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Heute bekommt ihr wieder einen Vorschlag, wie ihr beten könnt:

Singt ein religiöses oder spirituelles Lied, das euch gut gefällt und euch “erhebt” – gleichgültig, ob klassisch oder modern, ob künstlerisch wertvoll oder kindgemäß.

Setzt euch allein irgendwo hin, beim Autofahren geht es auch gut, und singt es. Zuerst auswendig. Wenn eure Textlücken wirklich erheblich und störend sind, besorgt euch den Text.

Singt es einmal mit dem Text vor euch.

Und das wars auch schon.

Bis morgen!

Wann haben Sie zuletzt gebetet?

Davon abgesehen, dass Gott sich über die Maßen freut, wenn Sie mit ihm/ihr in Kontakt treten, ist beten eines der wenn nicht das wirksamste Mittel, damit es uns gut geht.

Ausprobieren!

Wie?

Eine Übung für heute: Schreiben Sie 10 Dinge/Ereignisse …auf, für die Sie heute dankbar sind. Lesen Sie die Liste Gott vor. Formulieren Sie in Gedanken oder Worten einen Satz, den Sie ihm/ihr sagen.

Das wars schon.

Wie gesagt: ausprobieren!

Vor ein paar Tagen habe ich folgendes Buch fertiggelesen: “Die Stille der Frauen” von Pat Barker.

Der Stoff der Ilias, erzählt aus der Sicht der Briseis. Höchst spannend! Ich habe das Buch kaum aus der Hand gelegt. Natürlich: düster, traurig … außerdem weiß man, wie die Geschichte ausgeht.

Besondere Erkenntnis: Die Menschen damals bzw. die Figuren im Buch beten oft. Briseis’ Kommentar: Aber die Götter hören nicht, sie hören nicht auf einfache Menschen, sie erhören niemals die Gebete von Sklaven …

Ein immenses Glück, in der Tradition der Bibel aufgewachsen zu sein! Gott hört nicht auf die Gebete von Sklaven?

Ich weiß etwas anderes:

“Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen …” Ex 3,7-8a

Das Buch gibt es z. B. bei Thalia, Libro und in jedem guten Buchgeschäft.

Predigt                                                         7./8. 8. 2021   Pucking

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir lesen das manchmal in der Zeitung, oder wir hören es in den Nachrichten: Der bekannte Politiker XY, … irgendwas ist vorgefallen, ein besonderer Misserfolg meistens,  – zieht sich ins Privatleben zurück.

Es reicht.

Jetzt mach ich das, mit dem ich mich von Jugend an auskenne, ich geh auf Nummer sicher, da kann nichts schief gehen, ich will meine Ruhe haben.

Ich kenne das heute wieder von einer Reihe hochgradig engagierter Menschen in der Kirche, die sich ins Privatleben zurückziehen – ehemalige Pfarrgemeinderäte, Religionslehrerinnen, Vorsitzenden von kirchlichen Gremien.

Begeistert waren sie in den Anfängen, der Aufbruch des 2. Vatikanischen Konzils, wohl auch die eigene Jugend damals, die Hoffnungen und Erwartungen, die sich knapp vor ihrer Erfüllung zerschlugen … Die Lage in der Kirche ist jetzt so –dass sie sich einwintern und warten auf bessere Zeiten… oder dass sie einfach gehen.

Liebe Brüder und Schwestern: So ähnlich, aber noch ärger, ist es dem Elia gegangen, hören wir in der Lesung. Er ist total fix und fertig und wünscht sich nur mehr den Tod – seine Ruhe will er haben, für immer.

Der Grund dafür – und der kommt im Text leider nicht vor: die Königin hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Elia hat sämtliche Baalspriester hinmetzeln lassen, nach dem er vorher eine Wette gegen sie gewonnen hat. Elia hat ein Gottesurteil inszeniert, welches Opfertier besser brennt, auf dessen Seite ist der mächtigere Gott, Jahwe gegen Baal – über sein Opfertier hat er Hektoliter Wasser schütten lassen, und trotzdem ist sein Opfer anstandslos verbrannt und das der versammelten Mannschaft an Baalspriestern, der Religion der Königin, nicht.

