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Predigt                                                          27. 8. 2023

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Heute ist es also soweit: Ich nehme Abschied von euch. Die Pfarre Pucking ist mir ans Herz gewachsen, vielleicht, weil so viel Besonderes los war in den letzten 4 Jahren. Ich möchte Danke sagen für das Entgegenkommen und die gute Zusammenarbeit.

In den letzten Monaten bin ich immer wieder gefragt worden: Wie geht es denn weiter, wenn Sie aufhören, wer tritt die Nachfolge an?

Es geht gut weiter, Sie haben es im Pfarrblatt sicher gelesen. Für das

Seelsorgeteam aus ehrenamtlichen Christen ist gesorgt, und Petar Kresan wird als hauptamtlicher Seelsorger, nicht Pfarrleiter, aber Begleiter des Seelsorgeteams mit einigen Aufgaben, seinen Dienst antreten.

Dennoch – ich habe mir heute die Lesung ausgesucht, die erst nächsten Sonntag dran wäre. Weil ich Ihnen, euch eine Ermutigung mitgeben, hinterlassen will.

Paulus schreibt: Wir sind Erben.

Was ist ein Erbe, eine Erbin?

Vielleicht haben wir Agatha Christie – Krimis gesehen oder Romane gelesen von reichen Erben, die erben eine Firma oder ein Schloss oder ein Vermögen … oder ein Hotel oder Gasthaus.

Da kann man mitverfolgen, wie sie langsam in ihr Erbe hineinwachsen, wie sie es schaffen, dass das Gasthaus wieder gut läuft oder die Firma oder dass das Schloss erhalten werden kann … Jedenfalls ist das Erben auch mit Schwierigkeiten, mit viel Arbeit und Einsatz verbunden.

Ich kann mich aber nicht erinnern, dass in einem dieser Filme oder Bücher der Erbe, die Erbin zwar das Erbe angenommen hat, dann aber so getan hätte als sei nichts gewesen und einfach weitergelebt hätte wie bisher.

Das Schloss ignoriert, das Vermögen nicht verwendet, die Firma nicht einmal angeschaut …

Wäre auch sehr seltsam – oder?

Dabei ist dieses Nicht-in-Anspruch-Nehmen eines tollen Erbes weiter verbreitet als man meinen sollte.

Wir sind alle Erbinnen und Erben. Nicht bloß Petrus.

Wovon?

Und was gibt es da zu erben? Alles. Alles, was Gott im besten Sinn für die Menschen bereithält. Gottes Freundschaft. Heilung. Vergebung, Gemeinschaft. Ewiges Leben. Heimat. Das Reich Gottes, alle Gaben und Charismen des Heiligen Geistes, Erlösung, Leben in Fülle … Wir sollen und dürfen so werden wie Jesus.

Im Bereich der Religion verhalten sich viele wie so ein Erbe, dem sein geerbtes Vermögen wurscht ist. Danke, brauch man net.

Dann gibt es andere, die verhalten sich, als ob sie Touristen in diesem Schloss wären – sie bewundern die Architektur und Kunst und zahlen für einen Event oder den Aufenthalt – aber ob es weiter besteht oder nicht, egal, dann gehe ich eben im nächsten Urlaub ein anderes besichtigen … (eine andere Pfarre, eine andere Konfession, eine andere Religion …) Aha, die Musik heute hat nicht viel geheißen; na, geh ma halt nächstes Mal woanders hin…

Sie haben nicht die Spur einer Ahnung, dass sie die rechtmäßigen ErbInnen, d. h., Eigentümer/innen sind! Und es in ihrer Verantwortung läge, wie die Zukunft sich gestaltet. Was für eine Musik spielt.

Jesus hat davon gesprochen, dass seine Nachfolge nicht nur sensationell und unglaublich bereichernd und heilsam ist, sondern auch ein Kreuz, das es aufzunehmen gilt.

Klar: Wenn wir zu Jesus gehören, sind wir mit ihm Erben und Eigentümer/innen, um mit einem Bild weiterzusprechen: wir machen nicht Urlaub am Bauernhof, sondern der Hof ist unser Besitz und unser Zuhause und unsere Existenz hängt davon ab. Wenn sich um eine kranke Kuh niemand kümmert und sie deswegen eingeht, dann gibt es diese Kuh in Zukunft nicht mehr. Der Reichtum der ganzen Familie, Gemeinschaft nimmt ab. Und das schaut bei 5 Kühen noch einmal anders aus als bei 50 oder 500.

Christsein ist im konkreten Einzelfall auch immer wieder mühsame Kleinarbeit.

Aber: Und das ist genauso wahr: Jesus ist erstens immer bei uns und kümmert sich mit, und zweitens ist er auferstanden. Alles ist bereits in ihm erlöst und geborgen. Auch wenn es für uns ausschaut, also ob etwas zugrundegeht.

