehrte und heilte, nicht begegnet sind. Die, denen das Evangelium verkündet wird vom Jahr 38 nach Christus bis zum Weltende. Das „Selig, die nicht sehen und doch glauben“ richtet sich – z. B. – an uns.

Was ist das überhaupt: „glauben“?

Glaube hat die Dimension des Fürwahrhaltens – es gibt ein Glaubenswissen. Die Aussage des Evangeliums: Jesus ist Gott in Person und von den Toten auferstanden“ können wir nur glauben – oder eben nicht.

Was im Glaubensbekenntnis aufgezählt wird.

Glauben hat aber auch die Dimension des Vertrauens. Das hat was mit Liebe zu tun, mit Gefühl und einem persönlichen Naheverhältnis. Wenn wir jemandem Vertrauen schenken, dann haben wir, wenn wir gesund und normal und vernunftbegabt sind, in der Regel allen Grund dazu.

Liebe Brüder und Schwestern, Jesus verlangt in keiner Weise von uns einen blinden Glauben. Ins Blaue hinein.

Im Gegenteil.

Wir Christen haben den Vorteil, dass wir unserem Religionsgründer jederzeit und überall begegnen können. Das Problem ist, dass wir ihn hier in dieser Dimension nicht SEHEN können – und deswegen sind wir selig, wenn wir es trotzdem versuchen und für möglich halten, dass der direkte Kontakt möglich ist.

Glaube ist für Christen lebendige Beziehung mit Christus. Ja, es kommt etwas zurück – da können wir uns bei den großen Mystikern und Mystikerinnen der Kirchengeschichte vergewissern, was und wie viel.

Und Christentum bedeutet noch mehr: Das Zentrum des heutigen Evangeliums sind die Worte, die Thomas zum Schluss sagt: „Mein Herr und mein Gott!“ Das ist ein Glaubensbekenntnis.

Christ sein heißt, Jesus als Herrn zu übernehmen.

Meinungen anderer Menschen, Systeme, Herrscherfiguren, Chefs, wer oder was auch immer – sind nicht die letzte Instanz über uns.

Es bedeutet, mich in allem nach ihm, Jesus, zu richten, nach seiner Meinung zu fragen, mit ihm mich austauschen über die Themen und alle Belange meines Lebens.

Christ sein bedeutet, zu diesem Herrn zu stehen, komme, was da wolle. Dann stellt sich die Frage nicht, ob ich am Sonntag in den Gottesdienst gehe – er lädt mich zu seiner Party – Auferstehungsparty – ein. Wie könnte ich da weg bleiben? Es stellt sich die Frage nicht, ob und wie ich bete – weil es unvorstellbar ist, mit jemandem, mit dem ich das Leben teile, nicht regelmäßig zu reden.

Es stellt sich die Frage nicht, ob ich die 10 Gebote einhalte oder mich nach dem Katechismus richte – denn wenn mir Jesus so wichtig ist, dann geht es doch gar nicht anders als ständig zu fragen was er dazu sagt … wenn ich jemanden liebe, werde ich dann machen, was den bestimmt kränken wird? … na eben.

Ja, und ich werde merken, spüren, dass Jesus wirklich da ist.

Er ist lebendige Person und zeigt mir ständig, wie gern er mich hat. Dinge gelingen. Sogenannte „Zufälle“ ereignen sich. Hass und Ärger verflüchtigen sich, Versöhnung, Friede wird möglich. Heilung geschieht. Ich weiß, was ich wissen muss, im richtigen Moment. Freude an der Arbeit, Verantwortungsbewusstsein, Pflichtgefühl. Sinn.

Plötzlich alles da.

Karl Rahner hat gesagt: Der Christ des 21. Jahrhunderts wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein.

Der christliche Glaube ist dem Wesen nach kein Lehrsatzgebäude, sondern eine Erfahrungsreligion. Nicht ohne Grund wurden wir zu Beginn „Anhänger des neuen Weges“ genannt.

