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Predigt                 21. 4. 2024, Jesus, der gute Hirte

Liebe Brüder und Schwestern!

Dieses Evangelium vom Guten Hirten Jesus wird jedes Jahr wieder  – ich möchte sagen: missbraucht -, in dem Sinne, dass wir um mehr Priesterberufungen beten sollen in der röm. Kath. Kirche.

Erst gestern habe ich wieder eine Predigt gehört; da wird gejammert, dass der Priester nicht mehr so angesehen ist wie früher – dass die Menschen gar keine Priester mehr beanspruchen, nachfragen …

Erstens ist diese Sicht extrem beschränkt, zweitens hat das Gründe. Ich mache auch um so manche Priester und andere Kirchenamtliche, gerade um solche, die in diesem Stil predigen,  – einen weiten Bogen.

Wieso?

Die heutigen Kirchenschafe merken es sehr genau und sehr schnell, wenn ihnen verdorbenes Gras geboten wird, wenn sie es in der Verkündigung nicht mit dem lebendigen Jesus und seiner frohen Botschaft zu tun bekommen, sondern mit der Forderung, irgendetwas zu tun und zu leisten, Erfüllung von Geboten und Normen, die größtenteils der Systemerhaltung dienen…

Die Menschen spüren, ob es um SIE geht – oder um die Macht- oder sonstigen Interessen …

Wir merken es genauso in der Politik und in großen oder kleineren Organisationen, bei Ärzten, Wirtschaftstreibenden, Beratern aller Schattierungen und vielen anderen, wenn es in erster Linie um das Ego und die Vorteile des Anbieters geht, um den Systemerhalt, um irgendwas – aber nicht so sehr um die Interessen der Klienten, Heilungswilligen, Anvertrauten, Kunden …

Jetzt aber noch etwas ganz anderes.

Evangelium ist immer Frohe Botschaft. Da erfahren wir etwas darüber, wie Gott ist, an uns handelt. Es geht um uns. Um UNS.

Jesus bezeichnet sich selbst als den guten Hirten, weil es Gott immer um UNS MENSCHEN geht.

Jesus will, dass es uns gut geht im umfassenden Sinn – Lebenssinn, Aufgabe, Bewältigung von Problemen, Fähigkeiten entfalten, Liebe, Gemeinschaft, Verstehen…

Gott sorgt sich um alles in unserem Leben, wenn wir ihn nur lassen:

Das Beispiel von Pfr. Schobesberger ist legendär: und viele haben die Probe gemacht, es funktioniert: bitten Sie Gott, wenn Sie dringend wo in eine Stadt, Braunau Innenstadt oder Linz … fahren müssen, um einen Parkplatz in der Nähe der Ortes, wo Sie hinmüssen, es wird einer frei sein. Mir ist es sogar schon passiert, mir sind in Linz dann im Verkehrstrubel Bedenken gekommen – und ich habe den ersten freien Parkplatz in vertretbarer Nähe benützt. Genau vor dem Haus, wo ich etwas zu erledigen hatte, war einer frei.

Gott hat Humor. Und liebt uns über alles. In dieser Woche findet ihr jeden Tag ein weiteres Beispiel dafür hier in der Gruppe, wie sehr wir verwöhnt werden von den himmlischen Mächten. Postet auch gern selber eure Erfahrungen! Ich freue mich.

Predigt zum 3. Fastensonntag 2024, gehalten beim Gottesdienst in Lunz am See

Liebe Mitchristen!

Die 10 Gebote. Wie haben Sie die kennengelernt? Wahrscheinlich im Religionsunterricht in der Schule. Und ziemlich sicher einfach zum Auswendiglernen. Sie sind ja weltweit bekannt. Und den meisten kommen die Gebote 4 bis 10 normal, verständlich vor selbsterklärend – die ersten drei, die sich auf Gott beziehen stehen halt auch noch da.

Aber wieso? Dazu gibt es eine Hintergrundinformation. Die Geschichte drum herum – und wenn wir die nicht kennen, fehlt Wesentliches.

Erinnern Sie sich an den Einleitungssatz – bevor die Gebote aufgezählt werden?

„Ich bin der Herr, der dich auf Ägypten herausgeführt hat.“ Am Anfang steht all das Großartige, das Gott für uns getan hat. Damals für das Volk Israel: wir kennen die Geschichte: Von der Sklaverei befreit, die längste Zeit in der Wüste auf wunderbare Weise erhalten, in das Land gebracht, in dem Milch und Honig fließen. Reiche Fülle.

So hat Gott die Basis, die Grundlage geschaffen für das Vertrauen, das Menschen ihm entgegenbringen dürfen.

Gott möchte nichts anderes, als dass es uns gut geht. Dass wir glücklich sind.

Wieso steht da dieser grausige Satz: Die Schuld der Eltern verfolge ich an den Kindern? Weil die Erwachsenen mit ihrem Verhalten vorzeigen und vorleben, Gutes wie Schlechtes. Kinder wachsen in eine Kultur und ein Umfeld hinein. Mit all den Fehlhaltungen…

Du sollst dir kein Gottesbild machen. Die Erfahrung zeigt: Menschen zu allen Zeiten haben sich Bilder von Gott gemacht. Der alte Mann mit weißem Bart ist so eines davon. Menschen haben sich Gott vorgestellt wie die Herrscher, die sie in ihrer Umwelt gekannt haben. Wie politische Machthaber, in unseren Breiten wie Familienoberhäupter im Bürgertum und im Bauernstand. Und wie man so einem Patriarchen gegenüberzutreten hatte, so stellte man sich vor, dass Gott das auch möchte. Opfer, Geschenke, um ihn gnädig zu stimmen. Wohlverhalten. Besonders positiv auffallen, damit er mir sein Ohr zuneigt. Klar können wir Gott etwas schenken – unsere Zeit und Aufmerksamkeit, Danke sagen z. B. und schätzen und würdigen, was Gott schenkt, indem wir es genießen und uns daran freuen.