Dies gilt in erster Linie für die Kirche, für die Christenheit – und natürlich gilt das für unsere Pfarre Pucking.

Jesus ist hier bei uns anwesend. Er leidet und freut sich und lebt und fühlt und denkt und überlegt und plant mit uns. Und er weiß, wie die optimale Zukunft aussieht.

Wir wünschen uns und beten, dass wir draufkommen, wie er es haben will. Und dass wir das dann auch tun.

In der Pfarre neu und überhaupt jederzeit ist Gelegenheit, Aus der Zuschauerrolle herauszusteigen – ja, auch ein betroffener Zuschauer, der vielleicht sogar weint, bleibt ein Zuschauer -, und zum Mitwirkenden, zum verantwortlichen Eigentümer zu werden.

Ihr Erbe wartet auf Sie. Treten Sie es an.

Liebe Brüder und Schwestern!

Märchen, Sagen, Legenden – dort kommt so etwas vor… Wir alle haben dieses Evangelium im Lauf der Jahre als gute Christen immer wieder gehört. Wir wissen schon: Es geht darum, wer Jesus wirklich ist. Es ist wichtig, dass die Jünger in der bevorstehenden Zeit der Verhaftung und Ermordung Jesu nicht den Glauben und die Hoffnung verlieren, weil sie wissen dürften und sich an diese Erfahrung erinnern: Ihr Rabbi, ihr Lehrer, ihr Meister ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern stammt von Gott. Das ist mein geliebter Sohn, sagt die Stimme – oder begreifen sie in blitzartiger Erkenntnis.

Die Autoren, Redakteure des Matthäusevangeliums verfolgen aber mit dem Weitererzählen dieser Verklärung Jesu, wie es heißt, noch einen besonderen Zweck:

Jesus veränderte sein Aussehen, steht da, im griechischen Text Metamorphose, und dies ist in der griechisch-römischen Antike ein bekanntes Wort. Die Menschen aus dem umliegenden Kulturraum verstanden: da geht es um den göttlichen Bereich. Das Erscheinen in einer anderen beliebigen Gestalt war in ihrer Mythologie den Göttern vorbehalten.

Wenn in den Erzählungen über Jesus von seiner Metamorphose geredet wird, dann weckt das Ehrfurcht und Interesse – voll positiv, die besten Chancen, um mit den Heiden ins Gespräch zu kommen.

Und wo ist die frohe Botschaft für uns?

Mose und Elia treten auf – längst verstorben. Offenbar sind sie als erkennbare Persönlichkeiten einwandfrei erkennbar. Und:
Beide wissen, um wen es sich bei Jesus handelt, mit dem sie da sprechen. Mit dem sie sich austauschen.

Es ist die Botschaft vom Leben nach dem irdischen Tod, von der Dimension Gottes, die als erfahrbare Realität auf uns wartet – oder immer schon da ist neben uns und um uns…

Und da ist noch der Berg.

In allen religiösen Vorstellungen der Menschheitsgeschichte sind Berggipfel Sitz der Gottheit. Wieso?

Ein Ort, der sich abhebt von den Niederungen des Alltags. Man braucht Zeit, um hinaufzugelangen, Ablenkung schwindet, das Gewöhnliche interessiert zunehmend weniger, es beginnt ein Spüren dessen, worauf es ankommt …

Und: Wer wir eigentlich sind.

Staubkörner im Weltall, oder unendlich kostbar und von Gott geliebt und gewollt …

Es ist jetzt Urlaubszeit.

Vielleicht haben Sie solche Momente, solche Zeiten selber erlebt.

Ehrfurcht vor der Schöpfung. Nähe zu Gott – in der freien Natur, weitab vom Alltag.

Das Religiöse, Numinose, Außergewöhnliche ist unverzichtbar für unser Glück, Leben, Wohlbefinden, für unsere Gesundheit.

Wenn wir uns immer wieder Zeiten der Stille, des Alleinseins gönnen, unbeeinflusst vom Gedankenstrom und Lärm dessen, was grade üblich ist in der breiten Masse – dann werden wir zunehmend normal – weil wir uns auf das ausrichten und hinordnen, was wirklich zählt. Gottes Meinung. Leben. Freude, Mitmenschlichkeit, — wir können unser Gewissen wieder hören oder besser hören.

Wir sehen über den Tellerrand. Wir sehen mehr als bisher und verstehen ganz neu.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir uns solche mystischen Erlebnisse, Ausflüge ins Wunderbare, gönnen.

Lesen. Filme. Eine Auszeit, vielleicht in einem Kloster, pilgern, ein Urlaub oder Ausflug weg von zu Hause. Eine Bergwanderung.