Und jetzt ist er auf der Flucht, mit knapper Not der Rache entkommen, mitten in der Wüste – statt als strahlender Held die Jahwereligion in Israel neu festigen.

Trotz Großleistung gescheitert.

Und geradeso geht es heute vielen, die trotz enormer Anstrengung keine Erfolge sehen, wo Pläne nicht aufgehen, Projekte scheitern, Lebensentwürfe platzen bevor sie sich erfüllt können.

Auch wir erleben das, und sind wir verzweifelt oder ziehen uns – zum Selbstschutz – zurück.

Und genau in solche Situationen hinein möchte Gott uns neuen Mut zusprechen, Kraft geben…

Drei Sonntage hindurch geht es um die Brotvermehrung, in all ihren Varianten und mit Nachwirkungen.

Die Speisung der 5000 – beinahe aus dem Nichts heraus – soll allen Menschen der Zukunft, nachdem sie sich ereignet hat, Mut machen: Jesus ist jederzeit in der Lage, uns zu stärken und neu aufzurichten.

Und er machts geduldig. Der Prophet Elia will zuerst gar nicht. Er isst und trinkt und dreht sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen. Aber beim dritten Mal ist er so weit und so gut drauf, dass er wieder das tun kann was ansteht.

Wir brauchen Erholungsphasen – oder Zeiten der Trauer, des Verarbeitens, des Verschnaufens – Gott weiß das, sie hat uns immerhin erschaffen.

Wir brauchen Zeiten, damit wir zu uns selber kommen, gründlich nachdenken und beten.

Ein besonders wichtiger Grund, warum sehr engagierte und fähige, tüchtige Menschen oft den Hut draufhauen, ist es, dass sie die Verbindung zu Gott nicht spüren.

Sie können irgendwann einfach nicht mehr, weil ihre eigene Kraft und Geduld aufgebraucht sind.

Sie haben es übersehen, dass die eigentliche Kraft von oben kommt.

Und dass sie immer kommt, wenn wir darum bitten.

Es ist halt leider in zu glauben, es sei schlecht, wenn man nicht alles allein schafft und um Hilfe bitten muss. Viele genieren sich irgendwie vor Gott, dass sie es nötig haben.

Es ist weit verbreitet, einem anderen Gott zu huldigen als Jahwe. Dem “Wassa“ Gott. „Wassa – gen die Leute“, „Wassa-gen die Nachbarn, die Kollegen, die Familie… „Schau, die/der schafft es nicht!“ Was Gott zu sagen hat, bleibt gleichgültig. Sogar wenn es lautet: „Du schaffst es weil ich dir helfe“.

Wir werden einen immensen Zuwachs an Kraft bemerken – weil Gottes Möglichkeiten unendlich sind.

Im Einsatz für andere, auch wo lange kein Ergebnis in Sicht ist.

Im Glauben, dass Frieden möglich ist und Versöhnung auch nach der 77. Enttäuschung und nach dem schweren Rückschlag. Sehen wir das Gute im Mitmenschen – und wo wir es nicht gleich sehen – suchen wir es!

Lassen wir uns den Hunger nach Gerechtigkeit niemals stillen durch materielle Placebos (Wohlstand, gesellschaftlicher Aufstieg, Privatleben, Vergnügungen …) – und lassen wir uns niemals die Sehnsucht ausreden, die Sehnsucht danach, dass alles auch ganz anders sein könnte, dass es einen Sinn hat sich einzusetzen ohne sichtbaren Nutzen für uns –

Wir werden die Kraft haben, wenn wir sie uns schenken lassen.

Amen.

Donnerstag,                             

6. 5. 2019, 18.30

Pfarrzentrum Haid

Josefstüberl                   

 mit MMag. Dagmar Ruhm,

Pfarrassistentin                                                    

Thema:

Maria – und wir. Aus der vielfältigen Tradition Heilsames auswählen.

