Beispiel 3

Die Pfarre Braunau – St. Franziskus, in der ich 19 Jahre als Seelsorgerin wirkte, davon 16 Jahre als Pfarrleiterin, stand finanziell sehr armselig da – zu Beginn wenigstens.

Schulden, wenig begüterte KirchenbeitragszahlerInnen, schrumpfender Kirchenbesuch … Kirche und sämtliche Gebäude waren sanierungsbedürftig, was bedeutete: neue Schulden machen …

Ab Februar 2001 wohnte ich allein im riesigen Pfarrhaus; der Pfarrmoderator war an einem Gehirntumor gestorben, eine Familie, die ca. drei Jahre im Pfarrhaus gewohnt hatte, war gerade ausgezogen.

Dann wurde die Heizung von Öl auf Geothermie umgestellt.

Als ich die ersten Rechnungen sah, kam mir der Gedanke: Diese monatliche Belastung von ca. 1000 Euro stemmt diese Pfarre nicht; da bleibt vom Kirchenbeitragsanteil buchstäblich nichts übrig – kein Geld für Strom, Telefon, Reinigung, Büroaufwand, ja nicht einmal für die Liturgie (Kerzen, Hostien, Messwein, Musikerhonorare …) … am besten: Wir finden Mieter für das großzügig angelegte Gebäude. Die Mieteinnahmen sollten, so schwebte mir vor, die Kosten für die Geothermie decken – und wenn möglich etwas mehr als das.

Der Entschluss stand kaum fest, kam schon die erste Anfrage.

Zuerst kamen Asylwerber. Dann Polizistinnen und Polizisten, die wegen der Nachtdienste eine Übernachtungsmöglichkeit in der Stadt benötigten.

Dann kam die erste Mieterin. Wir bauten ein WC ein und eine kleine Küche, wo einst ein Kapuziner gelebt hatte.

Dann kam ein alleinstehender Herr mittleren Alters. Wir bauten eine Küchenzeile ein im einstigen Wohnzimmer des Pfarrers.

Er war kaum ausgezogen, da meldete sich wieder eine Dame, die eine kleine Wohnmöglichkeit suchte…

Ein Gastwirt fragte um ein Stück der Wiese, um eine Art Würstlstand aufzustellen.

Der 2. Parkplatz fand Stellfläche für Stellfläche zahlungswillige Autobesitzer.

Das Gästezimmer wurde ständig nachgefragt als Übergangslösung für Personen, die auf einen Platz im Caritas-Notwohnen oder in einem Frauenhaus warteten.

Der Pfarrheimkeller wurde ein beliebtes Lokal für private Geburtstags-, Hochzeits- oder andere Feiern,

Nach etwa 10 Jahren (2014) waren die Mieteinnahmen höher als der Kirchenbeitragsanteil.

Auch aus anderen Gründen, aber immerhin: 2017 war die Pfarre schuldenfrei.

Ihr werdet jetzt sagen: na klar, Gott sorgt für uns – aber das war ja eine Pfarre …!

Liebe Leute, das gilt alles für jeden und jede von uns! Dazu morgen mehr!

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