Im heutigen Evangelium regt sich Jesus im genau darüber auf: Der Opferbetrieb im Jerusalemer Zentralheiligtum bedient und verstärkt ein schiefes Gottesbild. Als ob man sich Gott andienen, ihn sich geneigt machen müsste… Kinder schenken ja auch der Mutter zum Muttertag nicht etwas, damit sie in Zukunft für die Kinder etwas tut, für sie sorgt, sie liebt …

Das Gottvertrauen – dass da jemand über alle Maßen gut es meint und super für mich , für uns alle, sorgt, dass ich total geliebt bin – das ist die Grundvoraussetzung des guten Lebens, das wir vor Gottes Angesicht haben können.

Wo Menschen das nicht mehr haben, wo diese Basis fehlt, da braucht es erst die weiteren  Gebote. Andere Götter – wir sollen nicht anderes anbeten, für über alle Maßen wichtig halten. Den Umständen, den Sachzwängen, Politikern, Krankheiten, irgendwelchen Gurus oder Heilsversprechen mehr Macht zutrauen, sie für mächtiger halten als Gott selbst. Weil wir dann nämlich in Panik verfallen, und nicht mehr wissen was wir tun.

Weil Menschen dann sich selber stressen und glauben, sie müssten rund um die Uhr verfügbar sein, arbeiten wie besessen, auch am Sonntag, sich keine freie Minute mehr gönnen, wo nur mehr Leistung zählt, Anerkennung bei den Mitmenschen, Erfolg um jeden Preis.

Die Schwachen, die nicht mithalten, die Pflegebedürftigen Alten z. B. werden als weniger wert angesehen.

Und weil ich ja ständig selber sorgen und ruachln muss, nicht mit
Gottes Hilfe rechne, darf ich ein bisschen tricksen. A bisserl Unehrlichkeit erscheint einem dann nicht nur erlaubt, sondern notwendig. Die Wahrheit verdrehen, Wichtiges verschweigen, andere auflaufen lassen, …unfair und nicht hilfsbereit agieren … Ich muss mir möglichst viel nehmen, auch von anderen zur Not, damit ich immer sicher sein kann, genug zu haben.

Die Lebensgrundlagen in weiten Teilen der Erde werden zerstört – Stichwort Amazonas – oder Landraub in Afrika und Asien um Palmöl und Biotreibstoff anzubauen oder Baumwolle für Massenmodeartikel. Kriege werden geführt, weil man das Nachbarland besitzen möchte.

Normalverbraucher bei uns erleben Mobbing – Rufmord. Hasspostings. Beginnen kann es ganz klein – mit der Tratscherei, die jemand so ein bisschen in ein schlechtes Licht rückt…

Angst, es könnte zu wenig für uns da sein. Neid, Missgunst, Habgier … der Trugschluss: weil da wer mehr hat, haben andere zu wenig… statt Gottes unerschöpflicher Fülle zu vertrauen.

Das alles könnte auch ganz anders sein. Nur: Wo bekommen wir dieses Gottvertrauen her, wenn wir es nicht haben?

Ich möchte Sie zu einer Übung einladen. Nehmen Sie sich heute oder morgen Abend ein bisschen Zeit, ein paar Minuten. Schreiben Sie 10 Dinge, Ereignisse, Zufälle, Menschen … auf, für die Sie an diesem Tag dankbar sind. Halten Sie für möglich, dass es kleine Zeichen der Liebe Gottes sind für Sie persönlich.

Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Und Freude. Und Vertrauen.

Predigt                             5. SoJk-B

Liebe Brüder und Schwestern!

24 Stunden im Leben von Jesus… Wir wissen, dass Jesus viele Menschen geheilt hat, von feststellbarer Krankheit, aber auch von vielem sonst, worunter jemand leiden kann – Hass, Streit, Unversöhnlichkeit, Engstirnigkeit, Angst, Einsamkeit… falsche Vorstellungen

Heute dürfen wir sehen, wie er das gemacht hat.

Die Schwiegermuter des Petrus lag also mit Fieber im Bett.

Wenn wir uns einmal in ihre Lage hineinversetzen: Kein Wunder.

Ich denke, sie war fix und fertig. Vor lauter Sorge.

Gerade eben haben ihr Schwiegersohn und sein Bruder, die Ernährer der Familie, alles stehen und liegen gelassen und sind Jesus nachgefolgt. Sie ziehen mit ihrem Rabbi durch die Gegend.

„Und wo bleiben wir?“, wird sie sich gefragt haben.