Was mich erwartet:

Kreative Übungen, Spirituelle Texte,

Austausch, saisonale Köstlichkeiten (letztere zum Mitnehmen)

Persönliche Anmeldung ist erforderlich: 0676 8776 5305

Kostenbeitrag: EUR 10,-      

Veranstalterin: Pfarre 4053 Haid, Kirchenstr. 1, Tel.: 0676 87765305

Predigt                 25. 4. 2021, Weltgebetstag um geistliche Berufe,

                                                  Jesus, der gute Hirte

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir dürfen diesen Text heute auch als Handlungsanweisung nehmen für die Hirten und Hirtinnen heute – „Pastoral“ heißt, das betreffend, was die Hirten-Arbeit ausmacht. Jesus im pastoralen Wirken zum Vorbild nehmen: die Prioritäten setzen so wie er es tat.

Nicht so sein wie Diebe und Räuber – wir denken an Sektenführer, die sich an den Mitgliedsbeiträgen der Anhänger bereichern .. Mun, verschiedene asiatische Gurus… oder sich am bedingungslosen und blinden Gehorsam berauschen…

Haben wir nicht. Aber es schadet nicht, wachsam zu sein, das eigene Handeln immer wieder anzuschauen, die Ziele mit den Zielen Jesu abzustimmen: Die heutigen Kirchenschafe merken es sehr genau und sehr schnell, wenn ihnen verdorbenes Gras geboten wird, wenn sie es in der Verkündigung nicht mit dem lebendigen Jesus und seiner frohen Botschaft zu tun bekommen, sondern mit der Forderung, irgendetwas zu tun und zu leisten, Erfüllung von Geboten und Normen, die größtenteils der Systemerhaltung dienen…

Ja, es ist gut und wichtig, wenn viele Menschen den Gottesdienst mitfeiern, wenn alle ihren Kirchenbeitrag zahlen. Aber die Seelsorger und aktiven Christen in Diözese und Pfarre sind manchmal in Gefahr, in erster Linie nur mehr die Zahlen der zahlenden und kirchenfüllenden Mitglieder zu sehen…

Jesus hat immer zuerst das Heil des konkreten Menschen vor Augen.

Wenn eine/r heil wird, hat das immer Auswirkungen auf ihre/seine Umgebung… wer Jesus wirklich erlebt, möchte das sowieso der Gemeinschaft, ja der ganzen Welt mitteilen…

Die Menschen spüren, ob es um SIE geht – oder um die Macht- oder sonstigen Interessen der Kirche(n)…

Jetzt habe ich vorher gesagt: Handlungsanweisung für geistliche Berufe.. aha, denken Sie vielleicht, Priester, hauptamtliche Seelsorger/innen, Theolog/inn/en, Ordenschristen…

Geht mich nichts an…

O doch. Das tut es.

Wir alle nämlich sind Gerufene und Berufene.

Christ sein ist ein , ja der geistliche Beruf schlechthin. Sein Leben mit Jesus verbringen.

Entsprechend den eigenen Charismen und der je individuellen Berufung:

Ob die lautet: Ärztin. Krankenpfleger. Lehrer. Ehefrau, Mutter, Ehemann, Vater, Politiker, Konzernchefin…, oder: im alltäglichen unscheinbaren Beruf und Alltag Zeugnis geben vom Christsein… Berufung kann auch heißen: Priester in der Jugendarbeit, Priester in der Pfarre, Gemeindeleiter/in, Nonne in Kontemplation, Nonne in der Slumseelsorge…

Da kommt jede/r bestenfalls im Lauf des Lebens rechtzeitig drauf.

Zum Christsein gehört optimalerweise auch das Hören auf Jesus. Ständig mit ihm in Kontakt stehen. Er weist mich hin auf das, was ich gut kann und für andere, für die Kirche tun und sein soll…

Viele Christen hören die Stimme des guten Hirten nicht.

Weil wir es nicht gewohnt sind.

Oder weil wir gar nicht damit rechnen, etwas zu hören.

Oder wir hören ihn nicht aus dem Lärm unseres Lebens, unserer Arbeit und Freizeit, heraus…

Das können wir aber leicht ändern.