Glaube(n) ist ein Prozess. Machen wir es wie Thomas: Probieren wir aus, treten wir in Kontakt!

Du selbst – und niemand sonst! – bist der/die Experte/in deines Lebens, für deinen Lebens- und Glaubensweg.

Nichts und niemand, weder die heiligste Lehre noch die erhabenste Erfahrung eines heiligen Menschen noch die oberste irdische religiöse Instanz kann mir und dir die Entscheidung abnehmen, kann es mir und dir abnehmen, das Leben zu leben.

Wir, jede/r von uns, sitzt an der Quelle. Direkter Kontakt zu Gott ist unser Geburtsrecht und Merkmal als Menschen. Wir dürfen wie Thomas diesen unmittelbaren Kontakt einfordern!

Probieren wir es aus!

Ich habe schon so viel gebetet – warum erhört Gott meine Gebete nicht?

Sicher kennen Sie diese Bibelstelle:

Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten. Lk 11, 9-13  

Wenn das Kind um eine Schlange oder einen Skorpion bittet – werden wir die Bitte erfüllen? Sicher nicht – und zwar im Interesse des Kindes …   Was ist wirklich gut – oder das Bessere – für uns? Für die Gemeinschaft (Familie, Firma, Pfarre, Staat, Verein,…), in der wir leben und wirken? Für die gesamte Menschheit? Für einen Menschen, der uns nahesteht?   Ja, wir sind aufgerufen, zu bitten, zu bitten und noch einmal zu bitten. Aber wir sind auch aufgerufen und herausgefordert zu größerem Gottvertrauen. Es kann sein, dass wir um etwas bitten, das ins im Letzten von etwas Besserem, das eintreten könnte, abhält … Hören tut uns Gott immer, und ernst nimmt sie/er uns auch. … Manchmal erfüllt Gott unsere Wünsche, obwohl es nicht gut für uns ist. Zu Lernzwecken? Damit wir sehen, wie diese Entwicklung konkret ausschaut? Weil wir es aushalten, diese Erfahrung zu machen … oder weil wir auch Umwege machen dürfen …? Jedenfalls: Gott liebt es, wenn wir mit ihr sprechen …      

Gottesbilder

Ein Hindernis auf dem Weg zum Glauben, zum Gottvertrauen kann eine Vorstellung von Gott sein, die mehr abschreckend als hilfreich ist.

Viele stellen sich unter „Gott“ noch immer diesen alten Mann mit dem weißen Bart vor – wie Michelangelo ihn in der Sixtinischen Kapelle gemalt hat.

Jahrhunderte hindurch wurde von den Mächtigen ihrer Zeit über Gott in einer Weise, dass er dem Feudalherrn, dem Kirchenfürsten, dem König, dem Gutsherrn, dem Großbauern … sehr ähnelte.

Die wichtigste Botschaft war denn auch: Gehorsam.

So ein Gott hat Untertanen und Diener/innen, hat absolute Macht, duldet keine Widerrede und kein Abweichlertum – wer zur Großfamilie oder zur Grafschaft, zum Königreich nicht gehören wollte, wurde eines Besseren zwangsweise belehrt – oder musste das Weite suchen.

Da war folgendes passiert: Die Obrigkeiten dieser Welt hatten sich ein Bild von Gott nach ihrem eigenen Bild gemacht – und weil die kirchliche Verkündigung sakrosankt war, unangreifbar, „ewige Wahrheit“, zementierten sie so ihre eigene Machtstellung immer weiter ein.

Dieses Tun steht in diametralem Gegensatz zu dem, was die Bibel fordert.

Im Alten Testament gibt es das sogenannte Bilderverbot: Du sollst dir kein Bild (von Gott) machen, das 2. Der 10. Gebote.