„Was ihm, der sich neuerdings Petrus nennt, einfalle, seine Frau, seine Kinder, seine Familie, mir nichts, dir nichts im Stich zu lassen? Hat ihm der Mann aus Nazaret etwa einen geregelten Arbeitsplatz verschafft? Nein? Und wovon sollen wir leben? Uns von mildtätigen Fremden erhalten lassen? Die ganze Arbeit anderen überlassen, um selber als unverschämter Parasit ohne jede Verantwortung dem nachgehen zu können, was man als seine neue Freiheit zu bezeichnen die Frechheit besitzt…“

Und die Schwiegermuter des Simon hätte recht, wenn sie so denken und reden würde.

Und Grund genug, am Fieber zu erkranken, als sie hörte, Jesus komme in ihr Haus, denn er stellt ja alles in Frage, wofür man im bürgerlichen Sinn leben zu müssen glaubt.

Wahrscheinlich hat Petrus selber Jesus eingeladen extra aus dem Grund: Wenn seine Schwiegermutter ihn persönlich kennenlernt, dann wird sie verstehen, anders zu denken beginnen…

Aber diese Vorstellung treibt sie auf die Palme und zur Weißglut… im wahrsten Sinn des Wortes.

Und jetzt?

Petrus und die anderen sprechen mit Jesus über sie. Über die Frau, die sich durch Jesus in ihren Lebensglück und ihrer Existenz bedroht fühlt.

Und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.

Die Erfahrung von Nähe, Liebe und Sorge.

Natürlich richtet Jesu die Kranke nicht in erster Linie körperlich auf – sondern gibt ihr Mut, Kraft, Zuversicht, … Sie darf spüren und hautnah erfahren: Ich selber bin diesem Jesus wichtig, er meint mich, mich als Person, er nimmt mich ganz ernst auch und gerade in meiner Verbitterung und Zukunftsangst.

Er versteht mich zutiefst. Sie begegnet dem Wesen Jesu – die besondere Nähe ihres Schwiegersohns zu diesem Rabbi nimmt ihr nicht etwas weg, sondern schenkt ihr neue, ungeahnte Möglichkeiten, bringt der ganzen Familie Heil und Segen, Gott bevorzugt im Grunde niemand vor dem anderen, es sind bloß die Berufungen, die Aufgaben verschieden…

Überströmende Liebe Gottes, die nichts und niemanden ausschließt oder kurz hält, ja die ganze Umgebung ist mit-gesegnet, die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt…

Gottes Güte kennt keine Grenzen.

Heute werden wir auch gesegnet. In besonderer Weise, wer will, kann nach dem Gottesdienst den Blasiussegen erhalten.

Was hat so ein Segen für einen Sinn?

Warum ist es gut, wenn Christen überhaupt segnen und sich segnen lassen?

Am heutigen Evangelium ist mir besonders aufgefallen: Jesus spricht nicht nur. Er tut etwas. Er handelt. Er gebraucht seine Hände. Er geht zur Kranken. Er beugt sich liebevoll zu ihr. Er nimmt sie an der Hand. Er richtet sie auf, er hilft ihr, sich hinzusetzen.

Die Frohe Botschaft, die wir weitersagen dürfen, braucht mehr als Worte. Klar sind Worte wichtig, segnen heißt im lateinischen benedicere, Gutes sagen – zu jemandem. Über jemanden. Und natürlich auch denken. Das Beste von jemand annehmen.

Segnen stammt von „signare“, ist eine Eindeutschung, das bedeutet „bezeichnen“, gemeint ist natürlich mit dem Kreuzzeichen.

Die Worte benötigen die Verleiblichung, Menschwerdung – auch bei uns. Bei einer Segenshandlung geschieht Berührung. Man kann etwas sehen und spüren.

Ein Kreuz auf die Stirn machen.

Die Hand auf die Schulter legen. Auf den Arm.

Über den Kopf streichen.

In den Arm nehmen.

Jemandem einfach nur freundlich, ermutigend zunicken.

Wir brauchen es, den Segen richtig sehen und spüren zu können.

Ja, Gott ist mit seiner Liebe immer für und da.

Aber er hat uns ganz konkret aus Fleisch und Blut erschaffen.

Wir sollen und dürfen und können – den Segen selber erfahren und dann ein Segen sein. Für unsere Mitmenschen und unsere Umgebung. Gottes Liebe weitertragen.

Gott hat uns auch nicht als isolierte Einzelwesen erschaffen. Wir sind aufeinander angewiesen. Wir sind auch aufgerufen, einander auf die Anwesenheit Gottes aufmerksam zu machen, uns gegenseitig Mut und Trost zu geben. Geborgenheit. Freundschaft, Sorge füreinander.

Wenn Christen segnen, dann schöpfen sie immer aus dem gigantischen Reservoir der Liebe und des Segens Gottes. Oft wird ja ausdrücklich um den Segen Gottes oder Jesu gebeten.

Besonders sollen Menschen andere segnen, für die sie Verantwortung tragen: Eltern in der Familie; LehrerInnen ihre SchülerInnen; Ehepartner oder Geschwister und Freunde einander; Anführer eines Teams bei einem schwierigen Einsatz (Kapitäne, Bergrettung, …); Seelsorger/innen die ihnen Anvertrauten aus der Gemeinde…besonders auch beim Gottesdienst; Gruppenverantwortliche die Gruppenmitglieder…

Es gibt, wo Menschen miteinander zu tun haben, immer auch Missverständnisse, Streit, Neid, Hass,…Engstirnigkeit. Einander segnen beginnt mit dem guten Denken übereinander. Mit dem Glauben daran, dass der/die andere gesegnet ist und ich genauso.