Jesus will, dass es uns gut geht im umfassenden Sinn – Lebenssinn, Aufgabe, Bewältigung von Problemen, Fähigkeiten entfalten, Liebe, Gemeinschaft, Verstehen…

Er ist wirklich der gute Hirte.

Ich will Sie zum geistlichen Leben ermutigen:

Versuchen Sie es jeden Tag mit einer stillen Zeit – 5 min sind besser als nichts. Und ganz bestimmt sind 5 Minuten mit Freude und Erwartung besser als eine Stunde mit Grausen.

Laden Sie Jesus in Ihren Alltag ein. Bitten Sie ihn, an Ihrem Arbeitsplatz bei Ihnen zu sein. Dass die Arbeit Freude macht und leicht von der Hand geht und erfolgreich ist. Dass Sie mit den Kolleg/inn/en ein gutes Verhältnis haben. Dass Probleme sich lösen lassen,. Dass die Arbeit zum Wohl aller geschieht. Dass die lästige Pflicht zur Erfüllung wird.

Ob das Fließband, Kochen, Kinder unterrichten, Taxi fahren, Firma verwalten oder Gottesdienst feiern ist.

Gott sorgt sich um alles in unserem Leben, wenn wir ihn nur lassen: Das Beispiel von Pfr. Schobesberger ist legendär: und viele haben die Probe gemacht, es funktioniert: bitten Sie Gott, wenn Sie dringend wo in eine Stadt…  oder Linz … fahren müssen, um einen Parkplatz in der Nähe der Ortes, wo Sie hinmüssen, es wird einer frei sein. Mir ist es sogar schon passiert, mir sind in Linz dann im Verkehrstrubel Bedenken gekommen – und ich habe den ersten freien Parkplatz in vertretbarer Nähe benützt. Genau vor dem Haus, wo ich etwas zu erledigen hatte, war einer frei.

Oder man braucht nur aus dem Haus zu gehen und trifft den Menschen, den man dringend gerade angerufen hat, und der nicht zu Hause war…

Gott, Jesus und der heilige Geist ist wirklich unglaublich menschenfreundlich. Ich kann mich erinnern, vor zwei Jahren ca. habe ich am Nachmittag mehrere Personen anrufen wollen zwecks Terminvereinbarung, verschiedener Fragen usw. Einige Kinder wegen des Jungscharlagers, eine Dame wegen des Pfarrcafés zum Kuchentauschen, eine wegen Jugendtreff und wegen eines Fachausschusstreffens. Keine/r war zu Hause. Dann wars mir zu blöd, ich hab gedacht, so ein schöner Tag, geh ich ins Freibad schwimmen. In der Stunde, die ich dort war, hab ich alle getroffen und alles ausmachen können.

Geistliches Leben: in allem die Gegenwart, das Wirken Gottes erkennen, mit seinem Segen rechnen… sich darüber freuen.

Wenn  wir das tun, wenn wir ein Klima schaffen, wo das in und üblich und gefragt ist, so mit Gott verbunden zu sein und auf ihn zu hören, da werden Menschen – nämlich die, die dazu gerufen werden -, auch die Berufung zum Orden oder zur Weihe vernehmen – und auch ermutigt werden, diesem Ruf zu folgen. Nicht weil die Kirche das braucht oder sonst wer, sondern weil das ihr Lebenssinn ist und sie restlos glücklich macht, ihr Leben erfüllt.

Gott schenke uns, dass wir uns darauf einlassen.

Waren Sie heuer schon in einer Rorate?

rorate ist lateinisch und bedeutet “tauet” – also tauet Himmel, den Gerechten – wie im bekannten Adventlied gesungen wird.

Gott wird gebeten, endlich den Messias zu schicken.

Wir feiern oder begehen diese Erwartung nach, die es im Judentum heute noch gibt. Der große Erlöser und Retter der Menschen, des Universums, möge endlich kommen.

In der Dunkelheit des Morgens vor Sonnenaufgang beten Menschen in der Kirche um das Licht aus dem göttlichen Bereich.

Romantisch, stilvoll, berührend.