Die Propheten des Alten Bundes prangern solche Erscheinungen an. Die Menschen damals dürften bereits dieser Versuchung erlegen sein, von Gott so zu reden, als ob er eine Verlängerung, Überhöhung, himmlische Beglaubigung ihrer selbst wäre – als ob sie göttlich beauftrag wären, „Herren“ zu sein über Knechte, Frauen, Arme, Andersdenkende …

„Das, was ihr verkündet, ist nicht Jahwe, das ist Baal“ (vgl. z. B. Jer 7 und 8)

Der Gott der Bibel steht ausnahmslos auf der Seite der Kleinen, der Benachteiligten, Schwächeren, ist der Anwalt und Verteidiger der Fremden, Witwen, Waisen und Armen.

Was in der Bibel (noch) nicht ausdrücklich formuliert ist: die Tatsache, dass Gott kein MANN, kein ER ist. Sondern: Reiner Geist, Vater UND Mutter, Freundin UND Freund, … Jahwe („ich bin da bzw, ich bin präsent, für euch da, anteilnehmend da …“) ist ein Tätigkeitswort und eben darum geschlechtsneutral.

Der Gottesname durfte und darf bis heute im Judentum nicht ausgesprochen werden; es wurde üblich !Adonai! statt dessen zu sagen, wenn Bibeltexte vorgelesen wurden. Das heißt „Herr“, klingt also männlich – und beeinflusst das Denken und die christlich- jüdische Vorstellungswelt bis heute.

Jesus (als Mensch Jude und Orientale) hat auch nicht vom „Vater“ geredet, sondern „abba“ gesagt – das ist der Papa, der das Baby wickelt, füttert, herumträgt, … voller Zärtlichkeit.

Morgen gibt es mehr zur weiblichen Seite Gottes!

Heute ist es gut, dies noch einmal durchzulesen – und mit Jahwe ins Gespräch zu kommen – und wenn es nur ein paar Minuten sind!

Heute geht es wieder darum, das Vertrauen in Gottes Hilfe zu stärken.

Meditieren Sie besonders diese Worte:

15Darum rüstete er sich und mit ihm zog ein großes Heer der Gottlosen, um ihm zu helfen und sich an Israel zu rächen. Und sie kamen bis nach Bet-Horon.

16Da zog Judas ihm mit einer kleinen Schar entgegen. 

17Als sie aber das Heer sahen, das ihnen entgegenkam, sagten sie zu Judas: Wir sind nur wenige; auch sind wir heute matt vom Fasten; wie sollen wir gegen ein so großes und starkes Heer kämpfen? 

18Aber Judas sagte: Es kann leicht geschehen, dass wenige ein großes Heer überwinden; denn Gott kann ebenso gut durch wenige den Sieg verleihen wie durch viele. 

19Denn der Sieg kommt vom Himmel und wird nicht durch eine große Zahl errungen. 

Im Anschluss der gesamte Zusammenhang. Ich habe den Bibeltext gekürzt, um Sie nicht zu überfordern. Selbstverständlich können Sie die gesamten ersten drei Kapitel des 1. Makkabäerbuches lesen. Online oderausder Bibel bei sich zu Hause.

Wichtig: Denken Sie an Situationen, wo Sie einer Übermacht, einem unlösbar erscheinenden Problem o. ä. gegenübergestanden sind – oder vielleicht ist es jetzt gerade der Fall.

