Schlagwortarchiv für: Maria

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

„Wir schaffen das!“ – Das ist praktisch seit mehr als einem Jahr ein geflügeltes Wort; politische Gegner der Angela Merkel haben sich darüber auch lustig gemacht. Aber vielen hat diese Haltung imponiert.

Gibt es nicht viel zu wenige Menschen, die bereit sind, angesichts schwierigster Herausforderungen nach Lösungen zu suchen, sich wirklich mit Haut und Haaren, Herz und Hirn einzusetzen und nötigenfalls auch ihren Kopf hinzuhalten?

Und: Hat das etwas damit zu tun, dass die wenigsten daran glauben, dass Gott da sein und ihnen beistehen wird? Allein auf sich gestellt aufgrund eines heroischen Entschlusses kann man das nämlich natürlich nicht.

Schauen wir uns genauer an, was Maria im Evangelium sagt:

Unbeeindruckt von den großartigen Visionen, die ihr der Engel vor Augen stellt, seine Herrschaft wird kein Ende haben usw., denkt sie an das Naheliegende. Sie schaltet ihr Denkvermögen nicht aus, sondern erkundigt sich: Also gut – und wie genau soll das gehen, bitte? Ich bin schließlich noch nicht verheiratet …

Nachdem – erst nachdem – es einleuchtend erklärt wurde, willigt sie ein.

Und macht Gottes Wirken sichtbar.

Doulos Theou ist übrigens der Ehrentitel für Abraham, Moses, David und die Propheten und wird im AT mit „Gottesknecht“ übersetzt. Maria wird vom Evangelisten in diese Reihe gestellt. Es bedeutet, die gesamte Existenz, Leib und Seele, das persönliche Schicksal, Gott zur Verfügung zu stellen.

Liebe Brüder und Schwestern: So, wie Gott bei Abraham, Moses, den Propheten und Maria quasi anklopft und höflich fragt, ihnen den Auftrag nennt und die Frage nach der Bereitschaft stellt, so tut er das auch bei uns. Bei jedem von Ihnen hier und bei allen Menschen.

Gott beruft uns und bittet um unser Ja.

Wie Maria sollen und dürfen wir fragen: Und wie genau soll das gehen, wenn ich etwas für dich tue? Und wo ist mein Einsatzgebiet? In der Familie, im Verwandten- und Freundeskreis? Oder im Beruf? In meinem Hobby? Ist es ein Ehrenamt in Pfarre, im Verein, Feuerwehr, in der Lokal- oder Landespolitik, , …? Soll ich einfach nur zuhören? Gespräche führen? Durch mein Vorbild wirken – in Umweltfragen, in Erziehung, im Konsumverhalten, bei Versöhnlichkeit oder Hilfsbereitschaft oder Tüchtigkeit, Verlässlichkeit – oder mit meiner Lebensfreude, mit dem wachen Verstand, mit Humor oder Menschenfreundlichkeit?

Im bekannten Lied singen wir jedes Jahr: Als Maria mit dem ungeborenen Jesus in sich durch die Öde ging, da haben die Dornen Rosen getragen.

Ja, wo Menschen, wo wir Gottes Wirken bejahen und sichtbar in dieser Welt machen, da beginnt die Wüste zu blühen, da geschehen Wunder, da werden Menschen, Beziehungen, Umstände heil … da ist Gott präsent und erfahrbar.

Dann ist alles möglich und es gibt nichts, das nicht zu schaffen wäre.

Denken wir immer daran, wenn wir Nachrichten hören – über Krieg, über Katastrophen, über irgendetwas, was nicht in Ordnung ist auf unserer Welt.

JHWH – Gott ist da – im Bauch der Maria, er ist da, wo Menschen ihn zu anderen Menschen tragen.

Die Vorgeschichte des Lukasevangeliums ist bereits Neues Testament, ist Neuer Bund, das Reich Gottes ist angebrochen noch vor der Geburt Jesu.

Gott ist auf unsere Seite gegangen, hat die Seite gewechselt, ist herüben … für immer.

Übrigens: Nicht versäumen: Morgen Abend Predigt zu Weihnachten live auf Facebook in meiner Gruppe: “GöttInnen in Ausbildung”!

Predigt               Mariä Himmelfahrt 2023 – Abschiedsfest

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder – es wird mir abgehen, jeden oder fast jeden Sonntag Menschen in der Kirche so anzusprechen. Im ersten Jahr als Pastoralassistentin in Hörsching ist mir diese Anrede gar nicht leicht gefallen – ich hab ein paar Monate gebraucht, bis es mir leicht über die Lippen gegangen ist.

Ich habe begriffen, verinnerlicht, dass es stimmt.