Tun wir es oft. Und wir und andere werden mit der Zeit merken, dass wir tatsächlich Gesegnete sind.

Liebe Brüder und Schwestern!

Drei Sterndeuter

Im Evangelium begegnen uns heute drei Phantasten. Sie beschäftigen sich mit Sternen und ihrer Bedeutung für die Menschheit. In ihrer Neugier verfolgen sie eine Spur, für die ein halbwegs realistischer Mensch weder Zeit noch Geld investieren würde. Sie nehmen sogar die Strapazen einer langen Reise auf sich. Auf ihrem Weg begegnen sie einem Politiker, der vor allem daran interessiert ist, was deren Theorien für seinen Machterhalt bedeuten könnten. Weiters begegnen sie Verwaltern alter religiöser Überlieferungen, deren Tätigkeit ähnlich exotisch ist wie ihre eigene Wissenschaft. Aber immerhin bekommen sie von diesen einen kryptischen Tipp, der ihnen weiterhilft. Schließlich landen sie bei einem Stall mit einem Neugeborenen und dessen Eltern. Und hier sind sie sich gewiss, das Gesuchte gefunden zu haben.

Im Stall.

Vielleicht waren sie anfangs ein bisschen enttäuscht.

Vielleicht haben sich die drei darüber unterhalten, ob denn das sein kann, dass sie bei diesem armseligen Stall am Ziel sind. Oder ob sie sich vielleicht geirrt haben.

Dann trauen sie sich hinter die Tür zu sehen.



Es ist eine phantastische und zugleich realistische Geschichte, die uns da erzählt wird: Die Sehnsucht, etwas für die ganze Menschheit Bedeutungsvolles zu entdecken treibt seit jeher wissensdurstige und wache Geister aus allen Völkern. Einigen von ihnen gelingt es, die Mosaiksteine ihrer Erkenntnisse so zusammenzufügen, dass sie eine neue, tiefere Sicht großer Zusammenhänge ermöglichen.

Menschen, die wirklich auf der Suche sind – den weiten Weg auf sich nehmen, Reisen war zur Zeit Jesu alles andere als eine Urlaubserholung, war lebensgefährlich …

Aber sie mussten um jeden Preis sehen, wer da geboren wurde … Den großen König. Den besonderen, einzigartigen.

Wir wissen, wo sie ihn gefunden haben. Den, den die Sterne lange zuvor angekündigt hatten.

Liebe Brüder und Schwestern, bei uns gibt es zu wenige Menschen, die auf der Suche sind. – Menschen, die wirklich auf der Suche sind – auch einen weiten Weg und einige Anstrengungen auf sich nehmen…

Im spirituellen, religiösen Bereich sowieso – aber nicht nur dort.

Wie viele nehmen sich wirklich ausreichend Zeit, machen sich die Mühe und schauen hinter die Fassaden?

Das Äußerliche ist oft das Um und Auf. Wer arm oder hässlich oder unwichtig wirkt, da riskiert man keinen 2. Blick. Unsere Forschungen bleiben oft bei den Königshöfen und etablierten Antworten hängen.

Man sucht möglicherweise spirituelle Erfahrung, einen Guru, Erleuchtung durch Meditation oder sonstige fromme Übungen oder was weiß ich – aber nicht das Göttliche, das in jedem Menschen verborgen steckt und auf die Entdeckung wartet.

Auf Entdeckung und Förderung, Entfaltung.

In jedem Kind – gerade auch der armen Länder – schlummern ungeahnte Möglichkeiten.

Sie sind es wert, ans Licht zu kommen. Die Sternsingeraktion will heuer dazu einen Beitrag leisten. Unser Geld für Schulbildung dort …

Lernen wir wieder, über den Tellerrand unserer selbst auferlegten Wahrnehmungsbeschränkungen und über scheinbare Sachzwänge hinauszuschauen. Öffnen wir den Blick für die Weite und Tiefe unserer menschlichen Existenz, für die wir in unserem Alltag meistens so wenig Platz haben.

Die Welt braucht Phantasten, die den Traum nicht aufgeben, dass die Probleme dieser Welt lösbar sind, die die Mühe, Sorgfalt, Geduld und Mittel aufbringen, sie anzupacken, ihre Vision in die Tat umzusetzen. Die das Heil nicht von der großen Politik und da besonders vom „starken Mann“, von einer Ideologie oder von den Religionsführern dieser Erde erwarten, sondern vom eigenen Einsatz, von den Menschen in den Ställen, Notunterkünften außerhalb der Zentren und Glaspaläste…

Die Welt braucht Menschen wie unsere Sternsingerkinder und Begleitpersonen. Gott und die Welt braucht uns.

Zum Jahreswechsel 2023/2024

Liebe Mitmenschen!

Nur noch wenige Stunden, und ein neues Jahr beginnt 2024.

Wie fühlen Sie sich da? Voller Vorfreude und Tatendrang, voll Hoffnung, dass sich Wünsche erfüllen und Pläne verwirklichen lassen, dass jemand gesund oder gesünder wird, dass Versöhnung möglich ist …?

