Gehalten in der Pfarrkirche Gaming, 20.5.2024
Liebe Brüder und Schwestern!
Was den Weisen und Klugen verborgen ist, was aber auch kleine Kinder merken – ganz selbstverständlich … – wie Gott wirkt, wie Gottes Geist handelt.
Vielen Menschen heute, gerade auch in der Kirche, geht es wie den Toten in der Lesung. Ein gewaltiges Heer, das aber keine Kraft hat, wo die Bedeutung fehlt. Viele wissen mit dem Heiligen Geist gar nichts anzufangen. Zu lange und zu sehr wurde die Struktur der Kirche betont, man hat sich auf Glanz und Macht, Reichtum und Einfluss verlassen. Auf die Tradition, und auf das Lehrgebäude.
Und dabei vergessen, dass Gott es eigentlich und in Wahrheit ist, der das alles belebt und am Leben erhält. Wie wenn jemand, und der kann noch so klug und mächtig, schön oder prominent sein, vergísst, einzuatmen. Dann dauert es ziemlich genau 3 Minuten, und es ist aus und vorbei.
Die Menschen des Alten Testaments haben Gottes Geist den Namen „Ruach“ gegeben, das heißt ursprünglich tatsächlich Atem oder Wind.
Der lebendige Hauch des Atems ist Zeichen dafür, dass jemand lebendig ist.
Wenn wir zu Menschen, die wir nicht mögen, sagen: Du bist Luft für mich, sollten wir vielleicht einmal nachdenken, was das im Grunde bedeutet.
Viele Menschen verhalten sich so, als ob Luft keine Rolle spiele. Als ob man sie nicht braucht, wie etwas Unwichtiges.
Luft ist wirklich ein gutes Symbol für Gottes Geist.
Dem geht es nämlich ähnlich: Die meisten Menschen halten ihn/sie für überflüssigen Luxus, auch gute Christen. Brauch ich eigentlich nicht.
Ruach oder Schekinah ist der Aspekt Gottes, die Persönlichkeit Gottes, die mit uns Kontakt aufnimmt, ständig da ist und uns am Leben erhält – wie die Luft, die wir atmen. Ohne dass wir das merken.
Uns aufatmen lässt. Einen Luftpolster bildet, rund um uns, dass wir es weicher haben. Eine Sicherheitsmatratze nach unten, wenn wir fallen.
Einen Filter für das, was von oben kommt. Ein Schlauchboot, das über Untiefen führt.
Wenn ich das nicht haben will – ausdrücklich Gott mir wurscht ist – dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich mich überall stoße, die Umwelt mir giftig und feindlich vorkommt, in schlechter Luft mitten in der Senkgrube stehe und ständig selber ruachln – das heißt, ich kanns fast nicht derschnaufn – und rudern muss, um mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen, der Auftrieb fehlt. Wenn manche Systeme in Politik und Wirtschaft oder Kirche – man hat zumindest mitunter den Eindruck -: aus dem letzten Loch pfeifen, dann ist das, denke ich mir, die unmittelbare Folge von langanhaltender Resistenz – Widerstand – gegen das Wehen des Heiligen Geistes.
Man hat schlicht und einfach vergessen zu atmen – tief genug zu atmen.
Wenn ich innen drin bleibe und die Luft immer schlechter wird, und es lüftet keiner, wenn wir die Anstrengung erhöhen, schneller atmen, dann geht uns nur umso rascher die Luft aus.
Frische Luft ist in diesem Fall das einzige, was hilft.
Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir Gottes Geist so dringend brauchen, wenn er/sie so lebensnotwendig ist wie Luft – was können wir tun?
Da habe ich eine wirklich gute Nachricht:
Wissen Sie, was die Luft noch für eine Eigenschaft hat?
Luft strömt von selbst, automatisch, in leere – luftleere – Räume – sobald eine Öffnung da ist.
Wir müssen aufmachen. Wir brauchen nicht einzuatmen. Die verbrauchte Luft müssen wir ausatmen – die frische Luft strömt von selber in uns ein. Einatmen geht von selber. Wenn wir schlafen oder voll konzentriert mit etwas beschäftigt sind oder überhaupt den ganzen Tag … wir brauchen gar nichts machen, unser System atmet einfach ohne unser bewusstes Zutun.
Leben gedeiht von selber. Denken Sie an Pflanzen: aus jeder Wiese und jeder Garten wird nach wenigen Jahren ein Wald, wenn man die Vegetation nicht daran hindert …unsere Haare, Nägel … der Embryo im Mutterleib, wachsen von selber, Wunden verheilen von selber, wenn man sie nicht dabei stört…
Und allerdings nur solange wir atmen …
Vor ein paar Tagen habe ich mit einer Bekannten geblödelt – wir haben gemeint, es wird eh dauernd gebetet, dass Gottes Geist kommt und wirkt. Warum tut sich so wenig? Vielleicht sollten wir besser darum beten, dass die Ruach ein paar Löcher bohrt. In uns. Der Heilige Geist, Gottes Lebenskraft und Atem, ist ja immer da.
Nur: aufmachen, Augen, Ohren, Herzen, Verstand… aufmachen müssen wir.