Wir sind in der Tat Geschwister.

Hier unsere Kirchengemeinde. Alle Christen – aber eben auch alle Menschen auf diesem Planeten. Die vor uns, die jetzt lebenden und die nach uns Kommenden.

Sie dürfen uns nicht egal sein. Sie gehen uns etwas an.

Was hat das mit dem heutigen Feiertag zu tun?

Damit, dass Maria, die Mutter Jesu, als ganze – als a Ganze, wie wir hier sagen, in den Bereich Gottes aufgenommen worden ist. Mit Leib und Seele.

Den Ausdruck „mit Leib und Seele“ – das kennen wir. Menschen, die ebene ganz und gar z. B. Ärztin sind oder Krankenschwester oder Seelsorger oder Künstlerin, Wissenschafter. Oder auch Gärtner, Lehrerin, Erzieher oder Mutter und Vater.

Maria dürfte mit Leib und Seele, ganz und gar, ein glaubender Mensch gewesen sein. Mit Gott in jedem Moment ihres Lebens verbunden. In jeder Tätigkeit, mit jedem Gedanken im Bewusstsein der Gegenwart, Anwesenheit des/der Ewigen. Die Heilige Schrift beschreibt es so: Du sollst deinen Gott lieben mit ganzer Seele, ganzer Kraft und all deinen Gedanken (– und deinen Nächsten wie dich selbst.)

Das kann man nicht einfach zum Verschwinden bringen, das überdauert den Moment des Sterbens, das bleibt in der anderen Welt.

Die andere Welt ist neben und um uns. Greifbar nahe. Wir nehmen nur nicht wahr, was sich da abspielt, weil es – möglicherweise – zu schnell ist…?

Die Physik sagt, dass ab einer gewissen Geschwindigkeit unser Auge nicht mehr begreift, dass da etwas ist, vorbeisaust … Film und Fernsehen arbeiten so. Ab 10-15 Bildern pro Sekunde nimmt unser Sehvermögen, unser Hirn das ganze als Geschehen auf, als Film.

Und ab einer gewissen Geschwindigkeit sehen wir gar nichts mehr.

Zeit und Raum spielen bei Gott keine Rolle.

Und der biologische Verwandtschaftsgrad genauso wenig.

Maria im Himmel – das meint auch: Wir alle, jede und jeder von uns, ist mit Jesus Christus genauso verwandt, ihm genauso nahe wie Maria.

Ich verabschiede mich heute von euch. Das Leben geht rasant weiter, mit Änderungen hier bei euch und mit einer großen Änderung für mich. Ich bin in meinem Leben schon mehrmals übersiedelt – als Mensch und Persönlichkeit bleibt man dieselbe.

Es gibt ein geflügeltes Wort: Nur wer sich wandelt, bleibt sich treu.

Die Pfarre, bald die Pfarrteilgemeinde Haid wird auch dieselbe bleiben.

Ja sie wird nur Bestand haben, weil und inwiefern immer wieder Veränderung geschieht – immer wieder neue Menschen dazukommen und sich einbringen.

Und weil Bräuche, auch Lieb und teuer Gewordenes, wenn es das Leben behindert, die Entwicklung aufhält, leichten Herzens entlassen und aufgegeben wird. Platz schafft für Neues.

Ich bin einige Male positiv überrascht gewesen, wie offen die Pfarre Haid für Neues ist, wie sich immer wieder andere, bessere Wege aufgetan haben.

Wir sind eingeladen, von Maria aus Nazareth zu lernen: auch für unser normales persönliches Leben in der je eigenen Situation und Umgebung.

Und so wünsche ich Ihnen, euch allen: gedeihliche Weiterentwicklung – Im Bewusstsein, dass ihr alle, dass wir alle Gesegnete sind.

Predigt                                                                                     4. Advent 2022

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

„Träume sind Schäume“, sagt der Volksmund. Stimmt das?

Die großen spirituell Begabten der Menschheitsgeschichte aller Religionen und die moderne Wissenschaft sagen etwas anderes.

Die Psychologie weiß: In den Traumphasen während des Schlafes regeneriert sich das Gehirn, erholt sich die Seele: Erfahrungen des Tages – und von denen verdanken wir 70 % dem Unterbewusstsein, wir nehmen viel mehr wahr, als das Wachbewusstsein mitbekommt, werden geordnet zu einem Ganzen, aber so, dass oft ein neues Muster entsteht – oft spüren wir nach einem guten Traum plötzlich ganz genau, was wir zu tun haben.

Viele glaubende Menschen haben die Erfahrung gemacht: Gott spricht zu uns mit Hilfe der Träume.

Bei Exerzitien wird immer nach den Träumen gefragt, sie sind wichtig für die geistliche Erfahrung.