Wir sind die Freunde und Geschwister von Jesus – es tut uns gut und er freut sich, wenn wir uns oft in seiner Gesellschaft bewegen …

Liebe Brüder und Schwestern!

Schon ein bisschen verrückt, oder? – wie kann man nur sein ganzes Vermögen auf eine Karte setzen …

Gut, der erste mit dem Schatz im Acker gewinnt offensichtlich mehr, als er einsetzt.

Der mit der Perle – na ja, nicht nützlich, eine Liebhaberei, sein Hobby war Perlensammeln.

Kann es nicht sein, liebe Brüder und Schwestern, dass beide Gleichnisse von Jesus miteinander überliefert wurden, weil sie untrennbar zusammengehören?

Die Frage an uns lautet: was ist das für ein Schatz, um den sich alles dreht – oder die Schätze.

Jesus ist der Schatz, der weit mehr Aufmerksamkeit verdienen würde, als er von uns oft bekommt …

Aber zurück zu den Gleichnissen:

Dieser Glaube, die Bindung an Jesus, an Gott, scheint in unserer Welt, in Familie, Bekanntenkreis, Beruf oft na ja – zumindest ein bisschen – verrückt. Nicht normal, würden manche in unserem Land äußern, obwohl sie sich für Christen halten …

Es ist vielleicht gerade noch „in“, sich mit dem Glauben zu beschäftigen. Aber eher wie mit einer Liebhaberei halt, so denken die meisten. Schon irgendwie auch kostbar, aber es gäbe eigentlich Wichtigeres im Leben …

Es ist toll, wenn wir trotz dieser Einstellung unserer Mitmenschen dabei bleiben, uns für unseren Schatz zu interessieren. Ihn zu suchen mit aller Kraft, uns mit Leib und Seele einsetzen. Idealismus.

Mittelmäßige Gemüter fühlen da Argwohn – oder Angst. Denn Idealisten muss man ernst nehmen. Sie verfügen über eine unwahrscheinliche Macht.

Wir sind in der Nähe von Linz. Johannes Kepler. Hat er recht gehabt – oder die, die die Erde traditionellerweise für eine Scheibe hielten?

Abraham Lincoln – hat er recht gehabt oder die, die die Sklaverei für normal gehalten haben?

Heute im Iran oder in Afghanistan: Haben die recht, die revolutionär denken – oder die, die meinen, Frauen wären Menschen 2. Klasse?

Im Mittelalter sind die von den Normalen ausgelacht worden, die sich, die Hände vor dem Essen und die Nahrungsmittel regelmäßig gewaschen haben …

Noch so eine Bemerkung am Rande: Haben die Zeitgenossen damals Jesus für normal gehalten?

Der Mann im Gleichnis hat ja um sein ganzes Vermögen nur den Acker gekauft. Dass dieser Acker das Vielfache wert ist, das wusste nur er allein. Der Verkäufer, der Vorbesitzer hatte keine Ahnung, was in seinem Grund und Boden verborgen liegt.

Ich glaube, in unserem Leben, im Leben von jeder und jedem, wie war jetzt da sind, gibt es auch diese Momente der Entscheidung: wir wissen, spüren genau: es käme alles darauf an, Gott führt uns wo hin, zeigt uns einen neuen Acker, eine Perle, dies zu machen, dem Herzen und dem Vertrauen in Jesu Botschaft zu folgen – und alles andere sollte sich danach richten, ist untergeordnet dem Ziel, das uns gezeigt ist.

Mir ist es z. B. so gegangen, als ich 27 Jahre alt war: Ich habe genau gespürt, es kommt jetzt alles darauf an, Theologie zu studieren. Seitdem war ich keine Sekunde lang unglücklich, diesen Weg verfolgt zu haben.

Klar, ich habe mich über einiges in meinem Leben geärgert, über vieles in der Kirche, aber der Schatz ist ja nicht die kirchliche Struktur und Verfasstheit, sondern Jesus selber, ja der lebendige Gott – auch wenn er mitunter vor lauter Drumherum nicht zu sehen ist.

Es zahlt sich jedenfalls bei weitem aus, statt normal – besonders zu sein, einzigartig und wunderbar.

Kommentar zur Predigt, gehört am 11. 6. 2023 in Lunz am See

Zum Evangelium: Jesus sagt: Ich bin gekommen, die Sünder zu berufen, nicht die Gerechten“

Im Lauf der Predigt äußerte em. Pfr. Burmettler Folgendes: „Die Kirche mit ihren Sakramenten ist wie der Kanal, der die Gnade Gottes zu den Menschen lenkt.“

Ja eh.