Oder herrscht bei Ihnen die Angst vor, eine Art Beklemmung: Was wird noch alles auf uns zukommen, womit wir nicht gerechnet haben … Oder vielleicht Wehmut: Früher, ja früher – da war alles besser, da bestand auch Grund zur Hoffnung …

Eine Frage: Wann war denn das, dieses „Früher“? Zur Zeit des Wirtschaftswunders in den 1960er-Jahren? Bei der Modernisierung des Gesellschaftslebens in den 1970er- und 80er-Jahren? Bei der Ostöffnung, beim EU-Beitritt …? Oder liegt es einfach daran, dass Sie jung waren: beim guten Abschluss der Ausbildung, beim Berufseinstieg, bei der Heirat, als die Kinder klein waren, das Haus gebaut, die Wohnung eingerichtet wurde …?

Ich spüre heuer auch ein bisschen diese Wehmut. Seit Oktober bin ich in Pension, und die heurige Weihnachtszeit ist für mich die erste seit 29 Jahren, in der ich nicht im Dienst bin: keine Proben, keine Gottesdienste, kein Organisieren, dass in der Pfarre alles reibungslos abläuft incl. Bedanken und Beschenken aller Beteiligten, kein Sternsingen, kein Abschließen der Kirchenrechnung … kurz: kein Stress.

Und, wie sehr mir auch immer wieder so manches auf die Nerven gegangen ist, irgendwie fehlt mir das alles, sehne ich mich zurück in die „gute alte Zeit“ …

Vor mehreren Jahren, in einer Situation ungewisser Zukunft, hatte ich einen Geistesblitz, eine sehr hilfreiche Einsicht:

Über die Vergangenheit haben wir keine Macht. Die einzige Zeit, die wir beeinflussen können, ist die je momentane Gegenwart – und somit die Zukunft.

Die Astrologie und Esoterik sagen: Morgen, mit 1. 1. 2024, tritt der Planet Pluto in das Zeichen Wassermann. Die Zeichen stehen auf Revolution, Umbruch des Bestehenden, Rundumerneuerung. Alle Möglichkeiten stehen offen.

Bei solchen Aussichten kann Panik aufkommen. Muss aber nicht, erstens: siehe oben.

Und zweitens: Einmal ehrlich: Ist in unserer Welt nicht unwahrscheinlich viel nicht in Ordnung, um nicht zu sagen: katastrophal und furchtbar? Da müssen wir doch froh sein, wenn sich etwas ändert. Es kann ja nur besser werden.

Und, drittens: Wenn wir Christen sind, glauben wir an den Einen, die Eine, die stets bei und mit uns ist. Mit aller Macht, mit grenzenloser Weisheit, mit der Fülle der Liebe für uns, für Sie und mich.

Egal, was kommt – wir haben vieles selber in der Hand, und allein sind wir auch nicht. In diesem Sinne wünsche ich ein gesegnetes, frohes Jahr 2024!

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

„Wir schaffen das!“ – Das ist praktisch seit mehr als einem Jahr ein geflügeltes Wort; politische Gegner der Angela Merkel haben sich darüber auch lustig gemacht. Aber vielen hat diese Haltung imponiert.

Gibt es nicht viel zu wenige Menschen, die bereit sind, angesichts schwierigster Herausforderungen nach Lösungen zu suchen, sich wirklich mit Haut und Haaren, Herz und Hirn einzusetzen und nötigenfalls auch ihren Kopf hinzuhalten?

Und: Hat das etwas damit zu tun, dass die wenigsten daran glauben, dass Gott da sein und ihnen beistehen wird? Allein auf sich gestellt aufgrund eines heroischen Entschlusses kann man das nämlich natürlich nicht.

Schauen wir uns genauer an, was Maria im Evangelium sagt:

Unbeeindruckt von den großartigen Visionen, die ihr der Engel vor Augen stellt, seine Herrschaft wird kein Ende haben usw., denkt sie an das Naheliegende. Sie schaltet ihr Denkvermögen nicht aus, sondern erkundigt sich: Also gut – und wie genau soll das gehen, bitte? Ich bin schließlich noch nicht verheiratet …

Nachdem – erst nachdem – es einleuchtend erklärt wurde, willigt sie ein.

Und macht Gottes Wirken sichtbar.

Doulos Theou ist übrigens der Ehrentitel für Abraham, Moses, David und die Propheten und wird im AT mit „Gottesknecht“ übersetzt. Maria wird vom Evangelisten in diese Reihe gestellt. Es bedeutet, die gesamte Existenz, Leib und Seele, das persönliche Schicksal, Gott zur Verfügung zu stellen.

Liebe Brüder und Schwestern: So, wie Gott bei Abraham, Moses, den Propheten und Maria quasi anklopft und höflich fragt, ihnen den Auftrag nennt und die Frage nach der Bereitschaft stellt, so tut er das auch bei uns. Bei jedem von Ihnen hier und bei allen Menschen.

Gott beruft uns und bittet um unser Ja.

Wie Maria sollen und dürfen wir fragen: Und wie genau soll das gehen, wenn ich etwas für dich tue? Und wo ist mein Einsatzgebiet? In der Familie, im Verwandten- und Freundeskreis? Oder im Beruf? In meinem Hobby? Ist es ein Ehrenamt in Pfarre, im Verein, Feuerwehr, in der Lokal- oder Landespolitik, , …? Soll ich einfach nur zuhören? Gespräche führen? Durch mein Vorbild wirken – in Umweltfragen, in Erziehung, im Konsumverhalten, bei Versöhnlichkeit oder Hilfsbereitschaft oder Tüchtigkeit, Verlässlichkeit – oder mit meiner Lebensfreude, mit dem wachen Verstand, mit Humor oder Menschenfreundlichkeit?