Und dann gibt es noch die anderen Träume, die wir so nennen: die großen mutigen Entwürfe der Menschheit, Visionen, Ideen, die oft lang im Verborgenen wirken und sich entfalten, bis sie sichtbar und für viele, die so etwas bislang für unmöglich gehalten haben, überraschend ans Licht kommen.

Von beiden Arten zu träumen spricht heute das Evangelium zu uns, gibt es eine gute Nachricht Gottes an uns.

Es wird von einem Traum Josefs berichtet.

Josef hatte zuvor einen Traum für sein Leben, der soeben zerbrochen war: Bei den Römern auf Montage, monatelang, tüchtige Zimmerleute wurden gebraucht beim Aufbau der Stadt Sephoris und anderswo, gutes Geld ließ sich da verdienen, und dann baue ich mir eine eigene Werkstatt auf in Nazareth, mit Maria zusammen, über ein Jahr sind wir schon verlobt, es wird Zeit für die Hochzeit, wie ich mich freue …

Geplatzt wie eine Seifenblase – als er heimkommt, ist Maria sichtlich schwanger. Aus der Traum. Was soll er tun? Alles kurz und klein schlagen vor Wut? Maria vor Gericht bringen? Sich betrinken? Mit einem Freund drüber reden? Beten? Oder alles nacheinander? Er kommt zum Schluss: Je eher ich von hier fortgehe, diesmal für immer, desto besser … Und während Josefs Gedanken und Gefühle noch rotieren, fällt er in einen unruhigen Schlaf.

Und in diesem Moment, in dem er seinen Lebenstraum verloren gibt, gerät er an einen anderen, größeren Traum: Gottes Lebensentwurf ist anders und schöner – du hast dich in Maria nicht getäuscht, verbringe dein Leben mit ihr, sie erwartet Gottes Kind, sei diesem Kleinen ein guter Vater, sei für ihn da, erziehe ihn, lehre ihn zu vertrauen, gib ihm Sicherheit…

Gott träumt – von großherzigen, liebenden, vertrauenden, tatkräftigen Menschen, die die Welt ein Stück besser hinterlassen, als sie sie vorgefunden haben.

Gott träumt von und hofft auf Menschen wie Josef. Er war gerecht: heute sagen wir: er war schwer in Ordnung. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, urteilt nicht nach dem Augenschein und kann hinausschauen über die engstirnigen Rechtsvorstellungen der damaligen Zeit und über den eigenen Tellerrand.

Wovon träumt Gott heute?

Wieviele Träume Gottes sind in der Geschichte schon Wirklichkeit geworden?

Lange Zeit galt es als unvorstellbar, dass alle Menschen frei geboren sind und die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben. Menschenhaben nicht einmal davon zu träumen gewagt:

Dass nicht jede Geburt ein Risiko auf Leben und Tod darstellt oder dass man einen Blinddarm- oder Lungenentzündung im allgemeinen überlebt.

Dass alle Kinder zur Schule gehen.

Dass in unserem Land niemand erfriert oder verhungert oder (nach jahrelanger Arbeit mit 16-Stunden-Tag und ohne Urlaub) vor Erschöpfung stirbt.

Dass Menschen ihre Regierung selber wählen und bilden und nicht den Launen einzelner Familien oder Monarchen ausgeliefert sind.

Dass man den ganzen Planeten bereisen kann.

Dass Frieden herrscht – zumindest zwischen Deutschland und Frankreich. Zwischen Frankreich und England. Zwischen England und Amerika. Zwischen Österreich und Italien. Zwischen Spanien und Portugal …

Da fällt uns auch sofort ein, wo die Träume Gottes noch auf Verwirklichung warten.

Wovon träumen wir? Wovon träumst du?

Dass ein Streit aufhört, Versöhnung möglich ist? Dass jemand gesund wird? Dass die neue zusammengewürfelte Familie hält, endlich Geborgenheit und Glück vermittelt? Dass es nach 3 schlechten Erfahrungen einmal eine gute gibt? Einen sicheren Arbeitsplatz? Mehr Freude und Erfolg in der Schule? Verlässliche Freunde?

Dass die Natur nicht weiter vergiftet und zerstört wird? Friede zwischen allen Völkern und Menschen dieser Erde?

Dass alle spüren können: Gott liebt uns und ist immer da?

Wir sind eingeladen zu träumen. Gottes Möglichkeiten zu sehen, so tief zu glauben und so unkonventionell zu handeln und so praktisch zu lieben wie Josef es getan hat.

Predigt Mariä Empfängnis 2022                                Do., 8. 12. 2022 Haid

Liebe Brüder und Schwestern!