Sofort kommt mir der Gedanke:

Ja, genau das macht „Die Kirche“ (die Amtskirche oder Rom oder der Vatikan oder die konservative Richtung in der Kirche): die freie Liebe und Gnade Gottes, die überall (allüberall singen wir im alten Kirchenlied) vorhanden ist und zu den Menschen strömt und uns anspricht – zu kanalisieren, einzufangen, und in kleinen Dosen nach eigenem Gutdünken an Menschen weiterzugeben: gegen Wohlverhalten, gegen Kirchenbeitrag, gegen Mitgliedschaft …

Jesusmeinte wohl: die allgegenwärtige Liebe und Gnade Gottes zu bemerken, lehren, sie zu sehen und sich ihr zu öffnen … DAS ist die Aufgabe seiner JüngerInnen. Oder Der „Kirche“ – die ja wir alle sind…

Was meinen Sie?

Predigt                                                                  Fronleichnam 2023

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Vor wenigen Tagen hat wieder einmal jemand in der Pfarre angefragt, per SMS, keine Ahnung ob es Mann oder Frau war, ob beim Vorabendgottesdienst ein WG oder eine Hl. Messe gefeiert wird. Ich hab zurückgeschrieben: welche Art Gottesdienst es auch ist: Jesus Christus ist jedenfalls anwesend.

Wir feiern heute Fronleichnam, der Leib des Herrn wird durch den Ort getragen. Früher haben wir öfter gelernt: Um den Ort, die Häuser, die Betriebe, die Felder usw. zu segnen. Den Segen hinauszutragen.

Ich bin mir inzwischen sicher: Die Fronleichnamsprozession ist eigentlich ein Hinweisen darauf, eine Demonstration, dass Jesus überall anwesend ist. Segen bedeutet dann: Wenn Menschen bewusst wird: Gott ist da.

Gott ist jedenfalls immer da. Weil er sich unwahrscheinlich für uns Menschen, für seine Schöpfung interessiert.

Und wir haben in den letzten Tagen die Nachrichten gehört.

Da wird ein Riesenstaudamm gesprengt, allein um Schaden anzurichten. Ganze Städte und Landstriche werden überflutet, Zigtausend verlieren ihr Zuhause und viele wohl auch ihr Leben. Überhaupt: Krieg. Die Tatsache, dass Menschen getötet werden, blühendes Land und Leben vernichtet –

  • Oder in Afghanistan, wo Frauen und Mädchen sämtlicher Rechte beraubt werden. Bildung, Selbstbestimmung, freie Wahl von Beruf und Lebensstand z. B. und wenn sie es sich nicht gefallen lassen, gefoltert und ermordet werden …

Ein glaubender Mensch fragt sich: Wo ist da Gott? Anwesend? Eher nicht …

Und ich meine: doch. Ist er. Und Gott leidet mit.

Wenn Segen bedeutet: Menschen werden sich bewusst, dass Gott da ist und auf sie schaut und für sie ist und alles tun würde … Wo solche Zustände die Herrschaft an sich gerissen haben, dann weil die Anwesenheit Gottes in keiner Weise bemerkt wird.

Leben, als ob Gott nicht existierte.

Dann muss ich selber alles tun, um über die Runden zu kommen:

Egal wie. Tricksen, Lug und Trug, Egoismus, Habgier, Übersteigerte Sorge um die Gesundheit, Abschottung gegen andere, My Home is my castle, Kleinkariertheit, es geht nur mehr um mich und den engsten Kreis, Vernichten der Feinde, sich als Gewaltherrscher aufführen über Mensch und Natur. Kontrolle, Vorschriften, Misstrauen, Angst…

Menschen, die sich selber als gläubig bezeichnen, kommen auf solche saublöden Ideen…Taliban

Ja, leider ist dieser krankmachende Glaube noch immer nicht ausgestorben, auch bei uns nicht: Gott als Polizist, als Rächer, als Tyrann, …

Wenn wir heute Jesus Christus hinaustragen in unsere Lebenswelt: wie zeigt sich denn Gott da für uns? Unscheinbar klein, eine papierdünne Brotscheibe, zum Übersehen …

Die meisten Menschen übersehen Gott die meiste Zeit ihres Lebens.

Wir singen öfter das Lied: Wo 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind …da bin ich mitten unter ihnen – und glauben, da geht es ums Beten.

Ja, das ist auch gemeint.

Aber da gibt es noch weit mehr Gelegenheiten – wo Menschen einander helfen. Eine Freude machen. Zum Lachen bringen. Wo jemand dazulernt. Klüber wird. Wo mehr Schönheit entsteht oder mehr Nutzen.