Im bekannten Lied singen wir jedes Jahr: Als Maria mit dem ungeborenen Jesus in sich durch die Öde ging, da haben die Dornen Rosen getragen.

Ja, wo Menschen, wo wir Gottes Wirken bejahen und sichtbar in dieser Welt machen, da beginnt die Wüste zu blühen, da geschehen Wunder, da werden Menschen, Beziehungen, Umstände heil … da ist Gott präsent und erfahrbar.

Dann ist alles möglich und es gibt nichts, das nicht zu schaffen wäre.

Denken wir immer daran, wenn wir Nachrichten hören – über Krieg, über Katastrophen, über irgendetwas, was nicht in Ordnung ist auf unserer Welt.

JHWH – Gott ist da – im Bauch der Maria, er ist da, wo Menschen ihn zu anderen Menschen tragen.

Die Vorgeschichte des Lukasevangeliums ist bereits Neues Testament, ist Neuer Bund, das Reich Gottes ist angebrochen noch vor der Geburt Jesu.

Gott ist auf unsere Seite gegangen, hat die Seite gewechselt, ist herüben … für immer.

Übrigens: Nicht versäumen: Morgen Abend Predigt zu Weihnachten live auf Facebook in meiner Gruppe: “GöttInnen in Ausbildung”!

Predigt                                                          27. 8. 2023

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Heute ist es also soweit: Ich nehme Abschied von euch. Die Pfarre Pucking ist mir ans Herz gewachsen, vielleicht, weil so viel Besonderes los war in den letzten 4 Jahren. Ich möchte Danke sagen für das Entgegenkommen und die gute Zusammenarbeit.

In den letzten Monaten bin ich immer wieder gefragt worden: Wie geht es denn weiter, wenn Sie aufhören, wer tritt die Nachfolge an?

Es geht gut weiter, Sie haben es im Pfarrblatt sicher gelesen. Für das

Seelsorgeteam aus ehrenamtlichen Christen ist gesorgt, und Petar Kresan wird als hauptamtlicher Seelsorger, nicht Pfarrleiter, aber Begleiter des Seelsorgeteams mit einigen Aufgaben, seinen Dienst antreten.

Dennoch – ich habe mir heute die Lesung ausgesucht, die erst nächsten Sonntag dran wäre. Weil ich Ihnen, euch eine Ermutigung mitgeben, hinterlassen will.

Paulus schreibt: Wir sind Erben.

Was ist ein Erbe, eine Erbin?

Vielleicht haben wir Agatha Christie – Krimis gesehen oder Romane gelesen von reichen Erben, die erben eine Firma oder ein Schloss oder ein Vermögen … oder ein Hotel oder Gasthaus.

Da kann man mitverfolgen, wie sie langsam in ihr Erbe hineinwachsen, wie sie es schaffen, dass das Gasthaus wieder gut läuft oder die Firma oder dass das Schloss erhalten werden kann … Jedenfalls ist das Erben auch mit Schwierigkeiten, mit viel Arbeit und Einsatz verbunden.

Ich kann mich aber nicht erinnern, dass in einem dieser Filme oder Bücher der Erbe, die Erbin zwar das Erbe angenommen hat, dann aber so getan hätte als sei nichts gewesen und einfach weitergelebt hätte wie bisher.

Das Schloss ignoriert, das Vermögen nicht verwendet, die Firma nicht einmal angeschaut …

Wäre auch sehr seltsam – oder?

Dabei ist dieses Nicht-in-Anspruch-Nehmen eines tollen Erbes weiter verbreitet als man meinen sollte.

Wir sind alle Erbinnen und Erben. Nicht bloß Petrus.

Wovon?

Und was gibt es da zu erben? Alles. Alles, was Gott im besten Sinn für die Menschen bereithält. Gottes Freundschaft. Heilung. Vergebung, Gemeinschaft. Ewiges Leben. Heimat. Das Reich Gottes, alle Gaben und Charismen des Heiligen Geistes, Erlösung, Leben in Fülle … Wir sollen und dürfen so werden wie Jesus.

Im Bereich der Religion verhalten sich viele wie so ein Erbe, dem sein geerbtes Vermögen wurscht ist. Danke, brauch man net.

Dann gibt es andere, die verhalten sich, als ob sie Touristen in diesem Schloss wären – sie bewundern die Architektur und Kunst und zahlen für einen Event oder den Aufenthalt – aber ob es weiter besteht oder nicht, egal, dann gehe ich eben im nächsten Urlaub ein anderes besichtigen … (eine andere Pfarre, eine andere Konfession, eine andere Religion …) Aha, die Musik heute hat nicht viel geheißen; na, geh ma halt nächstes Mal woanders hin…

Sie haben nicht die Spur einer Ahnung, dass sie die rechtmäßigen ErbInnen, d. h., Eigentümer/innen sind! Und es in ihrer Verantwortung läge, wie die Zukunft sich gestaltet. Was für eine Musik spielt.

Jesus hat davon gesprochen, dass seine Nachfolge nicht nur sensationell und unglaublich bereichernd und heilsam ist, sondern auch ein Kreuz, das es aufzunehmen gilt.