Gehören Sie auch zu den Rabattsammlern? Adventrabatt, der 10.Artikel ist gratis, Weihnachtsermäßigung, Vielfahrerbonus, Stammkundensupersamstag …

Man hat den Eindruck, man kriegt etwas geschenkt, und freut sich, kommt und stellt sich an in der Warteschlange, kämpft sich durchs Gedränge … es ist ja gratis.

„Gratis“ – dass etwas gratis ist, feiern wir heute. Geschenkt. Gnadenhalber.

„Du Begnadete“, du hast bei Gott Gnade gefunden … „voll der Gnade“ beten wir richtigerweise im „Gegrüßet seist du, Maria …“

Gnade ist ein altmodisches Wort, leider. Weil es sich um etwas handelt, dass in keiner Weise ausgedient hat.

Was ist das überhaupt?

Gnade ist, wenn nicht die schlechte Folge eines schlechten Handelns eintritt, sondern wider Erwarten Besseres.

Ich habe vor vielen Jahren einen Strafzettel auf dem Auto vorgefunden, weil ich zu nahe an eines Zebrastreifen geparkt hatte. Ich bin zur Polizeistation gegangen mit dem Zettel, der Beamte hat gesagt. Und wieso parken sie so nahe am Zebrastreifen? Ich habe ihm erklärt, dass ich mit dem Auto in der Schule war und dann mit dem Zug nach Wien gefahren bin, weil ich ja studiert habe Theologie … und wo ich wohne, ist Kurzparkzone, Innenstadt St. Pölten.

Der Polizist hat gesagt: „Aber das ist ja ein Wahnsinn, wenn sie nicht einmal zu Hause das Auto abstellen können … Dann hat er das Strafmandat zerrissen und gesagt: „Vergess ma das – aber nächstesmal stellen Sie sich bitte mindestens 5 m vom Schutzweg entfernt hin …“

Der Polizist hat die Wirklichkeit hinter dem äußeren Schein gesehen – gelten lassen.

Gott sieht immer unsere Wirklichkeit hinter dem äußeren Schein.

Gott sieht und lässt das gelten, was aus einem Menschen werden könnte, wie er ihn gemeint hat, das Potential, die guten Möglichkeiten.

Und er hält sie uns vor Augen. Wir sollen nicht zufrieden sein mit dem Status quo – wir sollen stets an unsere guten Möglichkeiten denken, die auf Verwirklichung drängen und warten.

Maria hat ihre Möglichkeiten gesehen …

Es gibt einen frommen Satz, ich glaube, er ist von Ignatius von Loyola: „Kaum jemand ahnt, was Gott aus ihm machen würde, wenn er sich ihm/seinem Wirken (dem Wirken seiner Gnade) vollständig überließe…

Vielleicht kennen sie die Geschichte vom Meister, bei dem in der Nacht ein Einbrecher auftaucht, der Meister wird munter und sagt: Nehmen Sie das, lieber Herr – und das auch noch … Nicht lange danach wird der Einbrecher gefasst. Bei der Gerichtsverhandlung wird auch der Meister als Zeuge und Geschädigter befragt, ob und was der Übeltäter ihm gestohlen habe, und gibt zu Protokoll: Bei mir hat er nichts gestohlen, denn alles, was er mitgenommen hat, habe ich ihm geschenkt.

Als der Einbrecher seine Gefängnisstrafe verbüßt hatte, kam er zum Meister und bat, als Schüler aufgenommen zu werden.

Gott nimmt das Beste von uns an. Dreht unser Tun zum Besten.

„Du bist in Ordnung so, wie du bist“ – welche Wirkung kann so ein Satz entfalten; – es braucht öfter mal einen Engel (Bote, Botin Gottes!), der uns das sagt.

Es wird von Theologen immer wieder kritisiert, dass wir vom „lieben Gott“ reden. Das sei verharmlosend und werde Gott nicht gerecht … Wir kennen diese Vorstellung – als ob Gott alle 2 Augen zudrückt,

Aber, liebe Brüder und Schwestern: Genau so ist Gott aber. Dies trifft es!

Gott ist nicht so, weil er nicht anders könnte – Gott ist sehr wohl auch gerecht und allwissend.

Aber Gott ist kein abstraktes Prinzip, sondern der Liebende …

Gott ist bis über beide Ohren verliebt in uns. Läuft uns nach. Lesen Sie einmal den Propheten Hosea!

Wer liebt, wird zum anderen nie sagen: ich will nichts mehr von dir wissen. Egal, was vorgefallen ist.

Wir dürfen das als Christen genießen, es ist uns offiziell verordnet wie eine Medizin: Gott schaut, dass unser Fehlverhalten nicht mit gleicher Münze heimgezahlt wird. Sondern überschüttet uns mit einem Geschenk nach dem anderen.