Kurz: Wo immer Menschen etwas Sinnvolles und Gutes tun – Kunst und Kultur, Unterricht und Erziehung, Handwerk und Landwirtschaft, Pflege und Heilung, Dienstleistungsberufe, Handel, Gaststätten, Verkehr und öffentliche Verwaltung, Reinigung und Bestattung, Freizeitindustrie – Dort überall, wohin bei einer Fronleichnamsprozession üblicherweise der Leib Christi hingetragen, wo er hergezeigt wird.

Sie kennen die Geschichte vom Rabbi, der den kleinen Schüler fragt: Ich gebe dir einen Taler, wenn du mir sagst, wo Gott wohnt. Und der kleine Bub antwortet: Und ich gebe dir 2 Taler, wenn du mir sagen kannst, wo er nicht wohnt.

Ja, wir feiern heute: Christus, Gott ist anwesend bei uns. In unserer Alltags- und Feierwelt, er schaut auf uns.

Wer das glaubt und wissend im Herzen spürt, kann entsprechend handeln und leben. Kann nicht Schaden planen oder anrichten, schafft es gar nicht mehr, Feindschaft oder Krieg aufrechtzuerhalten, oder irgendetwas Nachteiliges zu tun.

Wer bei der Kommunion war, trägt Jesus in sich. Trägt Gott in sich: das Potential und die Verantwortung, Jesus Christus in diese Welt hinaus zu tragen. Ich wünsche Ihnen und mir, das wir das immer und mit Freude tun.

In Haid war die Erstkommunion zwar schon am Sonntag, 4. 6., aber hier gern noch meine Predigt:

Liebe Erstkommunionkinder! Liebe Brüder und Schwestern!

Brücken bauen. So heißt das Thema der heurigen Erstkommunion.

Wofür braucht man eine Brücke? Wozu ist die gut?

Über einen Fluss oder Bach, über einen Abgrund … Damit wir auf die andere Seite hinüberkönnen.

Eine Brücke verbindet 2 Ufer miteinander. Oder 2 Länder. Oder 2 Stadtteile. Oder 2 Grundstücke oder Ortschaften.

Ist praktisch und bequem. Ohne Brücke braucht man ein Boot, ein Schiff, um auf die andere Seite zu kommen – oder wir müssen durchschwimmen.

Wir sagen auch: Jesus ist wie eine Brücke. Die Verbindung wischen Himmel und Erde. Zwischen Gott und den Menschen. Und unter uns Menschen will er ebenfalls Verbindung stiften, Frieden …

Gott hat selber eine Brücke gebaut für uns, damit wir es ganz leicht haben, zu ihm zu kommen.

Wir kommen uns oft so vor, als ob wir sehr weit weg wären von Gott oder Jesus. Oder auch voneinander … wenn wir sagen: zwischen 2 Menschen liegen Welten, dann bedeutet das. Die sind so verschieden, dass sie sich unmöglich gut verstehen können.

Gott möchte, dass alle seine Kinder sich supergut miteinander verständigen können und vertragen.

Brücken gab es bei den Menschen früher, in der Steinzeit z. b., gar nicht. Eineordentliche Brücke über einen großen Fluss zu bauen, das war sehr sehr schwer, setzte vielKönnen und Wissen voraus – und hat enorme Arbeit gemacht.

Eine Brücke war wie ein Kunstwerk, aufdas die menschen stolz waren.

Man hat Ehrfurcht gehabt vor einer Brücke und sie mit dem Bereich des Heiligen in Verbindunggebracht. Bei den Römern war „Brückenbauer“ ein anderes Wort für „Priester“: Pontifex.

Priester haben die Aufgabe, den Himmel auf die Erde zu holen, eine Verbindung zu ermöglichen – Jesus hat das einzigartig getan: Er selber ist die Verbindung.

Die Menschen damals zur Zeit jesu haben schon lange darauf gewartet gehabt, dass dieser eine kommt, der die Verbindung zwischen Himmel und Erde ist.

Und Jesus sagt es selber: Wir brauchen nicht mehr auf einen anderen zu warten.

Wenn ihr heute zum ersten Mal das Heilige Brot essen dürft, das Jesus selber ist, dann werdet ihr ein bisschen so wie er – wenn wir mit ihm und dem Himmel verbunden sind, dann können wir anderen Menschen helfen, selber diese Verbindung zu bekommen.

Den Himmel auf Erden zu spüren: Gesundwerden, Frieden, Hilfe, Freiheit, Glücklichsein, gelungenes Leben. Jede/r von uns kann mittun, dass das mehr wird auf unserer Welt.

Jesus hilft uns dabei, dass wir das gut können. Kommunion macht uns ihm ähnlicher, gibt uns Kraft und Mut und Liebe ins Herz.

Nach der Kommunion haben wir alle Jesus in uns, sind mit ihm verbunden.