Morgen früh in Haid.

6.30.

Wer aufstehen mag, ist herzlich eingeladne zu kommen und mitzufeiern.

Oder erkundigen Sie sich , wann in Ihrer Kirche eine Rorate gefeiert wird.

Für mich gehört das einfach im Advent dazu.

Ein Vorbild im Beten …

Betrachten Sie die Bibelstelle, versetzen Sie sich ins Geschehen hinein wie in einen Film, in dem Sie mitspielen!

Sprechen Sie zum Abschluss mit Gott oder mit Jesus über Ihre Gedanken, Gefühle, Erkenntnisse, …

Gen 18, 20-33

Der Herr sprach also: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer.

Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen. Die Männer wandten sich von dort ab und gingen auf Sodom zu. Abraham aber stand noch immer vor dem Herrn. Er trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?

Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten dort? Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen. Dann ginge es ja dem Gerechten genauso wie dem Ruchlosen. Das kannst du doch nicht tun. Sollte sich der Richter über die ganze Erde nicht an das Recht halten?

Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfzig Gerechte finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben.

Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin.

Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde.

Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun.

Und weiter sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde.

Darauf sagte er: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie um der zwanzig willen nicht vernichten.

Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Und wiederum sprach er: Ich werde sie um der zehn willen nicht vernichten.

Nachdem der Herr das Gespräch mit Abraham beendet hatte, ging er weg und Abraham kehrte heim.

In der Bibel gibt es ein prominentes Beispiel eines Menschen, dem es sehr schlecht geht, der „Pech gehabt“ hat, auf der ganzen Linie …

Ich lade euch heute ein, dass wir uns mit Hiob beschäftigen.

Hiob ist reich, fromm und glücklich, hoch angesehen, beliebt, gesund … usw.

Im alttestamentlichen Text steht, dass er zum Objekt einer Wellte zwischen Gott und Satan wird, Dies ist zeitbedingte Sprechweise – die Menschen, die Theologen damals haben sich das so vorgestellt – die einzige Erklärung damals, warum es einem gerechten und frommen Menschenschlecht geht …

Was passiert?

Seine Kinder – 3 Töchter, 7 Söhne – sterben alle auf einen Schlag, weil die Festhalle, in der sie versammelt sind, einstürzt.

Das Vermögen versinkt im Meer oder wird geraubt oder durch Missernten, Wetterkatastrophen zerstört.

Hiob bekommt Aussatz, damals die schwerste bekannte Krankheit.

Seine Frau verlässt ihn.

Die Freunde wenden sich ab, wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Sie wollen ihm einreden, dass Gott ihn bestrafe für ein Vergehen, das er selber nur nicht sehe. – „Bereue, unterwirf dich Gott und stirb!“

Hiob jedoch lässt seiner Empörung freien Lauf.

In dieser Situation gibt er keineswegs klein bei oder gar auf, sondern er klagt Gott an. Hiob beschwert sich, er schimpft, er nennt Gott gewalttätig, grausam, unberechenbar, ungerecht, … usw.

Für seine Umwelt damals ist das unerhört, sie wirft ihm Gotteslästerung vor.

In der Erzählung geht es erstaunlich weiter:

Gott antwortet auf die Anschuldigungen Hiobs. Ausführlich.

Und als Schlussbemerkung Gottes steht da: „Ich nehme Rücksicht auf Hiob, meinen Knecht. Er hat recht von mir geredet, nicht so wie ihr (die äußerlich frommen Freunde) …“ (Ijob 42,7 und 8 – zwei Mal!)“Mein Diener Ijob soll für euch beten, denn auf ihn werde ich hören und euch nicht für euren Unverstand bestrafen.“

Und die Schlussbemerkung Hiobs: „Denn nur vom Hörensagen hatte ich dich gekannt. Nun aber hat mein Auge dich geschaut. Ich atme auf – in Staub und Asche.“ (Ijob 42,5f)

Gott und der Mensch sind einander auf Augenhöhe begegnet. Unmittelbar. Von Person zu Person.

Genau das sollen, dürfen, … wir auch!