1 Makk1  (Einheitsübersetzung 2016)

41 Damals schrieb der König seinem ganzen Reich vor, alle sollten zu einem einzigen Volk werden 42 und jeder sollte seine Eigenart aufgeben. Alle Völker fügten sich dem Erlass des Königs. 43 Auch vielen Männern aus Israel gefiel seine Art des Gottesdienstes; sie opferten den Götterbildern und entweihten den Sabbat. 44 Der König schickte Boten nach Jerusalem und in die Städte von Juda mit der schriftlichen Anordnung, man solle eine Lebensform übernehmen, die dem Land fremd war. 45 Brand-, Schlacht- und Trankopfer im Heiligtum seien einzustellen, Sabbate und Feste zu entweihen, 46 das Heiligtum und die Heiligen zu schänden. 47 Man solle stattdessen Altäre, Heiligtümer und Tempel für die fremden Götter errichten sowie Schweine und andere unreine Tiere opfern. 48 Ihre Söhne dürften sie nicht mehrbeschneiden, vielmehr sollten sie sich mit jeder denkbaren Unreinheit und Entweihung beflecken. 49 So sollte das Gesetz in Vergessenheit geraten und alle seine Satzungen sollten hinfällig werden. 50 Wer aber des Königs Anordnung nicht befolge, müsse sterben. 51 Ähnliche Anweisungen erließ er für sein ganzes Reich. Er setzte Beamte ein, die die Durchführung im ganzen Volk überwachen sollten; auch gab er den Befehl, der Reihe nach in allen Städten von Juda einen Opfergottesdienst zu halten. 52 Viele aus dem Volk schlossen sich ihnen an; sie alle fielen vom Gesetz ab und trieben es schlimm im Land. 53 Die Israeliten mussten sich vor ihnen verstecken, wo immer sie Zuflucht fanden. 54 Am fünfzehnten Kislew des Jahres 145 ließ der König auf dem Altar den Gräuel der Verwüstung errichten; auch in den Städten Judäas ringsum errichtete man Altäre. [4] 55 Vor den Haustüren und auf den Plätzen brachten sie Rauchopfer dar. 56 Alle Buchrollen des Gesetzes, die man fand, wurden zerrissen und verbrannt. 57 Wer im Besitz einer Bundesrolle angetroffen wurde oder zum Gesetz hielt, wurde aufgrund der königlichen Anordnung zum Tod verurteilt. 58 Sie ließen Israel ihre Macht fühlen und gingen mit Gewalt gegen alle vor, die sie Monat für Monat in den Städten aufspürten. 59 Am fünfundzwanzigsten dieses Monats brachten sie auf dem Altar, den sie über dem Brandopferaltar errichtet hatten, ein Opfer dar. 60 Frauen, die ihre Kinder hatten beschneiden lassen, wurden auf Befehl des Königs hingerichtet; 61 dabei hängte man die Säuglinge an den Hals ihrer Mütter. Auch ihre Familien brachte man um samt denen, die die Beschneidung vorgenommen hatten. 62 Dennoch blieben viele aus Israel fest und stark; sie aßen nichts, was unrein war. 63 Lieber wollten sie sterben, als sich durch die Speisen unrein machen und den heiligen Bund entweihen. So starben sie. 64 Ein gewaltiger Zorn lag auf Israel.

 2. Kapitel

In jenen Tagen trat ein Priester auf aus dem Geschlecht des Jojarib namens Mattatias; sein Vater war Johanan, der Sohn Simeons. Er stammte aus Jerusalem, hatte sich aber in Modeïn niedergelassen. 2 Er hatte fünf Söhne: Johanan mit dem Beinamen Gaddi, 3 Simeon mit dem Beinamen Tassi, 4 Judas mit dem Beinamen Makkabäer, 5 Eleasar mit dem Beinamen Awaran und Jonatan mit dem Beinamen Apphus.

Damals gingen viele, die Recht und Gerechtigkeit suchten, in die Wüste hinunter, um dort zu leben. 30 Ihre Kinder und ihre Frauen und auch ihr Vieh nahmen sie mit; denn die ihnen zugefügten Übel waren unerträglich geworden.

  Da kam für Mattatias die Zeit, dass er sterben musste. Da sagte er zu seinen Söhnen:

Judas, der Makkabäer, ist seit seiner Jugend ein tapferer Krieger. Er soll an der Spitze eures Heeres stehen und den Krieg gegen die Völker führen. 67 Schart alle um euch, die das Gesetz halten! Nehmt Rache für euer Volk! 68 Zahlt es den fremden Völkern heim! Achtet auf das, was das Gesetz befiehlt! 69 Und nachdem er sie gesegnet hatte, wurde er mit seinen Vätern vereint.