Und deshalb sind wir alle untereinander verbunden.

Ich wünsche euch, dass ihr das euer ganzes Leben hindurch spüren könnt.

Liebe Brüder und Schwestern!

Ein Beistand – was ist das?

Jesus schickt uns den Heiligen Geist als Beistand. Was tut ein solcher?

Ich habe überlegt, welche Wörter mit ähnlicher Bedeutung es noch gibt. Da kommen wir auf ganz schön viel Möglichkeiten, damit wir uns vorstellen können, wie Gottes Geist handelt.

Beistand – das ist jemand, der hilfsbereit bei einem steht, wer zu mir steht  – Jesus und der Heilige Geist lieben uns und halten deswegen zu uns …

Lateinisch übersetzt heißt Beistand Assistent/in.

Einer, der hilft, Helfer,

Einer, der unterstützt, unter die Arme greift. Trägt und hält, führt und leitet, Google Maps Routenassistent…geleitet …

Aber auch beschützend den Arm um jemand legt. Tröstend fast. Ermutigend. Und uns einsagt, wenn wir mit unserem Wissen am Ende sind. Die Informationen eingibt, die wir brauchen, Intuition.

Beistand – auf englisch übersetzt: Standby. Ein Gerät im Standby-Modus steht zur Verfügung, ist eingeschaltet, auf Abruf bereit. Parat und zu Diensten.

Herbeigerufen werden im Fall des Falles – das ist einer der traditionellen Namen für den Heiligen Geist: Paraklet. Wenn der Hut brennt, eilt er zu Hilfe.

Dann gibt es das Wort Beistand bei uns als Rechtsbeistand – wer mich vertritt uns mir zu meinem Recht verhilft. Ich bin die Assistentin der Pfarre, weil ich das tun soll – die Pfarre nach außen vertrete.

Wer mit Rat hilft, verteidigt; mein Tun und Sein befürwortet, der dahintersteht und dafür eintritt.

Unterstützen hat diese Nuance des Förderns. Gottes Geist fördert uns – fördert unsere Schätze, Talente zutage. Hilft, sie zu entdecken und zu entwickeln. Bestärkt unsere guten Eigenschaften und Fähigkeiten und macht uns mutig, sie einzusetzen. Für den Heiligen Geist sind wir förderungswürdig. Er ist unser Coach. Lässt nicht locker, damit wir uns gut, zum Besten entwickeln.

Er befördert uns – führt ein Upgrading mit uns durch, näher zu Jesus und Gott hin. Er bewegt uns, motiviert uns, Heilige zu werden – wenn nötig, mit Hinweisen und einem spürbaren Schubs in die richtige Richtung, er wirft uns auch mal aus der spur, wenn wir in der falschen gefangen, festgefahren sind.

Und wenn es anstrengend wird, steht er in voller Größe neben uns und spendet kühlen Schatten, fächelt uns kühle Luft zu und sagt uns was Liebes, Aufbauendes leise und zärtlich ins Herz hinein.

Und die Erfahrung, dass Gott das wirklich macht mit uns – die haben die Jüngerinnen und Jünger Jesu am ersten Pfingstfest gemacht.

Heute feiern wir den Jahrestag davon.

Liebe Erstkommunionkinder, lieber Eltern, liebe Brüder und Schwestern!

„Regenbogen“ lautet das Thema der heurigen Erstkommunion. Wie entsteht so ein Regenbogen?

Wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint.

Kommt das oft vor? – Nein, es ist eher selten.

Die Menschen, von denen das Alte Testament, der erste Teil der Heiligen Schrift, erzählt, haben den Regenbogen als Zeichen dafür verstanden, dass Gott die Menschen lieb hat. Dass Gott mit den Menschen, ja mit der ganzen Schöpfung, einen Bund geschlossen hat. Ein Abkommen ,,, Gott hat feierlich versprochen, bei den Menschen zu sein und sich zu kümmern, dass es uns gut geht.

Der Regenbogen ist ein besonderes Zeichen – normalerweise gibt es das nicht, dass es gleichzeitig regnet und sonnig ist.

Es ist ein Zeichen dafür, dass es genug Regen und genug warmen Sonnenschein gibt, so dass alles gut gedeihen kann.

Es ist alles im richtigen Maß vorhanden – und da haben die Menschen gespürt: dann ist es gut so.

Die Farben in dem Spiel vorhin streiten, welche die wichtigste ist.

Uns geht es auch manchmal so: Jede/r hat unterschiedliche Begabungen, Eigenschaften – jede/r kann etwas anderes besonders gut. Und dann meinen manche, die eine Begabung ist wichtiger, dieser Mensch, der die hat, ist besser und wertvoller als der andere.