Die Sache hat nur einen Haken. Wir müssen es wollen.

Wenn wir nicht wollen, dass wir so bis zur Besinnungslosigkeit geliebt werden, dürfen wir gern was anderes haben. Nämlich dass wir die Auswirkung jeder einzelnen Tat, jedes Gedanken erleben.  Das Gesetzt von Ursache und Wirkung:

  • Zu wenig aufgepasst – Fehler, Unfall, Missverständnis … In der Gnade passt Gott auf …
  • Zu viel getrunken, gelacht, gefeiert …? Gesundheit beeinträchtigt, Umweltgifte tun ein Übriges dazu … alles bedrohlich … In der Barmherzigkeit bewahrt Gott auch unseren Leib.
  • Etwas gesagt, gemacht (Hass, Neid…) was nicht ok war? Kommt umgehend zu dir zurück, ausgleichende Gerechtigkeit …

Im Zustand der Gnade, wenn wir um Vergebung bitten, ist es weg … kann nicht wie ein Bumerang auf Umwegen zuerst andere behelligen und dann wieder zu uns zurückkehren …

Wenn wir die Gnade und Barmherzigkeit nicht wollen, gilt das Karma – und das ist vielleicht in, so zu reden – aber es ist ganz und gar nicht lustig. Karma – das ist die Denkweise einer anderen Religion.

Maria hat die Liebe und Zuwendung Gottes freudig angenommen. Mit Gnade und Barmherzigkeit total angefüllt. Gott will das auch für uns – es ist doch seltsam, dass sich die Massen nicht darum reißen, alles stehen und liegen lassen dafür und sich in langen Warteschlangen anstellen…

Predigt                                                                 17. 7. 2022

Liebe Brüder und Schwestern!

Aha – möchte uns Jesus etwa faul und untätig haben? Oder was soll das heute wieder im Evangelium? Sollen wir nur mehr beten und nicht mehr arbeiten?

Oder: ist unsere Vorstellung davon, was produktiv sein bedeutet, verkehrt? Zu eng, überholt? Hat Gott andere Maßstäbe als wir?

Stellen wir uns diese Situation, die geschildert wird, ganz konkret vor. Es kommt seltener Besuch. Die Hausfrau ist nicht wirklich greifbar, weil sie ununterbrochen herumsaust um besondere Festmenübestandteile zu zaubern zu ordern – es war ja ein vornehmes Haus mit Dienern, das Beste vom Besten soll es sei, ist ja ein denkbar vornehmer Gast.

Dieser Gast ist extra gekommen – warum? Um mit den Menschen, die er besucht, Kontakt zu pflegen. Um sich mit der Hausfrau, mit der Hausherrin, denn das war Martha, zu unterhalten, auszutauschen. Der Besuch gilt – ihr und dem Bruder Lazarus und der kleinen Schwester Maria … Der Gast würde sich über ein weniger aufwändiges Mahl, dafür über die Gesellschaft seiner lieben Freundin, durchaus mehr freuen.

Persönliche Beziehung ist wichtiger als äußere Perfektion.

Dann ist da die 2. Ebene – der Besuch, der da kommt, ist wie auch schon in der Lesung – Gott in Menschengestalt, Jesus.

Maria hat das Bessere erwählt, weil sie das wahrnimmt. Und entsprechend handelt – sie tut das Angemessene: sie begibt sich in seine Nähe, hört zu, nimmt ihn ernst, nimmt seine Botschaft in sich auf.

Uns geht es ja oft so: Wir sind wie Martha total beschäftigt – und zwar in kirchlichen Belangen, denn sie tut durchaus etwas für Jesus, für Gott – wie die vielen Ehren- und Hauptamtlichen, die in dieser und anderen Pfarren unermüdlich tätig sind – Fast hätt ich gesagt. Rastlos tätig sind. Denn genau das wäre verkehrt.

In Braunau – St. Franziskus habe einmal folgendes erlebt: Einer der Firmbegleiter und ich trugen 10 schwere Tische vom Keller ins Erdgeschoß, damit beim Eltern- und Patenabend am Abend des gleichen Tages die Leute im schönen Raum bei Tischen sitzen könnten. Wir machten das gleich in der Früh; der Firmbegleiter ging dann in die Arbeit, ich in den Schulunterricht.

Kurz nach Mittag rief mich eine sehr ordnungsliebende, fleißige Mitarbeiterin der Pfarre an und erklärte empört: „Also, die Leute sind wirklich furchtbar. Da lassen sie einfach 10 Tische mitten am Gang zur Kirche stehen Was denken sich die dabei?