3. Kapitel:  (Lutherbibel)

31Judas Makkabäus trat nun an die Stelle seines Vaters. 

2Und seine Brüder und alle, die sich zu seinem Vater gehalten hatten, halfen ihm und kämpften für Israel mit Freuden.

3Judas gewann seinem Volk großes Ansehen. Er legte den Harnisch an wie ein Held und gürtete sich mit seinen Waffen und schützte sein Heerlager mit seinem Schwert. 

4Er war mutig wie ein Löwe, kühn wie ein junger brüllender Löwe, wenn er etwas jagt. 

5Er spürte die Abtrünnigen auf und verfolgte sie, und die, die das Volk verführten, bestrafte er mit Feuer, 

6sodass überall die Feinde vor ihm erschraken und alle Abtrünnigen niedergeworfen wurden; und er hatte Glück und Sieg. 

7Das verdross viele Könige; aber Jakob war es eine Freude und ewiger Ruhm und Ehre. 

8Er zog durch die Städte Judas und erschlug die Gottlosen, um den Zorn von Israel abzuwenden. 

9So wurde sein Name berühmt bis an die Enden der Erde, sodass alle Unterdrückten ihm zuliefen.

Judas Makkabäus besiegt Apollonius und Seron

10Da brachte Apollonius ein großes Heer zusammen von Heiden und Leuten aus Samarien, um gegen Israel zu kämpfen. 

11Als Judas das hörte, zog er ihm entgegen, kämpfte mit ihm und erschlug ihn, und viele Feinde wurden verwundet und getötet; die Übrigen aber flohen. 

12Judas machte große Beute und nahm sich das Schwert des Apollonius; das führte er fortan sein Leben lang.

13Als dann Seron, der Befehlshaber des syrischen Heeres, hörte, dass die Partei und Gemeinde der Frommen sich zu Judas hielt, sagte er: 

14Ich will mir einen Namen machen, damit ich im ganzen Königreich gepriesen werde, und will Judas und seinen Haufen, der den Befehl des Königs verachtet, schlagen. 

15Darum rüstete er sich und mit ihm zog ein großes Heer der Gottlosen, um ihm zu helfen und sich an Israel zu rächen. Und sie kamen bis nach Bet-Horon.

16Da zog Judas ihm mit einer kleinen Schar entgegen. 

17Als sie aber das Heer sahen, das ihnen entgegenkam, sagten sie zu Judas: Wir sind nur wenige; auch sind wir heute matt vom Fasten; wie sollen wir gegen ein so großes und starkes Heer kämpfen? 

18Aber Judas sagte: Es kann leicht geschehen, dass wenige ein großes Heer überwinden; denn Gott kann ebenso gut durch wenige den Sieg verleihen wie durch viele. 

19Denn der Sieg kommt vom Himmel und wird nicht durch eine große Zahl errungen. 

20Sie ziehen gegen uns voller Frevel und Bosheit und wollen uns, unsre Frauen und Kinder ermorden und berauben. 

21Wir aber müssen uns wehren und für unser Leben und Gesetz kämpfen. 

22Darum wird sie Gott vor unsern Augen vernichten; ihr sollt sie nicht fürchten.

23Als er das gesagt hatte, griff er die Feinde an, ehe sie sich’s versahen, und schlug den Seron und sein Heer in die Flucht 

24und jagte sie von Bet-Horon hinunter in die Ebene und erschlug achthundert Mann; die Übrigen flohen ins Philisterland. 

25So legte sich Furcht und Schrecken vor Judas und seinen Brüdern auf alle Völker ringsum. 

26Und in allen Ländern sprach man von Judas und seinen Taten und es kam auch vor den König.