Was glaubt ihr, was Gott dazu sagt?

So etwas mag er nicht, genau.

Warum? Jeder einzelne Mensch ist absichtlich auf dieser Erde geboren. Gott wollte genau dich – und dich- und dich – … hier haben. Hat dich ins Leben gerufen.

Alle sind gleich wichtig.

Klein und groß.

Hell und dunkel.

Männlich und weiblich.

Und dann ist da noch ein Geheimnis dabei:

Wenn alle zusammenhelfen, entsteht etwas Großartiges. Wenn jede/r einzelne sich einbringt, ist unsere Welt vollständig.

Was wäre die Welt ohne die blaue, die rote, die gelbe die grüne Farbe?

Genau.

Jesus hilft uns dabei, dass wir das gut können. Kommunion macht uns ihm ähnlicher, gibt uns Kraft und Mut und Liebe ins Herz.

Nach der Kommunion haben wir alle Jesus in uns, sind mit ihm verbunden.

Und deshalb sind wir alle untereinander verbunden.

Ich wünsche euch, dass ihr das euer ganzes Leben hindurch spüren könnt.

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Segen – was ist das eigentlich?

Es wird in der Geschichte von der Schnecke das wirklich gut ausgedrückt: Einem anderen sagen: Gott liebt dich. Du bist wichtig, wertvoll. Ich freue mich, dass du da bist.

In vielen Sprachen steckt im Wort für „segnen“ das Wort „sprechen“. Benedicere in der lateinischen Sprache. Gutes sagen. Zusprechen.

Eltern und gute LehrerInnen wissen, dass Kinder sich besser entwickeln, wenn wir gut über sie sprechen:

Das kannst du – du schaffst das – das hast du gut gemacht – probiere es einfach – du bist ein kluges Kinde – aus dir wird einmal etwas Besonderes – du hast Talent … usw.

Vielleicht kennen Sie die Begebenheit aus den USA – aus den 60er Jahren… Bei der Pensionierungsfeier – beim Begräbnis – einer Lehrerin einer staatlichen Grundschule in einem heruntergekommenen New Yorker Stadtviertel kamen überraschend viele wohlhabende hoch angesehene Menschen auf den kleinen Friedhof. Einer war Journalist und gab das in die Zeitung.

Ein unwahrscheinlich hoher Prozentsatz der armen Mädchen und Buben, die bei dieser Lehrerin den Unterricht besuchten, studierten später oder wurden Künstler/innen oder erfolgreiche Geschäftsleute, bekannte Ärztinnen, Anwälte, Politiker usw.

Es stellte sich heraus: Diese Lehrerin hatte ihren SchülerInnen vermittelt: Ihr seid etwas Besonderes. Ihr habt einzigartige Begabungen, ihr werdet es schaffen. Die Lehrerin hatte an ihre Kinder geglaubt. Dankbar vergaßen es die Betreffenden ihrer Volksschullehrerin nie.

Wir haben aber auch etwas aus dem Evangelium gehört.

Da macht Jesus etwas. Was?

Zwei Jünger haben genug von Jerusalem. Sie haben die Kreuzigung von Jesus miterlebt und sind geschockt und traurig. Nichts wie nach Hause, denken sie sich. Ja, sie sind so fix und fertig, dass sie Jesus nicht erkennen, als er von einem Seitenweg auf ihre Straße einbiegt, und mit ihnen zu reden beginnt. Was ist denn mit euch los, wieso schaut ihr denn so traurig? – Und sie erzählen es ihm.

Jesus ist einfach da und hört zu. Und dann tröstet er sie – auferstehen wird er.

Sie essen im Gasthaus miteinander, und plötzlich erkennen sie ihn.

Froh, beglückt über die Begegnung mit Jesus drehen sie auf der Stelle um und werden ihrerseits zum Segen: Sie erzählenden übrigen Jüngern und Jünger, was sie erlebt haben, und Staunen und Freude sind groß. Alle haben wieder neue Kraft.

Segen ist wie Freude – es heißt ja, geteilte Freude ist doppelte Freude.

Segen weitergeben vermehrt ihn. Wer Gutes und Schönes weitersagt, vermehrt das Gute und Schöne in der Welt.

Das wünschen wir Ihnen für Ihre Kinder.

Und deshalb werden sie jetzt gesegnet.

Fr. Heibl und ich halten ein Tuch wie einen Baldachin über euch und sagen zu jedem Kind:

Gott liebt dich und segnet dich. Ein Segen darfst du sein.

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Halleluja, Jesus lebt!

Dies ist die Osterbotschaft in Kürze, die Botschaft von der Auferstehung.

Was ist das Besondere daran, dass Jesus lebt?