Klar: Wenn wir zu Jesus gehören, sind wir mit ihm Erben und Eigentümer/innen, um mit einem Bild weiterzusprechen: wir machen nicht Urlaub am Bauernhof, sondern der Hof ist unser Besitz und unser Zuhause und unsere Existenz hängt davon ab. Wenn sich um eine kranke Kuh niemand kümmert und sie deswegen eingeht, dann gibt es diese Kuh in Zukunft nicht mehr. Der Reichtum der ganzen Familie, Gemeinschaft nimmt ab. Und das schaut bei 5 Kühen noch einmal anders aus als bei 50 oder 500.

Christsein ist im konkreten Einzelfall auch immer wieder mühsame Kleinarbeit.

Aber: Und das ist genauso wahr: Jesus ist erstens immer bei uns und kümmert sich mit, und zweitens ist er auferstanden. Alles ist bereits in ihm erlöst und geborgen. Auch wenn es für uns ausschaut, also ob etwas zugrundegeht.

Dies gilt in erster Linie für die Kirche, für die Christenheit – und natürlich gilt das für unsere Pfarre Pucking.

Jesus ist hier bei uns anwesend. Er leidet und freut sich und lebt und fühlt und denkt und überlegt und plant mit uns. Und er weiß, wie die optimale Zukunft aussieht.

Wir wünschen uns und beten, dass wir draufkommen, wie er es haben will. Und dass wir das dann auch tun.

In der Pfarre neu und überhaupt jederzeit ist Gelegenheit, Aus der Zuschauerrolle herauszusteigen – ja, auch ein betroffener Zuschauer, der vielleicht sogar weint, bleibt ein Zuschauer -, und zum Mitwirkenden, zum verantwortlichen Eigentümer zu werden.

Ihr Erbe wartet auf Sie. Treten Sie es an.

Liebe Brüder und Schwestern!

Märchen, Sagen, Legenden – dort kommt so etwas vor… Wir alle haben dieses Evangelium im Lauf der Jahre als gute Christen immer wieder gehört. Wir wissen schon: Es geht darum, wer Jesus wirklich ist. Es ist wichtig, dass die Jünger in der bevorstehenden Zeit der Verhaftung und Ermordung Jesu nicht den Glauben und die Hoffnung verlieren, weil sie wissen dürften und sich an diese Erfahrung erinnern: Ihr Rabbi, ihr Lehrer, ihr Meister ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern stammt von Gott. Das ist mein geliebter Sohn, sagt die Stimme – oder begreifen sie in blitzartiger Erkenntnis.

Die Autoren, Redakteure des Matthäusevangeliums verfolgen aber mit dem Weitererzählen dieser Verklärung Jesu, wie es heißt, noch einen besonderen Zweck:

Jesus veränderte sein Aussehen, steht da, im griechischen Text Metamorphose, und dies ist in der griechisch-römischen Antike ein bekanntes Wort. Die Menschen aus dem umliegenden Kulturraum verstanden: da geht es um den göttlichen Bereich. Das Erscheinen in einer anderen beliebigen Gestalt war in ihrer Mythologie den Göttern vorbehalten.

Wenn in den Erzählungen über Jesus von seiner Metamorphose geredet wird, dann weckt das Ehrfurcht und Interesse – voll positiv, die besten Chancen, um mit den Heiden ins Gespräch zu kommen.

Und wo ist die frohe Botschaft für uns?

Mose und Elia treten auf – längst verstorben. Offenbar sind sie als erkennbare Persönlichkeiten einwandfrei erkennbar. Und:
Beide wissen, um wen es sich bei Jesus handelt, mit dem sie da sprechen. Mit dem sie sich austauschen.

Es ist die Botschaft vom Leben nach dem irdischen Tod, von der Dimension Gottes, die als erfahrbare Realität auf uns wartet – oder immer schon da ist neben uns und um uns…

Und da ist noch der Berg.

In allen religiösen Vorstellungen der Menschheitsgeschichte sind Berggipfel Sitz der Gottheit. Wieso?

Ein Ort, der sich abhebt von den Niederungen des Alltags. Man braucht Zeit, um hinaufzugelangen, Ablenkung schwindet, das Gewöhnliche interessiert zunehmend weniger, es beginnt ein Spüren dessen, worauf es ankommt …

Und: Wer wir eigentlich sind.

Staubkörner im Weltall, oder unendlich kostbar und von Gott geliebt und gewollt …

Es ist jetzt Urlaubszeit.

Vielleicht haben Sie solche Momente, solche Zeiten selber erlebt.

Ehrfurcht vor der Schöpfung. Nähe zu Gott – in der freien Natur, weitab vom Alltag.

Das Religiöse, Numinose, Außergewöhnliche ist unverzichtbar für unser Glück, Leben, Wohlbefinden, für unsere Gesundheit.

Wenn wir uns immer wieder Zeiten der Stille, des Alleinseins gönnen, unbeeinflusst vom Gedankenstrom und Lärm dessen, was grade üblich ist in der breiten Masse – dann werden wir zunehmend normal – weil wir uns auf das ausrichten und hinordnen, was wirklich zählt. Gottes Meinung. Leben. Freude, Mitmenschlichkeit, — wir können unser Gewissen wieder hören oder besser hören.

Wir sehen über den Tellerrand. Wir sehen mehr als bisher und verstehen ganz neu.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir uns solche mystischen Erlebnisse, Ausflüge ins Wunderbare, gönnen.

Lesen. Filme. Eine Auszeit, vielleicht in einem Kloster, pilgern, ein Urlaub oder Ausflug weg von zu Hause. Eine Bergwanderung.