Ich habe alle wieder in den Keller getragen!“

Wieviel Pläne wurden – in unserer Diözese, im Pfarrgemeinderat, in der einen oder anderen Gruppe oder Fachausschuss – schon gemacht, wieviel Seelsorgskonzepte existieren und füllen Bibliotheken, wieviel Ratgeber für Verkündigung und Liturgie kann man erwerben – und doch übersieht man oft das einzig Wichtige:

Auf Gott, auf Jesus selbst zu hören.

Beten.

Mit ihm in Kontakt treten, zuhören, mit dem Herzen hinspüren, was er gerade von mir, genau von diesem Gremium, exakt in dieser speziellen Situation, … will, was es braucht, was wirklich gut ist und angemessen. Und nicht nur Beschäftigungstherapie.

Seien wir ehrlich: Das persönliche Beten, überhaupt die Pflege unserer Spiritualität, da gehört Kunst, Kultur, Nichtstun dazu,  fällt oft unserer unermüdlichen Tätigkeit, unserer Überbeschäftigung zum Opfer.

Wie in den zwischenmenschlichen Beziehungen, dort ist es auch nicht das Wahre, machen wir es auch in der Freundschaft mit Jesus Christus: Wenn es stressig wird, wenn die Zeit knapp ist, sparen wir die Beziehungspflege ein, lassen wir die Kommunikation verarmen, …

Und dann wundern wir uns, wieso unsere Bemühungen ins Leere laufen…

Wir benötigen unbedingt den Austausch mit Gott, so bekommen wir Energie, Ideen, Ausdauer, …

Und dann gibt es noch eine dritte Ebene, eine Schieflage, die hier durch Jesus zurechtgerückt wird. Maria tut etwas, was zwar im Jünger- und Jüngerinnenkreis um Jesus üblich geworden war, was aber für das damalige und auch das heutige Judentum in seiner orthodoxen oder ultraorthodoxen Form unerhört ist: Sie sitzt zu Füßen des Rabbi, das ist die Position des Rabbinerschülers, des Jüngers. Sie hört den Ausführungen des Meisters zu und diskutiert vielleicht nicht heute, aber später mit. Und Schüler/in eines Rabbi zu sein hat ein Ziel: selber einer zu werden, zu lehren, schriftkundig zu sein.

Im orthodoxen Judentum dürfen Frauen die Hl. Schrift nicht lesen und auch die Torarolle nicht berühren – denn da drin ist Gott anwesend, und Frauen sind – unrein.

Die große Schwester Marta verhält sich umgekehrt genau so, wie es von der vorbildlichen jüdischen – und auch Jahrtausende lang christlichen – Hausfrau erwartet wurde (und wird).

Wenn Jesus jetzt das Verhalten Marias als vorbildlich lobt und Marta freundschaftlich tadelt – so in der Art – geh Marta, jetzt kennst mi schon so lang, denk do amal nach – dann rückt er die Rolle der Frauen zurecht – in die Richtung, wie es Gottes Absicht besser entspricht.

Der Platz der Frau ist laut Jesus im Kreis der Jünger/innen, bei der Theologie, in der Diskussionsrunde, dort wo Gesetze gemacht werden, denn genau das geschah unter Schriftgelehrten und Gesetzeslehrern, sichtbar und hörbar in der Öffentlichkeit. Nicht wie die Stammmutter Sara, die noch vom Zelt aus zuhört …

Es soll eine Aufmunterung für Marta sein und für alle Frauen, die heute noch -nicht nur – im orientalischen Bereich es allzuoft für normal, gottgegeben halten, sich mit dem privaten Bereich, mit Küche und Haushalt zu begnügen. Sondern das Bessere, ein besseres Los, zu wählen.

Jesus zeigt Gottes Menschenfreundlichkeit und Gerechtigkeit.

Und ich wünsche uns, Ihnen und mir, dieser zu vertrauen, sie annehmen zu wollen.

Das schwarze Schaf Billy

Billy war traurig.

Die anderen Schafe hatten wieder einmal miteinander gespielt, gefressen und vor dem Schlafengehen Neuigkeiten ausgetauscht – aber ohne ihn. Jeden Tag ließen sie ihn merken, dass er irgendwie nicht dazugehörte, dass sie ihn nicht dabeihaben wollten, weil er anders war.

Alle Schafe hatten ein weißes Fell – nur Billy war schwarz.

Seine Mutter hatte ihn jedes Mal mit großen runden Augen angeschaut, wenn er zu ihr gekommen war – und oft hatte sie ihn stundenlang abgeleckt in der Hoffnung, dass die Farbe abgehen würde und ihr Sohn so aussehen würde wie die anderen.

Billy war mit dem Gefühl, ein Außenseiter zu sein, vertraut.