Wir hören diese Botschaft jedes Jahr. Vielleicht haben wir sie schon so oft gehört, dass wir uns gar nichts mehr, oder zumindest nicht viel dabei denken.

Jesu, ist auferstanden, ja, glauben wir eh. Aber:

Auferstehen – hat das was mit uns zu tun?

Wir glauben ja auch, dass mit dem Sterben nicht alles aus ist.

Aber: Gibt es da nicht noch mehr?

Auferstehung gilt für uns, für uns immer wieder, heute und hier. Neues Leben, Neuaufbruch überall dort, wo Leben ver- und behindert wird.

Auferstehung gibt es nur, wo vorher Tod war. Durch das Kreuz hindurch – Einsatz ist möglich ohne Angst, was alles passieren könnte, ja ohne Bangen um die eigene Existenz – weil es einmal schon – mit Jesus – gut ausgegangen ist, weil Gott mit dabei ist, weil nicht alles von uns allein abhängt, weil wir ein Vorbild haben, an das wir uns anhängen können.

Wir sind getauft. Das heißt, Jesus lässt uns nicht im Stich.

Vergegenwärtigen wir uns heute – wo brauchen wir Auferstehung für uns selbst, wo braucht sie die Gesellschaft, die Kirche, die Welt? Heute, aktuell?

Wo herrschen Angst und Pessimismus? Unfreiheit? Not? Unterdrückung? Unrecht? Feindschaft? Sünde? Unglück? In welcher Form immer …

Da gibt es ziemlich viel Bereiche, die Auferstehung nötig haben.

Aber wir brauchen uns nicht entmutigen zu lassen und keine Angst zu haben, Jesus meint, wir können das.

Wir sind nicht überfordert – wenn wir es machen wie Maria aus Magdala im Evangelium:

Sie war, weiß Gott, verstört und zutiefst verzweifelt – sie hat ja dann nicht einmal Jesus gleich erkannt. Aber sie lässt nicht locker. Auch wenn alles so ausschaut, als wäre es aus und vorbei: doch noch einmal nachbohren, hingehen, hinschauen, mit anderen drüber reden: die Engel fragen sie, wohlmeinende Wesen, Menschen suchen … ich glaube Gott schickt sie uns in solchen Momenten… Dann noch einmal hinschauen, noch genauer, obwohl ich es eigentlich mit dem Verstand, nicht für möglich halten kann und es auch nicht täte – wenn, ja wenn nicht im letzten Winkel des Herzens die Spur und Andeutung eines kaum wahrnehmbaren Schimmers sich unausrottbar hielte, mehr Trotz als Hoffnung …

Jesus selbst, von sich aus, sucht den Kontakt mit ihr. Spricht sie an. Er hat Geduld, bis sie sich ihm ganz zuwendet. Gespräch, Austausch. Und dann der Auftrag zum Einsatz: Gehe zu meinen Jüngern und sage ihnen … tröste, ermutige, richte auf, verkünde …

Wenn wir, wo alles verloren erscheint, wo wir keinen Ausweg sehen, wo eine Situation total verfahren erscheint, wir uns verstrickt haben, wo lebensfeindliche Strukturen … sich als unüberwindlich erweisen nach menschlichem Ermessen – denken wir an die Ukraine und Russland, an den NahenOsten, aber auch an Menschen, die wir kennen. Denken wir an die Schwierigkeiten in unserer Kirche, aber auch an unseren persönlichen Glaubens- und Lebensweg, der auch nicht immer so gerade verläuft … denken wir an Kriege und Terror und Klimawandel, Profitgier und Massenelend im Großen, aber auch an Feindschaft, Unversöhnlichkeit, Engstirnigkeit, Starrsinn, Krankheit, Armut, Unrecht, Gewalt in unserem Bekanntenkreis, in unserer Stadt, in unserem Land –

Wenn wir angesichts all dessen und im Leiden daran und darüber, mit dem Wunsch im Herzen, etwas zu tun, und mit dieser verwegenen Mischung aus drei Viertel Auflehnung – ja, gegen was? Gegen das Schicksal, das Offensichtliche, Unabänderliche …  und einem Viertel Hoffnung uns auf die Suche nach Jesus machen, dann wird uns der Auferstandene ebenso entgegenkommen wie seiner Jüngerin am Ostermorgen. Lebendig,  mit all seiner Macht und seinem Vermögen, seiner Weisheit, Güte und Menschenfreundlichkeit. Wir werden es ungefiltert – unvermittelt mit ihm zu tun bekommen.

Und wir werden garantiert von ihm einen Auftrag erhalten, so wie Magdalena, der unserer Neigung und Fähigkeit entspricht.

Ich wünsche uns allen diese Erfahrung – wir selbst und die Menschheit brauchen sie dringend.