Wir sind die Freunde und Geschwister von Jesus – es tut uns gut und er freut sich, wenn wir uns oft in seiner Gesellschaft bewegen …

Liebe Brüder und Schwestern!

Schon ein bisschen verrückt, oder? – wie kann man nur sein ganzes Vermögen auf eine Karte setzen …

Gut, der erste mit dem Schatz im Acker gewinnt offensichtlich mehr, als er einsetzt.

Der mit der Perle – na ja, nicht nützlich, eine Liebhaberei, sein Hobby war Perlensammeln.

Kann es nicht sein, liebe Brüder und Schwestern, dass beide Gleichnisse von Jesus miteinander überliefert wurden, weil sie untrennbar zusammengehören?

Die Frage an uns lautet: was ist das für ein Schatz, um den sich alles dreht – oder die Schätze.

Jesus ist der Schatz, der weit mehr Aufmerksamkeit verdienen würde, als er von uns oft bekommt …

Aber zurück zu den Gleichnissen:

Dieser Glaube, die Bindung an Jesus, an Gott, scheint in unserer Welt, in Familie, Bekanntenkreis, Beruf oft na ja – zumindest ein bisschen – verrückt. Nicht normal, würden manche in unserem Land äußern, obwohl sie sich für Christen halten …

Es ist vielleicht gerade noch „in“, sich mit dem Glauben zu beschäftigen. Aber eher wie mit einer Liebhaberei halt, so denken die meisten. Schon irgendwie auch kostbar, aber es gäbe eigentlich Wichtigeres im Leben …

Es ist toll, wenn wir trotz dieser Einstellung unserer Mitmenschen dabei bleiben, uns für unseren Schatz zu interessieren. Ihn zu suchen mit aller Kraft, uns mit Leib und Seele einsetzen. Idealismus.

Mittelmäßige Gemüter fühlen da Argwohn – oder Angst. Denn Idealisten muss man ernst nehmen. Sie verfügen über eine unwahrscheinliche Macht.

Wir sind in der Nähe von Linz. Johannes Kepler. Hat er recht gehabt – oder die, die die Erde traditionellerweise für eine Scheibe hielten?

Abraham Lincoln – hat er recht gehabt oder die, die die Sklaverei für normal gehalten haben?

Heute im Iran oder in Afghanistan: Haben die recht, die revolutionär denken – oder die, die meinen, Frauen wären Menschen 2. Klasse?

Im Mittelalter sind die von den Normalen ausgelacht worden, die sich, die Hände vor dem Essen und die Nahrungsmittel regelmäßig gewaschen haben …

Noch so eine Bemerkung am Rande: Haben die Zeitgenossen damals Jesus für normal gehalten?

Der Mann im Gleichnis hat ja um sein ganzes Vermögen nur den Acker gekauft. Dass dieser Acker das Vielfache wert ist, das wusste nur er allein. Der Verkäufer, der Vorbesitzer hatte keine Ahnung, was in seinem Grund und Boden verborgen liegt.

Ich glaube, in unserem Leben, im Leben von jeder und jedem, wie war jetzt da sind, gibt es auch diese Momente der Entscheidung: wir wissen, spüren genau: es käme alles darauf an, Gott führt uns wo hin, zeigt uns einen neuen Acker, eine Perle, dies zu machen, dem Herzen und dem Vertrauen in Jesu Botschaft zu folgen – und alles andere sollte sich danach richten, ist untergeordnet dem Ziel, das uns gezeigt ist.

Mir ist es z. B. so gegangen, als ich 27 Jahre alt war: Ich habe genau gespürt, es kommt jetzt alles darauf an, Theologie zu studieren. Seitdem war ich keine Sekunde lang unglücklich, diesen Weg verfolgt zu haben.

Klar, ich habe mich über einiges in meinem Leben geärgert, über vieles in der Kirche, aber der Schatz ist ja nicht die kirchliche Struktur und Verfasstheit, sondern Jesus selber, ja der lebendige Gott – auch wenn er mitunter vor lauter Drumherum nicht zu sehen ist.

Es zahlt sich jedenfalls bei weitem aus, statt normal – besonders zu sein, einzigartig und wunderbar.

Kommentar zur Predigt, gehört am 11. 6. 2023 in Lunz am See

Zum Evangelium: Jesus sagt: Ich bin gekommen, die Sünder zu berufen, nicht die Gerechten“

Im Lauf der Predigt äußerte em. Pfr. Burmettler Folgendes: „Die Kirche mit ihren Sakramenten ist wie der Kanal, der die Gnade Gottes zu den Menschen lenkt.“

Ja eh.

Sofort kommt mir der Gedanke:

Ja, genau das macht „Die Kirche“ (die Amtskirche oder Rom oder der Vatikan oder die konservative Richtung in der Kirche): die freie Liebe und Gnade Gottes, die überall (allüberall singen wir im alten Kirchenlied) vorhanden ist und zu den Menschen strömt und uns anspricht – zu kanalisieren, einzufangen, und in kleinen Dosen nach eigenem Gutdünken an Menschen weiterzugeben: gegen Wohlverhalten, gegen Kirchenbeitrag, gegen Mitgliedschaft …

Jesusmeinte wohl: die allgegenwärtige Liebe und Gnade Gottes zu bemerken, lehren, sie zu sehen und sich ihr zu öffnen … DAS ist die Aufgabe seiner JüngerInnen. Oder Der „Kirche“ – die ja wir alle sind…

Was meinen Sie?