Heute aber war es besonders schlimm.

Die Hirten der Schafe waren ganz aufgeregt, froh und ein bisschen ängstlich zugleich – und diese Stimmung hatte sich auf die Schafe übertragen: Ein Gefühl der Erwartung und Vorfreude hatte sie noch lange vom Schlaf abgehalten.

Freilich, mit Billy redete niemand.

Heute schubsten ihn die größeren weißen Schafe mehrmals weg, als er ihnen lästig wurde mit seinen Fragen; sogar seine Mutter tat so, als würde sie ihn nicht bemerken.

Dabei hätte Billy zu gern gewusst, worum es ging. Es musste wohl etwas Besonderes und Schönes sein, soviel hatte er begriffen.

Nun kauerte Billy einsam in der Ecke des kleinen Stalls, in dem er schon oft seine Zuflucht genommen hatte. Tränen kullerten über sein Fellgesicht, und er wünschte sich wie so oft, dass alles doch ganz, ganz anders wäre …

So sehr war Billy mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er die Leute erst bemerkte, als sie schon mitten im Stall standen. Erschrocken drückte sich das kleine schwarze Schaf in den dunkelsten Winkel.

Der Mann richtete Stroh zu einem Haufen zusammen, auf den sich die Frau mit einem Seufzen sinken ließ.

In den nächsten Stunden war ziemlich viel los im kleinen Stall. Hirten kamen und gingen; zwei ihrer Frauen blieben, und gegen Mitternacht war ein Menschenjunges geboren worden, das nun in der einen Futterkrippe ruhig lag.

Die Hirtenfrauen waren wieder gegangen, die Eltern des Babys eingeschlafen.

Nun traute sich Billy aus seiner Ecke hervor. So gern wollte er das neugeborene Kind sehen – er wusste jetzt, worum es bei der Aufregung bei Hirten und Schafen gegangen war.

Vorsichtig näherte Billy sich der Krippe. Einmal nur dem Kind ins Gesicht sehen…… Aber wie erschrak das kleine schwarze Schaf, als sein Gegenüber plötzlich die Augen öffnete – und ihn, Billy, den niemand mochte, anlächelte. Billy war so froh, dass er sich an das Kind kuschelte – und zugleich mit diesem glücklich einschlief.

Billy erwachte, weil Menschen miteinander redeten.

Ah, da ist ja der kleine Ausreißer … ja, wenn ihr ihn brauchen könnt, bittesehr, nehmt ihn als Geschenk von uns …

Zuerst erstarrte Billy, als er die Hirten hörte. Aber dann öffnete er die Augen, es war schon mitten am Tag, er sah ein wunderschönes liebevolles Gesicht, das sich jetzt weiter zu ihm herunterneigte. „Ja, so ein liebes kleines Schaf – es wird der erste Spielgefährte für unser Kind sein“, sagte die Mutter des Kleinen, und dabei kraulte sie Billy sanft hinter den Ohren.

Adventkalender Tag 22

4. Adventsonntag, 19. Dezember 2021

Zum Evangelium Lk 1, 39-45

Wieso besucht Maria überhaupt ihre Tante? Wieso geht sie tagelang zu Fuß quer durchs Land?

Ich habe heuer dazu eine Erklärung gelesen, die neu für mich war und die mir zu denken gibt:

Maria hat die Aussage des Engels überprüft.

Wir erinnern uns: Bei der Verkündigung hat der Bote ja dick aufgetragen: Sohn des Höchsten wird er heißen, sein Reich wird kein Ende haben … usw.

Schon da hat Maria äußerst bedacht reagiert: Ja und wie bitte stellst du dir das vor? Sie wusste ja: Nach menschlichem Ermessen und dem Stand der Wissenschaft war es unmöglich, dass sie schwanger war.

Genauso unmöglich wie bei ihrer Tante, die die Wechseljahre hinter sich hatte.

Und gerade die hatte der Engel als Beispiel genannt – dafür, dass bei Gott nichts unmöglich ist.

Wenn jetzt Elisabeth tatsächlich ein Kind erwartete, dann, so muss Maria überlegt haben, ja dann kann auch all das andere stimmen, was der Gottesbote gesagt hat.

Vielleicht nehmen wir uns Maria zum Vorbild: In der Skepsis gegenüber übernatürlich erscheinenden Phänomenen und Spekulationen und Behauptungen aller Art.

OK, da war ein echter Engel bei ihr – und sie ist nicht vor Ehrfurcht erstarrt, sondern hat zuerst ihn ausgefragt und danach seine Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.

Bei uns ist gerade so viel Obskures in Umlauf, was Corona betrifft – der helle Wahnsinn.