Worauf es ankommt, ist: Nicht ÜBER Gott reden, nachdenken, theologische Floskeln verwenden … – sondern MIT Gott … in allen Situationen des Lebens.

Das ist das Ziel jedes Versuchs zu glauben, jeder Religion, jeder Spiritualität.

Ich verrate noch ein Geheimnis:

Es geht gar nicht ums „Glauben“.

Es geht ums Schauen, um die Erfahrung.

Die Frage: „Kann man Glauben lernen?“ ist auf einer anderen Ebene zu beantworten:

„Erfahrungen kann man machen.“

Wir haben uns jetzt eine Weile mit dem Thema beschäftigt, dass Gott jeden Menschen bedingungslos liebt, dass wir wertvoll, umsorgt, behütet, gesegnet, … sind.

Und doch ist da bei manchen diese Frage: Wie soll ich an einen gütigen. gerechten, liebenden Gott glauben – wenn er doch nie eingreift, sich heraushält, nichts unternimmt angesichts des Leids in der Welt?

Wie kann er zulassen, dass ein 19jähriger Sohn an Krebs stirbt, dass die jungen Eltern beim Autounfall draufgehen, dass Zigtausende bei einem Erdbeben sterben und obdachlos werden, … dass Millionen Kinder mangelernährt sind und vor Hunger umkommen, dass es ständig Kriege gibt auf der Welt … oder angesichts Corona und verschiedener weiterer Epidemien…?

Gott muss entweder nicht allmächtig sein – oder nicht gütig.

Und wenn er eines von beiden nicht ist, ist es kein Gott, an den zu glauben möglich ist …

Dieses Dilemma ist alt. Man nennt es das „Theodizeeproblem“.

Ich möchte dazu ein paar Sätze formulieren, die aus meiner persönlichen Glaubens-Erfahrung gewachsen sind:

  • An vielen Übeln ist nicht Gott „schuld“, sondern sie sind von Menschen verursacht: Krieg, Gewalt, Unrecht, Hunger, medizinischer Unterversorgung und anderer Not in armen Ländern (es ließe sich lösen! Fehlt an Einsicht, gutem Willen.)
  • Bei natürlichen Ursachen ist daran zu denken, dass wir nicht im Paradies leben, sondern als Menschen auf einem Planeten mit natürlichen Bedingungen(Wetter, Vulkanausbrüche, Erdbeben, …). Auch Krankheiten und unser körperlicher Tod, unsere Endlichkeit, ist da dazuzurechnen.
  • Es ist keineswegs so, dass Gott NIE eingreift. Zahlreiche Beispiele geben Zeugnis davon, dass Menschen mit ihrem Beten „Erfolg“ haben, dass sich ein Problem auf wunderbare (menschlich nicht planbare und nicht herstellbare ) Weise lösen. Es gibt Krankenheilungen, abgewendete Katastrophen, beendete Kriege, plötzlich erreichte Gerechtigkeit …

Die Frage lässt sich meiner Meinung nach eingrenzen auf die Formulierung: Warum greift Gott nicht IMMER ein, wenn Negatives droht oder geschieht?

Als Anregung zum Selber-Weiterdenken:

Gott lässt uns die größtmögliche Freiheit. Dazu gehört auch, dass wir mit unseren menschlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten selber wirken sollen und dürfen.

Gott drängt uns ihre/seine allumfassende Liebe nicht auf, wenn wir sie nicht haben möchten.

Kann es nicht sein: Gott tut ausschließlich etwas für uns, wenn wir darum bitten, wenn wir mitteilen, dass wir das möchten, es uns wünschen?

Da kann dann auch ein Freund für den anderen, die Mutter für das Kind, eine Gebetsgemeinschaft für ein Staatsoberhaupt … bitten …

Wir müssen Gott einladen, Zutritt gewähren … so leid es ihm/ihr tut, weil sie ja möchte, dass es uns erdenklich gut geht: Wir verhindern sonst selber, dass uns die himmlischen Mächte unterstützen …

Schreibt mir doch eure Meinung, eure Erfahrungen dazu!