Das Virus sei eigens erfunden worden, um die Weltbevölkerung zu verringern. Oder um mit der Impferei über die Pharmakonzerne unwahrscheinlich viel Geld zu scheffeln. Oder um durch die Maßnahmen eine weltweite Diktatur zu errichten … und … und … und …

Sogar himmlische Botschaften werden schon verbreitet: Wer sich impfen lässt, kommt nicht in den Himmel usw.

Da schrecken tatsächlich so manche vor nichts zurück.

Wir sind gefirmt, erwachsene Christen. Wir haben nicht nur die Fähigkeit, sondern die Pflicht, uns ordentlich zu informieren. Nachfragen, selber zu den Quellen gehen.

Was Menschen bezwecken, die Misstrauen gegenüber der Schulmedizin, der Ärzteschaft, der Politik usw. säen, kann auf keinen Fall etwas Gutes sein.

Davon bin ich überzeugt.

Maria hat sich auch deswegen auf den Weg gemacht, um herauszufinden, ob die ihr gemachten Verheißungen glaubwürdig sind.

Vernunft, Erkenntnis und Wissenschaft sind Gaben des Heiligen Geistes. Schätzen und erstreben und verwenden wir sie. Tauschen wir und mit unseren Mitmenschen aus. Stehen wir in ständigem Kontakt mit Gott. All das hat Maria gemacht.

Überprüfen wir – auch wo es nicht um Corona geht – alles, was uns seltsam vorkommt.

Das kann auch für uns nur von Vorteil sein.

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria

Ein komplizierter Name für eine komplizierte Sache …? Was soll denn das wieder sein: Erbsünde? Kann man eine Sünde erben?

Wir können alles Mögliche Ungute mitbekommen von unseren Vorfahren:

Traditionen, Familienzwiste, Einstellungen, Glaubenssätze, Verhaltensweisen, Meinungen, auch die Art, wie wir glauben und natürlich was wir uns unter Gott vorstellen usw.

Natürlich haben wir das alles nicht „geerbt“ in dem Sinn, als ob wir es mit der DNA mitbekommen hätten, automatisch sozusagen.

Wir haben all das gelernt.

Und da kommt die frohe Botschaft von Jesus zum Tragen: Alles, worunter wir leiden, was wir falsch denken oder tun, unsere Zwänge, Grenzen, Vorstellungen… was wir GELERNT haben, können wir auch wieder VERLERNEN.

Wir sind nicht, NIEMALS an Entscheidungen oder Vorstellungen unserer Eltern, Großeltern, Chefs, Vordenker, Religionsoberhäupter … gebunden.

Wir haben die Freiheit, ganz anders zu sein.

Wir alle haben die Chance, uns zu glücklichen Menschen zu entwickeln.

Gott liebt uns und möchte uns aus allem Furchtbaren unserer Umgebung herausreißen …

Die Übung für heute:      

Überlege: Wovon möchtest du frei sein?

Tipp: Gott hilft dir dabei liebend gerne …

Es begegnen uns immer wieder Personen, bei denen wir einfach nicht „ankommen“. Wenn du dich ärgerst, dass dich bestimmte Menschen nicht mit offenen Armen willkommen heißen, mach dir bewusst: Du bist in der besten Gesellschaft.

Jesus hat durchaus nicht bei allen Anklang gefunden. Wir hören es am Weihnachtstag im Evangelium: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11).

Schon seinen Eltern ging es so. In vielen Pfarren gibt es den Brauch des Herbergsuchens. Es erzählt davon, wie Maria und Josef – beinahe – vergebens eine Unterkunft suchen in Betlehem.

Schließlich wird ein Stall zum Ort der Geburt.

Du kannst heute einmal nachschauen, wo sich bei euch zuhause die Weihnachtskrippe befindet, die dann am 24. Dezember unter dem Christbaum oder an einem besonderen Ort aufgestellt wird.

Ist etwas zu reparieren? Ist sie vollständig? Du kannst sie auch leer, ohne Figuren, schon einmal aufstellen …

Donnerstag,                             

6. 5. 2019, 18.30

Pfarrzentrum Haid

Josefstüberl                   

 mit MMag. Dagmar Ruhm,

Pfarrassistentin                                                    

Thema:

Maria – und wir. Aus der vielfältigen Tradition Heilsames auswählen.

Was mich erwartet:

Kreative Übungen, Spirituelle Texte,

Austausch, saisonale Köstlichkeiten (letztere zum Mitnehmen)

Persönliche Anmeldung ist erforderlich: 0676 8776 5305

Kostenbeitrag: EUR 10,-      

Veranstalterin: Pfarre 4053 Haid, Kirchenstr. 1, Tel.: 0676 87765305